"Mitstreiter für frühe Prävention gewinnen"

Dr. Heidrun Thaiss leitet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Am Montag saß die Medizinerin neben DFB-Präsident Reinhard Grindel und unterzeichnete in der Bibliothek des Deutschen Fußball-Bundes die Verlängerung der Kooperation. Im Interview mit DFB.de spricht die BZgA-Chefin unter anderem über die Chance, über den Kinderfußball einen Beitrag zur Drogenprävention zu leisten.

DFB.de: Frau Dr. Thaiss, der DFB und die BZgA arbeiten nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert lang gemeinsam in Programmen mit begleitenden Kampagnen, um in der Öffentlichkeit für ein gesundes Leben zu werben. Auf welche nachhaltigen Erfolge sind Sie besonders stolz?

Dr. Heidrun Thaiss: Es war der Bundeszentrale von Beginn an ein besonderes Anliegen, an der Basis, in den Fußballvereinen, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die frühe Prävention, also von klein auf zu gewinnen. Da lag es nahe, das Programm "Kinder stark machen" zu etablieren. Und wir wissen, dass in den Vereinen überwiegend Ehrenamtliche tätig sind. Diese Menschen bestmöglich zu unterstützen, war und ist unser Hauptanliegen. Ich denke, das ist uns gelungen. Die Rückmeldungen aus den Vereinen sind sehr positiv, viele interessieren sich für unsere Fortbildungsangebote. Stolz waren wir natürlich auch, als die Nationalmannschaft bei zwei Benefizspielen mit dem Schriftzug "Kinder stark machen" auf dem Trikot angetreten ist.

DFB.de: Reinhard Grindel und Sie haben nun den Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Welche neuen Impulse möchten Sie beide setzen?

Thaiss: Die Anforderungen an die Gesundheitsförderung und die Prävention verändern sich. In unserer älter werdenden Gesellschaft ist beispielsweise der Erhalt von Fitness und Gesundheit bis ins hohe Alter eine wichtige Aufgabe. Deshalb kooperieren wir mit dem DFB nun auch im Bereich "Fußball für Ältere". Im Feld der Suchtprävention freue ich mich besonders über die Partnerschaft mit dem DFB in unserem Aktionsbündnis "Alkoholfrei Sport genießen". Und wir planen gemeinsame neue Maßnahmen, etwa bei der Tabakprävention.

DFB.de: Um welche konkreten Maßnahmen geht es beim Thema "Fußball für Ältere"?

Thaiss: Für uns als BZgA ist der Ü-Fußball eine hervorragende Möglichkeit, um auch Männer gezielt für die eigene Gesundheit zu sensibilisieren. Deshalb haben wir 2016 erstmals gemeinsam mit dem DFB die Deutsche Meisterschaft in der Altersklasse Ü 50 ausgetragen, ergänzt durch eine Fachkonferenz und eine Standaktion mit spezifischen gendersensiblen Materialien zur Männergesundheit. Besonderen Anklang fand dabei die in Kooperation von BZgA und Prof. Dr. Tim Meyer, dem Teamarzt der Fußballnationalmannschaft, entwickelte Broschüre "Kick mit – bleib fit!". Darin finden sich altersgerechte Trainingsformen für den Ü-Fußball, ein allgemeines "Fußball-Fitness"-Programm sowie Tipps für eine effektive Verletzungsprophylaxe. Ein begleitender Spot ermuntert, auch im Alter weiterhin aktiv Fußball zu spielen oder den Wiedereinstieg in den aktiven Sport zu finden.

DFB.de: Warum eignet sich gerade der Fußball, einen Beitrag zur Suchtvorbeugung bei Kindern und Jugendlichen zu leisten?

Thaiss: Im Fußball erreichen wir wie mit keiner anderen Sportart Kinder und Jugendliche aus allen Schichten und Regionen, in der Stadt wie im ländlichen Raum. Auch immer mehr Mädchen spielen Fußball. Die Trainerinnen und Trainer sind für die Kinder oft wichtige Vorbilder. Deshalb versuchen wir sie mit unseren Schulungsangeboten für das Thema Suchtprävention zu sensibilisieren. Und über den  Kinderfußball können wir in großer Zahl auch Eltern erreichen und informieren.

DFB.de: Wie kann sich ein Amateurverein an der Initiative "Kinder stark machen" beteiligen?

