Deutschland holt den vierten Stern

Brasiliens Fußballverband feierte 2014 hundertjähriges Bestehen und wünschte sich zum Jubiläum die 20. WM-Endrunde. Die globale Fußballgemeinde respektierte den Wunsch des Rekordweltmeisters und stellte keinen Gegenkandidaten, so dass die über 900-seitige Bewerbung am 29. Oktober 2007 angenommen wurde. Fast sieben Jahre hatten die Brasilianer Zeit, zwölf turnierreife Stadien zur Verfügung zu stellen. Wie vor so vielen anderen Weltmeisterschaften zu beobachten, wurde es ein Wettlauf mit der Zeit. FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke forderte im März 2012 einen "Tritt in den Hintern" der Verantwortlichen. Immer wieder gab es Hindernisse, teils auch juristischer Art. Sicherheitsrisiken verzögerten die Baumaßnahmen, insgesamt starben fünf Arbeiter, darunter ein Kranführer in Sao Paulo, wo man schließlich statt eines neuen Stadions auf das schon bestehende zurückgriff und es modernisierte.

Für Spannungen sorgte auch die Zwangsumsiedlung Zehntausender von Einwohner in den WM-Spielorten, deren ärmliche Behausungen den Bauarbeiten weichen mussten. Ab 2013 kam es in Brasilien zu regelrechten Protestwellen, auch wegen der vermeintlich viel zu hohen Kosten, die dem armen Land entstünden, während öffentliche Einrichtungen in maroden Zuständen seien. Aber als am 6. Dezember 2013 im Badeort Costa de Sauipe die Auslosung stattfand, versicherte Staatspräsidenten Dilma Rousseff, die Welt werde "die Copa aller Copas" sehen.

Zur also besten WM aller Zeiten wollten 204 Mannschaften, nur jede sechste löste das Ticket und nur für eine – Bosnien-Herzegowina – war es eine Premiere. Ansonsten setzte sich das Establishment durch – alle bisherigen Weltmeister hatten es wieder geschafft. Zu den prominentesten WM-Verpassern zählten noch die Polen und die Schweden, die in der deutschen Gruppe Zweiter wurden und in den Play-offs an Portugal scheiterten.

Souveräne Qualifikation mit Schönheitsfleck

Die deutsche Mannschaft spielte eine souveräne Qualifikation und gewann neun von zehn Spielen. In Erinnerung wird jedoch nur das eine bleiben, das sie nicht gewann. Am 16. Oktober 2012, man schrieb Länderspiel Nummer 858, geschah Unglaubliches. In Berlin spielte die Löw-Elf die Schweden an die Wand und führte nach 62 Minuten mit 4:0, was noch zu allen Zeiten für einen Sieg gereicht hatte. Diesmal nicht. Binnen 28 Minuten holten die Schweden um ihren Weltstar Zlatan Ibrahimovic vier Tore auf, die Heimatpresse feierte "den größten Kracher der schwedischen Sportgeschichte".

Umgekehrt war es eine historische Blamage: Erstmals in der DFB-Historie wurde ein Vier-Tore-Vorsprung verspielt. Team-Manager Oliver Bierhoff: "Ich hoffe, das war eine Lektion!" Fernsehsender schickten am nächsten Tag Reporter in deutsche Fußgängerzonen, um im Volk Spuren der Erschütterung aufzulesen, aber die Nation nahm es gelassen: Es war der vielzitierte Schuss vor den Bug, um umso konzentrierter Fahrt aufzunehmen. Das Vertrauen in die Mannschaft war nach 32 WM-Qualifikationsspielen ohne Niederlage ungebrochen. Und wuchs - nicht zuletzt als im Mai 2013 im Wembleystadion mit Bayern München und Borussia Dortmund zwei Bundesligisten das Finale der Champions League bestritten. Das Gros dieser Teams bildete auch die Nationalmannschaft. Der deutsche Fußball war spürbar im Aufwind, Großes kündigte sich an.

