DFB-Pokal

Energie-Pokalheld Cigerci: "Bayern oder Leverkusen wäre cool"

18.08.2025
Cigerci: "Der Reiz liegt darin, sich mit den besten Fußballern in Deutschland zu messen" Foto: imago

Mit einem sehenswerten Schuss aus spitzem Winkel unter die Latte machte Tolcay Cigerci den 1:0-Heimsieg des Drittligisten FC Energie Cottbus in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den Favoriten Hannover 96 aus der 2. Bundesliga perfekt. Im DFB.de-Interview spricht der 30 Jahre alte Offensivspieler mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Pokalcoup, Ersatztorwart Alexander Sebald und die Saisonziele.

DFB.de: Wie viele Nachrichten mussten Sie nach dem Pokalcoup gegen Hannover 96 beantworten, Herr Cigerci?

Tolcay Cigerci: Es ging. Es waren sicherlich eine oder zwei mehr als sonst nach unseren Spielen. Es hielt sich aber insgesamt in Grenzen. (lacht)

DFB.de: Was war entscheidend, um den in der Liga sehr gut gestarteten Zweitligisten aus dem Wettbewerb zu kegeln?

Cigerci: Wir sind vor allem über den Kampf ins Spiel gekommen, haben viele Zweikämpfe gewonnen. Das hat den Gegner beeindruckt. Wir haben an diesem Tag vielleicht nicht unseren besten Fußball gespielt. Am Ende zählt aber nur der Sieg.

DFB.de: Mit der Verletzung von Stammtorhüter Elias Bethke unmittelbar vor dem Anpfiff hatte der Tag alles andere als gut begonnen. Wie hat das Team das weggesteckt?

Cigerci: Wir haben das beim Aufwärmen kurz mitbekommen. Das war natürlich schade für Elias. Dennoch habe ich mir keine großen Sorgen gemacht, weil ich weiß, dass auch Alexander Sebald ein sehr guter Torhüter ist und gerade in solchen Situationen über sich hinauswachsen kann. Er hat dann ja auch gezeigt, was er drauf hat.

DFB.de: Was haben Sie ihm vor seiner Strafstoßparade gegen Boris Tomiak zugeflüstert?

Cigerci: (grinst) Ich habe ihn nur daran erinnert, dass wir noch am Vortag über das Thema gesprochen und auch noch einige Elfmeter geschossen hatten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Alex es wirklich sehr gut macht.

DFB.de: Ihr Siegtreffer fiel aus sehr spitzem Winkel. War es genau so gewollt?

Cigerci: Es wäre gelogen, wenn ich jetzt behaupten würde, ich hätte es genau so geplant. Es war vielmehr so, dass ich den Ball einfach aufs Tor bringen wollte. Dass er dann so reingegangen ist, war natürlich sensationell, zumal ich meinen schwächeren rechten Fuß nehmen musste. Ich habe das Risiko genommen, und am Ende hat alles gepasst.

DFB.de: Welche Rolle hat die Kulisse gespielt?

Cigerci: Die Fans hatten selbstverständlich einen großen Anteil an unserem Erfolg. Das Stadion war fast ausverkauft, das Publikum hat uns krass unterstützt und jede einzelne Aktion gefeiert. Das macht etwas mit dem Team und auch mit dem Gegner. Ich muss aber auch sagen, dass der Rückhalt der Fans in der Liga genauso groß ist.

DFB.de: War der Einzug in die zweite Runde ein Grund, groß mit dem Team zu feiern?

Cigerci: Auf jeden Fall. Wenn man als unterklassige Mannschaft im DFB-Pokal ein Alles-oder-Nichts-Spiel gewinnt, dann ist es etwas Besonderes. Unser Trainer Claus-Dieter Wollitz hat uns zur Erholung auch zwei freie Tage spendiert.

DFB.de: Was macht für Sie grundsätzlich den Reiz des DFB-Pokals aus?

