2. Frauen-Bundesliga

VfB-Kapitänin Beuschlein: "Den Weg in die Bundesliga gehen"

15.12.2025
Jana Beuschlein: "Wenn es schon in dieser Saison klappen sollte, sind wir mehr als happy" Foto: imago

Die erste Saisonhälfte in der 2. Frauen-Bundesliga schloss der Aufsteiger VfB Stuttgart als Spitzenreiter ab. Nach dem 2:0-Heimsieg im Topspiel gegen den vorherigen Tabellenführer SC Sand ist das Team von Trainer Heiko Gerber inoffizieller Herbstmeister. Im DFB.de-Interview spricht Kapitänin Jana Beuschlein (30) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die starke Hinrunde und den möglichen Aufstieg.

DFB.de: Als Liganeuling sicherte sich der VfB Stuttgart auf Anhieb den Gewinn der Herbstmeisterschaft. Wie hört sich das für Sie an, Frau Beuschlein?

Jana Beuschlein: Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Herbstmeisterschaft bringt uns aber nichts, wenn wir in den nächsten Spielen nicht fokussiert bleiben und genau dort weitermachen, wo wir gerade dabei sind. Es ist eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht.

DFB.de: Wie haben Sie das Spitzenspiel gegen den SC Sand erlebt?

Beuschlein: Wir waren in der ersten Halbzeit dominant, haben ein gutes Spiel gemacht und hätten sogar noch einen dritten Treffer nachlegen können. Im zweiten Spielabschnitt haben wir Spielanteile abgegeben und uns zu sehr auf Konter beschränkt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat es, das direkte Duell mit einem Aufstiegskonkurrenten für sich entschieden zu haben?

Beuschlein: Es ist gut, dass wir dadurch in der Tabelle am SC Sand vorbeigezogen sind. Jetzt kommt es aber darauf an, dass wir auch im abschließenden Spiel vor Weihnachten beim FC Bayern München II nachlegen und den Dreier mit einem weiteren Sieg veredeln.

DFB.de: 1500 Zuschauer*innen sorgten für eine starke Kulisse. Ist das auch ein Zeichen dafür, auf welchem Weg sich der VfB befindet?

Beuschlein: Wir hatten bereits im zurückliegenden Jahr bei der Meisterschaft in der Regionalliga Süd in einigen Spielen mehr als 1000 Fans im Stadion. Die Zahlen unterstreichen den Stellenwert, den der Frauenfußball beim VfB Stuttgart genießt.

DFB.de: Der Vorsprung auf Platz drei beträgt vier Punkte. Ist der Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga jetzt schon für diese Saison das klar formulierte Ziel?

Beuschlein: Wir haben den Aufstieg für die aktuelle Spielzeit nicht als klares Ziel ausgegeben, jedoch eine ganze Reihe sehr ehrgeiziger Spielerinnen mit Erstligaerfahrung im Kader. Die 2. Frauen-Bundesliga ist ein hartes Pflaster, in der wir uns als Aufsteiger erst einmal zurechtfinden mussten. Zugegeben: Wir schielen schon ein wenig darauf und wenn es schon in dieser Saison klappen sollte, sind wir mehr als happy. Wir schauen aber weiter von Spiel zu Spiel, machen unsere Hausaufgaben und sind damit bislang ganz gut gefahren. Klar ist, wir wollen mit dem VfB den Weg in die Bundesliga gehen.

DFB.de: Mit dem erstmaligen Aufstieg in die höchste deutsche Frauen-Spielklasse würde das Team Geschichte schreiben. Welche Bedeutung hätte das für den Verein, aber auch für Sie persönlich?

Beuschlein: Für den Verein wäre es überragend, gerade einmal fünf Jahre nach der Gründung der Frauenfußball-Abteilung und innerhalb von nur vier Spielzeiten den Durchmarsch in die Frauen-Bundesliga zu schaffen. So etwas hat es in dieser kurzen Zeit noch nicht gegeben. Für mich persönlich würde sich ein Kreis schließen, denn ich bin vor zweieinhalb Jahren ganz bewusst aus der Frauen-Bundesliga in die 4. Liga gewechselt, um mit dem VfB Schritte nach oben zu machen.

