DFB-Nachwuchsliga
Freiburgs U 17-Trainer Banovic: "Individuelle Betreuung und Geduld"

Ivica Banovic, der als Profi einmal Deutscher Meister und zweimal DFB-Pokalsieger wurde, ist seit Anfang des Jahres beim SC Freiburg als Cheftrainer für die U 17 verantwortlich. Der 45-Jährige, der mit seiner Familie seit 13 Jahren im Breisgau lebt, war zuvor in seiner Heimatstadt Zagreb tätig. Im DFB.de-Interview spricht Banovic mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Freiburger Fußballschule.
DFB.de: Ihr Team hat mit dem 2:0-Auswärtserfolg beim FC Ingolstadt 04 in der U 17 DFB-Nachwuchsliga einen optimal Saisonstart hingelegt. Welche Erkenntnisse haben Sie aus dieser Partie mitgenommen, Herr Banovic?
Ivica Banovic: Wir haben eine enorme Energie in der Mannschaft, die das schnelle Umschaltspiel bevorzugt. Unsere Stärke ist die Balleroberung, danach geht es sofort in Richtung gegnerisches Tor. Am Ende haben wir unsere Überlegenheit in Tore umgewandelt und einen verdienten Sieg eingefahren.
DFB.de: Sie sind Anfang des Jahres aus Ihrer Geburtsstadt Zagreb zum SC Freiburg zurückgekehrt. Warum?
Banovic: Ich war zuletzt zwei Jahre bei Dinamo Zagreb als Cheftrainer im Nachwuchsbereich tätig, bin dann nach Freiburg zu meiner Familie zurückgekehrt. Insgesamt habe ich zehn Jahre beim SC Freiburg als Profi, Scout und später als Spieler der zweiten Mannschaft verbracht. Meine Familie lebt bereits seit 13 Jahren in der Stadt, meine beiden Söhne gehen hier zur Schule. Wir haben unseren Lebensmittelpunkt in Freiburg, so dass ich sehr froh bin, dass es mit dem Engagement beim Sport-Club geklappt hat.
DFB.de: Wie groß sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Kroatien?
Banovic: Gar nicht so groß. Das fußballerische Niveau ist im U 19-Bereich in etwa gleich, würde ich sagen. In der UEFA Youth League haben wir uns beispielsweise beim 1:2 gegen den FC Bayern München und beim 0:0 gegen Borussia Dortmund gut aus der Affäre gezogen und später auch die Play-offs erreicht. Gegen den späteren Sieger FC Barcelona ist die Mannschaft dann nach einem 2:2-Unentschieden erst im Elfmeterschießen ausgeschieden. Die Unterschiede machen sich aus meiner Sicht erst beim Sprung in den Herrenbereich bemerkbar. In Deutschland rücken viele Spieler zunächst in die U 23-Teams auf, können sich dort gut weiterentwickeln und auf den Profifußball vorbereiten. In Kroatien ist dieser Übergang nicht so gut organisiert.
DFB.de: Sie waren selbst Profi beim SC Freiburg. Was ist so besonders an der Freiburger Fußballschule?
Banovic: Sie gilt nicht von ungefähr bundesweit als vorbildlich für Jugendarbeit und Nachwuchsförderung. Miteinander und Nächstenliebe werden hier wie in vermutlich kaum einem anderen Verein gelebt. Wir sind kein Big City Club, können die Talente ganz behutsam und mit viel Geduld aufbauen. Der langjährige Cheftrainer Christian Streich, der übrigens mein Nachbar ist, hat sich sehr oft unsere Trainingseinheiten angeschaut. Er ist für mich ein großes Vorbild.
DFB.de: Als Spieler waren Sie sehr erfolgreich, haben in allen Regionen Deutschlands gespielt. An welchem Moment Ihrer Karriere erinnern Sie sich ganz besonders?
Banovic: An den Aufstieg mit dem SC Freiburg in die Bundesliga in der Saison 2008/2009 erinnere ich mich gerne, am Ende wurden wir sogar Erster. In dieser Spielzeit wurde erstmals die Schale für den Zweitligameister vergeben. Auch der Pokalsieg 2007 mit dem 1. FC Nürnberg war natürlich ein Highlight mit dem Finalsieg gegen den VfB Stuttgart in der Verlängerung.
DFB.de: Ab wann wussten Sie, dass Sie die Trainerlaufbahn einschlagen wollen?
Banovic: Zum Ende meiner aktiven Karriere hatte ich zuerst mit dem Scouting angefangen. Ich habe bei der U 15 erstmals das Training geleitet, danach wurde das Feuer für den Trainerjob bei mir entfacht. (lacht)
DFB.de: Welcher Trainer hat Sie ganz besonders inspiriert?
Banovic: Hans Meyer hat mich beim 1. FC Nürnberg inhaltlich beeindruckt. Die Art und Weise, wie er Fußball spielen lassen wollte, konnte man sofort auf dem Platz sehen. Neben Spielkontrolle hat er jedem Spieler Raum für Kreativität gelassen. Wir wussten, was wir zu tun hatten, jeder hatte in seiner Rolle Freiheiten. Er hat uns als Tabellenletzter übernommen und wurde mit uns DFB-Pokalsieger.
