Thieroff (3.v.l.): "Das alles war echt cool" © 2012 Getty Images
Thieroff (3.v.l.): "Das alles war echt cool"

Bundessieger 2012/2013: "Treffen mit Heynckes war echt cool"

Stefan Thieroff stürmt in der Bayrischen A-Klasse. Sonntagvormittag, Hüftspeck und Stolperbälle. Am Freitag aber stand er mit Jupp Heynckes und Holger Badstuber auf einer Bühne. Weil er im entscheidenden Moment das Richtige getan hatte, zeichnete der Deutsche Fußball-Bund den Kreisklassekicker aus.

"Es war super, Jupp Heynckes und Holger Badstuber kennenzulernen und mit beiden auf einer Bühne zu stehen", sagt Thieroff, der für die Spvgg Hambach auf Torjagd geht. Hambach, das liegt auf halber Strecke zwischen Würzburg und Bamberg. Hier kann man "Club"-Fan sein, Stefan Thieroff aber ist Fan des FC Bayern. "Die Preisverleihung von "Fair ist Mehr" war einfach eine super Sache. Holger Badstuber war schon immer einer meiner Lieblingsspieler. Die Einladung, die Gala, das Länderspiel - alles super."

Fairplay im Abstiegskampf

Wer hinfällt, muss wieder aufstehen. Für Thieroff aber ging es darum, erstmal einzugestehen, dass er schlicht hingefallen war. VfL Niederwerrn gegen SpVgg Hambach, im Oktober 2012, beide Klubs gelten als Abstiegskandidaten. 88 Minuten sind bereits gespielt, es steht 1:1, da stürmt Stefan Thieroff auf das gegnerische Tor zu, verfolgt von einem einzigen Abwehrspieler. "Eigentlich muss ich die Bude machen, aber als ich den Strafraum erreiche, stolpere ich doch wirklich über den Ball." Oh Schande. Der Schiri pfeift. Oh Glück. Thieroff überlegt ein paar Sekunden, der Schiedsrichter legt den Ball bereits auf den Elfmeterpunkt.

"Dann habe ich ihm gesagt, dass der Gegner mich überhaupt nicht berührt hat." Der Unparteiische bedankte sich beim fairen Sportsmann, später die gesamte Mannschaft aus Niederwerrn.

Uneigennützig hat er die Wahrheit gesagt, besonders honorig, weil es sich ja um einen eher peinlichen Hinfaller handelte. Sein Handeln brachte ihm keinen Vorteil, seinem Klub wurde der Gelegenheit beraubt, einen ziemlich sicheren Dreier einzufahren. Faires Verhalten bringt keinen greifbaren Gewinn – und ist doch so wertvoll.

"Klar, kann ich die Sache auch etwa auf die Arbeit übertragen", sagt der Spannungstechniker. "Unfair ist es, wenn in einem Streitfall nur eine Seite angehört wird. Das geht gar nicht." Dabei ist der Bundessieger der Kampagne "Fair ist Mehr" kein Engel, über Schiedsrichter kann er sich ordentlich aufregen. "Manche beschränken ihren Bewegungsradius doch auf den Mittelkreis. Und pfeifen aus 40 Metern dann irgendeine Kleinigkeit. Das regt mich schon auf."

Kampagne seit 1996/1997

Mit der Saison 1996/1997 startete der DFB seine Kampagne, die für Fairplay wirbt. Die Aktion kommt an. 6590 Meldungen aus den Landesverbänden sind seit dem Start eingegangen, alleine in der Saison 2012/2013 waren es 625 Meldungen. Das Ziel, den Fairplay-Gedanken zu stärken, indem faire Aktionen im Fußball veröffentlicht und prämiert werden, geht auf. Vorbilder haben einen positiven Einfluss.

"In dem Moment, als mir klar wurde, dass es ungerecht wäre, wenn ich den Elfmeter annehmen würde, dachte ich an Miroslav Klose", erzählt Thieroff. Der Nationalspieler hatte im vergangenen Jahr ein Handtor für seinen Klub Lazio Rom erzielt, und hatte den Regelbruch direkt beim Schiedsrichter eingestanden. Dafür hatte Klose im Vorjahr die große Fairplay-Medaille erhalten. "Bilder von der Ehrung hatte ich im Fernsehen gesehen, das hatte ich in dem Moment im Kopf. Wenn so ein großer Spieler fair spielt, hat das schon Einfluss."

Einfluss und auch Folgen. Für Stefan Thieroff und seinen Vater brachte die faire Aktion eine Einladung nach München, zwei Karten für das WM-Qualispiel und ein Treffen mit Jupp Heynckes. "Das alles", schwärmt Stefan Thieroff, "war echt cool".