DFB-Pokal
Heute vor 90 Jahren: Nürnberg gewinnt das erste Pokalfinale

Der DFB-Pokal hat eine lange Geschichte und ist fest etabliert im deutschen Fußball. Es gab im deutschen Pokal Höhen und Tiefen, aber gleich das erste Finale heute vor 90 Jahren bestätigte die Erfinder darin, dass sie eine ziemlich gute Idee gehabt hatten. Anno 1935, als der 1. FC Nürnberg in Düsseldorf auf den FC Schalke 04 traf und nach einem 2:0 als erster Pokalsieger in die Geschichte einging, war vieles war anders, eines aber nicht: die Begeisterung. DFB.de blickt zurück.
Als das Spiel angepfiffen wurde, standen noch Tausende im Schneesturm vor dem Stadion. Sie wussten, dass es keine Karten mehr gab und sie von diesem Spiel rein gar nichts sehen würden. Aber sie blieben doch, um wenigstens zu erahnen, was sich da auf dem Feld ereignen würde - und um im für den jeweils günstigsten Falle gleich an Ort und Stelle mitfeiern zu können. Es war ja schließlich eine historische Stunde für Deutschlands Fußball: Am 8. Dezember 1935 wurde im Düsseldorfer Rheinstadion im Duell der damals besten deutschen Mannschaften zwischen dem 1. FC Nürnberg und Meister Schalke 04 zum ersten Mal überhaupt um den Pokal gespielt. Der übrigens noch anders aussah und hieß.
Es ging um den "Tschammer-Pokal"
Man spielte offiziell um die DFB-Vereinspokalmeisterschaft, und das Objekt der Begierde ähnelte einer antiken Blumenvase. Der neue Wettbewerb wurde im Volksmund bis zur letzten Ausspielung in der NS-Zeit 1943 "Tschammer-Pokal" genannt - nach seinem Erfinder, dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Die Arbeit überließ er Bundessportwart Dr. Josef Glaser aus Freiburg, der vor dem ersten Weltkrieg zu fünf Länderspielen gekommen war. Glaser oblag die Ansetzung der Partien, denn gelost wurde bei der Uraufführung des DFB-Pokals noch nicht. Mit Rücksicht auf die leeren Kassen der Klubs und Lebensbedingungen der Menschen in schwieriger Zeit wurden den Vereinen nur zumutbare Reisen verschafft.
Nach den regionalen Vorqualifikationen startete die allererste Hauptrunde am 1. September 1935, und schon nach vier Monaten war Schluss, immerhin gekrönt mit einem Wunschfinale. Die Fußball Woche schrieb: "So kam das denkbar volkstümlichste Finale zustande." Wenn Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg in jenen Jahren aufeinandertrafen, hätte es auch um die Goldene Ananas gehen können - das Stadion wäre trotzdem auf alle Fälle voll gewesen.
So wie an jenem kalten 8. Dezember 1935, einem Sonntag. Das Finale hätte eigentlich am 1. Dezember stattfinden sollen, doch dann hatten sich Terminschwierigkeiten ergeben. So spielte man eben noch ein wenig tiefer im deutschen Winter, und der erste Pokalsieger wurde im Schneeregen gekürt. "Der scharfe Wind machte den Aufenthalt auf den Stehrängen und den Geländesitzen nicht gerade angenehm", las man in der Niederrheinischen Volkszeitung.
Meister Schalke favorisiert
Das Finale 1935 stand übrigens im Zeichen der Revanche. Im legendären Endspiel um die Meisterschaft 1934 hatte Schalke dem Club den Sieg noch in den drei letzten Minuten entrissen, Fritz Szepan und Ernst Kuzorra legten beim 2:1 den Grundstein für ihren Ruhm mit Toren in der 88. und 89. Minute. Im Sommer 1935 hatte Schalke seinen Meistertitel verteidigt, und so stellte sich die Favoritenfrage nicht. Als die Nürnberger am Morgen des Finales in ihrem Quartier die Sonntagszeitungen lasen, sprangen ihnen ausnahmslos negative Prognosen entgegen. Die Expertenschar setzte auf Schalke, das in Düsseldorf zudem ein Heimspiel zu haben schien.