Aber in der Saison 2013/14 gab es im Europapokal Rückschläge auf breiter Front, das Leistungsbild stimmte bei etlichen Stars nicht. Und so hielt Löw im März 2014 vor dem Test gegen Brasilien eine deutliche Ansprache, die allen die Sinne schärfen sollte: "Ich habe den Spielern gesagt: Die Uhr tickt. Nur wer sie hört, hat eine Chance dabei zu sein."

Als er seinen vorläufigen 30er Kader berief, waren einige Überraschungen dabei. "Lauter Odonkors", titelte die Süddeutsche Zeitung in Anspielung auf David Odonkor, der 2006 ohne ein Länderspiel auf den WM-Zug gesprungen war. Vom in Italien spielenden Shkodran Mustafi hatte selbst Kapitän Philipp Lahm noch nie etwas gehört. Teenager wie die Schalker Leon Goretzka und Max Meyer durften sich Hoffnungen machen, die des Dortmunders Erik Durm erfüllten sich sogar nach nur 19 Bundesligaspielen. Schließlich kam sogar Christoph Kramer mit, der nicht mal im vorläufigen Aufgebot stand, dem Trainerstab aber wegen seines Laufpensums – dem höchsten der Bundesliga – aufgefallen war.

Zittern um Neuer und Co.

Dafür musste um einige Etablierte gezittert werden. Manuel Neuer und Philipp Lahm gingen mit Verletzungen aus dem Pokalfinale zwischen Bayern und Dortmund, das Bastian Schweinsteiger gar verpasste. Sami Khedira dagegen spielte nach seinem Kreuzbandriss im November 2013 erst in den letzten Saisonwochen wieder, gewann mit Real Madrid die Champions League und signalisierte dem Trainer per Videobotschaften von seinem Aufbautraining, unbedingt dabei sein zu müssen. Zwei angeschlagene "Sechser" – Löw ging Risiko.

Im letzten Testspiel am Tag vor dem Abflug verletzte sich Marco Reus gegen Armenien, so dass der bereits verabschiedete Mustafi in den Kreis zurückkehrte und am 7. Juni in der Lufthansa-Maschine gen Porto Seguro saß. Von dort ging es weiter in das heiß diskutierte Quartier Campo Bahia im 900-Seelen-Ort Santo André direkt am Atlantik, das nur mit einer Fähre zu erreichen war und extra für die WM errichtet wurde. 14 Luxus-Bungalows mit 60 Zimmern, die anschließend Touristen offen stehen würden. Erster Gast aber war der DFB.

Die Schauergeschichten von rostigen Rohren, Schlaglöchern, defekten Leitungen, unverputzten Wänden und sandigen Plätzen erwiesen sich als maximal übertrieben, die Sorge um rechtzeitige Fertigstellung als unbegründet. Obwohl Bierhoff vier Tage vor dem Abflug einen Anruf des Bauleiters erhielt mit dem Rat, sich einen Plan B zu überlegen. Sie brauchten ihn nicht, die Spieler und Betreuer erlebten im idyllischen Campo Bahia 32 unvergessliche Tage. Der Kader wurde in vier Gruppen aufgeteilt: drei a sechs, eine a fünf Personen. Die Zusammensetzung bestimmten die vier Kapitäne, von Lagerkoller und Animositäten wurde nichts bekannt. Joachim Löw im Rückblick: "Es war eine Oase der Ruhe für uns – wie im Paradies."

Das Turnier

Die WM beginnt an einem Donnerstag in Sao Paolo und die seit Wochen streikenden Beamten der U-Bahn kommen extra wieder zur Arbeit, um den Gastgeber nicht zu blamieren. Ein perfekter Start wird es trotzdem nicht, es kommt zu Straßenkämpfen, Autos brennen, es gibt Verletzte. Auf einem Transparent steht: "Wenn wir keine Rechte haben, wird es keine WM geben." Aber es gibt eine. Weltweit verfolgen eine Milliarde Menschen die Eröffnungsfeier, die wohltuend kurz ist (25 Minuten) und doch sechs Millionen Euro kostet. Gegen Auswüchse wie diese gehen die Menschen auf die Straße.

