Männer-Nationalmannschaft

Drei WM-Gegner, erst ein Duell - und ein klarer Sieg

06.12.2025
Jubel am 20. Juni 2006: Das DFB-Team schlägt Ecuador und ist Gruppensieger Foto: IMAGO

Fortuna hat gesprochen. Die Lose bringen Deutschland bei der WM 2026 mit Curacao, der Elfenbeinküste und Ecuador zusammen und neue Erfahrungen mit sich. Gegen Curacao hat man noch nie gespielt, die Elfenbeinküste war nur bei einem Testspiel 2009 in Gelsenkirchen (2:2) Gegner der DFB-Auswahl. Gegen Ecuador gab es immerhin zwei Spiele (2006 und 2013) mit zwei Siegen (3:0 und 4:2) und die Premiere wurde auf der WM-Bühne aufgeführt. DFB.de blickt auf den 20. Juni 2006 in Berlin zurück.

Deutschlands 88. WM-Spiel war eines der ganz wenigen ohne Erfolgsdruck. Vor dem letzten Vorrundenspiel stand der Einzug ins Achtelfinale bereits fest, auch für den Gegner. Immerhin ging es noch um den Gruppensieg, außerdem schaute die ganze Welt auf Gastgeber Deutschland. Bundestrainer Jürgen Klinsmann ließ die Zügel nicht locker, wollte erstmals seit 1970 auch das dritte Vorrundenspiel gewinnen und drohte in der Kabine: "Wer heute denkt es lockerer angehen zu lassen, der ist nach 20 Minuten vom Platz." Es gelte jetzt bei der Konkurrenz das Gefühl zu erzeugen, "dass keiner gern gegen Deutschland spielen will". Es gab gegenüber dem Polen-Spiel (1:0) nur eine Änderung: Robert Huth, das in England spielende Abwehrtalent, durfte in seiner Heimatstadt in der Abwehr Christoph Metzelder vertreten. Selbst den mit Gelb vorbelasteten Kapitän Michael Ballack schonte Klinsmann nicht: "Wir müssen einfach versuchen, die mit Gelb vorbelasteten Spieler ins Achtelfinale zu bekommen."

"Verhextes" Stadion und Klose-Salto

Ecuador traf erstmals auf die deutsche Auswahl und lag auf Platz 39 der Weltrangliste, 20 Plätze hinter Deutschland. In das letzte Gruppenspiel gingen die Südamerikaner sogar als Tabellenführer. Trainer Luis Fernando Suarez: "In Südamerika weiß inzwischen jeder, was wir können. In diesem tollen Berliner Stadion können wir es jetzt der ganzen Welt beweisen." Es fand sich auch wieder ein Magier des Landes, der in der Bild verkündete: "Ich habe das Stadion verhext." Dazu soll der Schamane Zauberformeln, eine Feder und einen Speer, den er in den Rasen rammte, verwendet haben. An der Geschichte war nichts dran, es war die übliche Folklore vor WM-Spielen.

Bei Anpfiff um 16 Uhr waren es 27 Grad. Die ARD übertrug an diesem Dienstag, Reinhold Beckmann kommentierte für 21,27 Millionen Menschen. Die Ostkurve, wo sonst die Hertha-Fans stehen, war in schwarz-rot-gold getaucht. Rund 700.000 (!) Menschen verfolgten das Spiel auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor.

In der vierten Minute konnte schon gejubelt werden. Miroslav Klose verwertete einen Rückpass von Bastian Schweinsteiger mit einem trockenen Rechtsschuss ins lange Eck. Seinem achten WM-Tor ließ er endlich wieder seinen legendären Salto folgen, "den hebe ich mir nur für die besonderen Momente auf". Was war das Besondere am 1:0? Zumindest war es das früheste deutsche Tor bei dieser WM (exakt 3:37 Minuten). Die Mannschaft sprühte weiter vor Spiellaune, Bernd Schneider setzte den Ball nach Philipp Lahms Flanke volley übers Tor.