DFB.de: Welche Qualitäten haben Ihr Team auf den ersten Platz geführt?

Beuschlein: Wir sind eine sehr spielstarke Mannschaft, die mit vielen Positionswechseln offensiv sehr variabel ist. Außerdem haben wir auf jeder Position eine hohe individuelle Klasse und eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen. Wir harmonieren gut miteinander, haben alle eine einheitliche Idee vom Fußballspiel.

DFB.de: Gab es auf dem Weg zur Herbstmeisterschaft einen Schlüsselmoment?

Beuschlein: Wir sind am Anfang der Spielzeit mit einem Sieg und drei Unentschieden in Folge recht holprig aus den Startlöchern gekommen. Nach dem 0:1 gegen den SV Meppen haben wir mit dem 6:0-Heimsieg gegen den VfL Bochum eine starke Reaktion gezeigt und auch fußballerisch überzeugt. Danach waren wir im Flow und haben so gespielt, wie wir uns das vorstellen.

DFB.de: Hatten Sie schon im Vorfeld damit gerechnet, dass die Hinrunde so erfolgreich verlaufen würde?

Beuschlein: Ich habe es mir gewünscht, aber nicht damit gerechnet. (lacht) Klar ist: Wir haben einen starken Kader und verfolgen ambitionierte Ziele. Die Tabelle in der 2. Frauen-Bundesliga zeigt aber, dass es sehr eng zugeht und man Woche für Woche abliefern muss.

DFB.de: In welchen Bereichen besteht noch Luft nach oben?

Beuschlein: Für meinen Geschmack haben wir zu viele Gegentore kassiert. Daran müssen wir arbeiten. In der Offensive sind wir immer für mindestens ein Tor gut. Im Sommer hatten wir mit elf Zugängen einen großen personellen Umbruch, müssen auch deshalb die taktischen Inhalte weiter vertiefen.

DFB.de: Seit Ihrem Wechsel zum VfB tragen Sie die Spielführerinnenbinde. Was bedeutet Ihnen das?

Beuschlein: Es macht mich glücklich, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Mir ist wichtig, dass jede Spielerin gesehen wird, dass ich auf dem Platz Kommandos gebe und meiner Vorbildfunktion gerecht werde. Über Mentalität und Leistungsbereitschaft möchte ich das Team mitreißen. Durch meine Erfahrung kann ich den jüngeren Spielerinnen vorleben, was alles dazugehört, um professionellen Fußball zu betreiben.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb des Teams beschreiben?

Beuschlein: Die Mannschaft schätzt an mir, dass ich immer mit voller Leistungsbereitschaft in die Partien gehe. Ich bin sicherlich nicht die technisch versierteste Spielerin, habe aber andere Qualitäten, die dem Team guttun.

DFB.de: Sie haben es schon angesprochen: Am Sonntag startet mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München II bereits die Rückrunde. Wie wichtig wäre es, auch als Tabellenführer zu überwintern?

Beuschlein: Wir wollen auf jeden Fall drei Punkte mit nach Hause bringen, damit wir die Konkurrenz weiter auf Distanz halten und entspannt in die Winterpause gehen können.

DFB.de: Das Hinspiel endete 3:0 für den VfB. Worauf wird es ankommen, um die Spitzenposition nicht mehr abzugeben?

Beuschlein: Das Ergebnis war damals deutlicher, als es der Spielverlauf hergab. Wir haben uns schwergetan gegen die Münchnerinnen, die griffig und aggressiv in den Zweikämpfen waren. Nach unserer 1:0-Halbzeitführung hatten wir die Partie ein wenig aus der Hand gegeben. Zum Glück hatte Haruka Osawa mit einem Doppelpack in der Schlussphase noch den Sieg für uns perfekt gemacht. Wir müssen bei einer jungen FCB-Mannschaft von Beginn an hellwach sein, dazu körperlich, clever und vor allem schnell spielen.

Kategorien: 2. Frauen-Bundesliga

Autor: mspw