Martina Voss-Tecklenburg: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Mit einer neuen Bundestrainerin geht die Frauen-Nationalmannschaft ins WM-Jahr: Martina Voss-Tecklenburg hat das Amt von Horst Hrubesch übernommen und klare Vorstellungen. Offensiven, attraktiven Fußball möchte sie spielen lassen. Und Titel gewinnen.

Mit strahlenden Augen saß sie auf dem Podium in der DFB-Zentrale, flankiert von Präsident Reinhard Grindel, Direktor Oliver Bierhoff und dem Sportlichen Leiter Joti Chatzialexiou. Die Freude war ihr anzusehen. "Ich habe große Lust auf diese Aufgabe und bin froh, dass es endlich losgeht. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt in meiner Trainerkarriere. Das ist das i-Tüpfelchen", sagte Martina Voss-Tecklenburg am 30. November, als sie offiziell als neue Cheftrainerin der Frauen-Nationalmannschaft vorgestellt wurde. "Die Aufgabe ist spannend und herausfordernd. Ich bin mir der Verantwortung durchaus bewusst."

Die Frauen-Nationalmannschaft soll 2019 wieder dorthin zurückkehren, wo sie nach eigenem Verständnis auch hingehört: "Wir wollen zurück in die Weltspitze", stellt die neue Bundestrainerin klar. Und die erste große Bewährungsprobe lässt nicht allzu lange auf sich warten: Am 7. Juni beginnt die Weltmeisterschaft in Frankreich. "Ich möchte Titel gewinnen. Ich war noch nie Weltmeisterin", sagt Voss-Tecklenburg, fügt aber auch gleich hinzu, dass die WM 2019 dafür womöglich etwas zu früh kommt. Zu viel Druck ist bei aller Euphorie und Vorfreude dann doch nicht zielführend. "Ich muss ja auch erstmal die Mannschaft genau kennenlernen", sagt die gebürtige Duisburgerin.

Große Erfolge

Erste Gelegenheit für einen intensiven Austausch mit ihrer neuen Mannschaft bietet das Trainingslager Mitte Januar in Andalusien. Alexandra Popp kennt Martina Voss-Tecklenburg noch aus deren frühen Trainertagen beim FCR 2001 Duisburg. "Martina ist für meine Karriere sehr wichtig" erinnert sich die Nationalspielerin vom Deutschen Meister Wolfsburg, "sie hat mich damals geformt und war sehr temperamentvoll. Das soll sich ja nicht geändert haben." Damit liegt Popp richtig. Voss-Tecklenburg gehört immer noch zu den Trainern, die kaum mal einige Minuten am Stück ruhig auf ihrer Bank sitzen können. Sie lebt das Spiel mit, ist mit jeder Faser ihres Körpers dabei – so, als wolle sie den Ball noch selbst Richtung Tor befördern. So wie früher, als sie der "weibliche Flankengott aus dem Kohlenpott" genannt wurde.

Viermal gewann Martina Voss die Deutsche Meisterschaft, sechsmal den DFB-Pokal mit Duisburg und dem TSV Siegen. 1984 im zarten Alter von nur 16 Jahren bestritt sie ihr erstes Länderspiel. 124 weitere sollten folgen. 1996 wurde sie zur ersten Fußballerin des Jahres in Deutschlands gewählt. Viermal gewann sie den EM-Titel (1989, 1991, 1995 und 1997) gewann. "Ich bin ein Kind des DFB", sagt die 51-Jährige, die 2003 mit einem Abschiedsspiel offiziell verabschiedet wurde und sich danach auf ihre Trainerkarriere konzentrierte.

Bis 2008 betreute sie die Nachwuchs-Auswahlteams am Niederrhein, bevor sie nach Duisburg zurückkehrte und Cheftrainerin beim FCR 2001 wurde, der sich 2014 dem MSV Duisburg anschloss. Martina Voss, wie sie bis zu ihrer Hochzeit 2009 mit dem Bau-Unternehmer Hermann Tecklenburg hieß, blieb drei Jahre bei ihrem Heimatklub, gewann einmal den UEFA Women’s Cup und zweimal den DFB-Pokal der Frauen. 2011 wechselte sie zum damaligen Erstligisten USV Jena, ehe sie Anfang 2012 Trainerin der Schweizer Nationalmannschaft wurde. Es war der richtige und wichtige Schritt für ihre Karriere: Martina Voss-Tecklenburg brachte den Schweizer Frauenfußball voran, kümmerte sich um den Nachwuchs und baute in der Alpenrepublik Strukturen auf. Und das mit Erfolg: 2015 nahmen die Schweizerinnen erstmals an einer Weltmeisterschaft teil, zogen in Kanada sogar ins Achtelfinale ein. Bei der Europameisterschaft in den Niederlanden im vergangenen Jahr scheiterten sie nur knapp in der Vorrunde.

