96 gewinnt als Zweitligist den DFB-Pokal

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

22. Mai

Vor 90 Jahren wird das Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Es ist ein Triumph des süddeutschen, besser bayerischen Fußballs, dessen drei Vertreter sich alle durchsetzen. Nicht jedem fällt es so leicht wie dem Meister Spielvereinigung Fürth, die Kickers Berlin in Nürnberg mit 9:0 deklassiert. "Wer schüttelt beim Hören und Lesen dieses Zwischenrunden-Ergebnisses nicht bedenklich den Kopf?", fragt der Kicker seine Leser. Ein Hattrick von Andreas Franz stellt früh die Weichen, ein Tor fällt aus 40 Metern. Dann schießt auch Karl Auer drei Tore, nur der Pausenpfiff beim Stand von 5:0 verhindert den zweiten Hattrick. 5000 Zuschauer sind Zeuge eines der einseitigsten Endrundenspiele aller Zeiten, auch nach Ecken ist es deutlich: 16:2. Der TSV 1860 München kommt vor eigenem Publikum (25.000) zu einem glatten 3:0 gegen den VfB Leipzig, die begeisterten Fans tragen ihre Helden vom Platz. Schließlich spielen sie nach der Verletzung von Grimm 75 Minuten in Unterzahl. Zwei Tore erzielt Jose Hornauer, das dritte Ludwig Stiglbauer. Ins Halbfinale kommt auch der 1. FC Nürnberg, der den Klassiker beim Hamburger SV 2:1 gewinnt. 25.000 am Sportplatz Hoheluft (Eimsbüttel) verfolgen die Revanche für das abgebrochene Finale von 1922 und das Finale von 1924. Der Matchwinner heißt Alfred Wieder, der beide Club-Tore (57., 65.) erzielt, Tull Harder kann nur noch verkürzen (68.). Der Kicker attestiert dem Sieger eine "heroische Leistung" und sieht "einen Kampf bis aufs Messer". Einzig "preußischer Vertreter im Halbfinale ist Hertha BSC. Die Berliner schlagen Holstein Kiel aus dem Rennen (4:2). In den Reihen der Kieler stehen zwei Pechvögel, die das Spiel ungewollt und teils unverschuldet entscheiden. Verteidiger Kurt Slebioda scheidet kurz nach der Pause aus, Holstein spielt bei 0:2-Rückstand in Unterzahl zu Ende. Und Torwart Hans Semmelhack hat einen schwarzen Tag, lässt zwei "kinderleichte" (Kicker) Bälle durch. Willi Kirsei und Hanne Sobeck treffen jeweils doppelt für die Hertha. 27.000 auf dem Preußen-Platz freuen sich darüber, dass wenigstens eine Berliner Mannschaft noch im Rennen bleibt.

Vor 60 Jahren enttäuscht Weltmeister Deutschland seine Anhänger und unterliegt in Stuttgart der Auswahl von Schottland verdient mit 1:3. In Sepp Herbergers Elf steht mit Rechtsaußen Helmut Rahn aber nur noch ein Held von Bern – der mehr Länderspiele hat als die vier anderen Stürmer zusammen. In der Abwehr debütiert mit Willi Gerdau ein Spieler vom Absteiger der Oberliga Nord, der prompt schlechte Kritiken erhält. Torwart Hans Tilkowski (Herne), der Karlsruher Gerhard Siedl und die Dortmunder Aki Schmidt und Alfred Kelbassa bestreiten ihr zweites Länderspiel. Die Elf ist gegen die britischen Profis völlig überfordert, zur Pause steht es 0:2 und erst nachdem Collins auf 0:3 erhöht hat, glückt ihr durch Siedl das Ehrentor (71.). "Wer jetzt noch Illusionen hat…", titelt der Kicker und richtet: "Selten spielte eine deutsche Elf seit der Weltmeisterschaft schwächer." Das Fachblatt zieht seine eigenen Schlüsse aus dem Spiel "Wir brauchen die Bundesliga! Der Kicker wird nicht müde, sie zu fordern… Es hat keinen Sinn, so weiterzumachen. Wir sind die rückständigste Fußball-Nation Europas."

Vor 30 Jahren gewährt die Stadt Gelsenkirchen dem vom Lizenzentzug bedrohten Bundesligisten Schalke 04 ein zinsloses Darlehen über eine Million D-Mark. OB Kohlmann: "Schalke kann und wird nicht untergehen." Präsident Günter Siebert überbringt die Unterlagen persönlich dem DFB und verkündet am nächsten Tag: "Der DFB hat die Beschlüsse positiv aufgenommen." Zum Leidwesen der Konkurrenz im Abstiegskampf. Einer der Konkurrenten holt an diesem Freitag einen überraschenden Punkt: Schlusslicht Blau-Weiß Berlin kommt in Leverkusen zu einem 2:2. Im Kampf um die UEFA-Cup-Plätze schafft Borussia Dortmund einen "Big Point", das 3:2 am Betzenberg sichert Platz drei. Vierter bleibt Werder Bremen, das den VfB Stuttgart abschüttelt. Das einzige Tor erzielt Rudi Völler, dessen Wechsel zum AS Rom in der Nacht vor dem Spiel vorbereitet wird. Nach siebenstündiger Verhandlung heißt es offiziell: "Alle Seiten sind sich erheblich näher gekommen."

Vor 20 Jahren kehrt Hertha BSC in die Bundesliga zurück. Ein 2:1 in Unterhaching beseitigt schon am 31. Spieltag die letzten Zweifel. Treffer von Ante Covic und Michel Dinzey beenden die sechsjährige Bundesliga-Abstinenz des Hauptstadt-Klubs. Nur Hertha-Fan Günter Jauch dämpft die wild um sich greifende Euphorie: "Alles andere als ein verzweifeltes Spielen gegen den Abstieg wäre für mich ein Wunder", sagt der berühmte TV-Mann.

23. Mai

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele der Deutschen Meisterschaft abgeschlossen. Der bereits für das Halbfinale qualifizierte HSV schlägt Sachsen-Meister BC Hartha mit 3:0. Auch der 1. FC Nürnberg ist längst durch und fertigt Waldhof Mannheim in München dennoch mit 7:1 ab. Was allerdings auch daran liegt, dass der Mannheimer Torwart Ernst-Ludwig Drayß beim Stand von 4:1 einen Hexenschuss bekommt und durch Stürmer Ludwig Günderoth ersetzt werden muss. Fortuna Düsseldorf holt sich durch ein 5:1 beim VfR Köln immerhin noch den 2. Platz. Schalke 04 braucht dank des Torverhältnisses nicht mal mehr einen Punkt bei Verfolger Werder Bremen, holt ihn sich dennoch (2:2). Tore von Alfred Urban und Fritz Szepan ersticken früh alle Bremer Hoffnungen, Heinrich Freye und Karl Mayer (85.) schaffen noch den Ausgleich. Viktoria Stolp verliert auch ihr letztes Spiel, kommt aber bei Hertha BSC (1:3) endlich zum ersten Tor. Die Bilanz des Pommern-Meisters stimmt dennoch bedenklich: 0:12 Punkte, 1:36 Tore. Ein einziges Tor entscheidet in Gruppe 3 übers Weiterkommen – zugunsten des VfB Stuttgart, der beim Wettschießen mit Wormatia Worms obsiegt. Sein 5:1 gegen die SpV. Kassel reicht, da Worms zwar in Dessau 4:0 gewinnt, aber den Rückstand nicht aufholen kann. 12:3 Tore sind eben besser als 11:3. Erwin Haagas zweites Tor des Tages in der 83. Minute gibt den Ausschlag.

