Erster DFB-Präsident: Professor Dr. Ferdinand Hueppe ©

Professor Dr. Ferdinand Hueppe

(1900-1904)

Der Wissenschaftler aus Prag

Ein gewaltiger Rauschebart zierte jenen Mann, den die Abgesandten aus deutschen Landen beim ersten "allgemeinen deutschen Fußballtag" am 28. Januar 1900 im Leipziger Mariengarten zum Vorsitzenden eines elfköpfigen Ausschusses beriefen. Ferdinand Hueppe war als Vertreter eines der beiden Prager Großvereine erschienen, des Deutschen Fußball-Clubs (DFC) Prag.

Der ordentliche Professor im Fachgebiet Hygiene stammte aus Neuwied, fiel durch seine ausgleichende Art auf und war im Alter von 47 Jahren unter der ersten in Leipzig anwesenden Fußballergeneration auf deutschem Boden, die vornehmlich aus Studenten bestand, der älteste Teilnehmer. Aber nicht nur das. Ein Zeitgenosse berichtet: "Schon 1881, als es in Deutschland noch keinerlei geordneten Spielbetrieb gab, betätigte er sich in allen sportlichen Disziplinen. Auch das in früheren Jahren übliche Beiseitestehen akademisch gebildeter Kreise in Sportfragen konnte ihn in seiner Betätigung nicht hemmen."

Am 6./7. Oktober 1900 wurde Hueppe in Frankfurt am Main ordentlich mit dem Amt des Vorsitzenden des eigentlichen Bundesvorstandes betraut. Ab 1904 stand der DFB nach einem FIFA-Beschluss den beiden Prager Vereinen nicht mehr offen. Daraufhin gab er, der maßgeblich die Einigung betrieben und für einheitliche Spielregeln gesorgt hatte, seinen Auftrag zurück. Der DFB ernannte ihn wegen außerordentlicher Verdienste zum Ehrenmitglied. Hueppe starb 85-jährig 1938.

Seine von Zeitgenossen als Standardwerk wahrgenommene Arbeit "Hygiene der Leibesübungen" wird in wissenschaftlichen Arbeiten der 2000er-Jahre kritisch betrachtet, und eine Verbindung seiner Theorien über "Fußball und Rassenhygiene" mit den Grundgedanken der späteren nationalsozialistischen Sportideologie hergestellt.