Nach Task Force: DFB-Präsidium beschließt Maßnahmenpaket für 3. Liga

Das DFB-Präsidium hat im Rahmen seiner Sitzung am 29. Oktober 2021 umfassende Veränderungen für die 3. Liga beschlossen. Die Maßnahmen folgen den Empfehlungen der Task Force "Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga" und den hieraus abgeleiteten Anträgen des Ausschusses 3. Liga.

Mit modifizierten Ausgabenregelungen für die Klubs soll deren wirtschaftliche Verantwortung gestärkt werden. Deutlich verschärft werden daher die Vorgaben zur Eigenkapitalauflage in der 3. Liga. Ab der Saison 2023/2024 hat ein negatives Eigenkapital die Auflage zur Folge, dass sich das Eigenkapitel jährlich um fünf Prozent verbessern muss. Bei Absteigern aus der 2. Bundesliga darf es sich nicht weiter verschlechtern, Klubs mit positivem Eigenkapital müssen dieses erhalten. Verstößt ein Klub gegen die Auflage, kann abhängig von der Höhe direkt ein Punktabzug von bis zu drei Zählern verhängt werden. Bisher war dies frühestens im dritten Jahr möglich, vorher waren ausschließlich Geldstrafen vorgeschrieben.

Änderungen im Financial Fairplay

Ebenfalls zur Saison 2023/2024 wird das Financial Fairplay 3. Liga modifiziert und als Auflage in das Zulassungsverfahren integriert. Der Name Financial Fairplay ändert sich, im Zulassungsverfahren firmieren die Regelungen dann unter den Begriffen "Planqualität" und "korrigiertes Saisonergebnis". Ab diesem Zeitpunkt handelt es sich nicht mehr um ein reines Belohnungssystem wie bisher, Verstöße haben künftig Sanktionen zur Folge. Die als Folge einer nicht eingehaltenen Auflage fälligen Geldstrafen fließen in den Belobigungstopf für die anderen Klubs.

Dieser Topf umfasst ab 2023/2024 einen Grundstock von einer Million Euro und damit 450.000 Euro mehr als bislang. Die Garantiesumme speist sich aus der Vermarktung der Relegationsspiele zwischen 3. Liga und 2. Bundesliga. Die möglichen Strafzahlungen gegen Klubs, welche die Auflage nicht einhalten, kämen noch hinzu. Damit greifen zukünftig einerseits spürbare Konsequenzen bei Nichteinhaltung der wirtschaftlichen Vorgaben zur Erzielung eines positiven Saisonergebnisses, gleichzeitig wird der finanzielle Anreiz zum positiven wirtschaftlichen Handeln für die Drittligisten deutlich verstärkt.

Mindeskapazität für Stadien wird gesenkt

Andere Änderungen greifen bereits für das Zulassungsverfahren zur kommenden Saison 2022/2023. So wird die Mindestkapazität für Stadien in der 3. Liga von 10.001 auf 5001 Zuschauer*innen angepasst, um Klubs an kleineren Standorten bzw. mit einem geringeren Fanpotenzial eine Reduzierung der Infrastrukturkosten sowie eine nachhaltigere Nutzung, beispielsweise bei einem Wiederabstieg in die Regionalliga, zu ermöglichen. Task Force, Ausschuss 3. Liga und DFB-Präsidium haben damit den größten Kritikpunkt der vergangenen Jahre an den bisherigen Zulassungsvoraussetzungen aufgegriffen. Unangetastet bleiben in diesem Zuge die Mindestanzahl an Sitzplätzen (2000) und das vorgeschriebene Ticketkontingent für Gästefans. Auch bei einer Kapazität von weniger als 10.000 Zuschauer*innen müssen mindestens 1000 Karten für die Auswärtsfans zur Verfügung stehen. Bei einer höheren Stadionkapazität sind mindestens zehn Prozent des Gesamtkontingents für Publikum des Gastvereins vorzuhalten.

