2. Frauen-Bundesliga
Eintracht-Trainerin Julia Simic: "Spielerinnen werden zu Vorbildern"

Ex-Nationalspielerin, Trainerin, TV-Expertin: Julia Simic (36) kennt den Fußball aus fast allen Perspektiven. Nach vielen Jahren an der Seite von Friederike Kromp (zum SV Werder Bremen) ist sie nun als alleinige Cheftrainerin für die U 20 von Eintracht Frankfurt in der 2. Frauen-Bundesliga verantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Simic mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre neue Rolle und die EM.
DFB.de: Als Cheftrainerin der U 20 von Eintracht Frankfurt sind Sie mit Ihrem Team gerade in die Saisonvorbereitung gestartet. Worauf werden Sie zunächst vor allem Wert legen, Frau Simic?
Julia Simic: Da wir viele neue Gesichter im Kader und auch im Trainerteam haben, geht es erst einmal darum, richtig anzukommen und sich gegenseitig noch besser kennenzulernen. Ein internes Testspiel, das wir zum Ende der Woche bestreiten, wird uns dabei helfen.
DFB.de: Sie waren bisher während Ihrer Trainerinnenkarriere jeweils als Co-Trainerin tätig. Welche Änderungen haben Sie durch Ihren Rollenwechsel schon festgestellt?
Simic: In der alleinigen Rolle als Cheftrainerin stehe ich natürlich mehr in der Verantwortung, aber keinesfalls alleine da. Wir haben ein großes Team zusammen, das sich einspielen und funktionieren wird. Kommunikation spielt eine wesentliche Rolle.
DFB.de: War es Ihr Ziel, möglichst bald als Cheftrainerin zu arbeiten, oder gab es auch die Überlegung, Ihrer Vorgängerin Friederike Kromp zum SV Werder Bremen zu folgen?
Simic: Natürlich war das nach unserer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit eine Überlegung. Ich bin aber zum Entschluss gekommen, dass es für mich auch der nächste Schritt sein kann, hier noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich hatte einfach das Gefühl, bei der Eintracht noch nicht fertig zu sein. Dazu bereitet es mir große Freude, die Talente zu fördern und dabei einige Diamanten noch weiter zu schleifen. Der Wechsel in die Bundesliga kann auch zu einem späteren Zeitpunkt folgen.
DFB.de: Die U 20 von Eintracht Frankfurt war zuletzt die beste zweite Mannschaft in der 2. Frauen-Bundesliga. Mit welchen Erwartungen werden Sie diesmal in die Saison starten?
Simic: Grundsätzlich wird es auch für uns nicht leichter, mit einer so jungen Mannschaft in dieser Liga zu bestehen. Bei der Kaderplanung merken wir schon, dass viele talentierte Spielerinnen dazu tendieren, direkt zu ersten Mannschaften in unserer Spielklasse zu wechseln, um sich vielleicht schon auf einer größeren Bühne präsentieren zu können. Dennoch verfügen auch wir erneut über ein vielversprechendes Team, mit dem wir bestehen können. Um unsere Talente bestmöglich entwickeln zu können, ist es grundsätzlich unser sportliches Ziel, in der 2. Frauen-Bundesliga zu bleiben.
DFB.de: Durch die Aufstockung der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf 14 Vereine und den vermehrten Aufstieg hat sich auch die zweithöchste deutsche Spielklasse erheblich verändert. Wie bewerten Sie die Qualität der künftigen Ligakonkurrentinnen?
Simic: Auch wenn der 1. FC Union Berlin, der 1. FC Nürnberg und der Hamburger SV in die Bundesliga aufgestiegen sind, wird die Liga auf jeden Fall noch stärker sein als zuvor, allein schon durch die ambitionierten Neulinge. Der VfB Stuttgart will so schnell wie möglich in die Bundesliga, auch der 1. FSV Mainz 05 und der FC Viktoria Berlin verfolgen sehr hohe Ziele. Es gibt - wie zuletzt auch schon - keine Spiele mehr, die man mal so eben gewinnt.
DFB.de: Ihre Hauptaufgabe ist die Förderung der jungen Eintracht-Spielerinnen. Worauf kommt es besonders an, um sie auf die Anforderungen der Bundesliga vorzubereiten?
Simic: Durch die individuelle Ausbildung einzelner Spielerinnen, die bei uns im Fokus steht, werden wir automatisch auch Spiele gewinnen. Konstruktiv und zielgerichtet Fußball zu spielen, ist ein wesentlicher Teil bei der Ausbildung junger Talente.
