Jena-Kapitänin Heuschkel: "Gier und Leidenschaft sind zurück"

Bereits seit vier Jahren führt Anja Heuschkel den FC Carl Zeiss Jena aus der 2. Frauen-Bundesliga als Kapitänin auf den Platz. Die 25 Jahre alte Abwehrspielerin schaffte bei den Thüringerinnen den Sprung aus der Jugend in die erste Mannschaft. Im DFB.de-Interview spricht Heuschkel mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Kampf um den Klassenverbleib und das Topspiel bei Tabellenführer RB Leipzig heute (ab 17 Uhr).

DFB.de: Mit dem 3:2-Auswärtssieg bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln schaffte der FC Carl Zeiss Jena zum Abschluss der Hinserie den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz. Wie groß war die Erleichterung, Frau Heuschkel?

Anja Heuschkel: Schon in der vorherigen Partie beim VfL Wolfsburg II waren wir ganz nah dran, verloren aber 0:1. Wir haben im Training hart darauf hingearbeitet, dass wir gegen Köln wieder einen Dreier einfahren. Die Erleichterung war riesengroß, weil wir uns dadurch auch von einem direkten Konkurrenten ein wenig absetzen konnten.

DFB.de: Die ersten beiden Partien nach der Winterpause waren zuvor verloren gegangen. Was hat das Team jetzt besser gemacht?

Heuschkel: Die notwendige Gier und Leidenschaft sind zurück. Wir haben die Begegnung kontrolliert und hatten insgesamt viel mehr Zugriff.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Hatten Sie nach dem Abstieg aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga damit gerechnet, dass es auch in der 2. Frauen-Bundesliga in erster Linie um den Klassenverbleib gehen wird?

Heuschkel: Um ganz ehrlich zu sein: Keiner hatte damit gerechnet. Es war ein schleichender Prozess. Nach der 1:3-Heimniederlage im Nachholspiel gegen die TSG Hoffenheim II ist allen erst richtig bewusst geworden, wie ernst die Lage ist.

DFB.de: Was nehmen Sie sich mit dem Team für den weiteren Saisonverlauf vor?

Heuschkel: Jede Spielerin kann sich unter unserem neuen Trainer Christian Kucharz zeigen. Dadurch steigt das Trainingsniveau und der Konkurrenzkampf wird neu angeheizt. Wir wollen jetzt möglichst in jedem Spiel punkten.

DFB.de: Was macht der neue Trainer anders?

Heuschkel: In erster Linie ist es eine Kopfsache von uns Spielerinnen. Wir hatten die Lage einfach nicht ernst genug genommen. Christian Kucharz weiß um die Qualität des Kaders, hat uns unsere Stärken klar aufgezeigt. Dadurch haben wir das verlorengegangene Selbstvertrauen zurückgewonnen.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich der FCC vor allem steigern, um eine bessere Rückserie zu spielen?

Heuschkel: Wir müssen als Team noch kompakter agieren und verinnerlichen, dass es nur zusammen und nicht alleine geht. Im defensiven Umschaltspiel müssen wir die Zweikämpfe aggressiver angehen. Vor allem müssen wir zusehen, dass wir nicht so viele Gegentore kassieren. Das ist ein wesentlicher Punkt.

DFB.de: Sie gehen schon seit vier Jahren als Kapitänin voran, haben auch in dieser Saison nur ein Spiel verpasst. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?

Heuschkel: Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, sehe mich als Führungsspielerin, die auf dem Platz den Takt vorgibt. Meine Kommandos werden auf dem Platz wahrgenommen und die Mädels reagieren darauf. Beispielsweise auch bei Unmutsäußerungen gegenüber den Schiedsrichterinnen, muss ich meine Teamkolleginnen manchmal bremsen.

DFB.de: Sie haben in Jena bereits in der U 17 begonnen und seitdem alle Stationen durchlaufen, sind seit 2012 im Verein. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Heuschkel: Nur Mittelfeldspielerin Julia Arnold und Torhüterin Laura Kiontke sind noch länger im Verein. Der Klub ist für mich wie eine zweite Familie. Ich fühle mich hier einfach zu Hause.

DFB.de: Sehen Sie sich wegen Ihrer langen Vereinszugehörigkeit auch als Vorbild für viele Nachwuchsspielerinnen, die vom Sprung in die erste Mannschaft träumen?

Heuschkel: Ich habe einen guten Draht zu unseren Nachwuchsspielerinnen, schaue mir auch deren Spiele an. Die Mädels sprechen mich auf dem Gelände an, geben mir in der Tat das Gefühl, ein Vorbild für sie zu sein. Dieser Funktion möchte ich gerecht werden.

DFB.de: Wie bewerten Sie insgesamt die Perspektiven beim FCC?

Heuschkel: Gut und aufsteigend, weil wir uns zunächst in der 2. Frauen-Bundesliga festbeißen wollen und mittelfristig den Wiederaufstieg in Angriff nehmen werden.

DFB.de: Schon zweimal sind Sie mit Jena in die Frauen-Bundesliga aufgestiegen. Wie realistisch ist es, dass es noch einmal gelingen könnte?

