DFB-Pokal
Energie-Kapitän Borgmann: "Davor wird auch Leipzig Respekt haben"
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Als einziger Drittligist steht Spitzenreiter FC Energie Cottbus in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Heute Abend (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) empfängt das Team um Kapitän Axel Borgmann (31) den Bundesligisten RB Leipzig. Im DFB.de-Interview spricht der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Zutaten für eine mögliche Pokalsensation und seine Rolle im Team.
DFB.de: Was ist Ihnen zuerst durch den Kopf gegangen, als RB Leipzig als Gegner für die zweite Runde im DFB-Pokal feststand, Herr Borgmann?
Axel Borgmann: Mein erster Gedanke war: Das ist ein sehr schwieriges Los für uns. Auf der anderen Seite sorgt es aber auch für ein attraktives Duell und es garantiert uns ein ausverkauftes Haus bei einem Abendspiel unter Flutlicht.
DFB.de: Tolcay Cigerci, der im Erstrundenspiel gegen Hannover 96 den 1:0-Siegtreffer erzielt hatte, wünschte sich im DFB.de-Interview ein Topteam aus der Bundesliga als nächsten Gegner. Sie auch?
Borgmann: Es ist für uns als Drittligist und damit als Underdog natürlich ein großer Anreiz, uns mit den Besten messen zu können. Gegen RB werden einige Weltklassespieler auf dem Platz stehen. Persönlich hätte ich mich auch über einen vermeintlich "machbareren" Gegner gefreut. Aber wir nehmen es, wie es kommt, und werden auch gegen Leipzig unsere Chance suchen.
DFB.de: Wie groß ist die Vorfreude beim Team und bei Ihnen persönlich?
Borgmann: Bis zum Wochenende lag mein kompletter Fokus noch auf unserer Aufgabe in der Liga gegen den TSV Havelse. Es war wichtig, die Partie für uns zu entscheiden. Erst seit dem Abpfiff ist das Pokalduell mit RB Leipzig in meinem Kopf präsenter. Jetzt aber steigt die Vorfreude von Minute zu Minute. Auf uns alle wartet ein besonderes Spiel.
DFB.de: RB Leipzig hat nach dem bitteren 0:6 im Eröffnungsspiel beim FC Bayern München gut in die Saison gefunden, belegt aktuell Platz zwei. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Borgmann: Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass RB auf jeder Position besser besetzt ist als wir. Mir war auch klar, dass dieses 0:6 kein Maßstab für die komplette Saison war. Das würde jetzt vermutlich nicht noch einmal so laufen. Wir treffen auf einen sehr starken Gegner, aber auch wir können zu Hause eine gewisse Wucht entwickeln. Daher sehe ich uns nicht komplett chancenlos.
DFB.de: Hannover 96 war zum Zeitpunkt des Pokalduells ebenfalls ausgezeichnet in die neue Saison gestartet. Was war entscheidend, um den höherklassigen Gegner aus dem Wettbewerb zu kegeln?
Borgmann: Wir haben unsere Grundtugenden wie Einsatzbereitschaft und Leidenschaft auf den Platz gebracht, dadurch auch unsere Fans richtig angezündet. Hinzu kam dann auch ein wenig Spielglück, das wir uns aber durch unsere Leistung auch verdient hatten.
DFB.de: Könnte das Hannover-Spiel ein Vorbild für das Duell mit RB Leipzig sein oder erwarten Sie eine ganz andere Partie?
Borgmann: Es könnte schon ein Vorbild sein, denn auch Hannover 96 wählt unter Trainer Christian Titz einen sehr guten spielerischen Ansatz. Auch gegen RB müssen wir uns darauf einstellen, dass der Gegner viel Ballbesitz haben wird und dass wir entsprechend leiden müssen.
DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen auf eine weitere Überraschung?
Borgmann: Wenn wir einen guten Tag haben und an unser Limit kommen, dann ist etwas möglich. Dazu dürfte RB vielleicht keinen so guten Tag erwischen. Vielleicht können wir unsere Stärke bei Standards ausspielen.
DFB.de: Welche Rolle wird die Kulisse spielen?
Borgmann: Die Fans sind ein extremes Faustpfand für uns, werden wie eine Wand hinter uns stehen. Davor wird auch Leipzig Respekt haben. Es liegt an uns auf dem Platz, eine solche Atmosphäre auf den Rängen zu erzeugen, dass es für jeden Gegner schwierig wird.
DFB.de: Was macht für Sie grundsätzlich den Reiz des DFB-Pokals aus?
Borgmann: Es ist immer nur ein Spiel, in dem alles passieren kann. Wenn wir ehrlich sind, hätten wir beispielsweise bei einem Modus mit Hin- und Rückspiel kaum eine Chance, einen Gegner wie RB Leipzig ernsthaft zu gefährden. Bei einer einzigen Partie, noch dazu bei uns im Stadion, steigen dagegen die Chancen.
