U 21-Männer

Di Salvo: "Es ist ein Spiel auf Augenhöhe"

27.06.2025
Antonio Di Salvo (r.): "Es ist jetzt ein Finale, es ist ein ganz neues Spiel, es geht bei null los" Foto: Thomas Böcker/DFB

Ein Tag trennt die deutsche U 21-Nationalmannschaft noch vom Highlightspiel. Am Samstag (ab 21 Uhr, live in SAT.1, auf Joyn und ran.de) geht es bei der EM in der Slowakei im Finale gegen England um den vierten Titelgewinn. Cheftrainer Antonio Di Salvo und Topscorer Nick Woltemade haben über das Endspiel gesprochen.

Antonio Di Salvo über...

... die Personalsituation: Es sind alle Mann gesund und fit, bis auf Max Rosenfelder, der sich ja leider im Spiel gegen Frankreich verletzt hat. Wir haben da noch ein MRT gemacht, er hat eine Muskelverletzung. Und ja, ich kann mich jetzt eigentlich auch nur bedanken, zum einen bei Max für die hervorragende Leistung, die er hier gezeigt hat. Und nach der Verletzung für die gute Zusammenarbeit zwischen dem SC Freiburg und unserem Ärzteteam. Und wir hoffen natürlich, dass Max ganz schnell wieder gesund werden wird.

... das Finale: Wir waren in jedem Spiel gefordert. Wir haben jetzt fünf Spiele gehabt und die waren alle auf höchstem Niveau. Da gibt es immer viele Überlegungen. Ja, wir haben England geschlagen in der Vorrunde, aber es ist jetzt ein Finale, es ist ein ganz neues Spiel, es geht bei null los. Und es gibt jetzt nicht diesen klaren Favoriten.

... den Gegner: England ist eine Topmannschaft, das wissen wir. Sie haben sich während des Turniers gesteigert. Ich finde auch, dass sie die ersten Spiele, wo in denen es vielleicht ergebnistechnisch nicht ganz so rund lief, guten Fußball gespielt haben. Gegen Slowenien mussten sie das Spiel gewinnen, hatten Torchancen en masse. Wir haben gegen England ein super Spiel gemacht, sind früh in Führung gegangen und deswegen haben wir das Spiel, wie ich finde, auch verdient gewonnen. Aber nochmals, das Spiel ist jetzt ein Finale, es ist auf Augenhöhe. Ich glaube, ich brauche nicht darüber zu sprechen, dass England viele Top-Spieler und eine gute Spielanlage hat. Das wird sehr herausfordernd für uns sein. Aber wir haben bis jetzt sehr gut performt, leben natürlich auch von unserer mannschaftlichen Geschlossenheit, aber auch unserer Qualität und die wollen wir morgen auf den Platz bringen.

... Hermann Gerland: Ich kenne Hermann schon sehr, sehr lange. Ich war ja Spieler von ihm damals bei den Bayern vor 25 Jahren. Das war für mich schon ein Glücksgriff, dass ich ihn dazugewinnen konnte, als ich  angefangen habe, als Cheftrainer zu arbeiten. Er bringt einfach eine enorme Erfahrung mit, er weiß die Spieler gut einzuschätzen, aber vor allem - und das ist jetzt für uns wichtig im Trainerteam -reduziert er die Dinge auf die wichtigen Sachen, also auf den kleinsten Nenner.

... England-Coach: Ich stehe schon häufiger mit Lee Carsley im Austausch. Wir sind einfach gute Kollegen und ich freue mich immer wieder, wenn ich ihn sehe. Man sieht schon seine Handschrift, dass er es hinbekommen hat, dass es eine Mannschaft, eine Einheit ist. Sie hat sich immer weiter gesteigert in diesem Turnier. Er macht einen richtig guten Job.

