Hrubesch: "Spiel selbst in die Hand nehmen"

Zwei Tage vor dem wichtigen Auswärtsspiel in der WM-Qualifikation gegen Island äußerte sich Bundestrainer Horst Hrubesch bei der Pressekonferenz zur besonderen Drucksituation und die Taktik für den Samstag. DFB.de hat mitgeschrieben.

Horst Hrubesch über…

…den dreitägigen Vorbereitungslehrgang in der Klosterpforte: Ich bin sehr froh, dass wir diesen Lehrgang hatten. Es war wichtig für uns, die Mädels in der Vorbereitung zusammen zu haben. Wir haben das zudem mit der Trainertagung verbunden und konnten uns mit den Trainern direkt austauschen. Kompliment an die Vereine, dass die Mädels in einem sehr guten Zustand zu uns gekommen sind.

…über die Vorbereitung in Grassau: Es geht momentan darum, die Dinge ins Gedächtnis zu rufen, die wir vorher gespielt haben – was unsere Spielweise und Standards angeht. Wir werden sicher nach Island fahren, um das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. Im Großen und Ganzen bin ich bisher zufrieden: Das Wetter spielt mit, wir haben die ersten zwei Tage Sonne genossen. Jetzt haben wir das, was uns vermutlich auch auf Island erwartet: Regen, Wind und ein bisschen weniger Temperatur.

…über die besondere Drucksituation: Wenn ich in solchen Situationen Angst verspüren würde, hätte ich höchstwahrscheinlich schon vor 30 oder 40 Jahren aufgehört. Angst macht im Fußball überhaupt keinen Sinn. Das Schöne bei den Mädels ist, dass sie genau wissen, welche Qualitäten sie haben. Sie wissen einerseits, dass das im ersten Spiel nicht so gelaufen ist, wie sie sich das vorgestellt haben. Sie wissen auch, dass sie Fehler gemacht haben. Andererseits hat die Mannschaft, das haben wir in der Analyse gesehen und besprochen, auch viele Chancen herausgespielt, die sie einfach nicht genutzt hat an diesem Tag. So einen Tag hast du mal, aber ich bin davon überzeugt, dass uns das in Island nicht passieren wird und wir dieses Spiel gewinnen.

…über den Erfolg der kleinen Fußballnation Island: Im Laufe der Jahre habe ich viele Spiele erlebt, bei denen die so genannten kleinen Nationen das Zünglein an der Waage sind. Es geht aber in diesem Spiel gar nicht um Island, sondern um uns. Was machen wir? Was wollen wir? Wir wissen, was auf uns zukommt, aber auch, was wir spielen können. Wenn ich die Mädels hier beim Training sehe, auch an der Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, finde ich das top. Man merkt so langsam schon, dass die Spannung ansteigt. Wir hatten zwar bisher keinen Spielbetrieb in der Liga, aber die Frische ist da. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Es muss von uns keiner erwarten, dass das eine Gala wird. Es geht darum, das Spiel zu gewinnen. Und das werden wir tun.

…über seine Ansprache: Wichtig ist, dass die Mannschaft mitgenommen und einbezogen wird. Das haben wir getan. Die Mädels können sich zu allem äußern, sie wissen, was wir wollen und wie es geht. Das sehen wir in jeder Trainingseinheit und im Umgang mit der Situation.

…über die personelle Situation: Es ist für uns schwierig, unsere Schlüsselspieler vollständig zu ersetzen. Aber ich sehe auch: Die Mannschaft funktioniert zu einhundert Prozent. Wir haben einen breiten Kader zur Verfügung, der es uns erlaubt, einige jüngere Spielerinnen mitzunehmen. Wir sind in der Lage, variabel damit umzugehen und so aufgestellt, dass wir fast jede Spielerin zu hundert Prozent ersetzen können.

…über Nicole Rolser: Sie ist neben Poppi (Alexandra Popp, Anm. d. Red.) und Lea (Lea Schüller, Anm. d. Red.) vorne eine etwas kleinere Spielerin, die uns in der Liga überzeugt hat. Für uns geht es darum, dass wir immer mal wieder etwas verändern können und nicht immer das gleiche anbieten müssen. Wir wollen flexibel spielen, das ist mit ihr möglich. Ähnlich ist die Situation mit Lina Magull und Linda Dallmann, die das genauso spielen können. So können wir sehen, was im jeweiligen Spiel gefragt ist. Auf Island wird es einerseits um körperliche Präsenz gehen und andererseits darum, die Lufthoheit zu erlangen. Wenn wir jedoch in die Situation kommen, in der wir kontern müssen, ist Nicole eine ideale Spielerin.

