Fürsorglicher Präsident: Gottfried Hinze ©

Gottfried Hinze

(1905-1925)

Anwalt eines hoffähigen Fußballs

Zwei ebenso erfolgreiche wie schwierige Jahrzehnte lang war als DFB-Präsident Gottfried Hinze, den ob seiner fürsorglichen Art jedermann bald "Papa Hinze" nannte, am Ruder. Selbst nach seiner Wahl mochte der Verbandschef nicht von seiner Leidenschaft lassen, im Tor des geliebten und von ihm mitgegründeten Duisburger Spielvereins gegnerische Treffer zu verhindern. Hinze, der dafür gesorgt hatte, daß der zahlenmäßig noch schwache Rheinisch-Westfälische Spielverband 1903 dem DFB beitrat, stand in anderer Hinsicht als "Verteidiger" seinen Mann, indem er die Seinen vor vielerlei Attacken schützte. Die Kicker wurden damals beschuldigt, ihr Lärm beim Wettkampf entheilige den Sonntag, ihre leichte Sportbekleidung sei "unsittlich", der Kampf um den Ball beeinträchtige "die Lernbegierde" der Kinder. Schließlich versuchte mancher Amtsschimmel, durch Erhebung von Umsatz-, Einkommens-, Lustbarkeits-, Körperschafts- oder sonstigen Steuern auf Kosten der Fußballer die Behördenkassen zu sanieren.

Immerhin, noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Fußball hoffähig. Das heißt, er wurde akzeptiert vom Haus Hohenzollern. Das Deutsche Fußballjahrbuch 1913 zeigt auf der ersten Bildseite Seine Königliche Hoheit, den Prinzen Friedrich Karl von Preußen, im gestreiften Trikot - denselben Prinzen, der das Jahrbuch mit einem Vorwort einleitete.

Hinze hielt das Boot selbst bei schweren Wettern auf Kurs, so auch als der Krieg und seine Folgen dem Fußballbetrieb arg zusetzten. Er galt als exzellenter Verwaltungsfachmann und in kniffligen Situationen als geschickter Vermittler. Beim 25. Geburtstag des DFB wurde Hinze, selbst im zwanzigsten Jahr an dessen Spitze, 1925 zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt. Zur Feier des Tages gratulierten Reichspräsident Hindenburg und Außenminister Stresemann. Hinze hatte auf dem Bundestag sein Amt niedergelegt, weil er dem verstärkten Druck, die zentrale Verwaltung des DFB in die Hauptstadt zu verlegen, nicht nachgeben mochte. Im September 1928 übersiedelte der Verband schließlich nach Berlin. Die Glückwünsche der Staatsrepräsentanten galten aber auch und nicht zuletzt dem Vizepräsidenten und Nachfolger Felix Linnemann. Hinze starb 1953 im Alter von 79 Jahren.