U 19-Junioren

Assan Ouedraogo: "Das sind Momente, die ein Team zusammenbringen"

21.06.2025
Ouedraogo: "War natürlich geil, mit so einem Tor das Momentum auf unsere Seite zu holen" Foto: Getty Images

Die deutsche U 19-Nationalmannschaft steht im Halbfinale der Europameisterschaft in Rumänien. Assan Ouedraogo leitete im entscheidenden Gruppenspiel gegen Norwegen die späte Wende ein – mit einem Traumtor. Im DFB.de-Interview gibt der Mittelfeldspieler Einblicke in seine Gefühlswelt.

DFB.de: Assan, hinter dir und der U 19 liegt eine kurze Nacht. Ihr habt am Freitag in der Nachspielzeit gegen Norwegen den EM-Halbfinaleinzug klargemacht. Welche Gedanken gingen dir beim Einschlafen durch den Kopf – und mit welchen Gefühlen bist du am Morgen aufgestanden?

Assan Ouedraogo: Ich war einfach total glücklich. Uns ist bewusst, dass wir auch das nötige Glück hatten und die Niederländer im Parallelspiel England geschlagen haben.

DFB.de: Wart ihr während eures Spiels über den Zwischenstand im anderen Spiel der Gruppe B informiert?

Ouedraogo: Indirekt, ja. Während unseres Spiels riefen ein paar Zuschauer den Zwischenstand von 3:0 für die Niederlande rein. Das hat uns nochmal einen Extra-Schub gegeben. Und den haben wir zu dem Zeitpunkt auch gebraucht. Wir hatten bis dahin kein Momentum.

DFB.de: Die Norweger haben euch vor allem in Umschaltsituationen gefordert. Es war eine intensive Partie. Wie hast du sie erlebt – zunächst von der Bank aus und nach deiner Einwechslung in der 79. Minute mittendrin auf dem Platz?

Ouedraogo: Schon von außen habe ich gesehen, dass es ein enges Spiel ist. Die Norweger haben es uns schwer gemacht, sie haben gut dagegengehalten. Uns war nach dem Rückstand klar, dass wir in der Endphase volles Risiko gehen müssen. Davon war ich nach meiner Einwechslung teil.

DFB.de: In der 85. Minute war es so weit: Der Ball sprang dir etwa 23 Meter vor dem Tor vor die Füße. Was hast du dann gemacht?

Ouedraogo: Geschossen! (lacht) Ich habe Paris von rechts noch schreien gehört: "nein, nein." Ich habe tatsächlich schon einmal so ein Tor gemacht, in der U 19 bei einem Vorbereitungsturnier gegen Freiburg. Entweder der Ball fliegt in den Knick oder er geht übers Stadion. Es war natürlich geil, mit so einem Tor das Momentum auf unsere Seite zu holen.

DFB.de: Said El Mala hat mit seinem Tor in der Nachspielzeit den Halbfinaleinzug besorgt. Was löst so ein später Sieg und der gemeinsame Jubel danach in der Mannschaft aus?

Ouedraogo: Zunächst einmal hatten wir unfassbares Glück, dass der norwegische Torwart den Ball vor Saids Schuss nicht festhalten konnte. Er kann einem echt leidtun. Aber das ist uns in dem Moment egal. In der letzten Minute so weiterzukommen, noch dazu, wenn du es nicht mehr in der eigenen Hand hattest – das sind Momente, die ein Team zusammenbringen.

DFB.de: … und euch mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Ouedraogo: Definitiv. Jeder ist nach seinem Tor auf Said zu gerannt. Das kann man nicht beschreiben, es war einfach sehr schön. Das sind Emotionen, die der Fußball auslöst.

DFB.de: Und wie kann so ein Treffer deine persönliche Situation beeinflussen? Du hast dich von einer langwierigen Verletzung zurückgekämpft und sammelst nun bei der EM wieder im Drei-Tages-Rhythmus Spielminuten.

Ouedraogo: Es war ein hartes Jahr für mich. Ich war fast sieben Monate mit der Verletzung raus. So ein Turnier gibt mir die Möglichkeit, in meinen Rhythmus zu kommen. Dafür bin ich sehr dankbar und freue mich, wenn ich dem Team helfen kann – egal, wie lange ich letztlich auf dem Platz stehe. Der Trainer hat schon vor der EM mit mir gesprochen, mir die Situation erklärt – und jetzt stehen wir im Halbfinale. Das ist wunderbar.

DFB.de: Welche Qualitäten meinst du genau, die du einbringen willst?

Ouedraogo: Zwischen beiden Strafräumen, zwischen den Linien, da fühle ich mich wohl. Ich trage gerne den Ball und suche den Abschluss.

DFB.de: Umso besser, wenn dir das so gelingt wie gegen Norwegen. Am Montag heißt der Gegner im EM-Halbfinale Spanien. Worauf wird es da ankommen?

Ouedraogo: Die Spiele gegen Spanien waren schon in der Vergangenheit immer kompliziert. Sie gehen sehr gut mit dem Ball um und haben ihn viel. Bei der U 17-WM haben wir gezeigt, dass wir sie aber auch mit wenig Ballbesitz unsererseits schlagen können. Es wird wichtig sein, zusammen nach hinten zu arbeiten, kompakt zu stehen und die Chancen nutzen, die sich uns bieten. Es wird nur über das Team gehen.

Kategorien: U 19-Junioren

Autor: jf