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Sepp-Herberger-Urkunden: In Kategorie "Resozialisierung" bewerben
Ende März 2023 werden in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom in Berlin die Preisträger der Sepp-Herberger-Urkunden 2023 geehrt. Fußballorganisationen und Justizeinrichtungen können sich ab sofort hier um die renommierte Auszeichnung bewerben. Bewerbungsschluss ist am Dienstag, 10. Januar 2023.
Im Rahmen einer Feierstunde mit prominenten Gästen werden Geldpreise im Wert von insgesamt 100.000 Euro vergeben. Ausgezeichnet werden herausragende Aktivitäten aus dem Handicap-Fußball, der Resozialisierung von Strafgefangenen sowie in der Kooperation zwischen Schulen und Vereinen. Zusätzlich wird zusammen mit dem Softwarekonzern SAP die Kategorie "Fußball Digital" ausgelobt. Hier werden besonders kreative Ideen bei der Nutzung von neuen Technologien und Möglichkeiten prämiert. In der Kategorie "Sozialwerk" wird gemeinsam mit der Horst-Eckel-Stiftung der "Horst-Eckel-Preis" verliehen, mit dem ein Engagement für in Not geratene Fußballerinnen und Fußballer geehrt wird.
Resozialisierung: Das sind die Erstplatzierten aus dem Jahr 2022
In einer Serie auf DFB.de stellen wir die drei Erstplatzierten aus dem Jahr 2022 in den verschiedenen Kategorien vor - sozusagen als Anregung für Ihre eigene Bewerbung! Heute: Resozialisierung.
Vielleicht zählt auch Ihr Verein zu den Gewinnern 2023? Das geht nur, wenn Sie sich bewerben. Nutzen Sie die Gelegenheit. Alle Informationen und das Bewerbungsformular finden Sie hier.
1. Platz im Jahr 2022: FC St. Pauli von 1910
Der FC St. Pauli hat bereits 2014 die Patenschaft über die Fußballmannschaft in der Jugendanstalt Schleswig übernommen. Einmal in der Woche haben die jugendlichen Strafgefangenen Fußballtraining. Dabei stehen neben dem Spaß am Fußballspielen vor allem Teamgeist, der Fair Play-Gedanke und der Erwerb weiterer sozialer Kompetenzen im Mittelpunkt. "Diese Kooperation ist uns als Verein sehr wichtig, weil wir einen Beitrag zur Resozialisierung leisten möchten", sagt Dr. Natascha Clasen, die beim FC St. Pauli die sozialen Projekte koordiniert. "Fußball ist nicht nur ein wichtiger Motivator, sondern vermittelt auch Werte und soziale Kompetenzen, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit und Respekt." Ziel der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" ist es, jungen Strafgefangenen systematische Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung durch Partner aus Sport, Justiz und Arbeitsmarkt zu geben.
Der FC St. Pauli engagiert sich auf vielfältige Art und Weise in der Jugendanstalt Schleswig. Mindestens zweimal im Jahr besuchen Vertreterinnen und Vertreter des Vereins die Inhaftierten, um mit ihnen in den Austausch zu kommen, aber auch um gemeinsam Fußball zu spielen. Dafür waren bereits Profis aus dem Zweitligakader vor Ort. Auch Ewald Lienen, der lange als Repräsentant des Vereins tätig war, hat dort schon mehrere Trainingseinheiten der Anstoß-Mannschaft geleitet und später alle Fragen der Inhaftierten beantwortet. Zudem hat der frühere Bundesliga-Trainer die Anstoß-Mannschaft bei verschiedenen Turnieren betreut.
2. Platz im Jahr 2022: JVA Rockenberg / SG Melbach
Die SG Melbach aus dem Hessischen Fußball-Verband hat schon mehrfach die Bereitschaft signalisiert, Strafgefangenen aus der JVA Rockenberg nach ihrer Haft die Möglichkeit zu geben, in der Gesellschaft Fuß zu fassen, indem der Verein ihnen größtmögliche Unterstützung zukommen lässt. Ein Paradebeispiel dafür ist ein straffällig gewordener Jugendlicher, der im Juli 2021 freigelassen wurde. Bereits während seiner Haft hatte er sich als guter und engagierter Fußballer erwiesen. Nach seiner Entlassung fing der junge Mann an, bei der SG Melbach regelmäßig zu trainieren und wurde schnell Stammspieler in der ersten Mannschaft des Vereins. Begleitend zu seiner Integration in den Verein unterstützten die Verantwortlichen den Jugendlichen bei der Wohnungssuche. Von dem diesjährigen Preisgeld erhielt der Jugendliche neue Fußballschuhe und und eine Trainingsausrüstung (Trainingsanzug, Shirt, Pullover). Das weitere Preisgeld fließt in der JVA in die Fortentwicklung des Sportangebots. Sport ist ein entscheidender Baustein der Therapie im Justizvollzug. Die Inhaftierten lernen hierbei Dinge wie Rücksichtnahme oder Fairplay. Damit ist Sport nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern auch ein Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung.
3. Platz: Swen Coralic (SuS Grün-Weiß Barkenberg)
Der SuS Grün-Weiß Barkenberg 72 aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hat in den vergangenen Jahren zahlreiche soziale Projekte und Kooperationen angestoßen. Federführend ist hierbei fast immer Geschäftsführer Swen Coralic, der sich in außerordentlichem Maße engagiert. Für Coralic und seine Mitstreiter ist dabei das Thema Resozialisierung sehr wichtig – und das mit einer erstaunlichen Erfolgsquote. Nicht einer der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Coralic für ein Engagement beim SuS Grün-Weiß Barkenberg begeistern konnte, ist bis heute erneut auffällig geworden. Ein junger Mann beispielsweise, der mehrere Jahre ins Gefängnis musste, arbeitet heute unter anderem ehrenamtlich als Platzwart im Verein. Auf diesem Weg ist es dem früheren Straftäter gelungen, eine Arbeit und vor allem neue Freunde zu finden. Zudem spielt er in einer der Seniorenmannschaften des Klubs. Der Leitsatz des Vereins lautet daher passenderweise: "Wo die Freundschaft wohnt". Für viele ist Coralic zum Herz des Vereins geworden. Bei seinem Engagement arbeitet er mit wichtigen Sozialpartnern im Stadtteil zusammen, zum Beispiel mit dem Streetwork-Projekt "Winni" des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Er hilft den Jungs bei Bewerbungsverfahren, Schulaufgaben und Problemen im familiären Umfeld. Wo er kann, versucht er, mit seinem Netzwerk Menschen zusammenzubringen.
Kategorien: Über uns, Schulfußball, DER DFB, Integration, Handicap-Fußball
Autor: sw
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