DFB-Pokal der Juniorinnen

Schmank und Herbst vor historischem Pokalfinale: "Duell auf Augenhöhe"

07.06.2025
Carolin Schwank und Markus Herbst: "Es herrscht eine extreme Lust auf das Endspiel" Fotos: TSG Hoffenheim/VfL Wolfsburg

Das erste Endspiel im neugeschaffenen DFB-Pokal der Juniorinnen findet am heutigen Samstag (ab 13 Uhr, live bei YouTube) im Frankfurter Stadion am Brentanobad statt. Die U 17-Teams der TSG Hoffenheim und des VfL Wolfsburg spielen um den historischen Titelgewinn. Im DFB.de-Interview sprechen TSG-Trainerin Carolin Schmank (26) und ihr Wolfsburger Kollege Markus Herbst (45) über das Finale.

DFB.de: Das Pokalfinale in Frankfurt steht bevor. Wie sehr fiebern Ihre Teams diesem großen Tag entgegen, Frau Schmank und Herr Herbst?

Carolin Schmank: Spätestens seit unserem abschließenden Spieltag in der Liga ist der Fokus voll auf das Pokalfinale gerichtet. Es ist unser Saisonabschluss, die Vorfreude ist riesig.

Markus Herbst: Auch bei uns herrscht eine extreme Lust auf das Endspiel in Frankfurt. Die Mädels haben richtig Bock.

DFB.de: Wie wird die Vorbereitung auf diesen krönenden Saisonabschluss gestaltet?

Schmank: Um im Rhythmus zu bleiben und die Umstellung vom Junioren-Spielbetrieb zum Mädchenfußball noch besser zu gestalten, haben wir ein Testspiel gegen das U 17-Nationalteam von Luxemburg bestritten und 8:0 gewonnen. Grundsätzlich werden wir uns bemühen, die Abläufe so zu gestalten, wie es die Spielerinnen gewohnt sind. Die Rahmenbedingungen mit einer Trainingseinheit vor Ort, dem Bankett auf dem DFB-Campus und der Übernachtung vor dem Spiel sind ohnehin schon besonders.

Herbst: Wir bleiben bei uns, werden bewusst auf außergewöhnliche Aktionen verzichten. Auch wir werden nach der Anreise ein kurzes Warm-Up im Stadion absolvieren und bestens vorbereitet in das Finale gehen.

DFB.de: Welche Qualitäten haben Ihre Mannschaft in dieses Endspiel gebracht?

Schmank: Zunächst einmal unsere spielerischen Fähigkeiten, denn wir haben in den Runden zuvor jeweils guten Fußball gespielt. Dazu zeichnet das Team ein großer Zusammenhalt aus. Auch von Rückständen wie im Halbfinale gegen den 1. FC Union Berlin haben wir uns nicht aus der Bahn werfen lassen.

Herbst: Unsere mannschaftliche Geschlossenheit ist die Grundlage. Wir haben nicht die eine Spielerin, die unsere Partien entscheidet. Unsere große Stärke ist das Kollektiv. Jede ist bereit, ihrer Mitspielerin zu helfen.

DFB.de: Es ist das erste Pokalfinale überhaupt im B-Juniorinnen-Bereich. Erhöht das noch den Reiz für alle Beteiligten?

Schmank: Auf jeden Fall! Wer dieses Spiel gewinnt, schreibt Geschichte. Wir haben einige Spielerinnen im Kader, die schon vor einem Jahr beim verlorenen Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in Mönchengladbach dabei waren. Umso mehr wollen sie dieses Finale gewinnen.

Herbst: Es wäre aus meiner Sicht nicht förderlich, die große Bedeutung des Spiels noch zu betonen. Damit setzt man sich nur zusätzlich unter Druck. Wir wollen Spaß haben und die Partie genießen.

DFB.de: Welchen Stellenwert hätte dieser historische Erfolg für die Nachwuchsabteilung Ihres Vereins?

Schmank: Es wäre eine Bestätigung für die hervorragende Arbeit, die bei uns im gesamten Verein geleistet wird. Wir entwickeln unsere Talente gut, die Nachwuchsförderung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. In dieser Saison erneut in einem so großen Endspiel zu stehen, ist schon etwas Besonderes.

Herbst: Gerade nach der ersten titellosen Saison der Frauen seit vielen Jahren wäre es für ein gesamten Verein eine tolle Sache und ein Ausrufezeichen.

DFB.de: Es wäre auch für Sie persönlich jeweils der bislang größte Erfolg Ihrer Trainerkarrieren. Was würde Ihnen das bedeuten?

Schmank: Das wäre mega, keine Frage. Vor meinem Wechsel von Kickers Offenbach zur TSG habe ich als Co-Trainerin mit den OFC-Frauen den Hessenpokal gewonnen. Das war auch schon sehr cool. Jetzt aber in meiner ersten Saison als Cheftrainerin die Chance zu haben, den DFB-Pokal zu gewinnen, ist noch einmal eine andere Hausnummer.

Herbst: Einen Pokal zu gewinnen, ist eine schöne Sache, klar. Ich würde mich aber in erster Linie für die Spielerinnen freuen. Das Team steht im Mittelpunkt.

DFB.de: Was ist Ihr bisheriger Pokalmoment in dieser Saison?