Thaiss: Das Motto "Kinder stark machen" passt sehr gut zum Kinderfußball. Die körperliche Herausforderung, das Spiel im Team, der Umgang mit Sieg, aber auch mit Niederlagen – all das kann Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken und zur frühen Suchtvorbeugung beitragen. Vereinen, die sich für dieses Thema engagieren möchten, bietet die BZgA eine kostenlose Aktionsbox mit Materialien für Vereinsmitglieder und Eltern. Diese Materialien können z. B. bei Turnieren oder Veranstaltungen eingesetzt werden.  Zu den Materialien gehört auch ein "Kinder stark machen"-Banner, mit der der Fußballverein seine besondere Verantwortung für die jungen Vereinsmitglieder deutlich machen kann. Darüber hinaus bieten BZgA und DFB mit seinen Landesverbänden Schulungen für Trainerinnen und Trainer zur frühen Suchtvorbeugung unter dem Motto "Kinder stark machen" an. Alle   Informationen zu diesen Angeboten erhalten die Vereine bei www.kinderstarkmachen.de. Dort finden Sie auch die Telefonnummer des "Kinder stark machen"-Services.

DFB.de: Sie haben Ihr Medizinstudium in Freiburg absolviert. Haben Sie da mal Joachim Löw getroffen, als er dort in der Bundesliga gespielt hat? Und sind Sie selbst Fußballfan?

Thaiss: Jogi Löw habe ich leider noch nie persönlich getroffen, obwohl es viele Gelegenheiten dazu gegeben hätte, sei es im Dreisamstadion bei den Spielen des SC, beim VfB Stuttgart oder beim Karlsruher SC. Nicht mal im Freiburger Stadtteil, in dem wir phasenweise beide gewohnt haben. Mit dem Fußball aber bin ich groß geworden - mit einem fußballbegeisterten Vater, mit Stadionbesuchen und der "Sportschau" am Samstagabend. Frauen und Mädchen waren damals weniger auf als neben dem Platz zu finden. Die Begeisterung hat sich mit drei Söhnen fortgesetzt - und drei unterschiedlich favorisierten Vereinen.

[th]

Dr. Heidrun Thaiss leitet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Am Montag saß die Medizinerin neben DFB-Präsident Reinhard Grindel und unterzeichnete in der Bibliothek des Deutschen Fußball-Bundes die Verlängerung der Kooperation. Im Interview mit DFB.de spricht die BZgA-Chefin unter anderem über die Chance, über den Kinderfußball einen Beitrag zur Drogenprävention zu leisten.

DFB.de: Frau Dr. Thaiss, der DFB und die BZgA arbeiten nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert lang gemeinsam in Programmen mit begleitenden Kampagnen, um in der Öffentlichkeit für ein gesundes Leben zu werben. Auf welche nachhaltigen Erfolge sind Sie besonders stolz?

Dr. Heidrun Thaiss: Es war der Bundeszentrale von Beginn an ein besonderes Anliegen, an der Basis, in den Fußballvereinen, Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die frühe Prävention, also von klein auf zu gewinnen. Da lag es nahe, das Programm "Kinder stark machen" zu etablieren. Und wir wissen, dass in den Vereinen überwiegend Ehrenamtliche tätig sind. Diese Menschen bestmöglich zu unterstützen, war und ist unser Hauptanliegen. Ich denke, das ist uns gelungen. Die Rückmeldungen aus den Vereinen sind sehr positiv, viele interessieren sich für unsere Fortbildungsangebote. Stolz waren wir natürlich auch, als die Nationalmannschaft bei zwei Benefizspielen mit dem Schriftzug "Kinder stark machen" auf dem Trikot angetreten ist.

DFB.de: Reinhard Grindel und Sie haben nun den Vertrag um drei weitere Jahre verlängert. Welche neuen Impulse möchten Sie beide setzen?

Thaiss: Die Anforderungen an die Gesundheitsförderung und die Prävention verändern sich. In unserer älter werdenden Gesellschaft ist beispielsweise der Erhalt von Fitness und Gesundheit bis ins hohe Alter eine wichtige Aufgabe. Deshalb kooperieren wir mit dem DFB nun auch im Bereich "Fußball für Ältere". Im Feld der Suchtprävention freue ich mich besonders über die Partnerschaft mit dem DFB in unserem Aktionsbündnis "Alkoholfrei Sport genießen". Und wir planen gemeinsame neue Maßnahmen, etwa bei der Tabakprävention.