…zum ausverkauften Stadion: Wir sind auf diese Situation vorbereitet. Was gibt es denn Besseres für einen Fußballer oder eine Fußballerin als ein volles Stadion zu haben und dort ein Spiel zu spielen, von dem du weißt, dass du hundert Prozent geben musst, um zu gewinnen. Das ist genau das, was wir uns alle immer wünschen. Bei den Mädels habe ich das schon in Kanada, wo das Stadion ebenfalls ausverkauft war, gesehen. Dort sind wir gegen den Weltranglistendritten unter Druck geraten und zurückgekommen. Wir sind nicht weggewichen, nicht weggegangen. Kompliment an die Mannschaft: An die Erfahrenen und auch an die Jüngeren, die diese Situation so angenommen haben. So haben wir letztlich verdient gewonnen.

…über die Unterschiede zwischen dem Frauen- und Männerbereich: Es ist für mich sehr angenehm mit den Mädels, teilweise ist es einfacher. Die Mädels sind noch klarer strukturiert, was die Übungen im Training und das Leben im Hotel angeht. Das habe ich schon mal gesagt, aber ich muss da einfach ein Kompliment aussprechen. Das Entscheidende ist, dass es kein großer Unterschied ist. Es geht darum, dass sich alle den Fußball ausgesucht haben und dort erfolgreich sein wollen. Hinzu kommt, dass sie um ihre Qualitäten wissen. Sie tun alles dafür, um am Ende des Tages erfolgreich zu sein. Das ist im Moment für mich ein Grund, weshalb ich mir keine Sorgen mache.

…über die Taktik auf Island: Wir werden das Spiel von Anfang an in die Hand nehmen. Wir wissen, was uns erwartet und dass die Bedingungen wie der Wind durchaus eine Rolle spielen können. Das stellen wir aber hinten an. Wir wissen, dass die Isländerinnen oft mit langen Bällen agieren und auf die zweiten Bälle spielen, dass sie körperlich stabil sind. Aber: Es ist keine Mannschaft, die uns spielerisch auseinander nehmen kann. Ich glaube nicht, dass Island uns über 90 Minuten sein Spiel aufdrücken kann. Deshalb kommt es darauf an, dass wir von Anfang an präsent sind. Das, was die Isländerinnen können, können wir auch. Das haben wir zuletzt in Kanada gezeigt.

…über die Wichtigkeit der Bayern-Spielerinnen: Ich habe auch einige Wolfsburgerinnen und Potsdamerinnen dabei – das spielt überhaupt keine Rolle. Das Entscheidende ist, dass man die Vereinszugehörigkeiten überhaupt nicht bemerkt. Die Mädels leben miteinander und durcheinander, ganz egal, wer wo spielt. Die Mischung in unserem Team ist für uns die beste Lösung. Von der Verteidigung bis nach ganz vorne wird es keine Blöcke aus Vereinszugehörigkeiten geben.

…über seine Tätigkeit als Bundestrainer: Es ist ein geiler Job. Es macht unfassbar Spaß, mit den Mädels zu arbeiten. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, wie sie zusammenarbeiten. Vor sechs Monaten habe ich von diesen Qualitäten noch nicht so viel gewusst. Ich habe Olympia mitgemacht und konnte dadurch ein paar erste Eindrücke sammeln. Das, was ich in den letzten fünf, sechs, sieben Monaten mitgenommen habe, ist eine Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte. Jetzt will ich diese beiden Spiele unbedingt gewinnen. Da brauchen wir gar nicht drüber reden. Ich bin den Mädels unterm Strich sehr dankbar, wie sie mich aufgenommen haben, wie sie mit mir umgehen. Entscheidend war letztlich nicht, was ich als neuer Trainer gemacht habe, sondern was die Mädels gemacht haben. Wir können uns aufeinander verlassen und wir werden sicher alle gemeinsam alles geben – unabhängig vom Ergebnis kannst du davon ausgehen, dass du in Sachen Einsatz und Ehrgeiz immer hundert Prozent von uns geliefert bekommst.

…über seinen angekündigten Ruhestand: Erstmal lege ich die Beine hoch. Im Frühjahr werde ich gemeinsam mit meiner Frau für ein paar Wochen nach Neuseeland gehen, das war immer ein Traum von mir. Dann kann anrufen wer will, das Telefon wird nicht gehen. Fragen sie mich danach nochmal, wie es weitergeht. Diese Reise wollte ich eigentlich schon in diesem Jahr machen, auf Grund der Umstände habe ich mich dann neu entschieden. Ab 31. Dezember aber heißt es für mich endgültig, keine Position im Fußball mehr zu übernehmen – auch wenn ich ihm natürlich verbunden bleibe.