Das Häuflein Nürnberger Anhänger kam sich etwas verloren vor im Rheinstadion, das die Interessenten nicht alle fassen konnte. 1000 Karten wurden noch eiligst nachgedruckt, und der Anpfiff verzögerte sich um zehn Minuten, bis endlich jeder seinen Platz eingenommen hatte. Die offiziell 56.000 Fans sahen zunächst ein schwaches Spiel. Die Akteure litten unter dem heftigen Schneesturm, der sich erst nach einer halben Stunde legte, und dem glatten Boden. Es war so ungemütlich, dass sogar der harte Schalker Otto Tibulski Socken trug, obwohl er bekannt dafür war, barfuß in die Schuhe zu schlüpfen. Trotzdem kam der Schalker Kreisel nicht in Schwung, Nürnbergs Abel Uebelein klaute Ernst Kuzorra viele Bälle. Nach 45 Minuten stand es 0:0.
"Der Muckl hat ihn reingemacht"
Kaum pfiff der Berliner Schiedsrichter Alfred Birlem wieder an - die Halbzeitpause wurde verkürzt, da man die einbrechende Dunkelheit fürchtete -, nahm die Überraschung ihren Lauf: In der 46. Minute glückte Nürnberg das 1:0, über den Torschützen wurde noch lange gestritten. Max Eiberger berührte einen Schuss von Georg Friedel, der nach dem Spiel auflöste: "Der Muckl hat ihn reingemacht, ich hab' nur mitgeholfen." So führte der Club Max Eiberger in seiner Chronik als Torschütze, in anderen Quellen wie dem kicker aber ist Georg Friedel der erste Torschütze eines deutschen Pokalendspiels. Es war eben die Zeit, als der Fußball noch ein paar Geheimnisse hatte.
Friedel ging ohnehin nicht leer aus an diesem Tag, denn als Schalke-Keeper Mellange in der 85. Minute einen Gußner-Schuss aus 30 Metern prallen ließ, schlug Friedel zu. Zitat aus der Club-Chronik "Der Club – 100 Jahre Fußball": "Friedel, der Schalke-Schreck, ist zur Stelle. Aus vier Metern knallt er das Leder ins Netz. 2:0; der Club ist der erste Deutsche Pokalsieger."
Auch weil die wütenden Schalker in den restlichen Minuten noch drei Großchancen vergaben und an FCN-Torwart Georg Köhl, den sie den "Hauptmann" nannten, scheiterten. Er spielte mit einer Schiebermütze, im Schneegestöber leistete sie ihm gute Dienste. Dann war Schluss, und Kuzorra gratulierte den Siegern als Erster, ehe von Tschammer aufs Feld eilte und den Club-Spielern den Pokal übergab.
"Schalke ade, scheiden tut weh"
Ohne triumphale Musik aus Lautsprechern, ohne Konfettiregen und Weißbierduschen - und doch war die Freude nicht geringer, als wenn in heutiger Zeit in Berlin der DFB-Pokalsieger gekürt wird. Club-Trainer Richard Michalke suchte noch vor der Siegesfeier die nächste Post auf und telegraphierte seinem fünf Monate zuvor abgelösten Vorgänger Alfred Schaffer: "Lieber Alfred, das war dein Sieg!"
Die Nacht wurde lang auf dem Bankett der Sieger, und als der Morgen graute und die ersten Sonderzüge gen Nürnberg starten wollten, ereignete sich eine rührende Szene. Wir lesen in der Club-Chronik über die siegreiche Mannschaft: "Sie brechen mitten in der Siegesfeier im Hotel auf und fahren zum Bahnhof. Dort singen sie zusammen mit ihren Anhängern zwanzig Minuten lang Lieder wie 'Schalke ade, scheiden tut weh' oder 'Von deinem Kreiselspiel / sahen wir gar nicht viel / drum sind jetzt Sieger wir / nicht Schalke null-vier.' Es wird gesungen und getanzt, die Stimmung ist ausgelassen." Pokalsiege stimmen eben euphorisch, damals wie heute.
Die Aufstellungen
Nürnberg: Köhl – Billmann, Munkert – Uebelein I, Carolin, Oehm – Gußner, Eiberger, Friedel, Schmitt, Spieß.
Schalke: Mellange – Bornemann, Schweißfurth – Gellesch, Tibulski, Nattkämper – Kalwitzki, Szepan, Pörtgen, Kuzorra, Urban.
Kategorien: DFB-Pokal
Autor: um

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