Einher mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket geht eine weitere Professionalisierung im infrastrukturellen und technisch-organisatorischen Bereich, um allen Fans und Partnern ein optimales Fußballerlebnis in der 3. Liga zu ermöglichen und die Vermarktungsgrundlagen zu stärken. Die Anforderungen ans Flutlicht erhöhen sich im Sinne verbesserter TV-Übertragungen, moderne Energiestandards sollen dabei bestmöglich Berücksichtigung finden. Kamerapositionen sind künftig präziser geregelt.

Ausnahmeregelung für Aufsteiger aus den Regionalligen

Ähnliches gilt für die Pflichtvorgabe zur Rasenheizung. Hier bleibt es bei der Möglichkeit für Aufsteiger aus der Regionalliga, eine Ausnahmeregelung für das erste Jahr der Drittligazugehörigkeit zu erhalten. Voraussetzung ist in diesem Fall ein drittligataugliches Ausweichstadion mit Rasenheizung oder Überdachung des Spielfeldbereiches, das zur Sicherung des Spielbetriebs in der Frostperiode verbindlich genutzt werden muss. Wenn weder Rasenheizung noch ein entsprechendes Ausweichstadion nachgewiesen werden können, würde der entsprechende Klub im Falle einer Zulassung 25 Prozent weniger Erlöse aus der zentralen TV-Vermarktung der 3. Liga für die entsprechende Saison erhalten. Auch diese Regelung greift bereits zur kommenden Spielzeit.

Eine Reduzierung in Höhe von 25 Prozent der TV-Gelder erfolgt ebenso, sollte ein Klub beim Flutlicht im Hinblick auf die geforderte Lux-Zahl im ersten Jahr nach dem Aufstieg eine Ausnahmegenehmigung in Anspruch nehmen. Reduziert und an die in der Praxis gesammelten Erfahrungen angepasst werden dafür die Mindestkapazitäten für Pressekonferenzraum und Mixed Zone.

Empfohlen ist darüber hinaus, dass mindestens ein Prozent der Plätze im Stadion barrierefrei sind und Positionen für Sehbehinderte vorgesehen sind. Hierbei handelt es sich um Soll-Bestimmungen im Zulassungsverfahren der 3. Liga und noch nicht um eine feste Verpflichtung.

Drei offene Fandialoge pro Saison

Ein Muss sind ab der Saison 2022/2023 zwei Maßnahmen, die gemeinsam mit Vertreter*innen von Fanorganisationen und der professionellen Fanarbeit erarbeitet, im Ausschuss 3. Liga ausdrücklich unterstützt und nun vom DFB-Präsidium verabschiedet wurden. Die 20 Drittligisten sind künftig verpflichtet, mindestens dreimal pro Saison einen offenen und offiziellen Fandialog durchzuführen. Ebenfalls verbindlich für jeden Klub ist jetzt die Benennung eines hauptamtlichen Fanbeauftragten in Vollzeit.

Ausdrücklich positiv wurde von der Task Force der bestehende Nachwuchsfördertopf 3. Liga bewertet. Das Gremium kam zu der klaren Einschätzung, dass der Nachwuchsfördertopf ein zielführendes Anreizsystem ist, das neben der monetären Belohnung für die Klubs auch zur Senkung von Kosten im Kader und der Generierung von Erlösen in Form von Ablösesummen beitragen kann. Aktuell umfasst der Topf 2,95 Millionen Euro brutto. Für eine effektiviere Nutzung müsste, so die Auffassung der Task Force, die zur Verfügung stehende Fördersumme signifikant erhöht werden.

Das Thema Nachwuchsfördertopf soll ab Frühjahr 2022 nach dem 44. Ordentlichen DFB-Bundestag 2022 am 11. März vertieft werden. Vorgesehen ist, im Rahmen des Projekts Zukunft innerhalb einer Arbeitsgruppe die grundsätzliche Rolle der 3. Liga im Kontext der Spitzennachwuchsförderung zu erörtern. Der Nachwuchsfördertopf soll dabei ein zentraler Punkt sein.

