Carlson: "Spielerinnen optimal begleiten"

Aufgrund der weltweiten Covid-19-Pandemie hat die FIFA die Weltmeisterschaften der U 20-Frauen und U 17-Juniorinnen abgesagt. Im DFB.de-Interview spricht Britta Carlson, DFB-Koordinatorin der Juniorinnen-Nationalmannschaften und Assistenztrainerin in der Frauen-Nationalmannschaft, über die Entscheidung der FIFA und Herausforderungen, die Saisonunterbrechungen mit sich bringen.

DFB.de: Britta Carlson, Mitte November wurden die Weltmeisterschaften der U 20-Frauen und U 17-Juniorinnen abgesagt. Welche Auswirkungen haben solche Turnierabsagen für die Talente, die kurz vor dem Sprung in den Profibereich sind?

Britta Carlson: In jedem Turnier können die Spielerinnen enorme Erfahrungen sammeln, aber in der aktuellen Situation geht die Gesundheit einer jeden immer vor. Auch wenn die Enttäuschung natürlich groß ist, befürworten wir die Entscheidung der FIFA. Die beiden abgesagten Weltmeisterschaften sind aber nicht die einzigen Turniere und Herausforderungen, die unsere U-Spielerinnen im Laufe ihrer Karriere prägen werden. Aktuell arbeiten wir intensiv zusammen mit unserer DFB-Akademie, Vereinen und Verbänden daran, unsere Spielerinnen bestmöglich durch die Corona-Zeit zu bringen. Und wir bereiten sie gleichzeitig auf einen Neustart vor.

DFB.de: Inwiefern helfen internationale Turniere den Spielerinnen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung?

Carlson: Bei Europa- und Weltmeisterschaften begeben sich die Spielerinnen in ein neues Umfeld, kommen in intensivere Drucksituationen als im Ligaalltag und haben gegebenenfalls auch eine andere Rolle auszufüllen. Die vielen Erfahrungen auf und neben dem Platz können den Spielerinnen helfen, selbstbewusster mit neuen Situationen umzugehen und auf diese zu reagieren.

DFB.de: Welche Maßnahmen plant der DFB, um die U-Nationalspielerinnen in der spielfreien Zeit weiterhin zu unterstützen?

Carlson: Unsere Trainerinnen sind als weitere Ansprechpartnerinnen in einem ständigen Austausch mit den Spielerinnen und deren Vereinstrainer*innen. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden diverse Onlinemaßnahmen sowie eine Vielzahl von Einzelgesprächen durchgeführt. Von fußballspezifischen Einheiten wie Techniktraining auf kleinstem Raum werden aber auch andere Themen abgedeckt, beispielsweise Ernährung, Achtsamkeit und Verletzungsprävention. Wir verstehen uns da auch als Impulsgeber für alle Wegbegleiter. Denn die Heterogenität der Corona-Beschlüsse stellt uns vor besondere Herausforderungen: In manchen Bundesländern dürfen die Spielerinnen noch gemeinsam mit der Mannschaft trainieren, in manchen nur noch in kleinen Gruppen oder gar nicht. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen unter einen Hut zu bekommen, ist insbesondere für unsere Trainerinnen nicht leicht. Nahezu jede Spielerin wird individuell betrachtet und auch betreut. Wichtig ist, dass die Motivation bei den Spielerinnen hochgehalten wird und sie von uns die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

DFB.de: Und das geschieht in enger Abstimmung mit den Vereinen?

Carlson: Ja, definitiv. Alle Onlinemaßnahmen, die wir mit den Spielerinnen durchführen, sind mit den Vereinen und Verbänden abgestimmt. Dabei geht es aber nicht nur um die rein physischen und fußballspezifischen Aspekte, sondern wir sehen uns auch als ständige neutrale Ansprechpartnerinnen für die Belange der Spielerinnen. Das höchste Ziel für uns alle ist, die Spielerinnen so optimal wie möglich durch die aktuelle Zeit zu begleiten. Und das geht nur gemeinsam.