Das Publikum applaudierte dankbar, auch nach Podolskis und Kloses Versuchen, als die Bälle auf den Rängen landeten. Unmittelbar vor der Pause sorgte der überragende Klose für einen beruhigenden Halbzeitstand. "Der Pass von Ballack zum 2:0 war grandios", lobte einer, der was von grandiosen Pässen versteht – Günter Netzer, Regisseur der 72er-Europameister. Michael Ballacks Lupfer hinter die Kette nahm der von Augustin Delgado bedrängte Bremer auf, umspielte noch den Torwart und schob mühelos ein.

Fünfter Gruppensieg in Folge

Nach der Pause setzte Ecuador in Person von Edwin Tenorio den ersten Torschuss ab, Jens Lehmann rettete zur Ecke. Dann ging es wieder in die andere Richtung. Wirbelwind Philipp Lahm hielt es nicht mehr in seiner Abwehr, über links tankte er sich durch und legte auf Lukas Podolski zurück. Der Noch-Kölner, der nach der WM zu den Bayern wechselte, zog aus 16 Metern mit seinem starken Linken ab, Zentimeter fehlten zum ersten WM-Tor. Vier Minuten später fiel es doch. Diesmal bediente ihn Schneider von rechts, er rutschte in die Vorlage und traf aus acht Metern – natürlich mit links. Nach 364 Minuten endete seine Ladehemmung, das Tor widmete er seiner Mutter.

Das Publikum träumte singend vom Finale. Klinsmann lässt nun die Reservisten ran, wechselte binnen sieben Minuten dreimal. Verständlich, dass die Mannschaft bei den Temperaturen etwas zurück steckte. Die letzte Chance hatten die Gäste, der Freistoß von Edison Mendez landete auf dem Tordach. Drittes Spiel, dritter Sieg - nur 1970 war Deutschland genauso furios in eine WM gestartet. Und zum fünften Mal in Folge gab es den Gruppensieg. Auf der Ehrentribüne klatschten sich Kanzlerin Angela Merkel und DFB-Präsident Theo Zwanziger ab.

Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Huth, Lahm – Schneider (73. Asamoah), Ballack, Frings (66. Borowski), Schweinsteiger – Klose (66. Neuville), Podolski.

Tore: 1:0 Klose (4.), 2:0 Klose (44.), 3:0 Podolski (57.)

Zuschauer: 72.000

Stimmen zum Spiel

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): "Ein wunderschönes Spiel – weiter so."

Theo Zwanziger (DFB-Präsident): "Das war großartig und absolut überzeugend. Das hätte ich in der Art und Weise kaum für möglich gehalten."

Josef Blatter (Fifa-Präsident): "Der nächste Gegner wird Angst haben vor dieser deutschen Mannschaft. Ich weiß nicht, wie man sie aufhalten kann."

Jürgen Klinsmann: "Wir haben die erste Hürde überstanden, das hat viel Selbstvertrauen gebracht. Aber jetzt kommen die Knaller. Wir wollen noch drei Wochen im Turnier bleiben. Da kann man sich gar keine Fehler mehr erlauben. Die Abstimmung zwischen Abwehr und Mittelfeld stimmte nicht. Wir haben die Räume zu groß werden lassen. Das war eine Nummer schlechter als gegen Polen. Da war auch das Tempo höher. Wir haben uns Ecuadors Rhythmus aufzwingen lassen. Sogar nach hinten gespielt, und das kann ich gar nicht sehen."

Luis Suarez (Trainer Ecuadors): "Es war kein schönes Spiel für uns. Man kann wenig Positives erkennen. Deutschland war einfach besser und schneller. Wir werden im Achtelfinale jetzt wieder die beste Mannschaft aufstellen."

Alle Infos zum WM-Ticketing hat DFB.de in einem FAQ zusammengefasst.

Kategorien: Männer-Nationalmannschaft, WM 2026

Autor: um