Aus der Analyse und Arbeit der Task Force hat sich zudem herauskristallisiert, dass die Teilnehmer*innen die 3. Liga, die vor wenigen Tagen als Entwicklungsmitglied in die European Leagues aufgenommen worden ist, in ihrer grundsätzlichen Struktur als eingleisige Profiliga eindeutig befürworten. Die Entwicklung der Liga seit ihrer Gründung 2008 wird vor allem mit Blick auf die sportliche Qualität und die öffentliche Attraktivität sehr positiv beurteilt. Die Task Force sieht für die dritte Spielklassenebene keine Alternative im aktuell bestehenden Ligensystem, die eine belegbare Verbesserung der wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga zur Folge hätte. Die Expert*innengruppe sieht daher in der Beibehaltung der Struktur eine stabile Basis für die nun getroffenen Maßnahmen.

Frymuth: "Wir können mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein"

Peter Frymuth, als DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständig für die 3. Liga, sagt: "Wir können mit der Arbeit der Task Force, dem gesamten Arbeitsprozess und den Ergebnissen sehr zufrieden sein. Die Gruppe hat dank ihrer Zusammensetzung und des Engagements aller Beteiligten die Liga ganzheitlich und intensiv beleuchtet. Wir haben viele Facetten behandelt, zahlreiche Perspektiven sind eingeflossen, es war zum Teil kontrovers, aber immer konstruktiv. Die Resultate und die weiteren Anstöße für die Zukunft sprechen eindeutig für die zielführende Arbeit der Task Force."

Tom Eilers, Vorsitzender des Ausschusses 3. Liga, sagt: "Ich freue mich, dass der Ausschuss 3. Liga und das DFB-Präsidium den Empfehlungen der Task Force vollumfänglich gefolgt sind. Wichtig ist insbesondere, dass die Struktur der 3. Liga in Zukunft nicht wieder in Frage gestellt wird. Der Fokus der Task Force im Hinblick auf die konkreten Maßnahmen lag auf Qualität, nicht Quantität. Es ging darum, Vermarktungspotenziale zu stärken, mögliche Kosteneinsparungen zu identifizieren und eine verbesserte Selbstregulierung im Ausgabenbereich herzustellen, um das Ziel einer verbesserten wirtschaftlichen Stabilisierung zu erreichen. Wir haben uns bei den Diskussionen an den Anforderungen für die Zukunft orientiert, aber immer auch an den bestehenden Realitäten. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit eine weitere Professionalisierung der 3. Liga ermöglichen und eine Grundlage geschaffen haben, auf der sich die Liga insgesamt weiterentwickelt."

Oliver Manthey, Vertreter der Fanorganisation Unsere Kurve in der Task Force und Mitglied im Fangremium des MSV Duisburg: "Die Task Force war ein Schritt in die richtige Richtung. Unsere Ideen und Anliegen wurden aufgenommen und diskutiert, einige finden sich in den Ergebnissen wieder. Die Überarbeitung des Financial Fairplay und die Änderungen bei den Zulassungskriterien sind sehr wichtige Schritte. Dennoch haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Task Force für eine einzige Liga zu kurz greift, um die großen Themen im Fußball anzugehen. Deshalb fordern wir eine verbands- und ligenübergreifende Task Force, die zeitgemäße Lösungen für strukturelle Probleme im Fußball erarbeitet. Die Einführung der Hauptamtlichkeit von Fanbeauftragten und die Verpflichtung zum Klub-Fandialog in der 3. Liga sind Meilensteine für die Berücksichtigung von Faninteressen. Hier zeigt sich, dass sich ein langer Atem und kluge Konzepte wie im Fan-Netzwerk Zukunft Profifußball langfristig auszahlen."

