Schiedsrichter
Stegemann: "Konsequent, aber mit Augenmaß"
Die DFB Schiri GmbH hat am Dienstag zur Pressekonferenz und Medienschulung an den DFB-Campus eingeladen. Rund 20 Journalist*innen bekamen dabei Antworten auf ihre Fragen – und zudem die Erläuterung der aktuellen Regelauslegung anhand einiger anschaulicher Videobeispiele. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen von Knut Kircher (Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH), Ronny Zimmermann (1. DFB-Vizepräsident), Markus Krösche (DFL-Kommission Fußball) und Sascha Stegemann (FIFA-Schiedsrichter) zusammengefasst.
Knut Kircher über...
...die Kapitänsregelung: Wir werden immer wieder mit anderen Sportarten verglichen und gefragt, wieso wir das im Fußball nicht hinkriegen, dass es bei uns so respektvoll wie im Handball oder Rugby abläuft. Jetzt haben wir ein Mittel an die Hand bekommen und wollen das gern im Sinne und zum Wohle des Fußballs nutzen. Daher bin ich frohen Mutes, dass wir – als Schiedsrichter ebenso wie die Spieler – einen Beitrag zum positiveren Außenbild des Sports leisten werden.
...weitere Erkenntnisse aus der EURO und der vergangenen Saison: Wir haben uns darauf geeinigt, bei manchen Dingen genauer hinzuschauen. Hintergrund ist, dass wir im Profibereich im Schaufenster des Fußballs sind, eine Vorbildfunktion für den Amateurbereich haben. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass der Einwurf aussieht wie eine einbeinige Yoga-Figur. Man wirdhäufig gefragt, ob da in der Kreisliga andere Regeln gelten als in der Bundesliga. Gleiches gilt für die Sechs-Sekunden-Regel beim Torwart. Wir kommen jetzt nicht Knall auf Fall mit der Stoppuhr bewaffnet daher und pfeifen nach sechs Sekunden ab, das wird nicht passieren. Aber wir wollen präventiv und proaktiv dagegen vorgehen, also die Torhüter beispielsweise frühzeitig ansprechen.
...die Länge der Nachspielzeiten: Wir werden das so machen wie in der letzten Saison auch, also etwas weniger als bei der WM, jedoch mehr als bei der EM. Wir wollen die Nettospielzeit erhöhen und sind damit bisher sehr gut gefahren.
...Felix Brych: Felix ist fit, er hat die Leistungsprüfung bestanden und wird an den ersten Spieltagen zum Einsatz kommen. Darüber können wir uns glücklich schätzen. Ich glaube, jede Liga in Europa wäre froh, einen Felix Brych zu haben. Mit seiner Art, Spiele zu leiten, hat er weltweit Anerkennung erworben.
Markus Krösche über...
...die Akzeptanz der Kapitänsregelung in Spielerkreisen: Bei der EM war es sehr wohltuend. Grundsätzlich ist die Reaktion deshalb positiv. Die Spieler sind gerade bei gravierenden Entscheidungen natürlich emotionalisiert und man wird sehen, wie sich das dann einbürgert. Ich glaube, dass sie das schnell umsetzen werden. Man muss den Jungs aber ein bisschen Zeit geben, da wird bestimmt die eine oder andere Gelbe Karte auf dem Konto landen, mit der man nicht gerechnet hat.
...die Zusammenarbeit mit den Schiedsrichtern: Uns als DFL-Kommission Fußball ist ein gegenseitiges Verständnis wichtig. Im Großen und Ganzen können wir mit der Kommunikation der zufrieden sein, das ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden.
Ronny Zimmermann über...
...den Geschäftsführer-Wechsel in der DFB Schiri GmbH: Lutz Michael Fröhlich hat das Amt 2016 in einer schwierigen Phase übernommen und hat alles stets sehr seriös in seiner eigenen charmanten Art gelöst. Ebenso geschmeidig lief der Übergang. Ich habe noch nie einen Mitarbeiter beim DFB erlebt, der vor seinem offiziellen Dienstantritt so viel gearbeitet hat wie Knut Kircher. Er war gefühlt immer im Haus, sogar ein halbes Jahr vor seinem eigentlichen Start im Winter-Trainingslager in Portugal. Großes Dankeschön und großes Kompliment an beide.
Sascha Stegemann über...
...die Saisonvorbereitung der Elite-Schiris: Die Vorgaben der Sportlichen Leitung im Trainingslager waren sehr klar, nachvollziehbar und transparent.
...die Kapitänsregelung: Wir schrecken nicht davor zurück, konsequent gegen Unsportlichkeiten vorzugehen, aber mit Augenmaß. Wir wollen nicht überreagieren und mit Kanonen auf Spatzen schießen, sondern im Sinn und Geist des Sports agieren. Spieler und Schiedsrichter können weiter miteinander sprechen und sachlich diskutieren – allerdings macht der Ton die Musik. Das Ziel ist nicht, den Spielern einen Maulkorb zu verpassen, sondern unkontrollierte Emotionen in den Griff zu bekommen.
...die Sanktionierung von groben Foulspielen: Unser Auftrag ist, die Gesundheit der Spieler zu schützen. Wir haben klare Kriterien zur Abgrenzung von rücksichtlosen Fouls: Die Dynamik beziehungsweise Intensität, das Trefferbild und die Chance, den Ball zu spielen. Wenn zwei dieser drei Kriterien eher für Gelb oder eben eher für Rot sprechen, gibt es die entsprechende Strafe.
Kategorien: Schiedsrichter
Autor: mv
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