DFB.de: Sie haben auch zwei Länderspiele für Kroatien bestritten. Einer Ihrer Mitspieler war damals Niko Kovac, der jetzt Cheftrainer bei Borussia Dortmund ist. Wird man Sie irgendwann auch mal in der Bundesliga auf der Trainerbank sehen?
Banovic: Ich beschäftige mich gerade eher damit, wie ich die nächste Trainingseinheit beim SC Freiburg mit der U 17 gestalte. (lacht) Diese Frage stellt sich für mich nicht. Ich habe Niko Kovac vor einigen Monaten bei meinem Lehrgang zur UEFA-Pro-Lizenz in Kroatien getroffen. Nico hat dort in einem Referat seine Spielphilosophie vorgetragen. Das war sehr beeindruckend.
DFB.de: Zurück zum Tagesgeschäft: In Ihrer Vorrundengruppe bekommt es die Freiburger U 17 unter anderem mit dem FC Bayern München und dem VfB Stuttgart zu tun. Wie schätzen Sie die Chancen auf das Weiterkommen in die Hauptrunde der Liga A ein?
Banovic: Ganz ehrlich: Wir kämpfen mit der SpVgg Unterhaching, den Stuttgarter Kickers, dem SV Sandhausen, dem SSV Ulm 1846 Fußball und dem FC Ingolstadt 04 um Platz drei. Wenn man von der individuellen Qualität ausgeht, dann werden Bayern München und der VfB Stuttgart die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen.
DFB.de: In der zurückliegenden Saison hatte die U 17 des SC Freiburg den Sprung in die Hauptrunde verpasst. Was unterscheidet das aktuelle Team vom vorherigen Kader?
Banovic: In der abgelaufenen Saison haben wir nicht so schnell nach vorne gespielt. Wir hatten fast in jedem Spiel 70 bis 80 Prozent Ballbesitz, weil die Spieler ein gutes Gespür für Spielkontrolle hatten. Jetzt habe ich überwiegend Spieler, die sehr vertikal denken.
DFB.de: Worauf kommt es Ihnen bei der Ausbildung der jungen Talente besonders an?
Banovic: Wir werden unsere Trainingseinheiten nicht auf Ballkontrolle ausrichten, sondern wollen die Stärken bei jedem Spieler individuell herauskitzeln. Dazu ein Beispiel: Bei einer Übung hatte ich zuletzt Passschärfe trainieren lassen. Einen Spieler nahm ich aus der Gruppe und erklärte ihm, was ich von ihm verlange. Er verstand es erst, als ich ihm sagte, dass er sich vorstellen sollte, alleine vor dem Torhüter zu stehen und den Ball scharf ins lange Eck zu schießen. Danach hatte er es begriffen. Individuelle Betreuung und Geduld sind ganz wichtige Faktoren.
DFB.de: Wie sehr helfen Ihnen die Erfahrungen, die Sie selbst als Profi sammeln konnten?
Banovic: Es hilft, ist aber keine Garantie für eine erfolgreiche Trainerkarriere. Wenn man nicht gewillt ist, sich möglichst in allen Bereichen zu verbessern, wird man es nicht schaffen. Niko Kovac und Xabi Alonso sind als Trainer unglaublich akribische Arbeiter, obwohl sie in ihrer fußballerischen Karriere auch schon alles erreicht haben.
DFB.de: Die neue DFB-Nachwuchsliga ist gerade in ihre zweite Saison gestartet. Was macht für Sie den Reiz dieser Liga aus?
Banovic: Sich mit den besten Spielern im K.o.-Modus zu messen, ist für die Aus- und Weiterentwicklung der Talente von großem Vorteil. Die Jungs müssen auf den Punkt da sein, was für einen jungen Spieler nicht ganz so leicht ist. Deshalb finde ich vor allem die deutlich früher beginnende K.o.-Phase gut, weil dadurch alle Sinne geschärft werden.
Kategorien: DFB-Nachwuchsliga
Autor: mspw

Cottbus-Trainer Ziebig: "Wir können ein Ausrufezeichen setzen"
Als Profi bestritt Daniel Ziebig (42) insgesamt 159 Spiele (zwei Tore) für den FC Energie Cottbus, im Sommer 2024 kehrte er als U 17-Trainer in die Lausitz zurück. Im DFB.de-Interview spricht Ziebig über die Energie-Talente.

FC-Trainer Vladyslav Moschenski: "Es gibt keinen Königsweg"
In der DFB-Nachwuchsliga steht für die U 17 des 1. FC Köln heute (ab 11 Uhr) das Derby bei Borussia Mönchengladbach an. Das Team von FC-Trainer Vladyslav Moschenski ist noch unbesiegt. Vor dem Derby spricht der 28-Jährige über Talentförderung.

1860-Trainer Schittenhelm: "Zwei Derbysiege wären geil"
In der Vorrundengruppe E der U 19 DFB-Nachwuchsliga kommt es am Sonntag (ab 11 Uhr, live auf Youtube) zum Münchner Derby zwischen dem FC Bayern und dem TSV 1860. Im DFB.de-Interview spricht 1860-Trainer Jonas Schittenhelm über die Stadtmeisterschaft.