Google Pixel Frauen-Bundesliga

Turbine-Kapitänin Schwalm: "Es ist ein All-in-Spiel gegen Jena"

12.04.2025
Schwalm: "Um noch eine Chance zu haben, in der Klasse zu bleiben, müssen wir gegen Jena gewinnen" Foto: Imago

Der sechsmalige Deutsche Meister 1. FFC Turbine Potsdam rangiert vor dem 19. Spieltag in der Google Pixel Frauen-Bundesliga sieglos am Tabellenende. Am heutigen Samstag (ab 12 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) steht das Kellerduell beim Drittletzten FC Carl Zeiss Jena an. Im DFB.de-Interview spricht die 27 Jahre alte Turbine-Kapitänin Viktoria Schwalm mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Kampf um den Klassenverbleib.

DFB.de: Geht es beim Gastspiel in Jena für Turbine Potsdam bereits um die letzte Chance, um noch einmal auf den Klassenverbleib hoffen zu dürfen, Frau Schwalm?

Viktoria Schwalm: Ja, definitiv. Die Ausgangslage ist uns allen bewusst. Es ist ein All-in-Spiel für uns.

DFB.de: Das heißt, es zählt nur ein Sieg?

Schwalm: Auf jeden Fall. Uns bleiben nur noch vier Spieltage, in denen wir mindestens sieben Punkte holen müssen. Um noch eine Chance zu haben, in der Klasse zu bleiben, müssen wir gegen Jena gewinnen. Entsprechend heiß und fokussiert ist das gesamte Team.

DFB.de: Bisher gelang allerdings noch kein einziger Dreier in dieser Saison. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es in Jena klappen kann?

Schwalm: Wir ziehen unsere Hoffnung aus den bisherigen Auftritten in diesem Jahr. Wenn man mal die Spiele in Frankfurt und zuletzt gegen Hoffenheim ausklammert, dann konnte man im Vergleich zur Hinserie eine positive Entwicklung erkennen. Wir sind längst nicht mehr komplett unterlegen, sondern können mit den meisten Gegnern sehr gut mithalten. Von daher ist ein Fortschritt zu sehen, an den wir anknüpfen wollen.

DFB.de: Worauf wird es vor allem ankommen?

Schwalm: Da Jena wegen der besseren Ausgangslage nicht unbedingt gewinnen muss, gehe ich von einem defensiv kompakten Gegner aus, der auf Fehler von uns lauern wird. Daher müssen wir von Beginn an hellwach sein, Jena möglichst unser Spiel aufzwingen und unsere Chancen suchen. Es wird sicherlich eine sehr kampfbetonte Begegnung. Dass uns viele Fans begleiten und vor Ort unterstützen wollen, freut uns natürlich sehr.

DFB.de: Wie gut konnte das Team die Länderspielpause nutzen?

Schwalm: Auch bei uns waren einige Spielerinnen bei ihren Nationalteams. Dennoch konnten wir das enttäuschende Hoffenheim-Spiel gut aufarbeiten und abhaken. Wir haben dann sehr hart und fokussiert trainiert. Alle sind jetzt heiß auf die Partie in Jena, wir werden mit einem guten Gefühl in dieses wichtige Spiel gehen.

DFB.de: Schon mehrfach war Turbine nah dran, bessere Ergebnisse zu erzielen. Was hat jeweils gefehlt?

Schwalm: Dafür gibt es nicht den einen Grund. Lange Zeit waren wir nicht torgefährlich genug, konnten uns nur wenige Möglichkeiten erarbeiten und waren dann auch im Abschluss nicht effektiv. Defensiv waren wir jetzt schon oft in der Lage, lange die Null zu halten. Individuelle Fehler, die zu Gegentoren geführt haben, haben uns leider einige Punkte gekostet.

DFB.de: Wie gelingt es, sich nach Nackenschlägen immer wieder neu zu motivieren?

Schwalm: Es bringt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken oder gar aufzugeben. Wir bekommen vom Trainerteam immer genau vor Augen geführt, was nicht gut gelaufen ist und was wir besser machen können und müssen. Klar, es ist nicht immer einfach, aber da müssen wir halt durch. Wir denken vielmehr positiv: Jedes Spiel ist auch eine neue Chance.

DFB.de: Verletzungsbedingt hatten Sie die komplette Hinserie verpasst. Wie schwierig war es für Sie als Kapitänin, nicht selbst eingreifen zu können?

Schwalm: Das war extrem hart für mich. Schließlich hatte ich noch im vergangenen Frühjahr dabei mitgeholfen, Turbine zurück in die Bundesliga zu schießen, und hatte mich sehr darauf gefreut, wieder in der höchsten Spielklasse aufzulaufen. Da war es sehr bitter, dass sich meine Rückenprobleme so lange gezogen haben.

DFB.de: Konnten Sie dem Team auch in dieser Phase helfen und Einfluss nehmen?

Schwalm: Ich war wegen meiner Reha nicht immer sehr nah bei der Mannschaft, habe aber mein Bestmögliches getan, um das Team von außen zu unterstützen. Wesentlich lieber helfe ich aber logischerweise selbst auf dem Platz mit.

DFB.de: Sie sind bereits seit 13 Jahren für Turbine am Ball und haben in Potsdam auch schon wesentlich bessere Zeiten erlebt. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Schwalm: Ich bin bereits im Alter von 14 Jahren nach Potsdam gekommen, habe bei den Juniorinnen begonnen. Seitdem habe ich alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Entsprechend groß ist der Stellenwert des Klubs für mich. Auch die Stadt ist mir ans Herz gewachsen.

DFB.de: Wie hart würde den Klub ein erneuter Abstieg treffen?

Schwalm: Jeder Abstieg ist ein harter Einschnitt für einen Verein. Wir alle hatten uns vor dieser Saison sehr viel vorgenommen. Daher wäre es sehr bitter, wenn es nicht reichen sollte. Aber so weit ist es noch nicht. Wir werden im Saisonendspurt alles unternehmen, damit Turbine Potsdam auch in der nächsten Saison in der Frauen-Bundesliga spielt.

DFB.de: Vor zwei Jahren sind Sie auch den Weg in die 2. Frauen-Bundesliga mitgegangen und mit dem Team direkt wieder aufgestiegen. Wären Sie für den Fall der Fälle erneut dazu bereit?

Schwalm: Wie schon gesagt: Erst einmal gilt die volle Konzentration dem Kampf um den Klassenverbleib. Alles Weitere werden wir dann in den kommenden Wochen besprechen.

DFB.de: Wie bewerten Sie mittel- und langfristig die Perspektiven von Turbine als reiner Frauenfußballverein?

Schwalm: Es ist ja nicht zu übersehen, dass sich die Vereine schwertun, die keine Männer-Profiabteilung im Rücken haben. In der 2. Frauen-Bundesliga spielen aktuell der 1. FC Nürnberg, 1. FC Union Berlin, Hamburger SV oder VfL Bochum um den Aufstieg. Demnächst kommen wohl der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund ebenfalls nach oben. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass auch die Vereine, die sich komplett dem Frauen- und Mädchenfußball verschrieben haben, bestehen bleiben und ihren Weg weitergehen, unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw