Wolf: "Zwei wertvolle Spiele vor herausragender Kulisse"

Die deutsche U 20-Nationalmannschaft hat ihre ersten beiden Spiele in der noch jungen Länderspielsaison siegreich gestaltet. Gegen Polen (2:1) und Rumänien (1:0) nutzte die deutsche Auswahl jeweils in der Schlussphase Chancen konsequent. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainer Hannes Wolf über die Erkenntnisse aus beiden Partien.

DFB.de: Welche Erkenntnisse haben Sie aus beiden Begegnungen mitgenommen?

Hannes Wolf: Wir hatten hervorragende Trainingseinheiten und gute Spiele. Viele unserer Akteure aus dem 2002er- und 2003er-Jahrgang sind mittlerweile im Profibereich angekommen. Man merkt auch, dass wir gerade im älteren Jahrgang einige Spieler dabeihatten, die schon vergangenes Jahr U 20-Nationalmannschaft gespielt haben – da sind wir schon weit. Die Energie war über die ganze Woche außergewöhnlich gut. Beide Partien waren dominant geführt, auch wenn wir sie jeweils erst spät für uns entschieden haben. Wir hätten, gerade in der Begegnung gegen Rumänien, zwingend mehr Tore erzielen müssen. Abgesehen davon war es ein rundum positiver Lehrgang. Die Spieler haben die Zeit bei der Nationalmannschaft genutzt, um den Übergang in den Profibereich weiter voranzutreiben. Es sind zwar Freundschaftsspiele, aber es gibt auch eine Tabelle und dann ist es schön, wenn man mit sechs Punkten startet.

DFB.de: Haben beide Gegner das verkörpert, was Sie im Vorfeld der Partien erwartet haben, oder gab es Überraschungen?

Wolf: Wir haben uns in erster Linie auf uns konzentriert, da wir unseren Stil erst finden müssen. Das aber beispielsweise Polen uns mit einer Fünferkette spiegelt und stark mannorientiert agiert, haben wir so erwartet. Auch Rumänien hatten wir nach deren Tschechien-Spiel so eingeschätzt. Beide Mannschaften haben aber während des Spiels ihr System umgestellt, was für deren Flexibilität spricht. Sie haben uns auf unterschiedliche Art gefordert, sodass wir all unsere Energie reinlegen mussten, um zu gewinnen. Das waren zwei wertvolle Spiele, die jeweils vor herausragender Kulisse stattgefunden haben.

DFB.de: Gegen Polen haben Sie per spätem Doppelschlag das Spiel gedreht. Ein Indiz für die schon ausgeprägte physische und mentale Reife der Mannschaft?

Wolf: Wir haben in beiden Partien um die 70. Minute stark durchgewechselt und immer direkt danach die Tore gemacht. Das spricht für mich dafür, dass wir einen ausgeglichenen Kader haben. Das ist bei den anderen Mannschaften aber ähnlich. Hätten die Rumänen und Polen nicht so viel wechseln können, wären die Spiele wohl anders verlaufen, da wir sie zuvor schon müde gespielt hatten.

DFB.de: Sie haben im Vergleich zur Polen-Begegnung gegen Rumänien stark rotiert. Wieso?

Wolf: Uns war wichtig, dass wir nicht A und B haben, sondern alle einmal in der Startelf standen und alle einsatzfähigen Feldspieler auch eingewechselt wurden. Wir sind eine Entwicklungsmannschaft und wollen den Jungs die Gelegenheit geben, sich zu zeigen. Deshalb wollten wir auch den Mut aufbringen, unabhängig von taktischen Gedanken in den Spielen zu wechseln. Es ist gut, dass wir in diesem Doppeljahrgang aus solch einer Talentdichte schöpfen können.

DFB.de: Gegen Rumänien hat Ihr Team beste Chancen vergeben. Ist man als Trainer einer U 20-Nationalmannschaft zufrieden, dass man die Möglichkeiten herausgespielt hat, oder hadern Sie in solchen Momenten schon einmal?

Wolf: Wenn Rumänien am Ende der Partie eine ihrer beiden Chancen macht, dann hadert man auf alle Fälle. Von uns war das schließlich ein Spiel für fünf Tore. Trotzdem wollen wir die Situationen herausstellen, die wir uns erarbeitet haben. Es geht für die Jungs auch um Rhythmus, den sie in den Vereinen teilweise nicht haben. Genau dieser sorgt für das letzte Quäntchen, um das Tor dann eben doch zu machen. Dazu kommt, dass wir die ebenso notwendige Prise Glück im Offensivspiel gegen Rumänien nicht hatten. Mit dem Sieg bleibt aber das Positive hängen.

DFB.de: Torwart Nahuel Noll war fast beschäftigungslos, hat dann aber in der Schlussphase den Sieg festgehalten...

Wolf: Nahuel war mit dem Fuß sehr gut, musste aber über weite Strecken nichts halten. Wie er den in der Schlussphase aber aus dem Winkel wegwischt, war für ihn sicher ein sehr guter Moment.

DFB.de: Die Spieler des Kaders sind in unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere und haben in ihren Vereinen in verschiedenen Ligen unterschiedlich viel Spielpraxis. Wie gehen Sie damit um?

Wolf: Es kommt immer ganz darauf an, bei welchem Verein die Spieler aktiv sind. Wir haben Jungs dabei, die laufen teilweise in der Regionalliga bei den Zweitvertretungen auf, trainieren aber oben und sind deshalb auch sehr weit. Wir haben sehr viel gescoutet, guten Kontakt zu den Vereinen und auch einen super Austausch mit dem ehemaligen U 20-Trainerteam um Christian Wörns. Daraus wissen wir, dass die Jungs leistungstechnisch gar nicht so weit auseinander sind, wie es vielleicht scheint. Natürlich ist es bemerkenswert, wenn Spieler wie Tim Breithaupt in diesem Alter schon so viel Zweitligaerfahrung haben. Bei ihnen ist wahrnehmbar, dass sie im Vergleich zum U 18- oder U 19-Bereich den Profifußball adaptiert haben. Das sieht man in der Zweikampfführung. Gerade Spieler, die den Duellen standhalten und ballsicher sind, brauchen wir momentan.

DFB.de: Im November geht es gegen Norwegen, Tschechien und Portugal. Wie laufen die Vorbereitungen bis dahin?

Wolf: Wir reflektieren diese Phase jetzt erst einmal, geben den Jungs dann einen kleinen Impuls mit und halten den Kontakt mit den Vereinen weiter aufrecht. Dann geht es ans Scouten, Sichten, und Vorbereiten bis eben schon wieder die nächsten Spiele anstehen. Dass wir diese mit sechs Punkten in der Tasche bestreiten können, ist schön.

[lh]

Die deutsche U 20-Nationalmannschaft hat ihre ersten beiden Spiele in der noch jungen Länderspielsaison siegreich gestaltet. Gegen Polen (2:1) und Rumänien (1:0) nutzte die deutsche Auswahl jeweils in der Schlussphase Chancen konsequent. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainer Hannes Wolf über die Erkenntnisse aus beiden Partien.

DFB.de: Welche Erkenntnisse haben Sie aus beiden Begegnungen mitgenommen?

Hannes Wolf: Wir hatten hervorragende Trainingseinheiten und gute Spiele. Viele unserer Akteure aus dem 2002er- und 2003er-Jahrgang sind mittlerweile im Profibereich angekommen. Man merkt auch, dass wir gerade im älteren Jahrgang einige Spieler dabeihatten, die schon vergangenes Jahr U 20-Nationalmannschaft gespielt haben – da sind wir schon weit. Die Energie war über die ganze Woche außergewöhnlich gut. Beide Partien waren dominant geführt, auch wenn wir sie jeweils erst spät für uns entschieden haben. Wir hätten, gerade in der Begegnung gegen Rumänien, zwingend mehr Tore erzielen müssen. Abgesehen davon war es ein rundum positiver Lehrgang. Die Spieler haben die Zeit bei der Nationalmannschaft genutzt, um den Übergang in den Profibereich weiter voranzutreiben. Es sind zwar Freundschaftsspiele, aber es gibt auch eine Tabelle und dann ist es schön, wenn man mit sechs Punkten startet.

DFB.de: Haben beide Gegner das verkörpert, was Sie im Vorfeld der Partien erwartet haben, oder gab es Überraschungen?

Wolf: Wir haben uns in erster Linie auf uns konzentriert, da wir unseren Stil erst finden müssen. Das aber beispielsweise Polen uns mit einer Fünferkette spiegelt und stark mannorientiert agiert, haben wir so erwartet. Auch Rumänien hatten wir nach deren Tschechien-Spiel so eingeschätzt. Beide Mannschaften haben aber während des Spiels ihr System umgestellt, was für deren Flexibilität spricht. Sie haben uns auf unterschiedliche Art gefordert, sodass wir all unsere Energie reinlegen mussten, um zu gewinnen. Das waren zwei wertvolle Spiele, die jeweils vor herausragender Kulisse stattgefunden haben.

DFB.de: Gegen Polen haben Sie per spätem Doppelschlag das Spiel gedreht. Ein Indiz für die schon ausgeprägte physische und mentale Reife der Mannschaft?

Wolf: Wir haben in beiden Partien um die 70. Minute stark durchgewechselt und immer direkt danach die Tore gemacht. Das spricht für mich dafür, dass wir einen ausgeglichenen Kader haben. Das ist bei den anderen Mannschaften aber ähnlich. Hätten die Rumänen und Polen nicht so viel wechseln können, wären die Spiele wohl anders verlaufen, da wir sie zuvor schon müde gespielt hatten.

DFB.de: Sie haben im Vergleich zur Polen-Begegnung gegen Rumänien stark rotiert. Wieso?

Wolf: Uns war wichtig, dass wir nicht A und B haben, sondern alle einmal in der Startelf standen und alle einsatzfähigen Feldspieler auch eingewechselt wurden. Wir sind eine Entwicklungsmannschaft und wollen den Jungs die Gelegenheit geben, sich zu zeigen. Deshalb wollten wir auch den Mut aufbringen, unabhängig von taktischen Gedanken in den Spielen zu wechseln. Es ist gut, dass wir in diesem Doppeljahrgang aus solch einer Talentdichte schöpfen können.

DFB.de: Gegen Rumänien hat Ihr Team beste Chancen vergeben. Ist man als Trainer einer U 20-Nationalmannschaft zufrieden, dass man die Möglichkeiten herausgespielt hat, oder hadern Sie in solchen Momenten schon einmal?

Wolf: Wenn Rumänien am Ende der Partie eine ihrer beiden Chancen macht, dann hadert man auf alle Fälle. Von uns war das schließlich ein Spiel für fünf Tore. Trotzdem wollen wir die Situationen herausstellen, die wir uns erarbeitet haben. Es geht für die Jungs auch um Rhythmus, den sie in den Vereinen teilweise nicht haben. Genau dieser sorgt für das letzte Quäntchen, um das Tor dann eben doch zu machen. Dazu kommt, dass wir die ebenso notwendige Prise Glück im Offensivspiel gegen Rumänien nicht hatten. Mit dem Sieg bleibt aber das Positive hängen.

DFB.de: Torwart Nahuel Noll war fast beschäftigungslos, hat dann aber in der Schlussphase den Sieg festgehalten...

Wolf: Nahuel war mit dem Fuß sehr gut, musste aber über weite Strecken nichts halten. Wie er den in der Schlussphase aber aus dem Winkel wegwischt, war für ihn sicher ein sehr guter Moment.

DFB.de: Die Spieler des Kaders sind in unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere und haben in ihren Vereinen in verschiedenen Ligen unterschiedlich viel Spielpraxis. Wie gehen Sie damit um?

Wolf: Es kommt immer ganz darauf an, bei welchem Verein die Spieler aktiv sind. Wir haben Jungs dabei, die laufen teilweise in der Regionalliga bei den Zweitvertretungen auf, trainieren aber oben und sind deshalb auch sehr weit. Wir haben sehr viel gescoutet, guten Kontakt zu den Vereinen und auch einen super Austausch mit dem ehemaligen U 20-Trainerteam um Christian Wörns. Daraus wissen wir, dass die Jungs leistungstechnisch gar nicht so weit auseinander sind, wie es vielleicht scheint. Natürlich ist es bemerkenswert, wenn Spieler wie Tim Breithaupt in diesem Alter schon so viel Zweitligaerfahrung haben. Bei ihnen ist wahrnehmbar, dass sie im Vergleich zum U 18- oder U 19-Bereich den Profifußball adaptiert haben. Das sieht man in der Zweikampfführung. Gerade Spieler, die den Duellen standhalten und ballsicher sind, brauchen wir momentan.

DFB.de: Im November geht es gegen Norwegen, Tschechien und Portugal. Wie laufen die Vorbereitungen bis dahin?

Wolf: Wir reflektieren diese Phase jetzt erst einmal, geben den Jungs dann einen kleinen Impuls mit und halten den Kontakt mit den Vereinen weiter aufrecht. Dann geht es ans Scouten, Sichten, und Vorbereiten bis eben schon wieder die nächsten Spiele anstehen. Dass wir diese mit sechs Punkten in der Tasche bestreiten können, ist schön.

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