Immer erste Wahl

In ihrem Heimatland ist das Anspruchsdenken natürlich ungleich höher. Das weiß auch die neue Bundestrainerin: "In Deutschland ist alles zwei Nummern größer als in der Schweiz. Dort ist es ein Erfolg, an einer WM-Endrunde teilzunehmen. In Deutschland ist es eine Bedingung." Von der ehemaligen Nationalspielerin, die seit Februar auch im Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf sitzt, wird erwartet, dass sie die über Jahrzehnte erfolgsverwöhnte Frauen-Nationalmannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückführt. Interimscoach Horst Hrubesch hat dabei schon beste Vorarbeit geleitet und die Mannschaft mit vier Siegen in vier Spielen am Ende sicher zur WM-Qualifikation geführt. "Die Spielerinnen haben wieder ein gewisses Selbstverständnis und Zutrauen", freut sich Voss-Tecklenburg, "das war enorm wichtig. Ich hatte auch gar keine Sorgen, dass es nicht funktionieren wird. Wir profitieren davon und können diese Basis nutzen. Dafür bin ich Horst sehr dankbar."

Reinhard Grindel ist sich sicher, dass sich das Warten auf die Wunschkandidatin, deren Arbeitsvertrag bis Ende Juni 2021 läuft, gelohnt hat. "Wir sind davon überzeugt, dass sie mit neuem Elan und neuen Konzepten an die alten Erfolge anknüpfen wird. Wir gehen in eine gute Zukunft. Martina hat schon in der Schweiz und in Duisburg als Trainerin überragende Arbeit geleistet und war immer unsere erste Wahl."

Die so hoch Gelobte freut sich natürlich über den großen Vertrauensvorschuss und sagt selbstbewusst: "Diese Vorschusslorbeeren sind mir nicht unangenehm und sie sind dem geschuldet, was ich in meiner Trainerkarriere schon leisten konnte. Natürlich immer zusammen mit meinem Team, so etwas funktioniert ja nicht alleine." Für Martina Voss Tecklenburg ist der Teamgedanke ein hoch an gesiedeltes Gut ihrer Arbeit. Ihren Athletik-Trainer Patrik Grolimund hat sie aus der Schweiz mitgebracht. Britta Carlson, Thomas Nörenberg und Michael Fuchs komplettieren den Trainerstab, der dem Nationalteam eine offensive Spielweise nahebringen soll: "Die Spielerinnen sollen mutig und selbstbewusst sein. Ich bin eine Befürworterin des offensiven und attraktiven Fußballs", sagt Martina Voss-Tecklenburg – und strahlt schon wieder.

[dfb]

Mit einer neuen Bundestrainerin geht die Frauen-Nationalmannschaft ins WM-Jahr: Martina Voss-Tecklenburg hat das Amt von Horst Hrubesch übernommen und klare Vorstellungen. Offensiven, attraktiven Fußball möchte sie spielen lassen. Und Titel gewinnen.

Mit strahlenden Augen saß sie auf dem Podium in der DFB-Zentrale, flankiert von Präsident Reinhard Grindel, Direktor Oliver Bierhoff und dem Sportlichen Leiter Joti Chatzialexiou. Die Freude war ihr anzusehen. "Ich habe große Lust auf diese Aufgabe und bin froh, dass es endlich losgeht. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt in meiner Trainerkarriere. Das ist das i-Tüpfelchen", sagte Martina Voss-Tecklenburg am 30. November, als sie offiziell als neue Cheftrainerin der Frauen-Nationalmannschaft vorgestellt wurde. "Die Aufgabe ist spannend und herausfordernd. Ich bin mir der Verantwortung durchaus bewusst."

Die Frauen-Nationalmannschaft soll 2019 wieder dorthin zurückkehren, wo sie nach eigenem Verständnis auch hingehört: "Wir wollen zurück in die Weltspitze", stellt die neue Bundestrainerin klar. Und die erste große Bewährungsprobe lässt nicht allzu lange auf sich warten: Am 7. Juni beginnt die Weltmeisterschaft in Frankreich. "Ich möchte Titel gewinnen. Ich war noch nie Weltmeisterin", sagt Voss-Tecklenburg, fügt aber auch gleich hinzu, dass die WM 2019 dafür womöglich etwas zu früh kommt. Zu viel Druck ist bei aller Euphorie und Vorfreude dann doch nicht zielführend. "Ich muss ja auch erstmal die Mannschaft genau kennenlernen", sagt die gebürtige Duisburgerin.

Große Erfolge

Erste Gelegenheit für einen intensiven Austausch mit ihrer neuen Mannschaft bietet das Trainingslager Mitte Januar in Andalusien. Alexandra Popp kennt Martina Voss-Tecklenburg noch aus deren frühen Trainertagen beim FCR 2001 Duisburg. "Martina ist für meine Karriere sehr wichtig" erinnert sich die Nationalspielerin vom Deutschen Meister Wolfsburg, "sie hat mich damals geformt und war sehr temperamentvoll. Das soll sich ja nicht geändert haben." Damit liegt Popp richtig. Voss-Tecklenburg gehört immer noch zu den Trainern, die kaum mal einige Minuten am Stück ruhig auf ihrer Bank sitzen können. Sie lebt das Spiel mit, ist mit jeder Faser ihres Körpers dabei – so, als wolle sie den Ball noch selbst Richtung Tor befördern. So wie früher, als sie der "weibliche Flankengott aus dem Kohlenpott" genannt wurde.

