Google Pixel Frauen-Bundesliga
Jena-Trainer Kästner: "Qualität wird weiter steigen"

Mit nur 26 Jahren ist Florian Kästner der jüngste Trainer in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Er führte den FC Carl Zeiss Jena vor einem Jahr schon zum Aufstieg und jetzt auch zum (so gut wie sicheren) Klassenverbleib. Im DFB.de-Interview spricht der gebürtige Thüringer mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Lehren aus der ersten Bundesligasaison, die Perspektiven des Klubs und seinen Werdegang.
DFB.de: Haben Sie nach dem wichtigen 1:0-Heimsieg gegen den 1. FFC Turbine Potsdam schon den Klassenverbleib gefeiert, Herr Kästner?
Florian Kästner: Ja, das kann man schon so sagen. (lacht) Wir haben uns sehr über den Sieg gefreut, saßen danach noch einige Stunden zusammen. Es hat sich definitiv so angefühlt, dass wir unser großes Ziel erreicht haben. Auch wenn es mathematisch noch nicht zu 100 Prozent fix ist. Dass wir aber in drei Spielen noch neun Punkte und 30 Tore Vorsprung auf Potsdam einbüßen werden, glaubt sicherlich niemand.
DFB.de: Durch sieben Zähler aus den drei zurückliegenden Partien hat sich Ihre Mannschaft in diese gute Position gebracht. Was war entscheidend für die rechtzeitige Wende?
Kästner: Wir haben als Team in den zurückliegenden Monaten noch besser zueinandergefunden und alles für unser gemeinsames Ziel gegeben. Eine wichtige Rolle hat sicherlich auch die Systemumstellung von einer Vierer- auf eine Dreier- oder Fünferkette in der Abwehr gespielt. Wir haben zwar schon vorher defensiv recht stabil. Der neue Impuls war aber dennoch wichtig, um noch kompakter zu werden. Außerdem konnten wir dadurch zwei Stürmerinnen aufbieten, was unserem Offensivspiel gutgetan hat.
DFB.de: Bis zum 18. Spieltag musste der FCC auf den ersten Sieg warten. Wie fällt insgesamt Ihr Saisonfazit aus?
Kästner: Uns war klar, dass als Aufsteiger eine schwierige Saison auf uns wartet, zumal wir das jüngste Team in der Liga stellen. Dazu hatten nur wenige Spielerinnen schon Erfahrungen in der Bundesliga gesammelt. Deshalb mussten wir oft Lehrgeld zahlen. Dennoch waren wir in vielen Spielen nah dran, als Siegerinnen vom Platz zu gehen oder zumindest zu punkten. Wir konnten fast in jeder Partie mithalten, sind nie unter die Räder gekommen. Ein Schnitt von weniger als zwei Gegentoren pro Partie kann sich in unserer Situation absolut sehen lassen.
DFB.de: Es ist Ihre erste Spielzeit als Trainer in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Welche Lehren werden Sie aus den gesammelten Erfahrungen ziehen?
Kästner: Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Unterschied zur 2. Frauen-Bundesliga riesig ist. Das betrifft die Qualität der Spielerinnen, die Athletik, das Tempo, die Taktik und natürlich auch die Rahmenbedingungen mit den Stadien und der wesentlich größeren medialen Aufmerksamkeit. Ganz entscheidend war für uns, auch nach Misserfolgen immer positiv zu bleiben und den Glauben nicht zu verlieren. Das wird uns für die Zukunft mit Sicherheit helfen. Ein großes Thema waren auch die Standardsituationen, die uns vor allem während der Hinserie viele Punkte gekostet haben. Daran haben wir extrem gearbeitet. Auch deshalb werden wir für die nächste Saison noch besser vorbereitet sein.
DFB.de: In dieser Spielzeit gibt es die Besonderheit, dass nur der Tabellenletzte absteigt. Ist der frühzeitige Klassenverbleib für Sie dennoch ein größerer Erfolg als der Aufstieg vor einem Jahr?
Kästner: Das lässt sich schwer vergleichen. Mit dem Aufstieg hatte niemand gerechnet, entsprechend groß war die Freude. Jetzt in der Liga zu bleiben, war durch die bevorstehende Aufstockung vielleicht einen Tick einfacher. Dennoch ist auch der Klassenverbleib für uns alle und den gesamten Verein ebenfalls ein großer Erfolg.
DFB.de: Aktuell steht Platz zehn zu Buche. Wäre es Ihnen vor diesem Hintergrund wichtig, in der Tabelle zumindest zwei Vereine hinter sich zu lassen?
Kästner: Das würde uns definitiv ein gutes Gefühl geben. Deshalb wird es auch unser Ziel für die verbleibenden drei Spiele sein, unsere aktuelle Position zu verteidigen.
DFB.de: Der Vorgängerverein FF USV Jena hielt sich von 2008 bis 2018 in der höchsten Spielklasse. Wie bewerten Sie die Chancen, wieder ein dauerhafter Bestandteil der Frauen-Bundesliga zu werden?
