Allofs: "Die Franzosen werden von der gesamten Nation getragen"

Das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich heute (ab 21 Uhr, live im ZDF und im Fan-Club-Radio) schaut Klaus Allofs aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Einerseits hat er eine enge Verbindung zu Frankreich - zwischen 1987 und 1990 hat der ehemalige Stürmer in der französischen Liga für Olympique Marseille und Girondins Bordeaux gespielt. Andererseits fiebert er als langjähriger deutscher Nationalspieler und Europameister 1980 mit der DFB-Auswahl mit. Zumal der heutige Geschäftsführer des VfL Wolfsburg mit Julian Draxler und André Schürrle zwei deutsche EM-Teilnehmer unter Vertrag hat. Im DFB.de-Interview spricht der 49 Jahre alte Allofs mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Halbfinale, "seine" Wolfsburger und den französischen Fußball.

DFB.de: Herr Allofs, Sie haben drei Jahre in Frankreich gespielt. Wofür stand der französische Fußball damals, wofür steht er heute?

Klaus Allofs: Zu meiner damaligen Zeit gab es in Frankreich gute Vereinsmannschaften, besonders Olympique Marseille und Girondins Bordeaux. Der französische Fußball war nicht so athletisch wie der deutsche. Stattdessen stand der spielerische Aspekt im Mittelpunkt. Die Franzosen wollten einen schönen und spektakulären Fußball spielen.

DFB.de: Hat sich das über die Jahre verändert?

Allofs: Die Franzosen schauten immer mit viel Wehmut, auch ein wenig Unverständnis, auf die Deutschen. Man hat sich gefragt: Wie kann es sein, dass die Deutschen einen weniger schönen Fußball spielen, aber erfolgreicher sind? Die Folge war, dass die Effektivität in den Mittelpunkt rückte. Der Champions-League-Sieg von Olympique Marseille im Jahre 1993 führte dazu, dass das Selbstvertrauen in den eigenen Fußball größer wurde. Mittlerweile beherrschen die Franzosen, insbesondere die Nationalmannschaft, einen guten Mix aus Effektivität und schönem Fußball.

DFB.de: Wer ist für Sie bislang der Star der Europameisterschaft?

Allofs: Natürlich könnte man die beiden Franzosen Antoine Griezmann und Dimitri Payet nennen, die viele Tore geschossen haben. Wenn ich auf unsere Mannschaft schaue, sind Manuel Neuer und Jérôme Boateng Erfolgsgaranten. Wobei ich als Wolfsburger natürlich auch Julian Draxler nennen muss. (lacht)

DFB.de: Dann sprechen wir doch über Julian Draxler, der im Achtelfinale gegen die Slowakei zum Man of the Match gewählt wurde. Welchen Eindruck macht er auf Sie?

Allofs: Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Laut vieler Prognosen war er für die Anfangsformation gar nicht vorgesehen. Mir war immer klar, dass er bei einem Turnier, wo eine Mannschaft zusammenwächst, tagtäglich seine Qualitäten zeigen wird. Er hat viel Werbung für sich und den VfL Wolfsburg betrieben.



Das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich heute (ab 21 Uhr, live im ZDF und im Fan-Club-Radio) schaut Klaus Allofs aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Einerseits hat er eine enge Verbindung zu Frankreich - zwischen 1987 und 1990 hat der ehemalige Stürmer in der französischen Liga für Olympique Marseille und Girondins Bordeaux gespielt. Andererseits fiebert er als langjähriger deutscher Nationalspieler und Europameister 1980 mit der DFB-Auswahl mit. Zumal der heutige Geschäftsführer des VfL Wolfsburg mit Julian Draxler und André Schürrle zwei deutsche EM-Teilnehmer unter Vertrag hat. Im DFB.de-Interview spricht der 49 Jahre alte Allofs mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Halbfinale, "seine" Wolfsburger und den französischen Fußball.

DFB.de: Herr Allofs, Sie haben drei Jahre in Frankreich gespielt. Wofür stand der französische Fußball damals, wofür steht er heute?

Klaus Allofs: Zu meiner damaligen Zeit gab es in Frankreich gute Vereinsmannschaften, besonders Olympique Marseille und Girondins Bordeaux. Der französische Fußball war nicht so athletisch wie der deutsche. Stattdessen stand der spielerische Aspekt im Mittelpunkt. Die Franzosen wollten einen schönen und spektakulären Fußball spielen.

DFB.de: Hat sich das über die Jahre verändert?

Allofs: Die Franzosen schauten immer mit viel Wehmut, auch ein wenig Unverständnis, auf die Deutschen. Man hat sich gefragt: Wie kann es sein, dass die Deutschen einen weniger schönen Fußball spielen, aber erfolgreicher sind? Die Folge war, dass die Effektivität in den Mittelpunkt rückte. Der Champions-League-Sieg von Olympique Marseille im Jahre 1993 führte dazu, dass das Selbstvertrauen in den eigenen Fußball größer wurde. Mittlerweile beherrschen die Franzosen, insbesondere die Nationalmannschaft, einen guten Mix aus Effektivität und schönem Fußball.

DFB.de: Wer ist für Sie bislang der Star der Europameisterschaft?

Allofs: Natürlich könnte man die beiden Franzosen Antoine Griezmann und Dimitri Payet nennen, die viele Tore geschossen haben. Wenn ich auf unsere Mannschaft schaue, sind Manuel Neuer und Jérôme Boateng Erfolgsgaranten. Wobei ich als Wolfsburger natürlich auch Julian Draxler nennen muss. (lacht)

DFB.de: Dann sprechen wir doch über Julian Draxler, der im Achtelfinale gegen die Slowakei zum Man of the Match gewählt wurde. Welchen Eindruck macht er auf Sie?