Schmank: Da fällt es mir schwer, mich für einen Moment zu entscheiden. Sehr besonders war unser 3:1-Auswärtserfolg im Achtelfinale beim FC Bayern München, als uns erst in der Nachspielzeit der Treffer zum Endstand gelungen ist. Das war schon sehr emotional. Im Halbfinale gegen den 1. FC Union Berlin nach einem 0:1-Pausenrückstand zurückzukommen und ebenfalls erst kurz vor Schluss das Siegtor zu erzielen, steht dem aber nicht nach.

Herbst: Das war ganz klar das Halbfinale, das wir in Jena erst im Elfmeterschießen für uns entscheiden konnten. Das war eine extreme Anspannung, da bin ich einige Jahre älter geworden. (lacht)

DFB.de: Was macht für Sie grundsätzlich den besonderen Reiz des DFB-Pokals aus?

Schmank: Du musst auf den Punkt da sein und performen. Schon kleine Fehler können bitter bestraft werden. Du musst das nötige Spielglück gewissermaßen durch eine gute und konzentrierte Leistung erzwingen.

Herbst: In diesen 80 oder 100 Minuten muss man alles auf den Platz bringen. Eine zweite Chance gibt es nicht.

DFB.de: Die Endspielpaarung steht schon seit sechs Wochen fest. Wie gut sind Sie über den Gegner und seine Stärken informiert?

Schmank: Wir haben uns natürlich umgehört und auch einiges mitbekommen. Im Januar sind beide Teams bereits aufeinandergetroffen, auch wenn das damalige Hallenturnier in Gütersloh sicherlich keine wesentliche Aussagekraft mit Blick auf das Pokalfinale hat. Klar ist, dass wir auf einen sehr aggressiven Gegner treffen werden, der uns alles abverlangen wird.

Herbst: Zumindest Teile der beiden Mannschaften kennen sich auch noch aus den beiden Halbfinalspielen um die Deutsche Meisterschaft vor einem Jahr. Damals sind wir unglücklich ausgeschieden. Wir schauen in erster Linie auf uns und wollen uns gegen einen guten Gegner behaupten.

DFB.de: Wer geht als Favorit in das Endspiel?

Schmank: Es wird ein Duell auf Augenhöhe. Einen Favoriten sehe ich nicht.

Herbst: Das würde ich so auch unterschreiben. Es treffen zwei starke Teams aufeinander, es wird mit Sicherheit ein gutes und spannendes Spiel. Am Ende wird sich die bessere oder auch die etwas glücklichere Mannschaft durchsetzen.

DFB.de: Worauf wird es in erster Linie ankommen, um den "Pott" mit nach Hause zu nehmen?

Schmank: Wir müssen unsere bestmögliche Leistung und Einstellung auf den Platz bringen. Das ist die Basis. Wichtig wird sein, auch in hektischen Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Herbst: Es kommt darauf an, das zu zeigen, was wir uns im Laufe der Saison erarbeitet haben. Entscheidend wird sein, als Einheit aufzutreten. Da bin ich guter Dinge.

DFB.de: Wie werden Sie versuchen, den Spielerinnen die Nervosität zu nehmen?

Schmank: Ich werde ihnen mit auf den Weg geben, dass es vor einem solchen Spiel normal ist, aufgeregt zu sein. Das tut sogar ganz gut. Wenn der Anpfiff ertönt, werden sich aber alle auf ihre fußballerischen Qualitäten fokussieren.

Herbst: Davon gehe ich auch aus. Es ist eine einmalige Chance, die wir nutzen wollen.

DFB.de: Beide Vereine gehören zu den Spitzenteams in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Trauen Sie dennoch einigen Ihrer Spielerinnen zu, sich eines Tages auf dieser Bühne zu präsentieren?

Schmank: Ganz sicher haben wir einige Mädels im Kader, die das Zeug mitbringen. Der Schritt in die Bundesliga ist allerdings riesig, da ist noch der eine oder andere Zwischenschritt notwendig. Einige unserer Spielerinnen werden zur neuen Saison zur U 20 aufrücken, können sich in der Frauen-Regionalliga Süd bewähren und für höhere Aufgaben empfehlen.

Herbst: Grundsätzlich ist eine Prognose schwierig, war es schaffen kann. Dafür kann auf dem weiteren Weg noch zu viel passieren. Klar ist allerdings, dass wir viele Talente haben, denen wir einiges zutrauen. Allein acht von zehn Spielerinnen, die die U 17 nach dem Finale verlassen, werden in die U 20 übernommen, die künftig wieder in der 2. Frauen-Bundesliga an den Start gehen wird. Das ist schon eine sehr gute Quote.

DFB.de: Wie wertvoll wäre der Titelgewinn auf diesem Weg?

Schmank: Einen solchen Titel kann dir niemand mehr nehmen, der bleibt für immer. Es wäre die Krönung unserer gemeinsamen Zeit und eine wunderbare Erinnerung.

Herbst: Das gilt für uns natürlich auch. Ich bin mir sicher, dass ein Pokalsieg den jungen Spielerinnen noch einen zusätzlichen Schub für ihre weitere Karriere geben kann.

Kategorien: DFB-Pokal der Juniorinnen

Autor: mspw