Vor 60 Jahren kehrt der 1. FC Kaiserslautern von seiner zwölftägigen Amerika-Reise zurück, die er auf Einladung des Deutschamerikanischen Fußballbunds (DAFB) angetreten hat. Die Pfälzer haben den deutschen Fußball bestens vertreten und unter anderem vor 60.000 Zuschauern in Detroit ein 10:3-Schützenfest gefeiert. Fritz Walter, der aus Flugangst die Hinfahrt mit dem Schiff schon Tage früher antritt ("Ich habe an Bord täglich trainiert"), muss nun notgedrungen mit in den Flieger steigen, der am 23. Mai 1957 gegen 16 Uhr glücklich mit allen Weltmeistern in Frankfurt landet. Drei Spieler sind verletzt, Karl Schmidt hat eine Halsentzündung "und trotzdem haben wir diese große Reise nie bereut. Sie wird das große Erlebnis für viele von uns bleiben", schreibt Walter im Kicker.

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag abgeschlossen. Am Meisterschafts-Hattrick der Bayern zweifelt bei sechs Punkten Vorsprung niemand. So kommen zum Heimspiel gegen Waldhof Mannheim (3:0) nur 17.000 ins Olympia-Stadion. Gewinnen kann ja so langweilig sein. Verfolger HSV begrüßt gegen Fortuna Düsseldorf (4:1) gar nur 11.347 Getreue und sichert seine UEFA-Cup-Teilnahme. Borussia Mönchengladbach feiert gegen Schalke (3:1) den sechsten Sieg in Folge, Doppel-Torschütze Uwe Rahn (19 Saisontreffer) verspricht: "Ich hole die Torjäger-Kanone." Noch führen Rudi Völler und Fritz Walter (Waldhof) mit je 20 Toren. Eintracht Frankfurt verabschiedet sich aus dem gleichsam langweiligen Abstiegskampf und schießt den FC Homburg mit dem 4:0 umso tiefer hinein.

Vor 25 Jahren wird erstmals ein Zweitligist DFB-Pokalsieger. Die Überraschung glückt Hannover 96, das im Elfmeterschießen nach zwei torlosen Stunden Borussia Mönchengladbach 4:3 besiegt. Held des Abends ist Torwart Jörg Sievers, der die Schüsse von Karl-Heinz Pflipsen und Holger Fach hält, Kollege Uwe Kamps pariert nur den Schuss von Oliver Freund. Sievers, schon im Halbfinale gegen Werder Bremen Elfmeter-Held, da auch als Torschütze: "Wenn es nach mir geht, würde ich nur noch Pokalspiele machen."
96-Trainer Michael Lorkowski geht als Triumphator, sein Abgang zu St. Pauli stand schon fest. Die enttäuschten Gladbacher beklagen auch die wirtschaftlichen Folgen. Manager Rolf Rüssmann: "Mit einem Pokalsieg im Rücken hätten wir einen Kracher verpflichten können. Mit den zwei Millionen, die wir im Europacup wieder reingeholt hätten."

Das Pokalfinale der Frauen gewinnt der FSV Frankfurt gegen den TSV Siegen mit 1:0. Gaby König schießt das Tor.

24. Mai

Vor 75 Jahren findet das Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft statt. Es geschehen unglaubliche Dinge. Schalke 04 demontiert den 1. FC Kaiserslautern 9:3! Nach 20 Minuten steht es vor 30.000 Zuschauern noch 0:0 und nach Ecken 0:3, dann bricht Schalkes Torsturm los. Es fallen Tore, die nicht jeden Tag fallen. Alfred Urban trifft aus 20 Metern – per Kopf. Ernst Kalwitzki lupft den Ball zweimal in Folge über einen Gegner und dann donnert er ihn zum 8:1 ins Netz. "Fritz Walter steht mit halbgesenktem Kopf in der Angriffsmitte", bemitleidet der Kicker den Jung-Nationalspieler und titelt: "Schalke erschütterte Kaiserslauterns jungen Ruhm".

Bei Werder Bremens 4:2 über TV Eimsbüttel steht es schon nach 26 Sekunden 1:1 – ein Novum im deutschen Fußball, womöglich bis heute. Werders Führung durch Willi Gornick nach zehn Sekunden gleicht Herbert Panse nach dem Anstoß aus. Nie war es empfehlenswerter pünktlich auf seinem Platz zu sein als an diesem Mai-Tag 1942 im Weser-Stadion. Kickers Offenbach eliminiert den VfL 99 Köln 3:1, Erich Nowotny entscheidet die Partie in Frankfurt in der 70. Minute. Sein Tor aus 45 Metern demoralisiert die Kölner, auch wenn der Kicker nicht ohne Grund annimmt, der Schütze habe sich dabei "nichts Besonderes" gedacht, als er den Ball vors und letztlich ins Kölner Tor getreten hat.

Es gibt auch normale Spiele an diesem Pfingstsonntag. Weiter spielen: Sportklub Planitz – Breslau 02 2:1 n.V., Vienna Wien – Germania Königshütte 1:0, SS Straßburg – Schweinfurt 05 2:1, Dessau 05 – Blau-Weiß Berlin 0:3 und VfB Königsberg – Ordnungspolizei Litzmannstadt 8:1. Der Kicker bilanziert angesichts von über 100.000 Zuschauern im Achtelfinale: "Welch stolzer Ausdruck deutschen Sportlebens mitten im Krieg."

Vor 20 Jahren wird Bayern München zum 14. Mal Deutscher Meister. Mit einem 4:2-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart machen die Bayern am 33. Spieltag alles klar. Mit Giovanni Trapattoni hat die Bundesliga erstmals einen italienischen Meistertrainer. Steigbügelhalterdienste leistet der 1. FC Köln, der im Derby gegen Bayer Leverkusen zu großer Form aufläuft und 4:0 gewinnt. Damit bleibt Bayer wieder mal nur der zweite Platz. Bayern-Manager Uli Hoeneß weiß warum Leverkusen wieder eingebrochen ist: "Christoph Daum setzte seine Mannschaft zu sehr unter Druck. Wenn er sehr erfahren wäre, hätte er gewusst dass seine Mannschaft zu jung ist, um diesen Druck auszuhalten." Eine Freundschaft fürs Leben… Toni Polster schießt drei Tore und rückt dem Ersten in der Torschützenliste, Leverkusens Ulf Kirsten, ganz nah auf die Pelle. Trauer, aber kein Entsetzen mehr, herrscht auch bei einem anderen Rhein-Klub. Fortuna Düsseldorfs Abstieg ist nach dem 0:1 bei Werder Bremen Fakt. Auch ein Sieg hätte nichts genutzt, da der HSV im Spiel 1 nach der Entlassung von Felix Magath unter Interimscoach Ralf Schehr Borussia Dortmund 2:1. Harald Spörl versichert: "Wir haben wieder Spaß!" Besonders gilt das für Nobody Dirk Weetendorf, den Schehr aus den Amateuren hochzieht und der prompt beide Tore erzielt.

Aufsteiger VfL Bochum stürmt gegen Absteiger St. Pauli direkt in den Uefa-Cup, mit einem furiosen 6:0! Trainer Klaus Toppmöller vergießt Tränen und verdient "alles unfassbar". Sein Dank geht auch nach Karlsruhe, da der KSC die Münchner Löwen 3:0 schlägt. Der Europatraum von 1860 platzt früh, schon nach sechs Minuten steht es 2:0. Das 1:0 erzielt einer, den sie ein Jahr danach verpflichten werden: Weltmeister Thomas Häßler. Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 zeigt deutliche Spuren der Feierlichkeiten und verliert sein letztes Heimspiel der Saison gegen Absteiger SC Freiburg 0:2 – und das vor 46.850 Zuschauern.