Allofs: Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Laut vieler Prognosen war er für die Anfangsformation gar nicht vorgesehen. Mir war immer klar, dass er bei einem Turnier, wo eine Mannschaft zusammenwächst, tagtäglich seine Qualitäten zeigen wird. Er hat viel Werbung für sich und den VfL Wolfsburg betrieben.

###more###

DFB.de: Waren Sie überrascht, als Draxler im Viertelfinale gegen Italien zunächst auf die Bank musste?

Allofs: Natürlich bin ich nicht ganz objektiv. (schmunzelt) Ich wünsche mir, dass unsere Spieler immer möglichst von Anfang an spielen. Allerdings war die Taktik, sich gegen Italien defensiver auszurichten, durchaus nachvollziehbar. Total überrascht war ich also nicht. Wobei Julian ein Spieler ist, der mit seiner Spielweise immer für den Unterschied sorgen kann.

DFB.de: Passt die Europameisterschaft zu seinem Jahr beim VfL Wolfsburg? Auch im Verein hat er etwas gebraucht, bis er seine Form fand.

Allofs: Julian ist noch immer sehr jung, steckt immer noch in der Entwicklung. Der VfL Wolfsburg ist seine erste Station außerhalb der Heimat. Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Aber er hat viel gelernt und ist aus dem Stadium des Talentes herausgewachsen. Vom Potenzial gehört Julian zu den besten Fußballern in Deutschland. Je wohler er sich fühlt und je mehr Selbstvertrauen er hat, desto häufiger kann er das abrufen.

DFB.de: Ihr zweiter Nationalspieler André Schürrle kam in der Vorrunde als Einwechselspieler zum Einsatz. Aufgrund des Ausfalls von Mario Gomez wird gegen Frankreich ein neuer Stürmer benötigt. Schürrle ist zwar kein gelernter Stoßstürmer, hat diese Position aber auch beim VfL Wolfsburg gelegentlich eingenommen. Kann er diese Position auch in der Nationalmannschaft bekleiden?

Allofs: Ja, natürlich. Wie Sie schon richtig gesagt haben: André ist kein klassischer Mittelstürmer, der sich wie Mario Gomez im Strafraum bewegt. Aber er bringt andere Fähigkeiten mit. Er ist ein sehr variantenreicher Spieler, der mit seiner Schnelligkeit viel bewegen kann und einen guten Schuss hat. Er zählte bei uns zuletzt zu den besten Torschützen und zeigte gerade in der Schlussphase der Saison eine positive Tendenz.

DFB.de: In der Nationalmannschaft kommt er häufig als Joker zum Zuge. Ist Schürrle der perfekte Einwechselspieler?

Allofs: Allgemein fühlt er sich wohler, wenn er von Spielbeginn an auf dem Platz steht. Aber: Er zählt nicht zu den Spielern, die lange brauchen, um den Rhythmus eines Spiels aufzunehmen. Daher kann André als Einwechselspieler immer gebracht werden.

###more###

DFB.de: Momentan vergeht kein Tag, an dem nicht über einen Weggang von Draxler und Schürrle spekuliert wird. Was sagen Sie dazu?

Allofs: Während eines großen Turniers gibt es immer viele Transfergerüchte. Wir wollen beide Spieler behalten und mit ihnen wieder in der Spitze der Bundesliga mitmischen. Sie haben ja gerade gehört, wie sehr ich die beiden schätze. Ich werde alles tun, damit sie bei uns bleiben.

DFB.de: Zurück zur Europameisterschaft: Die deutsche Nationalmannschaft trifft mit Frankreich nun auf den Gastgeber. Selbiges haben Sie bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko miterlebt. Sind Spiele gegen den Gastgeber besonders schwierig?

Allofs: Man trifft auf einen Gegner, der normalerweise über sich hinauswächst - gerade in dieser Phase des Turniers. Zu Beginn einer Europa- oder Weltmeisterschaft kann die Rolle des Gastgebers hemmend wirken. Aber nun steht Frankreich im Halbfinale, trifft auf den amtierenden Weltmeister. Sie werden von ihrer gesamten Nation getragen. Das macht die Aufgabe für Deutschland schwieriger.

DFB.de: Wie gefällt Ihnen allgemein das Spiel der deutschen Nationalmannschaft?

Allofs: Ich halte Deutschland für die beste Mannschaft der Europameisterschaft. Sie haben die besten Einzelspieler, verhalten sich auch taktisch sehr geschickt. Natürlich stellt sich nun die Frage, wie mit den Verletzungen umgegangen wird und wie die neuen Spieler eingebaut werden.

DFB.de: Sie wurden 1980 in Italien Europameister. Verglichen mit heute war das damals eine Mini-EM, es gab zwei Gruppen mit jeweils vier Mannschaften. Nach der Vorrunde stand direkt das Finale an. Nun haben wir erstmals eine EM mit 24 Mannschaften. Was gefällt Ihnen besser?

Allofs: Die Spieler haben nun viel mehr Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Das große Teilnehmerfeld führt auch zu einer anderen Wahrnehmung innerhalb Europas. 24 Nationen sind beteiligt, das Interesse ist in vielen Ländern riesengroß. Die Vergrößerung des Turniers ist eine gute Sache für den Fußball.

###more###