[dfb]

Zwei Tage vor dem wichtigen Auswärtsspiel in der WM-Qualifikation gegen Island äußerte sich Bundestrainer Horst Hrubesch bei der Pressekonferenz zur besonderen Drucksituation und die Taktik für den Samstag. DFB.de hat mitgeschrieben.

Horst Hrubesch über…

…den dreitägigen Vorbereitungslehrgang in der Klosterpforte: Ich bin sehr froh, dass wir diesen Lehrgang hatten. Es war wichtig für uns, die Mädels in der Vorbereitung zusammen zu haben. Wir haben das zudem mit der Trainertagung verbunden und konnten uns mit den Trainern direkt austauschen. Kompliment an die Vereine, dass die Mädels in einem sehr guten Zustand zu uns gekommen sind.

…über die Vorbereitung in Grassau: Es geht momentan darum, die Dinge ins Gedächtnis zu rufen, die wir vorher gespielt haben – was unsere Spielweise und Standards angeht. Wir werden sicher nach Island fahren, um das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. Im Großen und Ganzen bin ich bisher zufrieden: Das Wetter spielt mit, wir haben die ersten zwei Tage Sonne genossen. Jetzt haben wir das, was uns vermutlich auch auf Island erwartet: Regen, Wind und ein bisschen weniger Temperatur.

…über die besondere Drucksituation: Wenn ich in solchen Situationen Angst verspüren würde, hätte ich höchstwahrscheinlich schon vor 30 oder 40 Jahren aufgehört. Angst macht im Fußball überhaupt keinen Sinn. Das Schöne bei den Mädels ist, dass sie genau wissen, welche Qualitäten sie haben. Sie wissen einerseits, dass das im ersten Spiel nicht so gelaufen ist, wie sie sich das vorgestellt haben. Sie wissen auch, dass sie Fehler gemacht haben. Andererseits hat die Mannschaft, das haben wir in der Analyse gesehen und besprochen, auch viele Chancen herausgespielt, die sie einfach nicht genutzt hat an diesem Tag. So einen Tag hast du mal, aber ich bin davon überzeugt, dass uns das in Island nicht passieren wird und wir dieses Spiel gewinnen.

…über den Erfolg der kleinen Fußballnation Island: Im Laufe der Jahre habe ich viele Spiele erlebt, bei denen die so genannten kleinen Nationen das Zünglein an der Waage sind. Es geht aber in diesem Spiel gar nicht um Island, sondern um uns. Was machen wir? Was wollen wir? Wir wissen, was auf uns zukommt, aber auch, was wir spielen können. Wenn ich die Mädels hier beim Training sehe, auch an der Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, finde ich das top. Man merkt so langsam schon, dass die Spannung ansteigt. Wir hatten zwar bisher keinen Spielbetrieb in der Liga, aber die Frische ist da. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Es muss von uns keiner erwarten, dass das eine Gala wird. Es geht darum, das Spiel zu gewinnen. Und das werden wir tun.

…über seine Ansprache: Wichtig ist, dass die Mannschaft mitgenommen und einbezogen wird. Das haben wir getan. Die Mädels können sich zu allem äußern, sie wissen, was wir wollen und wie es geht. Das sehen wir in jeder Trainingseinheit und im Umgang mit der Situation.

…über die personelle Situation: Es ist für uns schwierig, unsere Schlüsselspieler vollständig zu ersetzen. Aber ich sehe auch: Die Mannschaft funktioniert zu einhundert Prozent. Wir haben einen breiten Kader zur Verfügung, der es uns erlaubt, einige jüngere Spielerinnen mitzunehmen. Wir sind in der Lage, variabel damit umzugehen und so aufgestellt, dass wir fast jede Spielerin zu hundert Prozent ersetzen können.

…über Nicole Rolser: Sie ist neben Poppi (Alexandra Popp, Anm. d. Red.) und Lea (Lea Schüller, Anm. d. Red.) vorne eine etwas kleinere Spielerin, die uns in der Liga überzeugt hat. Für uns geht es darum, dass wir immer mal wieder etwas verändern können und nicht immer das gleiche anbieten müssen. Wir wollen flexibel spielen, das ist mit ihr möglich. Ähnlich ist die Situation mit Lina Magull und Linda Dallmann, die das genauso spielen können. So können wir sehen, was im jeweiligen Spiel gefragt ist. Auf Island wird es einerseits um körperliche Präsenz gehen und andererseits darum, die Lufthoheit zu erlangen. Wenn wir jedoch in die Situation kommen, in der wir kontern müssen, ist Nicole eine ideale Spielerin.

