DFB-Nachwuchsliga

FC-Trainer Vladyslav Moschenski: "Es gibt keinen Königsweg"

15.11.2025
FC-Trainer Moschenski: "Jeder Spieler hat seine ganz eigene Geschichte" Foto: 1,FC Köln

In der DFB-Nachwuchsliga steht für die U 17 des 1. FC Köln heute (ab 11 Uhr) mit dem Derby beim aktuellen Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach ein Höhepunkt an. Das Team von FC-Trainer Vladyslav Moschenski ist noch unbesiegt, holte aus elf Partien 31 von 33 möglichen Punkten. Im DFB.de-Interview spricht der 28-Jährige mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Talentförderung.

DFB.de: Im rheinischen Duell bei Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach könnte Ihr Team die Erfolgsserie weiter ausbauen. Wie schätzen Sie den Gegner ein, Herr Moschenski?

Vladyslav Moschenski: Dass wir in dieser Spielzeit noch unbesiegt sind und die Tabelle anführen, ist ein schöner Nebeneffekt. Wir haben uns rechnerisch bereits für die Hauptrunde der Liga A qualifiziert, freuen uns jetzt umso mehr auf das Derby. Borussia Mönchengladbach verteidigt in dieser Altersklasse bereits sehr erwachsen. Die Partie ist ein weiterer Härtetest, den wir bestehen wollen.

DFB.de: Die Borussia hatte sich im Hinspiel ein 1:1 erkämpft und damit für den bislang einzigen Punktverlust Ihres Teams gesorgt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Partie?

Moschenski: Wir haben in dieser Saison sogar schon zweimal gegen die Borussia gespielt. Während der Vorbereitung hatten wir 0:1 verloren und beim zweiten Aufeinandertreffen war es ebenfalls ganz knapp. Mittelfeldspieler Milan Nikolic hatte uns kurz vor Schluss in Führung gebracht, doch die Gladbacher kamen zurück und konnten im Gegenzug noch ausgleichen. Am Ende war es ein leistungsgerechtes Unentschieden.

DFB.de: Was für eine Partie erwarten Sie im Rückspiel?

Moschenski: Beide Mannschaften werden ihren Ansatz, den sie bereits während der gesamten Saison verfolgen, nicht ändern. Von daher erwarte ich eine ähnliche Partie wie im Hinspiel, in dem es lange gedauert hatte, bis wir die torgefährlichen Räume bespielen und die Gladbacher knacken konnten.

DFB.de: Während die Gladbacher den Titel holten, war die U 17 des 1. FC Köln in der zurückliegenden Spielzeit im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft durch eine 3:4-Niederlage nach Verlängerung gegen den späteren Finalisten RB Leipzig ausgeschieden. Trauen Sie Ihrem Team in dieser Spielzeit noch mehr zu?

Moschenski: Die Jungs aus der letztjährigen U 17 hatten unter Manuel Hartmann eine sehr starke Saison gespielt, sind dann in einem K.o.-Spiel, in dem es um alles ging, unglücklich ausgeschieden. Das war aber die Geschichte des 2008er-Jahrgangs. Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben. Wir denken dabei in Etappen, haben die Vorrunde bereits souverän gemeistert. In der Hauptrunde wollen wir an diese Leistungen anknüpfen, uns möglichst erneut für die Playoffs qualifizieren und die Mannschaft weiterentwickeln. Wir bleiben im Hier und Jetzt, wollen uns stetig verbessern.

DFB.de: Bei allen Erfolgen in dieser Spielzeit: In welchen Bereichen gibt es noch Luft nach oben?

Moschenski: In sämtlichen Bereichen gibt es noch Verbesserungspotenzial, weil wir uns im Nachwuchsfußball befinden. Die Jungs haben noch einen langen Weg vor sich, bis sie ihr persönliches Ziel hoffentlich erreichen.

DFB.de: Vor Ihrer Zeit beim 1. FC Köln waren Sie bei Alemannia Aachen in der U 19 für Talentförderung zuständig. Wie groß sind die Unterschiede?