DFB.de: In den zurückliegenden Spielzeiten sorgten vor allem Arminia Bielefeld und zuvor der 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokal für Furore. Diesmal steht Energie Cottbus als einziger Drittligist in der zweiten Runde. Wie sehr überrascht Sie das?
Borgmann: Das hat mich schon gewundert, da die sportliche Qualität der 3. Liga sehr hoch ist. Außer uns ist von den unterklassigen Mannschaften ja nur noch der FV Illertissen aus der Regionalliga Bayern ebenfalls eine Runde weitergekommen. Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen es wesentlich mehr Überraschungen gab. Das zeigt aus meiner Sicht auch, wie ernst die Klubs aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga den Pokalwettbewerb nehmen. Auch RB Leipzig wird uns mit Sicherheit nicht auf die leichte Schulter nehmen.
DFB.de: In der Liga mischt der FC Energie erneut ganz oben mit, führt jetzt sogar die Tabelle an. Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf?
Borgmann: Sehr positiv. Es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass es bisher so gut läuft. Schließlich hatten wir im Sommer einen großen Umbruch im Kader. Dass wir erst zwei Spiele verloren haben, spricht für uns.
DFB.de: Welchen Anteil daran hat Claus-Dieter Wollitz, der als Trainer vor dieser Saison eigentlich schon aufhören wollte?
Borgmann: Gemeinsam mit seinem gesamten Trainerteam hat Pele zweifellos einen ganz entscheidenden Anteil an unserem Erfolg. Er hat es erneut geschafft, ein Team zu formen, das gute Abläufe hat und problemlos zwischen zwei verschiedenen Spielsystemen variieren kann. Bei der Integration der Zugänge und der Stimmung in der Kabine machen dazu auch wir älteren Spieler einen guten Job.
DFB.de: Schon in der abgelaufenen Spielzeit hatte Cottbus als Aufsteiger bis zum Schluss um die Aufstiegsplätze mitgespielt. War es nicht schwierig, diese Enttäuschung wegzustecken?
Borgmann: Doch, schon. Es war nach dieser Saison nicht einfach zu akzeptieren, dass es nicht ganz gereicht hat. Das hat mir schon zu schaffen gemacht. Auch wenn wir die Relegation sehr gerne gespielt hätten: Die rund vier Wochen Urlaub, die wir nach dem Saisonende hatten, waren sehr wichtig, um das abzuschütteln und sich neu zu fokussieren.
DFB.de: Ist die Rückkehr in die 2. Bundesliga jetzt das klar formulierte Ziel?
Borgmann: Auf keinen Fall. Zum einen hatten wir sehr viele Veränderungen im Kader, zum zweiten ist die zweite Saison nach einem Aufstieg ja meistens schwieriger. Von daher sind wir sehr happy darüber, wie es bisher gelaufen ist. Für uns geht es darum, so schnell wie möglich so viele Punkte zu sammeln, dass wir mit den unteren Tabellenregionen erst gar nicht mehr in Berührung kommen können. Wenn das geschafft ist, können wir uns vielleicht über andere Ziele unterhalten.
DFB.de: Welche Bedeutung hat das Abschneiden im DFB-Pokal im Vergleich zur Meisterschaft?
Borgmann: Die Liga ist unser Alltag. Da geht es für viele Menschen um Existenzen. Daher hat es Priorität, wie wir uns dort präsentieren. Allerdings sind wir alle auch ehrgeizig genug, um im DFB-Pokal ebenfalls erfolgreich sein zu wollen. Viele von uns stehen jetzt gerade zum ersten Mal in der zweiten Runde. Es wäre ein Traum, uns noch ein weiteres Highlight-Spiel zu erarbeiten. Arminia Bielefeld hat vorgemacht, dass es nicht unmöglich ist.
DFB.de: Sie stehen seit 2019 in Cottbus unter Vertrag, sind seit fünf Jahren Kapitän. Wie würden Sie Ihre Bindung zum Verein beschreiben?
Borgmann: Sehr speziell. Ich habe hier viele gute, aber auch schon weniger gute Zeiten miterlebt. Das verbindet. Es ist eine große Ehre für mich, Kapitän dieses Vereins zu sein, und macht mich auch sehr stolz.
DFB.de: Aktuell spielen Sie nicht mehr in der Abwehr, sondern im Mittelfeld. Wie gefällt Ihnen die neue Rolle?
Borgmann: Auch wenn ich viele Jahre Linksverteidiger gespielt habe, ist das nicht mehr ganz neu für mich. Ich kann mich sehr gut damit identifizieren, mehrere Positionen spielen und der Mannschaft helfen zu können - wo auch immer.
DFB.de: Wie lautet Ihre persönliche Zielsetzung für diese Saison?
Borgmann: Ich möchte konstant gute Leistungen bringen, meine Mitspieler unterstützen und mit dem Team natürlich so erfolgreich wie möglich sein. Wir wollen in der Liga eine ruhige und stabile Saison spielen. Langfristig halte ich es auch für möglich, mit Energie eines Tages die 2. Bundesliga anzustreben.
Kategorien: DFB-Pokal, 3. Liga
Autor: mspw

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