25. Mai

Vor 70 Jahren kassiert der 1. FC Nürnberg in der Oberliga Süd seine erste Rückrunden-Niederlage in der Oberliga Süd. Das 0:3 bei den Stuttgarter Kickers hat aber kaum Auswirkungen, da auch Verfolger 1860 München verliert (3:4 in Aschaffenburg). Die Löwen verlieren auch ihren Torwart Hans-Hellmuth Sembretzki, der sich eine Tätlichkeit leistet. An einem Tag ohne Auswärtssiege kommt mancher Gast unter die Räder. Ulm 46 rutscht nach dem 0:5 bei Waldhof Mannheim in den ohnehin schon dichten Abstiegskampf, in den noch neun Teams verwickelt sind. Die Ulmer verlassen das Feld nur noch zu neunt, eine Verletzung und ein Platzverweis dezimieren auch ihre Reihen. Schlusslicht Phönix Karlsruhe verliert bei Eintracht Frankfurt mit 1:6 und der VfB Stuttgart 0:3 bei Schwaben Augsburg. Nur ein Spiel bleibt torlos: Bayern München und Schweinfurt halten so ihre Plätze im Mittelfeld. Der FSV Frankfurt spielt binnen fünf Tagen zum zweiten Mal 1:1, nun in Offenbach, und hat bereits 13 Unentschieden auf dem Konto – die meisten in Deutschlands einziger Oberliga 1946/47.

Vor 60 Jahren erreicht Kickers Offenbach als achter und letzter Klub die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Entscheidungsspiel zwischen dem Süd- und dem Nord-Zweiten in Düsseldorf verspielt Holstein Kiel eine 2:0-Führung, die ein Doppelschlag von Alfred Bornemann (40., 41.) erbracht hat. Ein Elfmeter von Helmut Preisendörfer und ein Eigentor von Schmuck erzwingen eine Verlängerung, in deren vorletzter Minute Gerhard Kaufhold das 3:2 per Freistoß erzielt. Kickers-Trainer Paul Oßwald: "Natürlich war Glück dabei…".

Im DFB-Pokal steht die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Alemannia Aachen (1:0) kurz vor dem Abbruch. Drei Alemannen-Spieler fliegen bis zur 78. Minute vom Platz, da signalisiert Kapitän Michel Pfeiffer: runter vom Platz. Mitspieler Herbert Metzen verhindert den Eklat und ruft zur Besonnenheit auf.

Vor 40 Jahren steht Borussia Mönchengladbach in Rom erstmals im Finale um den Europapokal der Landesmeister. Sie unterliegt dem favorisierten englischen Meister verdient mit 1:3, vor allem weil die Elf nach dem Geschmack ihres Trainers Udo Lattek "in der ersten Halbzeit viel zu ängstlich gespielt" habe. Die Briten führen zur Pause 1:0, doch nach Allan Simonsens Ausgleich (51.) wird es endlich ein spannendes Finale. Treffer von Smith (65.) und Neal (83., Elfmeter) sorgen für die Entscheidung für Liverpool, dessen Star Kevin Keegan den Elfmeter herausholt. Berti Vogts hat ihn angeblich gefoult, dabei nach eigener Ansicht aber "nur den Ball gespielt." Als Ausrede führt der große Sportsmann das nicht an: "So, wie wir gespielt haben, haben wir es nicht verdient, den Europacup nach Hause zu holen." Dort empfangen den Deutschen Meister trotzdem 120.000 Fans!

26. Mai

Vor 70 Jahren wird der VfR Köln erster Nachkriegs-Meister im Rheinbezirk. Vor 22.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion schlagen die Lokalmatadoren Alemannia Aachen mit 3:1. Alemannia geht in Führung, doch der VfR dreht die Partie durch Tore von Hein Becker, Franz Veronetzki und Ernst Piller. "Das Geheimnis des Erfolges des VfR ist die bedingungslose Unterordnung der gesamten Mannschaft unter ihren Trainer, dem sie vom Beginn des Weges an vertraut hat", schreibt die Fussball-Post. Der Trainer heißt Willi Wermers.

Vor 40 Jahren steht Franz Beckenbauer erstmals im Dienst von Cosmos New York auf dem Trainingsplatz. Die Ankunft des Kaisers in New York löst einen riesigen Medienrummel aus.

Vor zehn Jahren wird der 1. FC Nürnberg erstmals seit 1962 wieder DFB-Pokalsieger. Es ist die längste Zeitspanne zwischen zwei Pokalsiegen eines deutschen Vereins. In einem der besten Finals, das das Berliner Olympia-Stadion je gesehen hat, schlagen die Franken den frisch gekürten Meister VfB Stuttgart in der Verlängerung mit 3:2. Der VfB geht zwar durch Cacau, ein Ex-Nürnberger, in Führung (20.), schluckt aber schnell den Ausgleich durch Marek Mintal (27.). Dann fliegt Cacau nach einer Tätlichkeit vom Platz (31.), er schlägt Andreas Wolf die Faust auf die Brust. Cacau entschuldigt sich bei der Mannschaft für seine Tat: "Es tut mir leid, dass ich unsere Mannschaft geschwächt habe." Als Marco Engelhardt das 1:2 köpft (47.), glauben viele an die Vorentscheidung, aber zehn Stuttgarter halten die Partie offen und als der künftige Stuttgarter im Club-Tor, Raphael Schäfer, einen Foulelfmeter gegen Mario Gomez verursacht, gleicht Pavel Pardo aus (80.). Verlängerung! In der schlägt die Stunde des unauffälligen Jan Kristiansen, der in der 109. Minute aus 25 Metern abzieht und die Club-Fans in den siebten Himmel schießt. Trainer Hans Meyer, der gefeierte Mann in Nürnberg, wundert sich: Tore schießt der doch sonst nur in Dänemark." Es ist der Schlussakt eines großartigen Finales. Den Sieger erwarten am nächsten Tag 200.000 Fans.

Das Finale der Frauen gewinnt der 1. FFC Frankfurt gegen den FCR Duisburg (4:1 im Elfmeterschießen). Frankfurts Torfrau Ursula Holl, eigentlich nur die Nummer 2 beim, hält zwei Elfmeter, ihre Mitspielerinnen verwandeln alle. Es ist der sechste Pokalsieg des FFC.