Viermal gewann Martina Voss die Deutsche Meisterschaft, sechsmal den DFB-Pokal mit Duisburg und dem TSV Siegen. 1984 im zarten Alter von nur 16 Jahren bestritt sie ihr erstes Länderspiel. 124 weitere sollten folgen. 1996 wurde sie zur ersten Fußballerin des Jahres in Deutschlands gewählt. Viermal gewann sie den EM-Titel (1989, 1991, 1995 und 1997) gewann. "Ich bin ein Kind des DFB", sagt die 51-Jährige, die 2003 mit einem Abschiedsspiel offiziell verabschiedet wurde und sich danach auf ihre Trainerkarriere konzentrierte.

Bis 2008 betreute sie die Nachwuchs-Auswahlteams am Niederrhein, bevor sie nach Duisburg zurückkehrte und Cheftrainerin beim FCR 2001 wurde, der sich 2014 dem MSV Duisburg anschloss. Martina Voss, wie sie bis zu ihrer Hochzeit 2009 mit dem Bau-Unternehmer Hermann Tecklenburg hieß, blieb drei Jahre bei ihrem Heimatklub, gewann einmal den UEFA Women’s Cup und zweimal den DFB-Pokal der Frauen. 2011 wechselte sie zum damaligen Erstligisten USV Jena, ehe sie Anfang 2012 Trainerin der Schweizer Nationalmannschaft wurde. Es war der richtige und wichtige Schritt für ihre Karriere: Martina Voss-Tecklenburg brachte den Schweizer Frauenfußball voran, kümmerte sich um den Nachwuchs und baute in der Alpenrepublik Strukturen auf. Und das mit Erfolg: 2015 nahmen die Schweizerinnen erstmals an einer Weltmeisterschaft teil, zogen in Kanada sogar ins Achtelfinale ein. Bei der Europameisterschaft in den Niederlanden im vergangenen Jahr scheiterten sie nur knapp in der Vorrunde.

Immer erste Wahl

In ihrem Heimatland ist das Anspruchsdenken natürlich ungleich höher. Das weiß auch die neue Bundestrainerin: "In Deutschland ist alles zwei Nummern größer als in der Schweiz. Dort ist es ein Erfolg, an einer WM-Endrunde teilzunehmen. In Deutschland ist es eine Bedingung." Von der ehemaligen Nationalspielerin, die seit Februar auch im Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf sitzt, wird erwartet, dass sie die über Jahrzehnte erfolgsverwöhnte Frauen-Nationalmannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückführt. Interimscoach Horst Hrubesch hat dabei schon beste Vorarbeit geleitet und die Mannschaft mit vier Siegen in vier Spielen am Ende sicher zur WM-Qualifikation geführt. "Die Spielerinnen haben wieder ein gewisses Selbstverständnis und Zutrauen", freut sich Voss-Tecklenburg, "das war enorm wichtig. Ich hatte auch gar keine Sorgen, dass es nicht funktionieren wird. Wir profitieren davon und können diese Basis nutzen. Dafür bin ich Horst sehr dankbar."

Reinhard Grindel ist sich sicher, dass sich das Warten auf die Wunschkandidatin, deren Arbeitsvertrag bis Ende Juni 2021 läuft, gelohnt hat. "Wir sind davon überzeugt, dass sie mit neuem Elan und neuen Konzepten an die alten Erfolge anknüpfen wird. Wir gehen in eine gute Zukunft. Martina hat schon in der Schweiz und in Duisburg als Trainerin überragende Arbeit geleistet und war immer unsere erste Wahl."

Die so hoch Gelobte freut sich natürlich über den großen Vertrauensvorschuss und sagt selbstbewusst: "Diese Vorschusslorbeeren sind mir nicht unangenehm und sie sind dem geschuldet, was ich in meiner Trainerkarriere schon leisten konnte. Natürlich immer zusammen mit meinem Team, so etwas funktioniert ja nicht alleine." Für Martina Voss Tecklenburg ist der Teamgedanke ein hoch an gesiedeltes Gut ihrer Arbeit. Ihren Athletik-Trainer Patrik Grolimund hat sie aus der Schweiz mitgebracht. Britta Carlson, Thomas Nörenberg und Michael Fuchs komplettieren den Trainerstab, der dem Nationalteam eine offensive Spielweise nahebringen soll: "Die Spielerinnen sollen mutig und selbstbewusst sein. Ich bin eine Befürworterin des offensiven und attraktiven Fußballs", sagt Martina Voss-Tecklenburg – und strahlt schon wieder.

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