Frauen-Nationalmannschaft

Souverän zum sechsten EM-Titel: Klare Sache in England

19.06.2025
Abschied als Europameisterin: Die damalige Bundestrainerin Tina Theune-Mayer feiert den sechsten EM-Titel Foto: Getty Images

Die Geschichte der Frauen-Europameisterschaft wurde stark von der deutschen Nationalmannschaft geprägt. Mit acht Titelgewinnen ist der DFB in diesem Wettbewerb Rekordhalter, davon wurden sechs in Folge gewonnen (1995 bis 2013). Besonders souverän wurde der sechste Titel, der sich heute zum 20. Mal jährt, eingefahren. Zum Abschied von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer schenkten ihr ihre Spielerinnen fünf meist ungefährdete Siege. DFB.de mit einem Rückblick auf die Europameisterschaft 1995 in England.

Als Titelverteidigerin gab die Bundestrainerin kein geringeres Ziel als das Finale aus. Dazu mussten, wie seit 1997 üblich, zunächst drei Vorrundenspiele absolviert werden. Zum Auftakt wartete der alte Rivale Norwegen (Finalgegner 1991) und die Deutschen hatten mit ihm einige Mühe. Conny Pohlers erzielte nach einer Stunde das einzige Tor des Tages vor nur 1665 Zuschauern in Warrington. Renate Lingor sprach im Anschluss offen von einem "Grottenkick".

Souverän durch die Vorrunde

Zum Glück wurde es danach sukzessive besser. Gegen Italien gab es ein lockeres 4:0 in Preston, vor noch weniger Zuschauern (1497). Birgit Prinz, die im ersten Spiel noch angeschlagen fehlte, steuerte einen Treffer bei, Conny Pohlers traf erneut und Steffi Jones sowie Anja Mittag, im Elfmeternachschuss, rundeten das Ergebnis ab. Der Wermutstropfen: Rechtsverteidigerin Kerstin Stegemann verletzte sich und fiel für den Rest des Turniers aus, sodass die Frankfurterin Kerstin Garefrekes ihren Mittelfeldposten verlassen musste und nach hinten rückte.

Die Bundestrainerin war also früh gezwungen, ihre Stammformation zu ändern. Aber acht Spielerinnen waren immer von Anfang an dabei. Die Achse um Torfrau Silke Rottenberg, Abwehrchefin Steffi Jones, Spielmacherin Lingor und Torjägerin Prinz brach nicht auf dem Weg ins Finale und alle anderen erfüllten ihre Aufgaben mit hoher Zuverlässigkeit.

Im letzten Vorrundenspiel wurde auch Frankreich die Grenzen aufgezeigt (3:0 in Warrington), nun kamen immerhin schon 3835 Zuschauer. Für die Tore zeichneten Lingor, Sandra Minnert und Prinz verantwortlich. Mit Einwechslungen von bisher nicht berücksichtigten Spielerinnen hob der Trainerstab um Theune-Meyer und ihre designierte Nachfolgerin Silvia Neid das Gemeinschaftsgefühl.

Auch Finnland keine Hürde

Im Drei-Tages-Rhythmus ging es weiter, im Halbfinale wartete die Überraschungsmannschaft aus Finnland. Deren Hoffnungen auf die nächste Sensation waren schnell verflogen: Bereits nach zwölf Minuten führten die DFB-Frauen in Preston mit 3:0, am Ende hieß es noch gnädig 4:1. Zweimal traf Inka Grings, Pohlers und Prinz sorgten für die weiteren Treffer vor der eines Halbfinales unwürdigen Kulisse von 2785 Zuschauern.

Dann kam der 19. Juni 2005, der Tag des Finales von Blackburn, an dem es ein Wiedersehen mit Auftaktgegner Norwegen gab. Die Skandinavierinnen hatten im Nachbarschaftsduell die Schwedinnen ausgeschaltet, die sich zumindest Silvia Neid lieber als Gegner gewünscht hätte. Aber auch diese Aufgabe meisterten die Deutschen.

Wie in jedem EM-Spiel 2005 gingen sie auch im Finale, das endlich auf angemessenes Interesse (21.105 Zuschauer) stieß, in Führung. Grings verarbeitete Lingors Vorlage nach 21 Minuten. Bereits drei Minuten später traf Lingor selbst – auf Zuspiel von Britta Carlson, die sich im Laufe des Turniers in die Stammelf gekämpft hatte. Norwegen gab nicht auf und verkürzte durch Mellgren /41.), noch war nichts entschieden.

Krönender Abschied für die Bundestrainerin

Doch dafür, ein Spiel zu entscheiden, war in jenen Tagen Birgit Prinz zuständig - und die Mittelstürmerin wurde der Erwartung gerecht. Auch wenn ihr Fernschuss nach 63 Minuten abgefälscht war, der Treffer wurde ihr gutgeschrieben – und tat auch der doch etwas ins Wanken geratenen Mannschaft gut. "Nun konzentrierte sich die DFB-Elf aufs Verteidigen, der Sieg geriet nicht mehr in Gefahr", hieß es damals im kicker.

Auch wenn es schon allmählich zur Routine wurde, Titel Nummer sechs wurde groß gefeiert. "Ich genieße das hier, ich bin überglücklich. Das war ein tolles Turnier von uns", sagte Theune-Meyer, die als Weltmeisterin und dreimalige Europameisterin nach 135 Länderspielen auf der Bank abtrat. "Diesen schönen Abschied hat Tina verdient. Sie hat so viel für uns gemacht und so viel erreicht", würdigte sie Renate Lingor. Nun übergab sie den Stab an Silvia Neid - und auch die durfte noch einige Titel feiern.

Die Champions von 2005

Silke Rottenberg (5 Einsätze)

Kerstin Stegemann (2)

Ariane Hingst (5)

Steffi Jones (5/1 Tor)

Sandra Minnert (5/1)

Kerstin Garefrekes (5)

Renate Lingor (5/2)

Nevina Omilade (2)

Conny Pohlers (5/3)

Anja Mittag (5/1)

Inka Grings (4/4)

Britta Carlson (5)

Petra Winbersky (4)

Sandra Smisek (3)

Birgit Prinz (4/3)

Pia Wunderlich (1)

Sonja Fuss (2)

Sarah Günther (2)

Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Europameisterschaft, DFB-All-Stars

Autor: um