DFB.de: Ist der Austausch zwischen Spielerinnen, Trainerinnen und Betreuerteams in der Corona-Zeit noch intensiver geworden?

Carlson: Nach der Zusammenlegung der Direktionen beim DFB mit neuen Zuständigkeiten haben wir interne Abläufe hinterfragt und neue Prozesse angeschoben. Durch eine verbesserte, regelmäßige Kommunikation sowohl innerhalb unserer Teams als auch innerhalb unserer Abteilung sind wir immer enger zusammengewachsen. Durch die Corona-Zeit ist dieser Austausch sicherlich noch mal intensiviert worden. Ein großer Dank gebührt dabei unseren Teams hinter den Teams, die auch jetzt immer wieder ihre Kompetenzen in die verschiedenen Maßnahmen für die Spielerinnen proaktiv einbringen. Auch sie haben immer wieder flexibel auf die neuen Pandemielagen reagiert und dabei nie resigniert.

DFB.de: Saisonunterbrechungen, Absage von Maßnahmen, Lehrgängen, EM-Qualifikationsturnieren und Weltmeisterschaften: Wie bleiben die U-Spielerinnen trotz der Unterbrechungen im Spielfluss?

Carlson: Ehrlich gesagt: gar nicht. Und genau das ist eine weitere große Herausforderung: Wenn der Spielbetrieb wieder läuft, müssen wir darauf achten, dass die Aktivitäten der Spielerinnen dosiert hochgefahren werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wir werden die Spielerinnen weiter intensiv beobachten und dann zu einem gegebenen Zeitpunkt feststellen, welche Spielerin auf welchem physischen und psychischen Niveau ist und in welchen Bereichen die Belastung nachjustiert werden muss. Dass der Spielfluss bei den Spielerinnen unterbrochen ist und sie dadurch eventuell einen Leistungsabfall erleiden, wird man nicht vermeiden können. Letztlich ist die Corona-bedingte Spielunterbrechung ähnlich wie eine schwerere Verletzung zu betrachten. Auch da muss man sich erst mal an das vorherige Niveau rankämpfen.

[dh]

Aufgrund der weltweiten Covid-19-Pandemie hat die FIFA die Weltmeisterschaften der U 20-Frauen und U 17-Juniorinnen abgesagt. Im DFB.de-Interview spricht Britta Carlson, DFB-Koordinatorin der Juniorinnen-Nationalmannschaften und Assistenztrainerin in der Frauen-Nationalmannschaft, über die Entscheidung der FIFA und Herausforderungen, die Saisonunterbrechungen mit sich bringen.

DFB.de: Britta Carlson, Mitte November wurden die Weltmeisterschaften der U 20-Frauen und U 17-Juniorinnen abgesagt. Welche Auswirkungen haben solche Turnierabsagen für die Talente, die kurz vor dem Sprung in den Profibereich sind?

Britta Carlson: In jedem Turnier können die Spielerinnen enorme Erfahrungen sammeln, aber in der aktuellen Situation geht die Gesundheit einer jeden immer vor. Auch wenn die Enttäuschung natürlich groß ist, befürworten wir die Entscheidung der FIFA. Die beiden abgesagten Weltmeisterschaften sind aber nicht die einzigen Turniere und Herausforderungen, die unsere U-Spielerinnen im Laufe ihrer Karriere prägen werden. Aktuell arbeiten wir intensiv zusammen mit unserer DFB-Akademie, Vereinen und Verbänden daran, unsere Spielerinnen bestmöglich durch die Corona-Zeit zu bringen. Und wir bereiten sie gleichzeitig auf einen Neustart vor.

DFB.de: Inwiefern helfen internationale Turniere den Spielerinnen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung?

Carlson: Bei Europa- und Weltmeisterschaften begeben sich die Spielerinnen in ein neues Umfeld, kommen in intensivere Drucksituationen als im Ligaalltag und haben gegebenenfalls auch eine andere Rolle auszufüllen. Die vielen Erfahrungen auf und neben dem Platz können den Spielerinnen helfen, selbstbewusster mit neuen Situationen umzugehen und auf diese zu reagieren.

