DFB-Pokal

Bielefelds Pokalheld Marius Wörl: "Das wichtigste Spiel unserer Karrieren"

24.05.2025
Marius Wörl: "Eine riesige Chance, aber auch ein Lohn für die harte Arbeit" Foto: imago

Marius Wörl, Mittelfeldspieler des künftigen Zweitligisten Arminia Bielefeld, ist im DFB-Pokal wohl der Spieler der Saison. Bis zum sensationellen Einzug in das Finale am heutigen Samstag (ab 20 Uhr, live im ZDF und bei Sky) in Berlin gegen den Bundesligisten VfB Stuttgart war Wörl in allen fünf Runden mit Toren und Vorlagen am Weiterkommen beteiligt. Im DFB.de-Interview spricht der 21-Jährige über das Endspiel.

DFB.de: Am Samstag werden Sie zum ersten Mal im Berliner Olympiastadion auf dem Rasen stehen und vor mehr als 70.000 Fans mit der Arminia das Pokalfinale bestreiten. Geht ein großer Traum in Erfüllung, Herr Wörl?

Wörl: Ja, absolut. Ich glaube, jeder träumt davon, im Olympiastadion im DFB-Pokalfinale spielen zu dürfen. Und dass ich das jetzt auch noch als bisheriger Drittligist mit Arminia Bielefeld erlebe - das ist einfach unglaublich.

DFB.de: Was hätten Sie geantwortet, wenn Ihnen jemand vor Saisonbeginn dieses Szenario vorausgesagt hätte?

Wörl: Ganz ehrlich? Ich hätte wahrscheinlich gelacht und gesagt: "Das wäre zu schön, um wahr zu sein." Als wir in die Saison gestartet sind, lag unser Fokus voll auf der 3. Liga. Jetzt im Pokalfinale zu stehen - das ist verrückt. Aber die zurückliegenden Wochen haben gezeigt, dass wir es verdient haben.

DFB.de: Viele erfolgreiche Fußballer erreichen nie ein Pokalendspiel. Sie haben es mit 21 Jahren und als Drittligaprofi geschafft. Was bedeutet Ihnen das?

Wörl: Ich bin natürlich sehr stolz. Dass wir im Endspiel stehen und auf dem Weg dorthin mehrere Erstligisten besiegt haben, ist alles andere als selbstverständlich - das weiß ich. Für mich ist das eine riesige Chance, aber auch ein Lohn für die harte Arbeit, die wir hier gemeinsam reingesteckt haben.

DFB.de: Wie viele Ticketwünsche mussten Sie für Familie und Freunde erfüllen?

Wörl: Klar, es kamen viele Anfragen. Der engste Kreis rund um meine Familie wird natürlich dabei sein und mitfiebern.

DFB.de: Welche besonderen Qualitäten haben das Team bis ins Finale gebracht?

Wörl: Ich glaube, es waren vor allem unser Teamgeist und der absolute Wille, in jedem Spiel alles rauszuholen. Unser Trainerteam hat uns immer den richtigen Plan mitgegeben. Außerdem hat uns unser Kampfgeist, die hohe Intensität und der Spaß am Fußball, den wir in jeder Partie zeigen, ins Finale getragen.

DFB.de: Auf dem Weg nach Berlin wurden nach dem Zweitligisten Hannover 96 auch vier Bundesligisten in Serie bezwungen. Sticht für Sie eine Partie besonders heraus?

Wörl: Jede Partie war auf ihre Weise besonders, aber wenn ich eine hervorheben müsste, dann das Halbfinale gegen Bayer 04 Leverkusen. Wir lagen gegen den Titelverteidiger 0:1 zurück. Mein Ausgleichstor zum 1:1 war dann natürlich ein besonderer Moment für mich persönlich, weil es uns wieder ins Spiel gebracht hat. Man hat gespürt, dass wir immer an uns glauben, dass wir bereit sind, alles für diesen Traum zu geben, und dass wir auch das Zeug dazu haben. Auch die Stimmung im Stadion war enorm.

DFB.de: In den fünf Pokalrunden steuerten Sie gleich drei Treffer und drei Torvorlagen bei. Haben Sie selbst eine Erklärung dafür, warum es für Sie persönlich in diesem Wettbewerb so gut funktioniert?

Wörl: Der DFB-Pokal ist für mich ein unglaublich bedeutender Wettbewerb. Ich bin ja noch relativ jung, und das sind bislang mit die größten Spiele meiner Karriere. Mein Traum ist es, den Pokal nach Bielefeld zu holen. Deshalb bin ich bei jeder Partie hochmotiviert und gebe alles, um weiterzukommen. Ich hoffe natürlich, dass ich im Finale in Berlin daran anknüpfen kann und wieder eine starke Leistung bringe. Eins ist klar: Ich habe richtig Bock und ich werde alles geben.