Heuschkel: Nicht in dieser und wohl auch nicht in der nächsten Saison. Aber wenn wir das Team zusammenhalten und darauf aufbauen, könnte es in zwei oder drei Jahren wieder möglich sein.

DFB.de: Der Frauenfußball boomt insgesamt. Ist das auch in Jena spürbar?

Heuschkel: Besonders im Nachwuchsbereich ist dieser Boom spürbar und das Interesse gewachsen. Viele Eltern kommen mit ihren Mädels zum Probetraining. Im Frauenbereich stelle ich diesen Aufwind in Jena eher nicht fest. Das hängt aber sicherlich auch mit unseren Leistungen in dieser Saison zusammen.

DFB.de: Welche sportlichen und beruflichen Ziele verfolgen Sie persönlich?

Heuschkel: Ich absolviere ein Lehramtsstudium, will im nächsten Sommer fertig sein. Sport und Wirtschaftsrecht sind meine Fächer. Für Carl Zeiss Jena biete ich neben meiner Tätigkeit als Spielerin der ersten Mannschaft auch Fußball-AGs in Grundschulen an. Mein Vertrag läuft im Sommer aus. Ich bin schon sehr lange im Verein, habe Angebote aus dem Ausland vorliegen. Mich reizt eine mögliche Auslandserfahrung, aber entschieden ist noch gar nichts. Ich kann mir auch gut vorstellen, in Jena zu bleiben.

DFB.de: Zum Rückrundenstart geht es heute zum souveränen Spitzenreiter RB Leipzig, der sich schon ein Stück von der Konkurrenz abgesetzt hat. Glauben Sie, dass RB auf dem Weg in die Bundesliga noch gestoppt werden kann?

Heuschkel: RB Leipzig ist fokussiert und wird sich den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen.

DFB.de: Was zeichnet den Gegner vor allem aus?

Heuschkel: Die Qualität im Kader ist sehr hoch. Eine hohe Kreativität zeichnet das Team aus. Außerdem sind sie sehr variabel und offensiv unglaublich stark. Alle arbeiten sehr konzentriert auf das Ziel Aufstieg hin.

DFB.de: Das Hinspiel ging nach einer eigenen 1:0-Führung noch 1:2 verloren. Wie schätzen Sie diesmal die Chancen aus?

Heuschkel: Wir fahren nach Leipzig, um möglichst etwas Zählbares mitzunehmen. RB Leipzig ist klarer Favorit. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen und dagegenhalten, sehe ich uns aber nicht chancenlos.

[mspw]

Bereits seit vier Jahren führt Anja Heuschkel den FC Carl Zeiss Jena aus der 2. Frauen-Bundesliga als Kapitänin auf den Platz. Die 25 Jahre alte Abwehrspielerin schaffte bei den Thüringerinnen den Sprung aus der Jugend in die erste Mannschaft. Im DFB.de-Interview spricht Heuschkel mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Kampf um den Klassenverbleib und das Topspiel bei Tabellenführer RB Leipzig heute (ab 17 Uhr).

DFB.de: Mit dem 3:2-Auswärtssieg bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln schaffte der FC Carl Zeiss Jena zum Abschluss der Hinserie den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz. Wie groß war die Erleichterung, Frau Heuschkel?

Anja Heuschkel: Schon in der vorherigen Partie beim VfL Wolfsburg II waren wir ganz nah dran, verloren aber 0:1. Wir haben im Training hart darauf hingearbeitet, dass wir gegen Köln wieder einen Dreier einfahren. Die Erleichterung war riesengroß, weil wir uns dadurch auch von einem direkten Konkurrenten ein wenig absetzen konnten.

DFB.de: Die ersten beiden Partien nach der Winterpause waren zuvor verloren gegangen. Was hat das Team jetzt besser gemacht?

Heuschkel: Die notwendige Gier und Leidenschaft sind zurück. Wir haben die Begegnung kontrolliert und hatten insgesamt viel mehr Zugriff.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Hatten Sie nach dem Abstieg aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga damit gerechnet, dass es auch in der 2. Frauen-Bundesliga in erster Linie um den Klassenverbleib gehen wird?

Heuschkel: Um ganz ehrlich zu sein: Keiner hatte damit gerechnet. Es war ein schleichender Prozess. Nach der 1:3-Heimniederlage im Nachholspiel gegen die TSG Hoffenheim II ist allen erst richtig bewusst geworden, wie ernst die Lage ist.

DFB.de: Was nehmen Sie sich mit dem Team für den weiteren Saisonverlauf vor?

Heuschkel: Jede Spielerin kann sich unter unserem neuen Trainer Christian Kucharz zeigen. Dadurch steigt das Trainingsniveau und der Konkurrenzkampf wird neu angeheizt. Wir wollen jetzt möglichst in jedem Spiel punkten.

DFB.de: Was macht der neue Trainer anders?