27. Mai

Vor 50 Jahren fallen am vorletzten Spieltag alle Entscheidungen. Eintracht Braunschweig wird durch ein 0:0 bei Rot-Weiß Essen erstmals Deutscher Meister und reißt dadurch zugleich RWE in den Abgrund. Mit den Essenern muss auch Fortuna Düsseldorf direkt wieder runter in die Regionalliga, der 3:1-Heimsieg gegen Kaiserslautern hilft ihr nicht mehr. Denn der Karlsruher SC schlägt den MSV Duisburg mit 3:0 (zwei Tore Christian Müller) und ist nicht mehr einzuholen. Das gilt für Braunschweig in der Meisterfrage nur noch höchst theoretisch. Da sich Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund gegenseitig die Punkte wegnehmen (3:3), ist der BVB ebenso wie Titelverteidiger 1860 München (trotz eines 4:2 in Bremen) ganz aus dem Rennen und die Frankfurter brauchen wegen des um 0,45 schlechteren Torquotienten schon ein zweistelliges Schützenfest, um die Niedersachsen, die zudem verlieren müssten, einzuholen. Daran glaubt keiner mehr. "Sie sind am Ziel", titelt das Sport Magazin und zeigt Jubelbilder aus der Braunschweiger Kabine. Auf Raststätten und bei der Heimkehr vor dem Klubheim steigen die ersten Feiern. Der Erfolg ist bis heute eine der größten Bundesliga-Sensationen, niemand hat die Gelb-Blauen vor der Saison auf dem Zettel gehabt. "Wir haben neue Maßstäbe gesetzt", frohlockt Trainer Helmut Johannsen, was insbesondere für die Defensive gilt. 26 Gegentore nach 33 Spielen sprechen Bände. Es wird aber auch kein Meister mehr so wenig Tore schießen wie die Eintracht (49). Im Kampf um die Torjäger-Kanone macht Dortmunds Lothar Emmerich Boden auf Gerd Müller gut. Der erstmals nach seinem Armbruch wieder spielende "Bomber" geht beim 3:1 der Bayern gegen den auf Platz 16 abgestürzten HSV leer aus, die Manschette behindert ihn sichtlich. Müller bleibt bei 28 Toren, "Emma" stockt von um zwei auf 26 auf. Borussia Mönchengladbach verliert das für beide bedeutungslose Heimspiel gegen den VfB Stuttgart 1:2. Einig sind sich beide Trainer, Hennes Weisweiler und Albert Sing, darüber: "Der Ball war Mist!" Reihenweise stolpern Spieler über das neue Modell mit Gummi-Überzug, dafür hat man 1967 noch kein (Ball-) Gefühl.

Vor 40 Jahren erleidet die Jugendauswahl des DFB beim Uefa-Jugendturnier in Brüssel eine historische Schlappe. Im Spiel des ältesten Jahrgangs setzt es im Spiel um Platz drei eine 2:7-Niederlage gegen die UdSSR, es ist die höchste seit 14 Jahren und 152 Spielen. Sündenbock im Team von Trainer Herbert Widmayer ist der Hamburger Walter Junghans, der schon zwei Jahre später Sepp Maier bei Bayern München ablösen wird. Ein Grund für das Debakel ist der enge Terminplan. Kicker-Fazit: "5 Spiele in 10 Tagen waren zu viel!" Mit wenigen Ausnahmen werden alle Mitwirkende zwar Bundesliga-Profis (z. Bsp. Holger Willmer, Wolfgang Patzke und Werner Dreßel), aber keiner Nationalspieler.

Vor 30 Jahren erlebt Bayern München einen bitteren Tag. In Wien verliert die Elf von Udo Lattek das Landesmeister-Finale gegen den FC Porto mit 1:2. Nach Ludwig Kögls Kopfballtor (25.) führen sie zwar bis zur 78. Minute, doch dann werden sie von einem Doppelschlag hart getroffen. Der Algerier Rabah Madjer gleicht per Hacke aus (78.) und Joker Juary trifft zwei Minuten später zum 1:2. Der Kicker schreibt: "Der verschenkte Triumph." Aber unverdient ist es nicht, Porto gewinnt auch nach Torschüssen 16:6. Bei den geschockten Bayern herrscht Ratlosigkeit vor. Andreas Brehme sagt: "Keiner weiß, was los war auf dem Rasen. Auf alle Fälle lag's irgendwie an da oben." Er meint nicht den Herrgott, sondern die eigene Psyche, wie sein Zeigefinger verdeutlicht, der an die Schläfe tippt. Dieter Hoeneß muss ein Radiointerview abbrechen, er bekommt nichts mehr heraus. Torwart Jean-Marie Pfaff unkt: "Diese Chance kriegen wir nie wieder."

Günter Netzer schreibt in seiner Kicker-Kolumne, was nach Niederlagen öfters zu lesen ist: "Den Bayern haben einfach ganze Kerle gefehlt." Trainer Udo Lattek erklärt auf der Pressekonferenz seinen Rücktritt zum Saisonende: "Ich will nicht mehr verantwortlich sein dafür, wenn Spieler nicht das bringen, was sie können."

Vor 20 Jahren gibt Hansa Rostocks Trainer Frank Pagelsdorf seinen Abschied bekannt. Er wechselt zum Hamburger SV.

28. Mai

Vor 40 Jahren wird erstmals in der Geschichte des DFB ein Pokal-Finale wiederholt. Der 1. FC Köln und Hertha BSC können am Pfingstsamstag in Hannover auch in 120 Minuten (1:1) keinen Sieger ermitteln. Beide Tore fallen durch Kopfbälle. Dieter Müller bringt die Kölner in Führung (44.), der 35jährige Lorenz Horr erzielt den verdienten Ausgleich (65.). "Ein Gerechtigkeitsfanatiker von Regisseur schien das Drehbuch für das 34.Finale geschrieben zu haben. Er verteilte beides gleichermaßen: Tore, Chancen, Tragik, Glück und Pech, Höhepunkte." Das Ergebnis und die Wiederholung zwei Tage später bringt allerlei Schwierigkeiten mit sich. Viele Zuschauer müssen wieder abreisen, die Tickets gelten nicht mehr. Immerhin hat der DFB erstmals die Karten für die Wiederholung nicht vergebens drucken lassen. "Das kostet uns jedesmal 10.000 Mark", sagt Sprecher Klaus Koltzenburg. Das offizielle Bankett findet zwar am Samstag statt, doch die Hertha bleibt zwecks Vorbereitung fern. Weshalb die geplanten Reden ausfallen, ebenso die Ehrung für Schiedsrichter Walter Eschweiler ("Goldene Pfeife" für den Jahresbesten 1977). Spielausschuss Walter Baresel sagt, was viele denken: "Es wäre vielleicht doch besser, nach der Verlängerung sofort eine Entscheidung durch Elfmeterschießen herbeizuführen!"

In der DDR wird Dynamo Dresden eine Woche nach dem Gewinn der Meisterschaft auch Pokalsieger. Im Finale gegen VfB Leipzig, der schon 2:1 führt, dreht Dynamo in den letzten sechs Minuten die Partie. Das Siegtor vor 50.000 im Berliner Stadion der Weltjugend erzielt ein Mann mit dem passenden Namen Rainer Sachse.

Vor 25 Jahren schlägt die Frauen-Nationalmannschaft Jugoslawien mit 3:0. Das EM-Qualifikationsspiel findet wegen der Bürgerkriegswirren auf dem Balkan in Bulgariens Hauptstadt Sofia statt. Britta Unsleber (15.), Sandra Hengst (53.) und Heidi Mohr (73.) treffen.

Vor 20 Jahren gewinnt Borussia Dortmund in München die Champions League. Der BVB schlägt den italienischen Meister Juventus Turin mit 3:1. Weltmeister Karl-Heinz Riedle erzielt vor der Pause die ersten beiden Tore (29., 34.), dann macht es Alessandro del Piero (64.) noch mal spannend. Ottmar Hitzfeld wechselt in der 70. Minute den 20-jährigen Lars Ricken ein, der an diesem Tag zum Inbegriff des stechenden Jokers wird. Nach einem Pass von Andy Möller trifft er mit seinem ersten Ballkontakt aus fast 30 Metern und überrascht den zu weit vor seinem Tor stehenden Angelo Peruzzi. Er ist da gerade mal 25 Sekunden im Spiel.
Das Kunststück sei kein Zufall gewesen, erzählt der junge Tor-Held: "Ich habe schon auf der Bank beobachtet, dass Peruzzi immer zu weit vor seinem Kasten stand. Aber ich konnte ja nichts machen. Endlich durfte ich rein. Dass ich dann tatsächlich so ein Tor mache, davon konnte ich einfach nicht träumen."