... die Begeisterung in der Heimat: Wir bekommen es logischerweise mit und es ist auch sehr schön. Es sind viele Nachrichten, die, glaube ich, jeder bei uns erhalten hat. Und ich habe heute der Mannschaft auch gesagt, in der Nachbereitung des Spiels gegen Frankreich, dass das die Art und Weise ist, wie wir auftreten, wie wir spielen. Also nicht nur das Ergebnis, sondern dass die Mannschaft wirklich leidenschaftlich spielt, den Willen zeigt, das Tor zu verteidigen, dass Emotionen dabei sind. Und wenn das alles zusammenkommt, dann entfachen wir Begeisterung im Stadion und bei den Zuschauern am Fernseher.

Nick Woltemade über...

... das Finale: Es ist ein Moment, auf den wir sehr, sehr lange hingearbeitet haben, nicht nur die letzten Wochen, wo wir hier im Kreis der Mannschaft sind, sondern einfach die letzten zwei Jahre. Es war immer das Ziel, irgendwann das Spiel hier zu spielen. Deswegen freuen wir uns sehr darauf. Mit den Jungs, mit denen ich auf dem Platz stehe, spiele ich schon sehr lange zusammen. Wir kennen uns alle sehr gut untereinander. Das sind alles Momente, die dann schön sind, dass wir es jetzt hierher geschafft haben und dass wir morgen dann Finale spielen können. Ich glaube, es ist eine einmalige Chance, den U 21-Titel zu gewinnen. Und das ist auch das, was wir uns immer vor Augen halten: Es ist ein Spiel, das wir nicht mehr so oft haben werden. Es wird mein letztes U 21-Spiel sein. Deswegen freuen wir uns sehr und haben natürlich eine sehr große Vorfreude auf das Spiel.

... Hermann Gerland: Man hat es ja gesehen, als ich ankam bei der U 21, da hat er mir direkt gesagt, dass ich hier bitte das Tor treffen soll. Das hat ganz gut funktioniert. (lacht) Aber Hermann ist nicht nur das, was er ausstrahlt, er hat eine enorme Ruhe und ist auch eine Person mit einem großen Wissen. Er hat schon alles erlebt. Ich habe viel mit ihm gearbeitet, auch individuell, auch im Kopfballtraining. Ich kann jetzt sagen, dass das Früchte getragen hat. Ich glaube, seine Person hilft enorm im Staff. Auch für uns Spieler ist das wichtig. Aber generell glaube ich, die ganze Arbeit vom Trainerteam ist sehr gut und ich glaube, das sieht man auch in den Spielen.

... den Finalgegner: England hat - wie immer - individuell eine der besten Mannschaften des Turniers. Viele Spieler mit viel Erfahrung, die alle in der Premier League gefühlt Stammspieler sind. Aber wie schon gesagt, wir haben auch eine sehr gute Mannschaft und ich finde, gerade bei uns ist besonders, dass wir immer einen guten Mix haben. Wir haben individuelle Qualität, wir wissen, was wir können. Aber wir kennen auch die Basics. Wir wissen, dass wir jedes Spiel laufen und Zweikämpfe gewinnen müssen, um so ins Spiel zu kommen und dann unsere individuelle Qualität auf den Platz zu bekommen. Ich glaube, das wird morgen auch wieder Priorität sein für uns. Ich glaube, da treffen zwei sehr gute Mannschaften aufeinander - das zweite Mal im Turnier - und hoffentlich können wir dann auch das zweite Mal als Sieger vom Platz gehen. Wir werden das als Mannschaft wieder gut lösen, wie wir es in den ganzen anderen Spielen auch hinbekommen haben. Wir müssen sauber sein, wir müssen effizient sein und dann werden wir auch den Engländern wehtun können.