Merk: "Abpfiff der Task Force sollte Anpfiff einer stabileren 3. Liga sein"

Dr. Markus Merk, Beiratsvorsitzender des Drittligisten 1. FC Kaiserslautern und einer der Vereinsvertreter in der Task Force: "Für mich ist die 3. Liga ein attraktiver Bestandteil des deutschen Fußballs: offen, ehrlich, ausgeglichen, unberechenbar. Die 3. Liga kann und sollte eine Liga der Chancen für Vereine und vor allem junge Spieler sein. Um dies zu festigen, bedarf es einer Stärkung im Bereich der Vermarktung, aber auch der Selbstregulierung, verbunden mit Alleinstellungsmerkmalen und innovativen Maßnahmen. Der Nachwuchsfördertopf als Anreizsystem sowie die Fanbindung sind zentrale Themen zur weiteren Steigerung der sportlichen und wirtschaftlichen Attraktivität. Ich habe in der Task Force einen vielschichtigen Expertenkreis erlebt, der intensiv, konstruktiv und zielorientiert miteinander diskutiert hat. Der Abpfiff der Task Force sollte mit den erzielten Ergebnissen der Anpfiff einer stabileren 3. Liga sein, die sich kontinuierlich weiterentwickelt.“

Die Task Force "Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga" war durch den Außerordentlichen DFB-Bundestag 2020 auf Anregung des DFB-Präsidiums und Antrag des Ausschusses 3. Liga eingesetzt worden. Die Task Force setzte sich zusammen aus Vertreter*innen der Klubs der 3. Liga, des DFB, der Regional- und Landesverbände, der Regionalliga, der Spieler, Fanorganisationen und Politik sowie externen Experten aus der Vermarktung. Insgesamt gehörten mehr als 20 feste Teilnehmer*innen der Gruppe an, hinzu kamen je nach Themenstellung weitere Expert*innen verschiedener Fachbereiche als Gäste.

Die Zielvorgaben der Task Force

Als Aufgaben und Zielvorgaben für die Task Force waren durch den DFB-Bundestag formuliert: die Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga, eine klare Verankerung und Positionierung der 3. Liga im Profifußball sowie die Beratung des Ausschusses 3. Liga für weiterführende Entscheidungen.

Nach der konstituierenden Sitzung im November 2020 hatte sich das Gremium unter Moderation der DOSB-Führungsakademie in der ersten Arbeitsphase in drei Schwerpunktgruppen mit den Bereichen Sport, Struktur und Finanzen beschäftigt - stets unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Stabilisierung der 3. Liga. In einer zweiten Arbeitsphase widmete sich die Task Force vertiefend dem Zulassungsverfahren der 3. Liga sowie der Nachwuchsförderung.

Ende September legte die Task Force ihren Abschlussbericht dem Ausschuss 3. Liga und dem DFB-Präsidium vor. Als antragsberechtigtes Gremium erstellte der Ausschuss auf dieser Grundlage die Beschlussvorlagen für das Präsidium, die nun verabschiedet worden sind.

Task Force "Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga" ist abgeschlossen

Die Task Force "Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga" ist damit abgeschlossen. Themenfelder, die über das Wirken der Task Force hinaus reichen, sind identifiziert und sollen in Arbeitsgruppen weiterbehandelt werden. Dazu zählen unter anderem eine mögliche Modifizierung der Qualifikationskriterien in der 3. Liga für den DFB-Pokal sowie die Behandlung von zweiten Mannschaften.

Ausdrücklicher Wunsch der Fanvertreter*innen ist es, grundsätzliche Strukturfragen zum professionellen Fußball und Übergangsbereich in den Amateurfußball zu erörtern. Klar ist zudem, dass Themen der Nachhaltigkeit für die Zukunft der 3. Liga von hoher Relevanz sind und forciert werden müssen. Mit der kürzlich erfolgten Veröffentlichung des Klima-Fanguides für die 3. Liga durch den DFB und Empfehlungen im Zulassungsverfahren ist ein erster Schritt gemacht. Weitere sollen und müssen laut einhelliger Meinung der Task Force folgen.

Der Abschlussbericht und alle Ergebnisse der Task Force 3. Liga sind vom DFB veröffentlicht und einsehbar.