DFB.de: Mit dem 1. FC Union Berlin stand letztmals 2001 - und damit noch vor Ihrer Geburt - ein Verein aus der dritthöchsten Spielklasse im Pokalfinale. Gibt es einen Moment aus der Vergangenheit, den Sie besonders mit dem Wettbewerb verbinden?

Wörl: Nein, diesen einen Moment gibt es für mich nicht. Aber was mir bis heute im Kopf geblieben ist, war das Finale 2018 zwischen Frankfurt und Bayern. Die Eintracht ist damals auch eher als Außenseiter ins Spiel gegangen und hat den Titel geholt. Das hat mir gezeigt, dass im Pokal immer alles möglich ist.

DFB.de: Arminia hat mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga das wichtigste Saisonziel bereits erreicht. Wie viel Rückenwind gibt das für das Finale?

Wörl: Das Erreichen unseres großen Ziels, noch dazu gekrönt von der Meisterschaft, gibt natürlich viel Rückenwind für das Finale. Die Stimmung im Team, die Überzeugung, aber auch das Selbstvertrauen, das wir über die gesamte Saison aufgebaut haben, nehmen wir mit nach Berlin. Jetzt wollen wir unsere ohnehin schon sehr gute Saison versuchen zu veredeln.

DFB.de: Der größte Unterschied zu den ersten fünf Pokalrunden ist, dass das Endspiel nicht in der SchücoArena, sondern im Berliner Olympiastadion stattfindet. Wieviel Prozente macht dieser Faktor aus?

Wörl: Die Spiele in der SchücoArena waren wirklich etwas Besonderes - eine einzigartige Atmosphäre. Aber im Olympiastadion zu spielen, ist natürlich eine ganz andere Dimension, das ist uns bewusst. Es ist nicht wirklich messbar, wie viel es am Ende ausmacht. Aber aufgrund der Stadionkapazität werden wir in Berlin mehr Arminen haben als bei einem normalen Heimspiel. Ich bin mir sicher, dass wir auch dort eine Spur Heimatmosphäre haben werden.

DFB.de: Lässt sich die Atmosphäre der "Alm" in die Hauptstadt transportieren?

Wörl: Die Atmosphäre in der SchücoArena ist wirklich einzigartig - diese Nähe zu den Fans, das Gefühl, zuhause zu sein. Aber auch in Berlin wissen wir, dass unsere Fans uns unterstützen werden. Denn sie wollen diesen Titel mindestens genauso sehr wie wir. Deshalb habe ich keine Zweifel, dass wir die Stimmung nicht nur in die Stadt, sondern auch ins Stadion transportieren können.

DFB.de: Schon jetzt hat das Team mit dem Finaleinzug Vereinsgeschichte geschrieben. Was muss passieren, dass noch ein weiteres erfolgreiches Kapitel hinzukommt?

Wörl: Allein mit dem Finaleinzug haben wir Geschichte geschrieben. Das ist etwas ganz Besonderes. Aber um das Kapitel zu Ende zu schreiben, müssen wir im Finale genau das zeigen, was uns bisher hierhergebracht hat: Teamgeist, Wille, Mut und absolute Überzeugung. So kann es uns gelingen, den Traum wahr werden zu lassen, auch wenn wir wissen, dass unser Gegner nicht nur Erstligist ist, sondern auch Champions-League-Teilnehmer. Wir kennen also unsere Rolle.

DFB.de: Für den VfB Stuttgart ist das Pokalfinale die letzte Möglichkeit, um sich noch für die UEFA Europa League zu qualifizieren. Erhöht das noch den Druck für den Favoriten?

Wörl: Das kann ich nicht beurteilen. Für uns ändert sich nichts. Wir wissen, dass der VfB der Favorit ist. Darauf bereiten wir uns vor, das war auch in alle anderen vorherigen Runden so.

DFB.de: Haben Sie sich auch selbst schon einmal bei dem Gedanken an den internationalen Wettbewerb erwischt?

Wörl: Natürlich kommt der Gedanke schonmal auf. Europa ist etwas, wovon jeder Fußballer träumt. Aber unser voller Fokus liegt auf dem Finale. Wir haben jetzt das wichtigste Spiel unserer Karrieren vor uns und wollen gewinnen. Alles andere kommt danach.

Kategorien: DFB-Pokal

Autor: mspw