[um]

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

22. Mai

Vor 90 Jahren wird das Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft ausgetragen. Es ist ein Triumph des süddeutschen, besser bayerischen Fußballs, dessen drei Vertreter sich alle durchsetzen. Nicht jedem fällt es so leicht wie dem Meister Spielvereinigung Fürth, die Kickers Berlin in Nürnberg mit 9:0 deklassiert. "Wer schüttelt beim Hören und Lesen dieses Zwischenrunden-Ergebnisses nicht bedenklich den Kopf?", fragt der Kicker seine Leser. Ein Hattrick von Andreas Franz stellt früh die Weichen, ein Tor fällt aus 40 Metern. Dann schießt auch Karl Auer drei Tore, nur der Pausenpfiff beim Stand von 5:0 verhindert den zweiten Hattrick. 5000 Zuschauer sind Zeuge eines der einseitigsten Endrundenspiele aller Zeiten, auch nach Ecken ist es deutlich: 16:2. Der TSV 1860 München kommt vor eigenem Publikum (25.000) zu einem glatten 3:0 gegen den VfB Leipzig, die begeisterten Fans tragen ihre Helden vom Platz. Schließlich spielen sie nach der Verletzung von Grimm 75 Minuten in Unterzahl. Zwei Tore erzielt Jose Hornauer, das dritte Ludwig Stiglbauer. Ins Halbfinale kommt auch der 1. FC Nürnberg, der den Klassiker beim Hamburger SV 2:1 gewinnt. 25.000 am Sportplatz Hoheluft (Eimsbüttel) verfolgen die Revanche für das abgebrochene Finale von 1922 und das Finale von 1924. Der Matchwinner heißt Alfred Wieder, der beide Club-Tore (57., 65.) erzielt, Tull Harder kann nur noch verkürzen (68.). Der Kicker attestiert dem Sieger eine "heroische Leistung" und sieht "einen Kampf bis aufs Messer". Einzig "preußischer Vertreter im Halbfinale ist Hertha BSC. Die Berliner schlagen Holstein Kiel aus dem Rennen (4:2). In den Reihen der Kieler stehen zwei Pechvögel, die das Spiel ungewollt und teils unverschuldet entscheiden. Verteidiger Kurt Slebioda scheidet kurz nach der Pause aus, Holstein spielt bei 0:2-Rückstand in Unterzahl zu Ende. Und Torwart Hans Semmelhack hat einen schwarzen Tag, lässt zwei "kinderleichte" (Kicker) Bälle durch. Willi Kirsei und Hanne Sobeck treffen jeweils doppelt für die Hertha. 27.000 auf dem Preußen-Platz freuen sich darüber, dass wenigstens eine Berliner Mannschaft noch im Rennen bleibt.

Vor 60 Jahren enttäuscht Weltmeister Deutschland seine Anhänger und unterliegt in Stuttgart der Auswahl von Schottland verdient mit 1:3. In Sepp Herbergers Elf steht mit Rechtsaußen Helmut Rahn aber nur noch ein Held von Bern – der mehr Länderspiele hat als die vier anderen Stürmer zusammen. In der Abwehr debütiert mit Willi Gerdau ein Spieler vom Absteiger der Oberliga Nord, der prompt schlechte Kritiken erhält. Torwart Hans Tilkowski (Herne), der Karlsruher Gerhard Siedl und die Dortmunder Aki Schmidt und Alfred Kelbassa bestreiten ihr zweites Länderspiel. Die Elf ist gegen die britischen Profis völlig überfordert, zur Pause steht es 0:2 und erst nachdem Collins auf 0:3 erhöht hat, glückt ihr durch Siedl das Ehrentor (71.). "Wer jetzt noch Illusionen hat…", titelt der Kicker und richtet: "Selten spielte eine deutsche Elf seit der Weltmeisterschaft schwächer." Das Fachblatt zieht seine eigenen Schlüsse aus dem Spiel "Wir brauchen die Bundesliga! Der Kicker wird nicht müde, sie zu fordern… Es hat keinen Sinn, so weiterzumachen. Wir sind die rückständigste Fußball-Nation Europas."

Vor 30 Jahren gewährt die Stadt Gelsenkirchen dem vom Lizenzentzug bedrohten Bundesligisten Schalke 04 ein zinsloses Darlehen über eine Million D-Mark. OB Kohlmann: "Schalke kann und wird nicht untergehen." Präsident Günter Siebert überbringt die Unterlagen persönlich dem DFB und verkündet am nächsten Tag: "Der DFB hat die Beschlüsse positiv aufgenommen." Zum Leidwesen der Konkurrenz im Abstiegskampf. Einer der Konkurrenten holt an diesem Freitag einen überraschenden Punkt: Schlusslicht Blau-Weiß Berlin kommt in Leverkusen zu einem 2:2. Im Kampf um die UEFA-Cup-Plätze schafft Borussia Dortmund einen "Big Point", das 3:2 am Betzenberg sichert Platz drei. Vierter bleibt Werder Bremen, das den VfB Stuttgart abschüttelt. Das einzige Tor erzielt Rudi Völler, dessen Wechsel zum AS Rom in der Nacht vor dem Spiel vorbereitet wird. Nach siebenstündiger Verhandlung heißt es offiziell: "Alle Seiten sind sich erheblich näher gekommen."

Vor 20 Jahren kehrt Hertha BSC in die Bundesliga zurück. Ein 2:1 in Unterhaching beseitigt schon am 31. Spieltag die letzten Zweifel. Treffer von Ante Covic und Michel Dinzey beenden die sechsjährige Bundesliga-Abstinenz des Hauptstadt-Klubs. Nur Hertha-Fan Günter Jauch dämpft die wild um sich greifende Euphorie: "Alles andere als ein verzweifeltes Spielen gegen den Abstieg wäre für mich ein Wunder", sagt der berühmte TV-Mann.

23. Mai

Vor 80 Jahren werden die Endrundenspiele der Deutschen Meisterschaft abgeschlossen. Der bereits für das Halbfinale qualifizierte HSV schlägt Sachsen-Meister BC Hartha mit 3:0. Auch der 1. FC Nürnberg ist längst durch und fertigt Waldhof Mannheim in München dennoch mit 7:1 ab. Was allerdings auch daran liegt, dass der Mannheimer Torwart Ernst-Ludwig Drayß beim Stand von 4:1 einen Hexenschuss bekommt und durch Stürmer Ludwig Günderoth ersetzt werden muss. Fortuna Düsseldorf holt sich durch ein 5:1 beim VfR Köln immerhin noch den 2. Platz. Schalke 04 braucht dank des Torverhältnisses nicht mal mehr einen Punkt bei Verfolger Werder Bremen, holt ihn sich dennoch (2:2). Tore von Alfred Urban und Fritz Szepan ersticken früh alle Bremer Hoffnungen, Heinrich Freye und Karl Mayer (85.) schaffen noch den Ausgleich. Viktoria Stolp verliert auch ihr letztes Spiel, kommt aber bei Hertha BSC (1:3) endlich zum ersten Tor. Die Bilanz des Pommern-Meisters stimmt dennoch bedenklich: 0:12 Punkte, 1:36 Tore. Ein einziges Tor entscheidet in Gruppe 3 übers Weiterkommen – zugunsten des VfB Stuttgart, der beim Wettschießen mit Wormatia Worms obsiegt. Sein 5:1 gegen die SpV. Kassel reicht, da Worms zwar in Dessau 4:0 gewinnt, aber den Rückstand nicht aufholen kann. 12:3 Tore sind eben besser als 11:3. Erwin Haagas zweites Tor des Tages in der 83. Minute gibt den Ausschlag.