Cigerci: Für einen Spieler aus der 3. Liga liegt der besondere Reiz darin, sich in diesem Wettbewerb mit den besten Fußballern in Deutschland messen zu können. Sollten wir für die zweite Runde einen krassen Erstligisten zugelost bekommen, wäre das für uns alle definitiv ein Höhepunkt in unserer Karriere.

DFB.de: Welcher Verein ist denn Ihr Wunschgegner für die zweite Runde, die am 31. August von Rekordschiedsrichter Felix Brych ausgelost wird?

Cigerci: Ein bestimmtes Wunschlos habe ich nicht. Es wäre aber schon sehr cool, gegen ein absolutes Topteam der Bundesliga wie den FC Bayern München oder Bayer 04 Leverkusen antreten zu dürfen.

DFB.de: In den zurückliegenden Spielzeiten sorgten vor allem Arminia Bielefeld und zuvor der 1. FC Saarbrücken als Drittligisten im DFB-Pokal für Furore. Kann das Energie Cottbus auch schaffen?

Cigerci: Das ist schwer zu beantworten. Wir sollten erst einmal abwarten, wen wir als nächsten Gegner bekommen. Grundsätzlich ist im Fußball alles möglich, das haben die genannten Beispiele gezeigt. Um als Drittligist einen Bundesligisten auszuschalten, gehört aber auch immer Glück dazu.

DFB.de: Auch in der Liga ist der FC Energie gut gestartet. Wie bewerten Sie den Auftakt mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien?

Cigerci: Aus unserer Sicht war es ärgerlich, dass wir im ersten Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken in der Schlussphase noch einen 3:1-Vorsprung aus der Hand gegeben haben. Drei Tore gegen einen so starken Gegner zu erzielen, war aber auch positiv. Beim 2:0 in Schweinfurt haben wir dann nicht so gut gespielt, aber die Punkte mitgenommen. Unter dem Strich können wir damit gut leben und wollen daran anknüpfen.

DFB.de: Schon in der vergangenen Saison hatte Cottbus als Aufsteiger bis zum Schluss um die Aufstiegsplätze mitgespielt. Wie schwierig war es, diese Enttäuschung wegzustecken?

Cigerci: Es hat schon etwas mit der Mannschaft und den einzelnen Spielern gemacht. Irgendwann war im Laufe der Rückrunde die Leichtigkeit weg, einige Prozente haben dann gefehlt. Vielleicht hat sich der eine oder andere selbst zu viel Druck gemacht, so dass wir die Basics nicht mehr hinbekommen haben. Das tat weh, ist aber längst abgehakt.

DFB.de: Ist die Rückkehr in die 2. Bundesliga jetzt das klar formulierte Ziel?

Cigerci: Nein, Quatsch. Unser klares Ziel ist auch in dieser Saison der Klassenverbleib. Erst wenn wir den erreicht haben, können wir uns über andere Dinge Gedanken machen.

DFB.de: Während der Sommerpause gab es Meldungen, Sie könnten den Verein verlassen. Wie sind Sie damit umgegangen?

Cigerci: Es gehört zum Fußballgeschäft dazu, dass über mögliche Transfers gesprochen wird. Ein Verein, der mich verpflichten wollte, konnte sich mit Energie nicht einigen. Damit war die Sache erledigt und für mich auch kein Problem. Jeder, der mich kennt, weiß genau, dass ich immer 120 Prozent für meinen Verein gebe und alles investiere. Ich denke, das habe ich auch oft genug bewiesen. Ich bin mit vollem Herzen für Cottbus am Ball.

DFB.de: Wie lautet Ihr persönliches Ziel für diese Saison?

Cigerci: Wie schon gesagt: Ich möchte mein Bestes geben und mein Maximum abliefern. Dazu bin ich inzwischen in einem Alter, in dem ich auch viel Verantwortung für die Mannschaft übernehmen und ein Vorbild für die jüngeren Spieler sein will.

Kategorien: DFB-Pokal

Autor: mspw