DFB-Nachwuchsliga

BVB-Trainer Marco Lehmann: "Echte Challenge für junge Talente"

27.07.2025
Lehmann: "Gehen mit deutlich verjüngten Teams an den Start, auch wenn darunter vielleicht die Ergebnisse leiden" Foto: IMAGO

Seit mehr als zwölf Jahren ist Marco Lehmann (42) als Nachwuchstrainer für Borussia Dortmund tätig. In der neuen Saison 2025/2026 der DFB-Nachwuchsliga betreut der gebürtige Dortmunder wieder die U 17 des BVB, die er 2024 zur Deutschen B-Junioren-Meisterschaft geführt hatte. Im DFB.de-Interview spricht Lehmann mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Talentförderung und eine neue Philosophie.

DFB.de: Nach einem Jahr bei der U 16 haben Sie jetzt wieder die U 17 von Borussia Dortmund übernommen. Wie groß ist bei Ihnen und dem Team bereits die Vorfreude auf die neue Saison in der DFB-Nachwuchsliga, Herr Lehmann?

Marco Lehmann: Wir haben bereits drei Wochen lang mit dem Team trainiert und auch schon Testspiele in den Niederlanden bestritten. Da war bereits eine richtig gute Energie zu spüren. Es macht sehr viel Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Zu Beginn der Sommerferien in NRW legen wir jetzt eine kurze Pause ein, ehe die Vorbereitung richtig Fahrt aufnimmt. Wir alle freuen uns aber schon sehr auf den Saisonstart.

DFB.de: Welche Vorteile hat das System, als Trainer jeweils einen Jahrgang in der U 16 und dann anschließend auch in der U 17 zu begleiten?

Lehmann: Durch unser Rotationsprinzip kenne ich einen Großteil unseres aktuellen Kaders bereits aus der Vorsaison, in der wir in der Westfalenliga auf Platz zwei gelandet sind. Das ist sicherlich nicht von Nachteil. Allerdings ist es aktuell nicht mehr so, dass wir praktisch den kompletten Jahrgang eine Stufe nach oben ziehen. Vielmehr sind bereits jetzt acht Spieler, die noch für die U 17 spielberechtigt sind, jetzt für die U 19 am Ball, damit sie dort noch mehr gefordert werden und sich noch besser entwickeln können. Gleichzeitig sind auch zahlreiche Jungs aus der U 16 oder U 15 schon zu uns aufgerückt. Es entspricht unserer Philosophie, mit deutlich verjüngten Teams an den Start zu gehen, auch wenn darunter vielleicht die Ergebnisse leiden. Die individuelle Entwicklung steht klar im Fokus.

DFB.de: Was genau versprechen Sie sich davon?

Lehmann: Es ist eine echte Challenge für die jungen Talente, wenn sie gegen teilweise ältere Spieler bestehen und sich durchsetzen müssen. Dadurch müssen sie möglichst immer auf dem höchsten Niveau performen. Spiele, die wir praktisch im Vorbeigehen gewinnen, gibt es dadurch nicht mehr. Das fördert die Jungs in ihrer Entwicklung. Ein wichtiger Punkt ist auch die einheitliche Spielidee, die unser Nachwuchsdirektor Thomas Broich für alle Teams vorgibt. Dadurch weiß jeder, was auf seiner Position zu tun ist.

DFB.de: 2024 führten Sie die U 17 des BVB zur Deutschen B-Junioren-Meisterschaft. Wird auch Ihr neues Team zu den Titelanwärtern gehören?

Lehmann: Nein, aus den oben genannten Gründen auf keinen Fall. Unser sportliches Ziel ist es, in der Vorrunde einen der ersten drei Plätze zu erreichen und uns damit für die Hauptrunde der Liga A zu qualifizieren. Weiter denken wir nicht.

DFB.de: In der ersten Saisonhälfte trifft Ihre Mannschaft auf sieben Gegner. Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein?

Lehmann: Ich gehe davon aus, dass der VfL Bochum in unserer Gruppe der klare Favorit ist, da dort der komplette Jahrgang zusammengeblieben und entsprechend eingespielt ist. Dahinter werden der FC Schalke 04 und wir sicherlich um die nächsten Plätze mitspielen. Allerdings wird wohl auch noch eine Überraschungsmannschaft oben mitmischen. Ich denke da beispielsweise an Rot-Weiss Essen.

DFB.de: Bei Ihrem ersten Engagement als U 17-Trainer wurde noch im alten Modus der B-Junioren-Bundesliga mit drei Staffeln gespielt. Jetzt startet die DFB-Nachwuchsliga in ihre zweite Saison. Welche Änderungen haben Sie bereits festgestellt?

Lehmann: In der damaligen West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga gab es schon das eine oder andere Spiel, das wir auch mal mit weniger als 100 Prozent Leistung für uns entscheiden konnten. Das ist jetzt kaum noch der Fall, erst recht nicht mehr während der Hauptrunde und in den möglichen K.o.-Spielen.

DFB.de: Wie würden Sie weitere Vorteile des neuen Modus beschreiben?

Lehmann: Im Gegensatz zu früher treffen wir jetzt viel früher auf attraktive Gegner aus dem gesamten Bundesgebiet. Das war zuvor erst ab dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft der Fall. Die Spieler freuen sich, auf den FC Bayern München oder den HSV zu treffen und auch mal weitere Reisen zu absolvieren.

DFB.de: Nach den bisherigen Eindrücken: Was unterscheidet die aktuelle Mannschaft vom Team, mit dem Sie den Titel holten?

Lehmann: Wie schon gesagt: Viele Spieler sind deutlich jünger. Genau wie damals haben wir aber auch jetzt viel Talent im Team. Alle haben Bock, sich zu verbessern. Das ist schon mal eine sehr gute Voraussetzung.

DFB.de: Worauf kommt es Ihnen bei der Ausbildung der jungen Talente besonders an?

Lehmann: Ich bin jetzt seit 13 Jahren als Nachwuchstrainer beim BVB tätig und habe die Erfahrung gemacht, dass längst nicht immer die Spieler mit dem größten Talent den Sprung nach oben schaffen, sondern die, die besonders fokussiert und fleißig sind. Das gilt auf dem Platz, aber auch außerhalb, beispielsweise in der Schule. Wer immer dazulernen will, der entwickelt sich auch weiter. Diese Tugenden versuche ich den Jungs zu vermitteln.

DFB.de: In der Nachwuchsabteilung gab es bei den handelnden Personen in jüngster Vergangenheit auch einige Veränderungen. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Lehmann: Da alle Mannschaften dieselbe Spielidee verfolgen, ist der Austausch unter den Trainern noch enger geworden, als er ohnehin schon war. Auch der Kontakt zu den Sportlichen Leitern wie Thomas Broich und Peter Wazinski ist regelmäßig und intensiv. Uns alle eint das Ziel, unsere Spieler bestmöglich an den Profifußball heranzuführen und sie im besten Fall in unseren eigenen Lizenzkader zu bringen.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Dortmunder. Was bedeutet es Ihnen, für den BVB tätig zu sein?

Lehmann: Der BVB ist mein Verein. Mein Vater hat mich im Alter von sechs Jahren erstmals mit ins Stadion genommen, als Jugendlicher hatte ich eine Dauerkarte für die Südtribüne. Jetzt bin ich schon im 13. Jahr für den Verein tätig. Das ist ein Privileg.

Kategorien: DFB-Nachwuchsliga

Autor: mspw