DFB.de: Wie sehr hilft es Ihnen, dass Sie selbst Bundesliga- und sogar Nationalspielerin waren?
Simic: Es hilft schon, wenn man das Pensum der Spielerinnen aus eigener Erfahrung kennt und sich dadurch noch besser in sie hineinversetzen kann. Mit Kim Fellhauer habe ich dazu eine Co-Trainerin, die ihre Spielerinnenkarriere erst vor kurzem beendet hat und die daher an der Lebensrealität der Spielerinnen noch näher dran ist.
DFB.de: Wie läuft der Austausch mit dem langjährigen Eintracht-Cheftrainer Niko Arnautis?
Simic: Wir sind sehr regelmäßig in Kontakt, arbeiten Hand in Hand. Niko verfolgt sehr genau die Entwicklung unserer Spielerinnen. Wir stimmen uns ab, wer die Chance erhält, bei der ersten Mannschaft zu trainieren. In den zurückliegenden Jahren hat schon die eine oder andere den Sprung aus der U 20 geschafft - wie zuletzt etwa Torhüterin Lina Altenburg. Das zeigt, dass die Talente im Blickfeld sind, was wiederum die jungen Spielerinnen noch zusätzlich motiviert.
DFB.de: Bei der EM in der Schweiz haben sich die DFB-Frauen bereits vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert. Erhoffen Sie sich durch das Turnier einen weiteren Aufschwung für den Frauenfußball?
Simic: Wir sehen schon jetzt viele Neuanmeldungen, die EM wird sicherlich erneut einen Boom auslösen. Dabei hilft natürlich, wenn das DFB-Team besonders erfolgreich ist und die Spielerinnen für viele Mädchen zu Vorbildern werden.
DFB.de: Wie bewerten Sie die bisherigen Auftritte der deutschen Mannschaft?
Simic: Eigentlich wie im Vorfeld schon prognostiziert: Noch nicht perfekt, aber erfolgreich. Durch die Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn hat das Team eine wichtige Stütze verloren, konnte den Ausfall bislang aber ganz gut kompensieren.
DFB.de: Für Giulia Gwinn lief zuletzt Carlotta Wamser, die gerade erst von Eintracht Frankfurt zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt ist, auf der rechten Abwehrseite auf. Hätten Sie Ihr diese Entwicklung zugetraut?
Simic: Sie besitzt ohne Zweifel Potenzial. Dass sie allerdings schon im vierten Länderspiel zu einer Starterin bei einer EM werden könnte, war in dieser Form nicht vorhersehbar und ist auch den Umständen geschuldet. Dieses Beispiel zeigt aber gleichzeitig gut, was möglich ist, wenn junge Spielerinnen Wettkampfpraxis erhalten. Im letzten Drittel der Vorsaison hatte sie Einsatzzeiten von Beginn an und sich dann kontinuierlich gesteigert.
DFB.de: Am Samstag geht es gegen Schweden um den Gruppensieg. Wie wichtig wäre es für das Team von Bundestrainer Christian Wück, sich Platz eins zu sichern?
Simic: Es geht aus meiner Sicht weniger um die Platzierung, sondern um ein gutes Gefühl für die K.o.-Runde und darum, möglichst im Flow zu bleiben. Dazu könnte auch die eine oder andere Spielerin, die zuletzt nah an der Startelf war, eine Chance von Beginn an erhalten, um die Spielzeit und die Belastung ein wenig zu verteilen. Was den weiteren Turnierverlauf angeht, ist es ohnehin nicht planbar, ob nun Platz eins oder zwei die günstigere Ausgangsposition wäre, zumal der mögliche Gegner erst am nächsten Tag ermittelt wird.
DFB.de: Was trauen Sie den DFB-Frauen noch zu?
Simic: Die ersten beiden Partien haben trotz der Siege gezeigt, dass es in einigen Bereichen noch Luft nach oben gibt. Wenn es gelingt, in der Defensive stabil zu stehen und die Lücken zu schließen, dann ist sehr viel möglich. Mit unserer Qualität in der Offensive können wir gegen jeden Gegner bei diesem Turnier Tore erzielen und Spiele gewinnen.
Kategorien: 2. Frauen-Bundesliga, Frauen-EURO 2025
Autor: mspw

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