Dann endlich rollt der Ball. Gastgeber Brasilien trifft auf Kroatien und sorgt für eine WM-Premiere: ein Eigentor als erster Turniertreffer! Es unterläuft Marcelo und versetzt Brasilien in Schockstarre, doch am Ende wird alles gut. Superstar Neymar schießt zwei Tore und sorgt für die Wende. Brasilien startet mit einem 3:1, der einen faden Beigeschmack hat. Denn der Elfmeter zum 2:1, den Fred herausholt, ist eine Lachnummer. Bild tauft den Stürmer "Schwalbinho", Kroatiens Trainer Niko Kovac schimpft: "Wenn das ein Elfmeter war, wird es bei dieser WM 100 geben."

Auch das zweite Spiel der Gruppe A lässt die Schiedsrichter nicht im besten Licht erscheinen. Mexiko schießt gegen Kamerun drei reguläre Tore, nur eines findet Anerkennung. Es reicht, um die vom Deutschen Volker Finke trainierten Afrikaner zu bezwingen. Der Linienrichter wird umgehend suspendiert. Kameruns Fehlstart ins Turnier ist komplett nach der verspäteten Anreise, die sich aus dem schon traditionellen Prämienpoker ergeben hat. Kapitän Samuel Eto’o erklärt der Heimat in einem offenen Brief: "Ich habe für etwas gekämpft, das ich für legitim halte: das Recht meiner Mitspieler auf Prämien." Zu den 68.000 Euro für die WM-Teilnahme wird kein Cent hinzukommen, denn Kamerun verliert alle Spiele und ist schon nach dem 0:4 gegen noch wütende Kroaten ausgeschieden. Die Wut der Afrikaner indes bricht sich auf eigentümliche Weise Bahn, Assou-Ekotto gibt seinem Mitspieler Moukandjo einen Kopfstoß. Finke erschüttert: "Ich hasse es, so etwas zu sehen." Für Brasilien und Mexiko ist nach dem zweiten Spiel (0:0) noch alles drin. Mexikos Torwart Guillermo Ochoa avanciert in Fortaleza zum ersten WM-Star, hält ein halbes Dutzend Unhaltbare und lässt sich von 10.000 Landsleuten im Stadion feiern. Brasilien vollzieht den nötigen letzten Schritt zum Gruppensieg gegen demoralisierte Kameruner, Neymar schießt beim 4:1 zwei Tore, darunter ist Brasiliens 100. WM-Tor seit 1930. Kameruns Trainer Finke tritt mit einer Niederlage ab.

Im Spiel um Platz zwei setzt sich Mexiko gegen Kroatien durch (3:1), alle Tore fallen in den letzten 20 Minuten. Die Welt amüsiert sich über Mexikos pummeligen und springlebendigen Trainer mit der grünen Krawatte. Keiner lebt seine Freude über Tore am Seitenrand so aus wie Miguel Herrera, der von "einem der glücklichsten Tage meines Lebens" spricht. Philosophischer äußert sich Kollege Kovac: "Wir müssen nach Hause fahren, aber das Leben geht weiter." Das mit Bundesligaprofis durchsetzte kroatische Team wird in der Heimat abgewatscht. "Das Debakel eine Generation" ist noch eine der freundlicheren Reaktionen.

Schmerzhafte Finalneuauflage für Titelverteidiger Spanien

In Gruppe B fanden sich die Finalisten der letzten WM wieder und nur wenige zweifelten daran, dass Spanien und die Niederlande sich durchsetzen würden. Doch nach dem Treffen der Giganten am 13. Juni steht die Fachwelt vor einem Rätsel. Weltmeister Spanien wird von den Niederländern regelrecht deklassiert, geht nach 1:0-Führung mit 1:5 unter. Nie hat ein amtierender Weltmeister bei einer WM höher verloren. Die "Bayern-Connection" hat daran einen großen Anteil. Was schon 2010 in München funktioniert hat, funktioniert auch bei dieser WM. Trainer Louis van Gaal gibt die Marschrichtung vor, seine rechte Hand mit dem starken linken Fuß setzt sie um: Arjen Robben. Der Bayern-Stürmer schießt nach der Pause zwei Tore und ist nie zu bremsen. Die FIFA misst bei allem Spielen die Sprintgeschwindigkeit, schneller als Robben (37 km/h) ist nie einer unterwegs gewesen. Die alternden Spanier werden regelrecht überrannt, die WM hat ihre erste Sensation. "Es waren alle schwach und haben sich blamiert", gibt der konsternierte Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque zu.