... seine Zeit in der U 21: Es war eine sehr lange Reise. Zwei Jahre, die irgendwie auch schnell vergangen sind. Ich glaube, das sind für mich persönlich die schönsten U-Nationalmannschaftsjahre, weil der Kern, der von Anfang an fast dabei war, jetzt immer noch der gleiche ist. Man hat gesehen, dass man einfach wirklich zu einer richtigen Einheit geworden ist. Und dass man so ein Gefühl bekommen hat, was sonst nicht so häufig bei U-Nationalmannschaften ist, weil es dann doch immer recht viel durchgemixt ist und man auch ein neues Trainerteam hat. Wir haben schon einige Spiele zusammen gespielt, haben einige schwierige Momente zusammen durchgestanden, haben Erfolge zusammen gehabt und ich glaube, das sieht man bei uns. Wir haben Selbstvertrauen, wir haben Selbstbewusstsein, aber wie ich vorhin gesagt habe, wissen wir auch, wo genau es drauf ankommt. Ich glaube, das macht uns dann auch so ein bisschen aus und das ist etwas, was wir uns alle zusammen erarbeitet haben, mit dem Staff zusammen, mit uns als Team zusammen. Es war kein einfacher Weg. Ich glaube, dass sich diese ganzen Gespräche, die ganzen Momente, die wir zusammen kreiert haben, dass sich die auch auf dem Platz zeigen. Ich glaube, das sieht man jetzt auch im Turnier. Egal wer spielt, egal wer auf dem Platz ist, es funktioniert. Ich glaube, das ist etwas, was wir uns alle erarbeitet haben.

... seine Torquote: Es ist nicht entscheidend für mich, ob ich jetzt Torschützenkönig werde, oder nicht. Solange wir den Titel holen, ist mir das eigentlich recht egal, muss ich ehrlich sagen. Natürlich, wenn ich helfen kann und ein Tor schieße und beides zusammen hole, wäre es auch sehr schön, aber primär zählt für mich der Titel. Da kann Harvey Elliott auch gerne drei Tore schießen. Solange wir ein Tor mehr schießen im Spiel, ist mir das recht egal, wenn wir den Titel holen.

... die Aufmerksamkeit in der Heimat: Das ist sehr schön. Ich glaube, das ist auch das, was wir uns ein bisschen erhofft haben, dass man so einen kleinen Hype auslösen kann und dass, was die letzten Jahre schon um die deutsche Nationalmannschaft entstanden ist, auch mittragen können. Ich kenne es selber von früher, wie ich immer mitgefiebert habe bei den ganzen Turnieren und ich finde es schön, dass wir selbst dazu beitragen können. Ich glaube, wir haben es uns erarbeitet mit den Spielen, mit den Aktionen, wie wir auf dem Platz agieren, mit dem Zusammenhalt, mit dem Kampfgeist, aber dann auch mit der Qualität, die wir haben. Das ist etwas sehr Schönes und ich freue mich natürlich, dass in Deutschland viele Leute zuschauen.

... den besonderen Jahrgang: Das ist einfach die Verbundenheit über viele Jahre. Mit Paul Nebel spiele ich jetzt seit der U 15-Nationalmannschaft, wir sind sehr gute Freunde, waren auch privat schon oft  zusammen im Urlaub, haben oft Kontakt. Das ist aber nicht nur mit Paul so, sondern auch mit sehr vielen anderen. Und wie gesagt, das ist, glaube ich, nicht selbstverständlich für eine Nationalmannschaft, dass es so gut harmoniert unter uns allen. Aber jetzt nicht nur mit ein paar Jungs, sondern wirklich mit allen 23 Spielern. Wenn jemand neu dazu kommt, wie Elias Baum, zum Beispiel, da ist es direkt so, als wenn er schon zwei Jahre dabei war. Das ist das, was wir uns erarbeitet haben, dass sich jeder wohlfühlt. Für mich persönlich ist es sehr wichtig, deswegen gebe ich mir auch immer viel Mühe, dass sich die Jungs schnell wohlfühlen. Ich kümmere mich dann auch gerne darum, dass sie schnell integriert werden, weil ich weiß, wie sehr mir das hilft auf dem Platz. Und ich hoffe, dass es den anderen Jungs dann auch hilft. Ich glaube, das ist das, was man auf dem Platz sieht.

Kategorien: U 21-Männer

Autor: dfb