Vor 60 Jahren kehrt der 1. FC Kaiserslautern von seiner zwölftägigen Amerika-Reise zurück, die er auf Einladung des Deutschamerikanischen Fußballbunds (DAFB) angetreten hat. Die Pfälzer haben den deutschen Fußball bestens vertreten und unter anderem vor 60.000 Zuschauern in Detroit ein 10:3-Schützenfest gefeiert. Fritz Walter, der aus Flugangst die Hinfahrt mit dem Schiff schon Tage früher antritt ("Ich habe an Bord täglich trainiert"), muss nun notgedrungen mit in den Flieger steigen, der am 23. Mai 1957 gegen 16 Uhr glücklich mit allen Weltmeistern in Frankfurt landet. Drei Spieler sind verletzt, Karl Schmidt hat eine Halsentzündung "und trotzdem haben wir diese große Reise nie bereut. Sie wird das große Erlebnis für viele von uns bleiben", schreibt Walter im Kicker.

Vor 30 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag abgeschlossen. Am Meisterschafts-Hattrick der Bayern zweifelt bei sechs Punkten Vorsprung niemand. So kommen zum Heimspiel gegen Waldhof Mannheim (3:0) nur 17.000 ins Olympia-Stadion. Gewinnen kann ja so langweilig sein. Verfolger HSV begrüßt gegen Fortuna Düsseldorf (4:1) gar nur 11.347 Getreue und sichert seine UEFA-Cup-Teilnahme. Borussia Mönchengladbach feiert gegen Schalke (3:1) den sechsten Sieg in Folge, Doppel-Torschütze Uwe Rahn (19 Saisontreffer) verspricht: "Ich hole die Torjäger-Kanone." Noch führen Rudi Völler und Fritz Walter (Waldhof) mit je 20 Toren. Eintracht Frankfurt verabschiedet sich aus dem gleichsam langweiligen Abstiegskampf und schießt den FC Homburg mit dem 4:0 umso tiefer hinein.

Vor 25 Jahren wird erstmals ein Zweitligist DFB-Pokalsieger. Die Überraschung glückt Hannover 96, das im Elfmeterschießen nach zwei torlosen Stunden Borussia Mönchengladbach 4:3 besiegt. Held des Abends ist Torwart Jörg Sievers, der die Schüsse von Karl-Heinz Pflipsen und Holger Fach hält, Kollege Uwe Kamps pariert nur den Schuss von Oliver Freund. Sievers, schon im Halbfinale gegen Werder Bremen Elfmeter-Held, da auch als Torschütze: "Wenn es nach mir geht, würde ich nur noch Pokalspiele machen."
96-Trainer Michael Lorkowski geht als Triumphator, sein Abgang zu St. Pauli stand schon fest. Die enttäuschten Gladbacher beklagen auch die wirtschaftlichen Folgen. Manager Rolf Rüssmann: "Mit einem Pokalsieg im Rücken hätten wir einen Kracher verpflichten können. Mit den zwei Millionen, die wir im Europacup wieder reingeholt hätten."

Das Pokalfinale der Frauen gewinnt der FSV Frankfurt gegen den TSV Siegen mit 1:0. Gaby König schießt das Tor.

###more###

24. Mai

Vor 75 Jahren findet das Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft statt. Es geschehen unglaubliche Dinge. Schalke 04 demontiert den 1. FC Kaiserslautern 9:3! Nach 20 Minuten steht es vor 30.000 Zuschauern noch 0:0 und nach Ecken 0:3, dann bricht Schalkes Torsturm los. Es fallen Tore, die nicht jeden Tag fallen. Alfred Urban trifft aus 20 Metern – per Kopf. Ernst Kalwitzki lupft den Ball zweimal in Folge über einen Gegner und dann donnert er ihn zum 8:1 ins Netz. "Fritz Walter steht mit halbgesenktem Kopf in der Angriffsmitte", bemitleidet der Kicker den Jung-Nationalspieler und titelt: "Schalke erschütterte Kaiserslauterns jungen Ruhm".

Bei Werder Bremens 4:2 über TV Eimsbüttel steht es schon nach 26 Sekunden 1:1 – ein Novum im deutschen Fußball, womöglich bis heute. Werders Führung durch Willi Gornick nach zehn Sekunden gleicht Herbert Panse nach dem Anstoß aus. Nie war es empfehlenswerter pünktlich auf seinem Platz zu sein als an diesem Mai-Tag 1942 im Weser-Stadion. Kickers Offenbach eliminiert den VfL 99 Köln 3:1, Erich Nowotny entscheidet die Partie in Frankfurt in der 70. Minute. Sein Tor aus 45 Metern demoralisiert die Kölner, auch wenn der Kicker nicht ohne Grund annimmt, der Schütze habe sich dabei "nichts Besonderes" gedacht, als er den Ball vors und letztlich ins Kölner Tor getreten hat.

Es gibt auch normale Spiele an diesem Pfingstsonntag. Weiter spielen: Sportklub Planitz – Breslau 02 2:1 n.V., Vienna Wien – Germania Königshütte 1:0, SS Straßburg – Schweinfurt 05 2:1, Dessau 05 – Blau-Weiß Berlin 0:3 und VfB Königsberg – Ordnungspolizei Litzmannstadt 8:1. Der Kicker bilanziert angesichts von über 100.000 Zuschauern im Achtelfinale: "Welch stolzer Ausdruck deutschen Sportlebens mitten im Krieg."

Vor 20 Jahren wird Bayern München zum 14. Mal Deutscher Meister. Mit einem 4:2-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart machen die Bayern am 33. Spieltag alles klar. Mit Giovanni Trapattoni hat die Bundesliga erstmals einen italienischen Meistertrainer. Steigbügelhalterdienste leistet der 1. FC Köln, der im Derby gegen Bayer Leverkusen zu großer Form aufläuft und 4:0 gewinnt. Damit bleibt Bayer wieder mal nur der zweite Platz. Bayern-Manager Uli Hoeneß weiß warum Leverkusen wieder eingebrochen ist: "Christoph Daum setzte seine Mannschaft zu sehr unter Druck. Wenn er sehr erfahren wäre, hätte er gewusst dass seine Mannschaft zu jung ist, um diesen Druck auszuhalten." Eine Freundschaft fürs Leben… Toni Polster schießt drei Tore und rückt dem Ersten in der Torschützenliste, Leverkusens Ulf Kirsten, ganz nah auf die Pelle. Trauer, aber kein Entsetzen mehr, herrscht auch bei einem anderen Rhein-Klub. Fortuna Düsseldorfs Abstieg ist nach dem 0:1 bei Werder Bremen Fakt. Auch ein Sieg hätte nichts genutzt, da der HSV im Spiel 1 nach der Entlassung von Felix Magath unter Interimscoach Ralf Schehr Borussia Dortmund 2:1. Harald Spörl versichert: "Wir haben wieder Spaß!" Besonders gilt das für Nobody Dirk Weetendorf, den Schehr aus den Amateuren hochzieht und der prompt beide Tore erzielt.

Aufsteiger VfL Bochum stürmt gegen Absteiger St. Pauli direkt in den Uefa-Cup, mit einem furiosen 6:0! Trainer Klaus Toppmöller vergießt Tränen und verdient "alles unfassbar". Sein Dank geht auch nach Karlsruhe, da der KSC die Münchner Löwen 3:0 schlägt. Der Europatraum von 1860 platzt früh, schon nach sechs Minuten steht es 2:0. Das 1:0 erzielt einer, den sie ein Jahr danach verpflichten werden: Weltmeister Thomas Häßler. Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 zeigt deutliche Spuren der Feierlichkeiten und verliert sein letztes Heimspiel der Saison gegen Absteiger SC Freiburg 0:2 – und das vor 46.850 Zuschauern.