Schon im zweiten Spiel geht es für die Spanier ums Überleben, Chile dagegen kann nach seinem Auftaktsieg gegen Australien (3:1) zum Königsmörder werden. Und so kommt es am 18. Juni in Rio de Janeiro. In Maracana, wo sie eigentlich erst vier Wochen später ihre Reise beenden wollten, platzt der spanische Traum von der Titelverteidigung jäh. Vargas und Aranguiz, beide spätere Bundesligaspieler, treffen schon vor der Pause und bei diesem 2:0 bleibt es. Am Tag, als auch der spanische König Juan Carlos abtritt zugunsten seines Sohnes, übergibt Spanien die Weltherrschaft im Fußball. An wen, weiß man noch nicht. "Das Imperium, das sechs Jahre lang den Weltfußball dominiert hat zerfällt nun ebenso, wie die großen Reiche in der Geschichte untergegangen sind", belehrt El Mundo seine Leser. Einer der Schuldigen ist Torwart Iker Casillas, der wie im ersten Spiel patzt und sich nur damit trösten kann, als WM-Rekordspieler seines Landes abgetreten zu sein (17 Einsätze).

Drei Stunden zuvor hat die holländische Mannschaft bereits das Achtelfinale gebucht, das 3:2 gegen die damit ausgeschiedenen Australier ist nicht annähernd so glanzvoll wie der Auftakt. "Das war sehr, sehr schlecht", gesteht Torschütze Robben. Die abschließenden Spiele der Gruppe B sind von geringem Reiz. Spanien und Australien sind schon raus, der Weltmeister läuft mit der Reserve auf und holt den ersten Sieg (3:0). Australien geht erhobenen Hauptes. "Wir sind hergekommen, um drei Weltklasse-Teams zu ärgern. Das ist uns auch gelungen", bilanziert Trainer Postecoglou. Im Spiel um den Gruppensieg schlägt die Niederlande Chile 2:0, beide Tore fallen durch Joker in der letzten Viertelstunde. Drei Siege in einer schweren Gruppe – und doch mäkelt die Heimat. Johan Cruyff, der größte aller Spieler im "Oranje"-Dress, kommentiert im Telegraaf: "Das Achtelfinale ist ein enormer Erfolg, aber der Fußball ist dürftig."

Kolumbien überzeugt in Gruppenphase

In Gruppe C gab es nach der Auslosung keinen klaren Favoriten. Kolumbien ändert dies mit dem ersten Spiel, einem 3:0 gegen die Griechen, die auch bei ihrer dritten WM-Teilnahme ein Tor in den ersten sieben Turnierminuten bekommen. Die Elfenbeinküste schlägt Japan in einem Spiel mit sieben Bundesligaprofis 2:1, erst die Einwechslung von Altstar Didier Drogba (36) bringt die Wende. In Brasilia treffen die Auftaktsieger aufeinander, wieder feiert hinterher Kolumbien (2:1). Leider etwas zu ausgelassen, zuhause stirbt ein 14-jähriges Mädchen, das von einem Querschläger getroffen wird. In der Millionenstadt Cali hat man den Sieg mit Pistolenschüssen gefeiert...

Kolumbien ist bereits im Achtelfinale, auf das Gegner Japan (nach einem 0:0 gegen Griechenland) noch hofft. In Japan sitzen die Menschen morgens um sieben in Trikots vor Leinwänden. Eine passende Anstoßzeit für alle Teilnehmerländer der Welt zu finden, bleibt ein Ding der Unmöglichkeit. Und so beginnt der Tag in Japan mit einem Frusterlebnis, denn die B-Elf Kolumbiens spielt groß auf und sichert sich mit einem 4:1 den Gruppensieg. Der Ex-Kölner Faryd Mondragon, zweiter Torwart, darf noch fünf Minuten spielen und sich fortan ältester WM-Spieler aller Zeiten nennen – 43 Jahre, drei Tage. In Fortaleza ereignet sich ein Drama, was mit Beteiligung der Griechen keinen verwundert. Die Tragödie aber erleben die Ivorer, die bis zur dritten Minute der Nachspielzeit (1:1) im Achtelfinale sind. Dann legt Giovani Sio den Griechen Samaras im Strafraum und der Gefoulte schießt entgegen allen Fußballerweisheiten selbst. Tor, 2:1, Abpfiff. Erstmals erreicht Griechenland ein WM-Achtelfinale. Und bei den Afrikanern, ohnehin geschockt durch die Meldung des Todes eines Bruders von Yaya Touré, fließen Tränen.