DFB.de: Um welche konkreten Maßnahmen geht es beim Thema "Fußball für Ältere"?

Thaiss: Für uns als BZgA ist der Ü-Fußball eine hervorragende Möglichkeit, um auch Männer gezielt für die eigene Gesundheit zu sensibilisieren. Deshalb haben wir 2016 erstmals gemeinsam mit dem DFB die Deutsche Meisterschaft in der Altersklasse Ü 50 ausgetragen, ergänzt durch eine Fachkonferenz und eine Standaktion mit spezifischen gendersensiblen Materialien zur Männergesundheit. Besonderen Anklang fand dabei die in Kooperation von BZgA und Prof. Dr. Tim Meyer, dem Teamarzt der Fußballnationalmannschaft, entwickelte Broschüre "Kick mit – bleib fit!". Darin finden sich altersgerechte Trainingsformen für den Ü-Fußball, ein allgemeines "Fußball-Fitness"-Programm sowie Tipps für eine effektive Verletzungsprophylaxe. Ein begleitender Spot ermuntert, auch im Alter weiterhin aktiv Fußball zu spielen oder den Wiedereinstieg in den aktiven Sport zu finden.

DFB.de: Warum eignet sich gerade der Fußball, einen Beitrag zur Suchtvorbeugung bei Kindern und Jugendlichen zu leisten?

Thaiss: Im Fußball erreichen wir wie mit keiner anderen Sportart Kinder und Jugendliche aus allen Schichten und Regionen, in der Stadt wie im ländlichen Raum. Auch immer mehr Mädchen spielen Fußball. Die Trainerinnen und Trainer sind für die Kinder oft wichtige Vorbilder. Deshalb versuchen wir sie mit unseren Schulungsangeboten für das Thema Suchtprävention zu sensibilisieren. Und über den  Kinderfußball können wir in großer Zahl auch Eltern erreichen und informieren.

DFB.de: Wie kann sich ein Amateurverein an der Initiative "Kinder stark machen" beteiligen?

Thaiss: Das Motto "Kinder stark machen" passt sehr gut zum Kinderfußball. Die körperliche Herausforderung, das Spiel im Team, der Umgang mit Sieg, aber auch mit Niederlagen – all das kann Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken und zur frühen Suchtvorbeugung beitragen. Vereinen, die sich für dieses Thema engagieren möchten, bietet die BZgA eine kostenlose Aktionsbox mit Materialien für Vereinsmitglieder und Eltern. Diese Materialien können z. B. bei Turnieren oder Veranstaltungen eingesetzt werden.  Zu den Materialien gehört auch ein "Kinder stark machen"-Banner, mit der der Fußballverein seine besondere Verantwortung für die jungen Vereinsmitglieder deutlich machen kann. Darüber hinaus bieten BZgA und DFB mit seinen Landesverbänden Schulungen für Trainerinnen und Trainer zur frühen Suchtvorbeugung unter dem Motto "Kinder stark machen" an. Alle   Informationen zu diesen Angeboten erhalten die Vereine bei www.kinderstarkmachen.de. Dort finden Sie auch die Telefonnummer des "Kinder stark machen"-Services.

DFB.de: Sie haben Ihr Medizinstudium in Freiburg absolviert. Haben Sie da mal Joachim Löw getroffen, als er dort in der Bundesliga gespielt hat? Und sind Sie selbst Fußballfan?

Thaiss: Jogi Löw habe ich leider noch nie persönlich getroffen, obwohl es viele Gelegenheiten dazu gegeben hätte, sei es im Dreisamstadion bei den Spielen des SC, beim VfB Stuttgart oder beim Karlsruher SC. Nicht mal im Freiburger Stadtteil, in dem wir phasenweise beide gewohnt haben. Mit dem Fußball aber bin ich groß geworden - mit einem fußballbegeisterten Vater, mit Stadionbesuchen und der "Sportschau" am Samstagabend. Frauen und Mädchen waren damals weniger auf als neben dem Platz zu finden. Die Begeisterung hat sich mit drei Söhnen fortgesetzt - und drei unterschiedlich favorisierten Vereinen.

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