25. Mai

Vor 70 Jahren kassiert der 1. FC Nürnberg in der Oberliga Süd seine erste Rückrunden-Niederlage in der Oberliga Süd. Das 0:3 bei den Stuttgarter Kickers hat aber kaum Auswirkungen, da auch Verfolger 1860 München verliert (3:4 in Aschaffenburg). Die Löwen verlieren auch ihren Torwart Hans-Hellmuth Sembretzki, der sich eine Tätlichkeit leistet. An einem Tag ohne Auswärtssiege kommt mancher Gast unter die Räder. Ulm 46 rutscht nach dem 0:5 bei Waldhof Mannheim in den ohnehin schon dichten Abstiegskampf, in den noch neun Teams verwickelt sind. Die Ulmer verlassen das Feld nur noch zu neunt, eine Verletzung und ein Platzverweis dezimieren auch ihre Reihen. Schlusslicht Phönix Karlsruhe verliert bei Eintracht Frankfurt mit 1:6 und der VfB Stuttgart 0:3 bei Schwaben Augsburg. Nur ein Spiel bleibt torlos: Bayern München und Schweinfurt halten so ihre Plätze im Mittelfeld. Der FSV Frankfurt spielt binnen fünf Tagen zum zweiten Mal 1:1, nun in Offenbach, und hat bereits 13 Unentschieden auf dem Konto – die meisten in Deutschlands einziger Oberliga 1946/47.

Vor 60 Jahren erreicht Kickers Offenbach als achter und letzter Klub die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Entscheidungsspiel zwischen dem Süd- und dem Nord-Zweiten in Düsseldorf verspielt Holstein Kiel eine 2:0-Führung, die ein Doppelschlag von Alfred Bornemann (40., 41.) erbracht hat. Ein Elfmeter von Helmut Preisendörfer und ein Eigentor von Schmuck erzwingen eine Verlängerung, in deren vorletzter Minute Gerhard Kaufhold das 3:2 per Freistoß erzielt. Kickers-Trainer Paul Oßwald: "Natürlich war Glück dabei…".

Im DFB-Pokal steht die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Alemannia Aachen (1:0) kurz vor dem Abbruch. Drei Alemannen-Spieler fliegen bis zur 78. Minute vom Platz, da signalisiert Kapitän Michel Pfeiffer: runter vom Platz. Mitspieler Herbert Metzen verhindert den Eklat und ruft zur Besonnenheit auf.

Vor 40 Jahren steht Borussia Mönchengladbach in Rom erstmals im Finale um den Europapokal der Landesmeister. Sie unterliegt dem favorisierten englischen Meister verdient mit 1:3, vor allem weil die Elf nach dem Geschmack ihres Trainers Udo Lattek "in der ersten Halbzeit viel zu ängstlich gespielt" habe. Die Briten führen zur Pause 1:0, doch nach Allan Simonsens Ausgleich (51.) wird es endlich ein spannendes Finale. Treffer von Smith (65.) und Neal (83., Elfmeter) sorgen für die Entscheidung für Liverpool, dessen Star Kevin Keegan den Elfmeter herausholt. Berti Vogts hat ihn angeblich gefoult, dabei nach eigener Ansicht aber "nur den Ball gespielt." Als Ausrede führt der große Sportsmann das nicht an: "So, wie wir gespielt haben, haben wir es nicht verdient, den Europacup nach Hause zu holen." Dort empfangen den Deutschen Meister trotzdem 120.000 Fans!

###more###

26. Mai

Vor 70 Jahren wird der VfR Köln erster Nachkriegs-Meister im Rheinbezirk. Vor 22.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion schlagen die Lokalmatadoren Alemannia Aachen mit 3:1. Alemannia geht in Führung, doch der VfR dreht die Partie durch Tore von Hein Becker, Franz Veronetzki und Ernst Piller. "Das Geheimnis des Erfolges des VfR ist die bedingungslose Unterordnung der gesamten Mannschaft unter ihren Trainer, dem sie vom Beginn des Weges an vertraut hat", schreibt die Fussball-Post. Der Trainer heißt Willi Wermers.

Vor 40 Jahren steht Franz Beckenbauer erstmals im Dienst von Cosmos New York auf dem Trainingsplatz. Die Ankunft des Kaisers in New York löst einen riesigen Medienrummel aus.

Vor zehn Jahren wird der 1. FC Nürnberg erstmals seit 1962 wieder DFB-Pokalsieger. Es ist die längste Zeitspanne zwischen zwei Pokalsiegen eines deutschen Vereins. In einem der besten Finals, das das Berliner Olympia-Stadion je gesehen hat, schlagen die Franken den frisch gekürten Meister VfB Stuttgart in der Verlängerung mit 3:2. Der VfB geht zwar durch Cacau, ein Ex-Nürnberger, in Führung (20.), schluckt aber schnell den Ausgleich durch Marek Mintal (27.). Dann fliegt Cacau nach einer Tätlichkeit vom Platz (31.), er schlägt Andreas Wolf die Faust auf die Brust. Cacau entschuldigt sich bei der Mannschaft für seine Tat: "Es tut mir leid, dass ich unsere Mannschaft geschwächt habe." Als Marco Engelhardt das 1:2 köpft (47.), glauben viele an die Vorentscheidung, aber zehn Stuttgarter halten die Partie offen und als der künftige Stuttgarter im Club-Tor, Raphael Schäfer, einen Foulelfmeter gegen Mario Gomez verursacht, gleicht Pavel Pardo aus (80.). Verlängerung! In der schlägt die Stunde des unauffälligen Jan Kristiansen, der in der 109. Minute aus 25 Metern abzieht und die Club-Fans in den siebten Himmel schießt. Trainer Hans Meyer, der gefeierte Mann in Nürnberg, wundert sich: Tore schießt der doch sonst nur in Dänemark." Es ist der Schlussakt eines großartigen Finales. Den Sieger erwarten am nächsten Tag 200.000 Fans.

Das Finale der Frauen gewinnt der 1. FFC Frankfurt gegen den FCR Duisburg (4:1 im Elfmeterschießen). Frankfurts Torfrau Ursula Holl, eigentlich nur die Nummer 2 beim, hält zwei Elfmeter, ihre Mitspielerinnen verwandeln alle. Es ist der sechste Pokalsieg des FFC.