…zum ausverkauften Stadion: Wir sind auf diese Situation vorbereitet. Was gibt es denn Besseres für einen Fußballer oder eine Fußballerin als ein volles Stadion zu haben und dort ein Spiel zu spielen, von dem du weißt, dass du hundert Prozent geben musst, um zu gewinnen. Das ist genau das, was wir uns alle immer wünschen. Bei den Mädels habe ich das schon in Kanada, wo das Stadion ebenfalls ausverkauft war, gesehen. Dort sind wir gegen den Weltranglistendritten unter Druck geraten und zurückgekommen. Wir sind nicht weggewichen, nicht weggegangen. Kompliment an die Mannschaft: An die Erfahrenen und auch an die Jüngeren, die diese Situation so angenommen haben. So haben wir letztlich verdient gewonnen.

…über die Unterschiede zwischen dem Frauen- und Männerbereich: Es ist für mich sehr angenehm mit den Mädels, teilweise ist es einfacher. Die Mädels sind noch klarer strukturiert, was die Übungen im Training und das Leben im Hotel angeht. Das habe ich schon mal gesagt, aber ich muss da einfach ein Kompliment aussprechen. Das Entscheidende ist, dass es kein großer Unterschied ist. Es geht darum, dass sich alle den Fußball ausgesucht haben und dort erfolgreich sein wollen. Hinzu kommt, dass sie um ihre Qualitäten wissen. Sie tun alles dafür, um am Ende des Tages erfolgreich zu sein. Das ist im Moment für mich ein Grund, weshalb ich mir keine Sorgen mache.

…über die Taktik auf Island: Wir werden das Spiel von Anfang an in die Hand nehmen. Wir wissen, was uns erwartet und dass die Bedingungen wie der Wind durchaus eine Rolle spielen können. Das stellen wir aber hinten an. Wir wissen, dass die Isländerinnen oft mit langen Bällen agieren und auf die zweiten Bälle spielen, dass sie körperlich stabil sind. Aber: Es ist keine Mannschaft, die uns spielerisch auseinander nehmen kann. Ich glaube nicht, dass Island uns über 90 Minuten sein Spiel aufdrücken kann. Deshalb kommt es darauf an, dass wir von Anfang an präsent sind. Das, was die Isländerinnen können, können wir auch. Das haben wir zuletzt in Kanada gezeigt.

…über die Wichtigkeit der Bayern-Spielerinnen: Ich habe auch einige Wolfsburgerinnen und Potsdamerinnen dabei – das spielt überhaupt keine Rolle. Das Entscheidende ist, dass man die Vereinszugehörigkeiten überhaupt nicht bemerkt. Die Mädels leben miteinander und durcheinander, ganz egal, wer wo spielt. Die Mischung in unserem Team ist für uns die beste Lösung. Von der Verteidigung bis nach ganz vorne wird es keine Blöcke aus Vereinszugehörigkeiten geben.

…über seine Tätigkeit als Bundestrainer: Es ist ein geiler Job. Es macht unfassbar Spaß, mit den Mädels zu arbeiten. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgehen, wie sie zusammenarbeiten. Vor sechs Monaten habe ich von diesen Qualitäten noch nicht so viel gewusst. Ich habe Olympia mitgemacht und konnte dadurch ein paar erste Eindrücke sammeln. Das, was ich in den letzten fünf, sechs, sieben Monaten mitgenommen habe, ist eine Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte. Jetzt will ich diese beiden Spiele unbedingt gewinnen. Da brauchen wir gar nicht drüber reden. Ich bin den Mädels unterm Strich sehr dankbar, wie sie mich aufgenommen haben, wie sie mit mir umgehen. Entscheidend war letztlich nicht, was ich als neuer Trainer gemacht habe, sondern was die Mädels gemacht haben. Wir können uns aufeinander verlassen und wir werden sicher alle gemeinsam alles geben – unabhängig vom Ergebnis kannst du davon ausgehen, dass du in Sachen Einsatz und Ehrgeiz immer hundert Prozent von uns geliefert bekommst.

…über seinen angekündigten Ruhestand: Erstmal lege ich die Beine hoch. Im Frühjahr werde ich gemeinsam mit meiner Frau für ein paar Wochen nach Neuseeland gehen, das war immer ein Traum von mir. Dann kann anrufen wer will, das Telefon wird nicht gehen. Fragen sie mich danach nochmal, wie es weitergeht. Diese Reise wollte ich eigentlich schon in diesem Jahr machen, auf Grund der Umstände habe ich mich dann neu entschieden. Ab 31. Dezember aber heißt es für mich endgültig, keine Position im Fußball mehr zu übernehmen – auch wenn ich ihm natürlich verbunden bleibe.

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