Die Halbierung des Teilnehmerfelds fordert in Gruppe D namhafte Opfer. Der Vorteil auf dem eigenen Kontinent zu spielen, zahlt sich hier besonders aus. Außenseiter Costa Rica gewinnt die Gruppe vor Uruguay, gegen das es im Auftaktspiel 3:1 gewinnt. Italien und England aber fahren heim. Für England ist schon nach dem zweiten Spiel (1:2 gegen Uruguay) alles vorbei, mit dem gleichen Resultat haben sie bereits das Duell der Europäer gegen Italien im Dschungel-Stadion von Manaus verloren. Und für die Squadra Azzurra setzt es zwei Niederlagen der besonders schmerzlichen Art. Dem blamablen 0:1 gegen Costa Rica, das einige Spieler auf die Hitze (31 Grad) schieben, folgt im Spiel um Platz zwei gegen Uruguay, wo ein Punkt gereicht hätte, ein 0:1.

Die Welt spricht über "Beißer" Suarez

Hinterher spricht alle Welt von Luis Suarez (FC Liverpool), dem Torschützenkönig der Premier League. Der Uru-Stürmer, der schon die Engländer aus dem Turnier geschossen hat, sorgt für die unsportlichste Szene der WM, als er Italiens Chiellini in der 79. Minute in die Schulter beißt, wovon tiefe Zahnabdrücke künden. Nicht der erste Aussetzer dieser Art in seiner Karriere, weshalb ein Wettbüro vor der WM sogar eine Quote für eben diesen Fall (1: 175) angeboten hat. Weltweit riskieren 167 Menschen diese Wette und ziehen Profit aus dem fatalen Biss von Suarez. Der sieht dafür nicht mal Gelb, wird aber aufgrund der TV-Bilder für neun Länderspiele gesperrt und muss 82.000 Euro bezahlen. Alle Welt hält das Urteil für angemessen, nur in Uruguay gibt es bis hoch zum Staatspräsidenten Proteste. Eine WM ist immer auch die hohe Zeit patriotischer Leidenschaften.

Zwei Minuten nach dem Vorfall fällt das Tor des Tages gegen dezimierte Italiener, (Rot für Marchisio) die aber nicht alle Schuld auf den Schiedsrichter schieben wollen. Torwart Gianluigi Buffon, der mit seiner fünften WM-Teilnahme zu den Rekordhaltern um Lothar Matthäus stößt: "Man kann nicht immer die Schuld bei den anderen suchen." Trainer Prandelli macht den Anfang und tritt zurück. In Costa Rica dagegen feiern sie nach dem 0:0 gegen England den Gruppensieg, der in der Heimat eine nie gekannte Euphorie auslöst. "Wie schön, dass wir den Kindern Costa Ricas diese Erinnerung schenken können", sagt Spieler Celso Borges. Und England? Muss weiter auf den zweiten WM-Titel nach 1966 warten. "Gescheitert nach der schlechtesten Leistung seit 50 Jahren", schreibt die Times.

Gruppe E konterkariert den Trend der Vorrunde, in der sich die Europäer gegen Lateinamerikaner so schwer tun. Frankreich und die Schweiz setzen sich gegen Ecuador und Honduras durch. Die Europäer gewinnen gleich ihre Auftaktspiele, wobei die von Ottmar Hitzfeld betreuten Schweizer erst in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Ecuador kommen. Beide Tore fallen durch Joker, es sind die ersten der Schweizer WM-Historie. Matchwinner ist der spätere Frankfurter Haris Seferovic. Hitzfeld: "Unglaublich, dass wir das noch geschafft haben."