27. Mai

Vor 50 Jahren fallen am vorletzten Spieltag alle Entscheidungen. Eintracht Braunschweig wird durch ein 0:0 bei Rot-Weiß Essen erstmals Deutscher Meister und reißt dadurch zugleich RWE in den Abgrund. Mit den Essenern muss auch Fortuna Düsseldorf direkt wieder runter in die Regionalliga, der 3:1-Heimsieg gegen Kaiserslautern hilft ihr nicht mehr. Denn der Karlsruher SC schlägt den MSV Duisburg mit 3:0 (zwei Tore Christian Müller) und ist nicht mehr einzuholen. Das gilt für Braunschweig in der Meisterfrage nur noch höchst theoretisch. Da sich Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund gegenseitig die Punkte wegnehmen (3:3), ist der BVB ebenso wie Titelverteidiger 1860 München (trotz eines 4:2 in Bremen) ganz aus dem Rennen und die Frankfurter brauchen wegen des um 0,45 schlechteren Torquotienten schon ein zweistelliges Schützenfest, um die Niedersachsen, die zudem verlieren müssten, einzuholen. Daran glaubt keiner mehr. "Sie sind am Ziel", titelt das Sport Magazin und zeigt Jubelbilder aus der Braunschweiger Kabine. Auf Raststätten und bei der Heimkehr vor dem Klubheim steigen die ersten Feiern. Der Erfolg ist bis heute eine der größten Bundesliga-Sensationen, niemand hat die Gelb-Blauen vor der Saison auf dem Zettel gehabt. "Wir haben neue Maßstäbe gesetzt", frohlockt Trainer Helmut Johannsen, was insbesondere für die Defensive gilt. 26 Gegentore nach 33 Spielen sprechen Bände. Es wird aber auch kein Meister mehr so wenig Tore schießen wie die Eintracht (49). Im Kampf um die Torjäger-Kanone macht Dortmunds Lothar Emmerich Boden auf Gerd Müller gut. Der erstmals nach seinem Armbruch wieder spielende "Bomber" geht beim 3:1 der Bayern gegen den auf Platz 16 abgestürzten HSV leer aus, die Manschette behindert ihn sichtlich. Müller bleibt bei 28 Toren, "Emma" stockt von um zwei auf 26 auf. Borussia Mönchengladbach verliert das für beide bedeutungslose Heimspiel gegen den VfB Stuttgart 1:2. Einig sind sich beide Trainer, Hennes Weisweiler und Albert Sing, darüber: "Der Ball war Mist!" Reihenweise stolpern Spieler über das neue Modell mit Gummi-Überzug, dafür hat man 1967 noch kein (Ball-) Gefühl.

Vor 40 Jahren erleidet die Jugendauswahl des DFB beim Uefa-Jugendturnier in Brüssel eine historische Schlappe. Im Spiel des ältesten Jahrgangs setzt es im Spiel um Platz drei eine 2:7-Niederlage gegen die UdSSR, es ist die höchste seit 14 Jahren und 152 Spielen. Sündenbock im Team von Trainer Herbert Widmayer ist der Hamburger Walter Junghans, der schon zwei Jahre später Sepp Maier bei Bayern München ablösen wird. Ein Grund für das Debakel ist der enge Terminplan. Kicker-Fazit: "5 Spiele in 10 Tagen waren zu viel!" Mit wenigen Ausnahmen werden alle Mitwirkende zwar Bundesliga-Profis (z. Bsp. Holger Willmer, Wolfgang Patzke und Werner Dreßel), aber keiner Nationalspieler.

Vor 30 Jahren erlebt Bayern München einen bitteren Tag. In Wien verliert die Elf von Udo Lattek das Landesmeister-Finale gegen den FC Porto mit 1:2. Nach Ludwig Kögls Kopfballtor (25.) führen sie zwar bis zur 78. Minute, doch dann werden sie von einem Doppelschlag hart getroffen. Der Algerier Rabah Madjer gleicht per Hacke aus (78.) und Joker Juary trifft zwei Minuten später zum 1:2. Der Kicker schreibt: "Der verschenkte Triumph." Aber unverdient ist es nicht, Porto gewinnt auch nach Torschüssen 16:6. Bei den geschockten Bayern herrscht Ratlosigkeit vor. Andreas Brehme sagt: "Keiner weiß, was los war auf dem Rasen. Auf alle Fälle lag's irgendwie an da oben." Er meint nicht den Herrgott, sondern die eigene Psyche, wie sein Zeigefinger verdeutlicht, der an die Schläfe tippt. Dieter Hoeneß muss ein Radiointerview abbrechen, er bekommt nichts mehr heraus. Torwart Jean-Marie Pfaff unkt: "Diese Chance kriegen wir nie wieder."

Günter Netzer schreibt in seiner Kicker-Kolumne, was nach Niederlagen öfters zu lesen ist: "Den Bayern haben einfach ganze Kerle gefehlt." Trainer Udo Lattek erklärt auf der Pressekonferenz seinen Rücktritt zum Saisonende: "Ich will nicht mehr verantwortlich sein dafür, wenn Spieler nicht das bringen, was sie können."

Vor 20 Jahren gibt Hansa Rostocks Trainer Frank Pagelsdorf seinen Abschied bekannt. Er wechselt zum Hamburger SV.

28. Mai

Vor 40 Jahren wird erstmals in der Geschichte des DFB ein Pokal-Finale wiederholt. Der 1. FC Köln und Hertha BSC können am Pfingstsamstag in Hannover auch in 120 Minuten (1:1) keinen Sieger ermitteln. Beide Tore fallen durch Kopfbälle. Dieter Müller bringt die Kölner in Führung (44.), der 35jährige Lorenz Horr erzielt den verdienten Ausgleich (65.). "Ein Gerechtigkeitsfanatiker von Regisseur schien das Drehbuch für das 34.Finale geschrieben zu haben. Er verteilte beides gleichermaßen: Tore, Chancen, Tragik, Glück und Pech, Höhepunkte." Das Ergebnis und die Wiederholung zwei Tage später bringt allerlei Schwierigkeiten mit sich. Viele Zuschauer müssen wieder abreisen, die Tickets gelten nicht mehr. Immerhin hat der DFB erstmals die Karten für die Wiederholung nicht vergebens drucken lassen. "Das kostet uns jedesmal 10.000 Mark", sagt Sprecher Klaus Koltzenburg. Das offizielle Bankett findet zwar am Samstag statt, doch die Hertha bleibt zwecks Vorbereitung fern. Weshalb die geplanten Reden ausfallen, ebenso die Ehrung für Schiedsrichter Walter Eschweiler ("Goldene Pfeife" für den Jahresbesten 1977). Spielausschuss Walter Baresel sagt, was viele denken: "Es wäre vielleicht doch besser, nach der Verlängerung sofort eine Entscheidung durch Elfmeterschießen herbeizuführen!"

In der DDR wird Dynamo Dresden eine Woche nach dem Gewinn der Meisterschaft auch Pokalsieger. Im Finale gegen VfB Leipzig, der schon 2:1 führt, dreht Dynamo in den letzten sechs Minuten die Partie. Das Siegtor vor 50.000 im Berliner Stadion der Weltjugend erzielt ein Mann mit dem passenden Namen Rainer Sachse.

Vor 25 Jahren schlägt die Frauen-Nationalmannschaft Jugoslawien mit 3:0. Das EM-Qualifikationsspiel findet wegen der Bürgerkriegswirren auf dem Balkan in Bulgariens Hauptstadt Sofia statt. Britta Unsleber (15.), Sandra Hengst (53.) und Heidi Mohr (73.) treffen.

Vor 20 Jahren gewinnt Borussia Dortmund in München die Champions League. Der BVB schlägt den italienischen Meister Juventus Turin mit 3:1. Weltmeister Karl-Heinz Riedle erzielt vor der Pause die ersten beiden Tore (29., 34.), dann macht es Alessandro del Piero (64.) noch mal spannend. Ottmar Hitzfeld wechselt in der 70. Minute den 20-jährigen Lars Ricken ein, der an diesem Tag zum Inbegriff des stechenden Jokers wird. Nach einem Pass von Andy Möller trifft er mit seinem ersten Ballkontakt aus fast 30 Metern und überrascht den zu weit vor seinem Tor stehenden Angelo Peruzzi. Er ist da gerade mal 25 Sekunden im Spiel.
Das Kunststück sei kein Zufall gewesen, erzählt der junge Tor-Held: "Ich habe schon auf der Bank beobachtet, dass Peruzzi immer zu weit vor seinem Kasten stand. Aber ich konnte ja nichts machen. Endlich durfte ich rein. Dass ich dann tatsächlich so ein Tor mache, davon konnte ich einfach nicht träumen."

###more###