Heuschkel: In erster Linie ist es eine Kopfsache von uns Spielerinnen. Wir hatten die Lage einfach nicht ernst genug genommen. Christian Kucharz weiß um die Qualität des Kaders, hat uns unsere Stärken klar aufgezeigt. Dadurch haben wir das verlorengegangene Selbstvertrauen zurückgewonnen.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich der FCC vor allem steigern, um eine bessere Rückserie zu spielen?

Heuschkel: Wir müssen als Team noch kompakter agieren und verinnerlichen, dass es nur zusammen und nicht alleine geht. Im defensiven Umschaltspiel müssen wir die Zweikämpfe aggressiver angehen. Vor allem müssen wir zusehen, dass wir nicht so viele Gegentore kassieren. Das ist ein wesentlicher Punkt.

DFB.de: Sie gehen schon seit vier Jahren als Kapitänin voran, haben auch in dieser Saison nur ein Spiel verpasst. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?

Heuschkel: Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, sehe mich als Führungsspielerin, die auf dem Platz den Takt vorgibt. Meine Kommandos werden auf dem Platz wahrgenommen und die Mädels reagieren darauf. Beispielsweise auch bei Unmutsäußerungen gegenüber den Schiedsrichterinnen, muss ich meine Teamkolleginnen manchmal bremsen.

DFB.de: Sie haben in Jena bereits in der U 17 begonnen und seitdem alle Stationen durchlaufen, sind seit 2012 im Verein. Was bedeutet Ihnen der Klub?

Heuschkel: Nur Mittelfeldspielerin Julia Arnold und Torhüterin Laura Kiontke sind noch länger im Verein. Der Klub ist für mich wie eine zweite Familie. Ich fühle mich hier einfach zu Hause.

DFB.de: Sehen Sie sich wegen Ihrer langen Vereinszugehörigkeit auch als Vorbild für viele Nachwuchsspielerinnen, die vom Sprung in die erste Mannschaft träumen?

Heuschkel: Ich habe einen guten Draht zu unseren Nachwuchsspielerinnen, schaue mir auch deren Spiele an. Die Mädels sprechen mich auf dem Gelände an, geben mir in der Tat das Gefühl, ein Vorbild für sie zu sein. Dieser Funktion möchte ich gerecht werden.

DFB.de: Wie bewerten Sie insgesamt die Perspektiven beim FCC?

Heuschkel: Gut und aufsteigend, weil wir uns zunächst in der 2. Frauen-Bundesliga festbeißen wollen und mittelfristig den Wiederaufstieg in Angriff nehmen werden.

DFB.de: Schon zweimal sind Sie mit Jena in die Frauen-Bundesliga aufgestiegen. Wie realistisch ist es, dass es noch einmal gelingen könnte?

Heuschkel: Nicht in dieser und wohl auch nicht in der nächsten Saison. Aber wenn wir das Team zusammenhalten und darauf aufbauen, könnte es in zwei oder drei Jahren wieder möglich sein.

DFB.de: Der Frauenfußball boomt insgesamt. Ist das auch in Jena spürbar?

Heuschkel: Besonders im Nachwuchsbereich ist dieser Boom spürbar und das Interesse gewachsen. Viele Eltern kommen mit ihren Mädels zum Probetraining. Im Frauenbereich stelle ich diesen Aufwind in Jena eher nicht fest. Das hängt aber sicherlich auch mit unseren Leistungen in dieser Saison zusammen.

DFB.de: Welche sportlichen und beruflichen Ziele verfolgen Sie persönlich?

Heuschkel: Ich absolviere ein Lehramtsstudium, will im nächsten Sommer fertig sein. Sport und Wirtschaftsrecht sind meine Fächer. Für Carl Zeiss Jena biete ich neben meiner Tätigkeit als Spielerin der ersten Mannschaft auch Fußball-AGs in Grundschulen an. Mein Vertrag läuft im Sommer aus. Ich bin schon sehr lange im Verein, habe Angebote aus dem Ausland vorliegen. Mich reizt eine mögliche Auslandserfahrung, aber entschieden ist noch gar nichts. Ich kann mir auch gut vorstellen, in Jena zu bleiben.

DFB.de: Zum Rückrundenstart geht es heute zum souveränen Spitzenreiter RB Leipzig, der sich schon ein Stück von der Konkurrenz abgesetzt hat. Glauben Sie, dass RB auf dem Weg in die Bundesliga noch gestoppt werden kann?

Heuschkel: RB Leipzig ist fokussiert und wird sich den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen.

DFB.de: Was zeichnet den Gegner vor allem aus?

Heuschkel: Die Qualität im Kader ist sehr hoch. Eine hohe Kreativität zeichnet das Team aus. Außerdem sind sie sehr variabel und offensiv unglaublich stark. Alle arbeiten sehr konzentriert auf das Ziel Aufstieg hin.

DFB.de: Das Hinspiel ging nach einer eigenen 1:0-Führung noch 1:2 verloren. Wie schätzen Sie diesmal die Chancen aus?

Heuschkel: Wir fahren nach Leipzig, um möglichst etwas Zählbares mitzunehmen. RB Leipzig ist klarer Favorit. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen und dagegenhalten, sehe ich uns aber nicht chancenlos.

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