Kästner: Es ist selbstverständlich unser Ziel, uns in der Bundesliga zu etablieren und so lange wie möglich in der höchsten Spielklasse zu bleiben. Ich sehe uns da mit unserer jungen und entwicklungsfähigen Mannschaft auch auf einem guten Weg. Wir müssen allerdings, was unsere Möglichkeiten angeht, auch realistisch bleiben. Mit dem 1. FC Nürnberg und dem 1. FC Union Berlin kommen schon in der nächsten Saison mindestens zwei weitere Teams von Lizenzvereinen hinzu, vielleicht auch noch der Hamburger SV. Dazu sind Klubs wie der VfB Stuttgart, der 1. FSV Mainz 05 oder Borussia Dortmund längerfristig auf dem Weg nach oben. Das wird es für uns nicht einfacher machen.
DFB.de: In der nächsten Saison werden durch die Aufstockung erstmals 14 Vereine an den Start gehen. Wie sehr erhöht das noch den Reiz, dabei zu sein?
Kästner: Die Liga ist schon jetzt sehr attraktiv und wird durch die Aufsteiger noch attraktiver. Die Qualität wird weiter steigen, durch die vier zusätzlichen Spieltage wird es auch eine noch größere Aufmerksamkeit geben.
DFB.de: Sie mussten Ihre eigene Karriere bereits als B-Jugendlicher nach dem dritten Kreuzbandriss beenden. Was wäre als Aktiver möglich gewesen?
Kästner: Schwer zu sagen. Bis zur U 17 wurde ich im Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiß Erfurt ausgebildet, war auch auf dem Sportgymnasium und habe für die Landesauswahl gespielt. Ganz gut kicken konnte ich schon. (lacht) Ich hatte sicherlich den Traum, Profifußballer zu werden. Ob das geklappt hätte, weiß niemand. Fakt ist, dass es drei Kreuzbandrissen nicht mehr weiterging.
DFB.de: War Ihnen danach relativ schnell klar, dass Sie eine Trainerlaufbahn anstreben?
Kästner: Ja, schon. Ich wollte sehr gerne dem Fußball treu bleiben und habe dann neben meinem Studium im Bereich Sport- und Gesundheitsmanagement bei meinem Heimatverein FSV Wacker 03 Gotha begonnen, Nachwuchsteams zu trainieren. So hat alles angefangen. Dass ich allerdings keine zehn Jahre später Cheftrainer in die Frauen-Bundesliga bin und parallel dazu die Ausbildung zur Pro Lizenz beim DFB absolvieren darf, hätte ich mir damals nie träumen lassen.
DFB.de: Sie sind jetzt seit knapp sechs Jahren für den FC Carl Zeiss Jena tätig, haben Ihren Vertrag bis 2027 verlängert. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Verein beschreiben?
Kästner: Ich komme aus der Region, bin sehr heimatverbunden. In Thüringen ist der FCC eine große Marke. Entsprechend dankbar bin ich für die Chancen, die mir der Verein gegeben hat. Ich werde alles unternehmen, um das Vertrauen weiterhin zurückzuzahlen.
DFB.de: Sie waren der jüngste Trainer in der B-Junioren-Bundesliga, dann in der 2. Frauen-Bundesliga und jetzt auch in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Was bedeutet Ihnen das?
Kästner: Ganz ehrlich: Ich hätte niemals gedacht, dass es so schnell geht. Ich bin einen eher ungewöhnlichen Weg gegangen und bin unfassbar stolz darauf, wie es bisher gelaufen ist. Ich arbeite jeden Tag daran, mich weiterzuentwickeln und besser zu werden.
DFB.de: Einige Ihrer Spielerinnen sind älter als Sie. Wie gehen Sie damit um?
Kästner: Das ist überhaupt kein Problem. Sicherlich muss man mit einer äußerst erfahrenen Spielerin wie beispielsweise Merza Julevic etwas anders kommunizieren als mit den jungen Talenten. Ich bin mit meinen 26 Jahren aber schon ein Stück älter als der Durchschnitt des Teams. Daher war das nie ein großes Thema.
DFB.de: Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie zum Frauenfußball gewechselt sind?
Kästner: Als ich Trainer der männlichen U 17 war, bin ich zunächst eher zufällig auf dem Gelände mit Sportdirektorin Isabelle Knipp ins Gespräch gekommen. Die Frauen haben damals in der 2. Bundesliga um den Klassenverbleib gekämpft. Sie hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, die Aufgabe zu übernehmen, und ich fand das Projekt, das sie mir vorgestellt hat, sehr interessant. Nach inzwischen knapp zwei Jahren können sicherlich beide Seiten behaupten, dass sich der Schritt gelohnt hat.
DFB.de: Was sind die wesentlichen Unterschiede?
Kästner: Fußballerisch ist die Umstellung gar nicht so groß. Genau wie junge Nachwuchsspieler sind auch die Frauen äußerst wissbegierig und wollen sich entwickeln. Sie hinterfragen allerdings deutlich mehr, wollen genaue Erklärungen. Mir gefällt, dass sie alle sehr zielstrebig sind und immer versuchen, die Vorgaben bestmöglich umzusetzen.
DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer und in welchem Bereich sehen Sie Ihre Zukunft?
Kästner: Einen festen Karriereplan habe ich nicht, wenn Sie das meinen. Das geht im schnelllebigen Fußball ohnehin nie gut. (lacht) Aktuell bin ich sehr glücklich in meiner Rolle und habe mit dem Team noch einiges vor. Was die Zukunft betrifft, bin ich nicht festgelegt. Nicht nur wegen meines Alters stehen mir später sicherlich viele Türen offen.
Kategorien: Google Pixel Frauen-Bundesliga
Autor: MSPW

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