Moschenski: Die Bedingungen und Voraussetzungen haben sich für mich deutlich verändert. Während meiner Trainertätigkeit in Aachen wohnte ich bereits in Köln, organisierte einen Fahrdienst und pendelte mit einigen Kölner Jungs jeweils im Kleinbus zum Training. Wir haben in Aachen das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht, aber beim 1. FC Köln ist mit den vorhandenen Strukturen alles eine Nummer größer.

DFB.de: Worauf kommt es Ihnen bei der Ausbildung der jungen Talente besonders an?

Moschenski: Jeder Spieler hat seine ganz eigene Geschichte, benötigt eine individuelle Betreuung. Die Entwicklungsschritte der Spieler verlaufen unterschiedlich und nicht stromlinienförmig. Von daher gibt es keinen Königsweg. Wir bieten den Jungs ein Umfeld an, damit Entwicklung stattfinden kann. Dazu muss der Spieler sehr viel Fleiß, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft mitbringen.

DFB.de: Im Gegensatz zu vielen Ihrer Kollegen können Sie nicht auf eine Profikarriere zurückblicken. Warum ist Ihnen dieser Schritt verwehrt geblieben?

Moschenski: Ich bin in Bayern aufgewachsen, habe bis zur C-Jugend für den SV Wacker Burghausen gespielt. Danach ging es zu verschiedenen Amateurvereinen, bei denen ich nicht die technische Ausbildung bekommen habe, die es benötigt hätte. Nach der Schullaufbahn bin ich nach Köln gezogen, habe mich um mein Sportstudium gekümmert und bereits den Fokus auf die Trainertätigkeit gelegt.

DFB.de: Ist es ein Nachteil, dass Sie selbst keine Profierfahrung mitbringen?

Moschenski: Ich würde nicht sagen, dass es ein entscheidender Nachteil ist. Es schadet aber sicherlich auch nicht, wenn man als Profi bereits alle Facetten des Fußballs kennengelernt und miterlebt hat. Wie läuft es bei den Profis in der Kabine ab? Wie ist das Gefühl, vor großer Kulisse auf dem Platz zu stehen? Beim 1. FC Köln bin ich beispielsweise mit U 16-Trainer Manuel Hartmann und Fokusspieler-Entwickler Sascha Bigalke, die beide auf eine Profikarriere zurückblicken können, im ständigen Austausch und kann dadurch von ihrer Expertise profitieren. Das hilft mir sehr.

DFB.de: In der neuen DFB-Nachwuchsliga läuft aktuell die zweite Saison. Was macht für Sie den Reiz dieser Liga aus?

Moschenski: In der Hauptrunde bestreitet man gegen Gegner aus ganz Deutschland ausschließlich Spiele auf Augenhöhe. In jeder Partie muss man sich strecken. Das bringt die Jungs definitiv weiter. In der Playoff-Phase geht es dann um alles. Mit jeder Runde, die man übersteht, kommt man einem Spiel vor großer Kulisse näher. Im Sommer stand unsere U 19 vor 24.000 Zuschauern in der BayArena gegen Leverkusen im Endspiel. Das war ein einmaliges Erlebnis, von dem die Spieler noch lange zehren. Generell war die Veränderung von der dreigleisigen Junioren-Bundesliga zur DFB-Nachwuchsliga aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

DFB.de: Sie wurden in Donezk in der Ukraine geboren, leben aber bereits seit vielen Jahren in Deutschland. Mit welchen Gefühlen blicken Sie abseits des Sports auf die Geschehnisse in Ihrer Heimat?

Moschenski: Ich bin 2002 im Alter von fünf Jahren nach Deutschland gekommen. Obwohl ich noch entfernte Verwandte in der Ukraine habe, bin ich weit weg von dem, was dort passiert. Mir geht es gut, meine Familie ist in Deutschland. In Aachen hatte ich drei ukrainische Spieler im Kader, die ohne Eltern aus ihrem Heimatland geflüchtet waren. Die Jungs hatten abseits des Sports mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, waren bei mir im Training und hatten tagelang nichts von ihren Eltern gehört. Es gibt Menschen, die deutlich betroffener sind. Aber klar, auch mir geht der Krieg in der Ukraine sehr nah. Ich hoffe, dass sich die Situation in sämtlichen Kriegsgebieten auf der Welt verbessert.

Kategorien: DFB-Nachwuchsliga

Autor: mspw