DFB-All-Stars
Kerstin Garefrekes: "Total spannend, mit dieser Altersklasse zu arbeiten"

Spielerinnen, die nach ihrer aktiven Karriere ins Trainerinnen-Geschäft wechseln, sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Allein sechs ehemalige deutsche Nationalspielerinnen sind momentan beim DFB als Trainerin beschäftigt. Eine davoin ist Kerstin Garefrekes, die gehört zu den erfolgreichsten Fußballerinnen überhaupt gehört. Zwei WM-Titel stehen in ihrer Vita, genauso wie zwei Titel bei Europameisterschaften. 130 Mal hat sie für Deutschland gespielt, 43 Tore sind ihr dabei gelungen. Heute gibt sie ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weiter. Welche Herausforderungen es dabei gibt, welche Chancen, was sie reizt und was sie fordert, verrät sie im DFB.de-Interview.
DFB.de: Frau Garefrekes, seit Sommer 2025 sind Sie Co-Trainerin der U 23-Frauen-Nationalmannschaft. Wie kam es dazu?
Kerstin Garefrekes: Zur vergangenen Saison wurde im weiblichen Nachwuchsbereich eine neue U 23-Mannschaft eingeführt, die vom bisherigen Trainer*innenteam der U 19 und der U 20 übernommen wurde. Für die U 19 sollte daher mit dem Jahresbeginn 2024 ein neues Trainer*innenteam zusammengestellt werden. Vor diesem Hintergrund wurde ich vom DFB gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei den U 19-Juniorinnen eine Rolle als Assistenztrainerin zu übernehmen. Da ich zuvor bereits Erfahrungen auf Vereinsebene im U 20-Bereich gesammelt hatte und eine Tätigkeit mit den besten deutschen Nachwuchstalenten sehr reizvoll ist, habe ich natürlich sofort zugesagt. Damit wir mit den Spielerinnen längerfristig zusammenarbeiten können, ist es in dieser Altersklasse so, dass es auch in den Trainer*innenteams alle zwei Jahre eine Rotation gibt - dementsprechend haben wir im Sommer die U 23 übernommen.
DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Chefcoach Michael Urbansky und den anderen Trainer*innen im Team ab?
Garefrekes: Sehr gut, wir arbeiten aus meiner Sicht äußerst professionell und komplett auf Augenhöhe. Michael ist der Chef, der die Richtung vorgibt, aber alle im Team haben die Möglichkeit, sich und ihre jeweiligen Stärken einzubringen. Ich würde unsere Zusammenarbeit als vertrauensvoll und loyal bezeichnen. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit umfasst hierbei insbesondere die Trainingseinheiten bei Lehrgängen - die Vor-/ Nachbereitung und Durchführung - sowie das Führen vieler Einzelgespräche. Im Umgang mit den Spielerinnen hilft mir natürlich meine Erfahrung als ehemalige Nationalspielerin. Ich denke, dass es sinnvoll ist, im Trainer*innenteam mindestens eine Person mit einem entsprechenden Background zu haben - einfach, um gewisse Dinge gegenüber jungen Talenten aus eigener Erfahrung glaubhaft und authentisch schildern zu können. Darüber hinaus bin ich zum Beispiel auch außerhalb der Lehrgänge und soweit es meine zeitlichen Kapazitäten erlauben, im Scouting aktiv.
DFB.de: Zuvor waren Sie bei der U 19, jetzt bei der U 23 - was reizt Sie daran, mit jungen Spielerinnen zusammenzuarbeiten?
Garefrekes: In den U-Nationalmannschaften sind Spielerinnen vertreten, die aus technischer und taktischer Sicht top ausgebildet sind und richtig gut kicken können. Mit diesen Talenten arbeiten zu dürfen, macht als Trainerin große Freude. Nichtsdestotrotz ist es gerade in der U 19 ein Übergangsbereich zwischen dem Jugend- und Erwachsenenbereich - und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das ein riesiger Schritt ist. Bis zu einem gewissen Alter kann es mitunter ausreichen, nur Talent zu haben, aber irgendwann kommt der Punkt, wo im Kopf realisiert werden muss, dass auch Fleiß und Disziplin dazugehören, wenn man den Sprung nach ganz oben schaffen will. Den Spielerinnen ein realistisches Bild vom Leistungssport mit allen positiven und negativen Aspekten zu vermitteln, ist für mich ebenfalls eine wichtige und reizvolle Aufgabe als Trainerin in diesem Bereich.
DFB.de: Die U 23 ist die finale Stufe vor der A-Nationalmannschaft. Macht das die Aufgabe besonders interessant?
Garefrekes: Absolut. Es ist total spannend, mit dieser Altersklasse zu arbeiten. In der A-Nationalelf zu spielen, ist das Größte, was man als Fußballspielerin erreichen kann. Natürlich ist mein Ziel, jede Spielerin auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen und ihnen Input mitzugeben - damit möglichst vielen der Sprung in die A-Nationalmannschaft gelingt.
DFB.de: Neben Ihrer Arbeit beim DFB sind Sie auch bei der Stadt Frankfurt angestellt. Wie gelingt es, beide Aufgaben unter einen Hut zu bringen?
Garefrekes: Ich habe bei beiden Jobs eine Teilzeitstelle und die Lehrgänge sind weit im Voraus terminiert, sodass das relativ gut planbar ist. Zwischen den Lehrgängen mit der Nationalmannschaft versuche ich, in meinem Job bei der Stadt Frankfurt Tage beziehungsweise Stunden vorzuziehen, um mich während der Länderspielpause voll und ganz auf meine Aufgaben als Co-Trainerin konzentrieren zu können. Trotzdem kann es mitunter eine Herausforderung sein, beides unter einen Hut zu bringen - aber ich habe sowohl beim DFB als auch bei der Stadt tolle Kolleg*innen, die mich dabei großartig unterstützen.
DFB.de: Auch als aktive Spielerin mussten Sie nebenbei arbeiten. Wie groß war diese Doppelbelastung und warum haben Sie diese in Kauf genommen?
Garefrekes: Zum einen war es zu meiner fußballerischen Anfangszeit aufgrund der damaligen Rahmenbedingungen nicht absehbar beziehungsweise selbstverständlich, dass ich den Sport hauptberuflich ausführen konnte. Zum anderen: Ich liebe Fußball - sowohl als Trainerin als auch früher als Spielerin, und ich kann mir bisher kein Leben ohne den Fußball vorstellen. Aber letztlich ist es in meinen Augen "nur" die schönste Nebensache der Welt. Ich habe frühzeitig gelernt, dass diese Sichtweise für mich wichtig ist, damit mein persönliches Befinden nicht von den Ergebnissen auf dem Fußballplatz abhängig ist. Für mich war daher immer klar, dass ich nebenbei noch etwas anderes machen und über den Tellerrand des Fußballs hinausschauen möchte. Für mich ist das daher die perfekte Kombination.
DFB.de: Zum Abschluss: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages als Cheftrainerin an der Seitenlinie zu stehen?
Garefrekes: Gute Frage! Ab einem gewissen Leistungsniveau ist es nicht mehr möglich, in Teilzeit als Cheftrainerin zu arbeiten. Diesen Anspruch würde ich auch an mich selbst haben - von daher halte ich das für eher unwahrscheinlich. Natürlich kann man nie genau sagen, was die Zukunft bereithält - aber mit meinen derzeitigen Aufgaben bin ich rundum zufrieden.
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Autor: yl

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