DFB.de: Welche Maßnahmen plant der DFB, um die U-Nationalspielerinnen in der spielfreien Zeit weiterhin zu unterstützen?

Carlson: Unsere Trainerinnen sind als weitere Ansprechpartnerinnen in einem ständigen Austausch mit den Spielerinnen und deren Vereinstrainer*innen. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden diverse Onlinemaßnahmen sowie eine Vielzahl von Einzelgesprächen durchgeführt. Von fußballspezifischen Einheiten wie Techniktraining auf kleinstem Raum werden aber auch andere Themen abgedeckt, beispielsweise Ernährung, Achtsamkeit und Verletzungsprävention. Wir verstehen uns da auch als Impulsgeber für alle Wegbegleiter. Denn die Heterogenität der Corona-Beschlüsse stellt uns vor besondere Herausforderungen: In manchen Bundesländern dürfen die Spielerinnen noch gemeinsam mit der Mannschaft trainieren, in manchen nur noch in kleinen Gruppen oder gar nicht. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen unter einen Hut zu bekommen, ist insbesondere für unsere Trainerinnen nicht leicht. Nahezu jede Spielerin wird individuell betrachtet und auch betreut. Wichtig ist, dass die Motivation bei den Spielerinnen hochgehalten wird und sie von uns die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

DFB.de: Und das geschieht in enger Abstimmung mit den Vereinen?

Carlson: Ja, definitiv. Alle Onlinemaßnahmen, die wir mit den Spielerinnen durchführen, sind mit den Vereinen und Verbänden abgestimmt. Dabei geht es aber nicht nur um die rein physischen und fußballspezifischen Aspekte, sondern wir sehen uns auch als ständige neutrale Ansprechpartnerinnen für die Belange der Spielerinnen. Das höchste Ziel für uns alle ist, die Spielerinnen so optimal wie möglich durch die aktuelle Zeit zu begleiten. Und das geht nur gemeinsam.

DFB.de: Ist der Austausch zwischen Spielerinnen, Trainerinnen und Betreuerteams in der Corona-Zeit noch intensiver geworden?

Carlson: Nach der Zusammenlegung der Direktionen beim DFB mit neuen Zuständigkeiten haben wir interne Abläufe hinterfragt und neue Prozesse angeschoben. Durch eine verbesserte, regelmäßige Kommunikation sowohl innerhalb unserer Teams als auch innerhalb unserer Abteilung sind wir immer enger zusammengewachsen. Durch die Corona-Zeit ist dieser Austausch sicherlich noch mal intensiviert worden. Ein großer Dank gebührt dabei unseren Teams hinter den Teams, die auch jetzt immer wieder ihre Kompetenzen in die verschiedenen Maßnahmen für die Spielerinnen proaktiv einbringen. Auch sie haben immer wieder flexibel auf die neuen Pandemielagen reagiert und dabei nie resigniert.

DFB.de: Saisonunterbrechungen, Absage von Maßnahmen, Lehrgängen, EM-Qualifikationsturnieren und Weltmeisterschaften: Wie bleiben die U-Spielerinnen trotz der Unterbrechungen im Spielfluss?

Carlson: Ehrlich gesagt: gar nicht. Und genau das ist eine weitere große Herausforderung: Wenn der Spielbetrieb wieder läuft, müssen wir darauf achten, dass die Aktivitäten der Spielerinnen dosiert hochgefahren werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wir werden die Spielerinnen weiter intensiv beobachten und dann zu einem gegebenen Zeitpunkt feststellen, welche Spielerin auf welchem physischen und psychischen Niveau ist und in welchen Bereichen die Belastung nachjustiert werden muss. Dass der Spielfluss bei den Spielerinnen unterbrochen ist und sie dadurch eventuell einen Leistungsabfall erleiden, wird man nicht vermeiden können. Letztlich ist die Corona-bedingte Spielunterbrechung ähnlich wie eine schwerere Verletzung zu betrachten. Auch da muss man sich erst mal an das vorherige Niveau rankämpfen.

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