DFB verleiht Preis an Schalker Fan-Initiative in Hirschs Heimatstadt

Werner Hansch kennt jeder Fußballfan, spätestens wenn man seine sonore Stimme hört, fällt bei jedem Anhänger der Groschen. Über Jahrzehnte kommentierte Hansch sehr lebendig aus den Fußballstadien des Landes. Er war die Stimme des Ruhrgebiets. Am Samstagabend in Karlsruhe hatte der mittlerweile 79 Jahre alte Journalist eine andere Geschichte zu erzählen. Hansch berichtete von der Deportation seines Vaters nach Buchenwald. 1938 war das, der Grund die Mitgliedschaft in der KPD. "Für mich schließt sich heute ein Kreis", sagte Hansch spürbar ergriffen. "Alle Preisträger hier sind wie ein Bollwerk für den Fußball."

Hansch laudierte in Karlsruhe für die Schalker Fan-Initiative, die vom DFB und der Familie des Nationalspielers mit dem Julius Hirsch Preis 2017 ausgezeichnet wurde. Rund 500 Gäste wohnten der Preisverleihung im Theater des Zentrums für Kunst und Medien bei, darunter etwa auch Ligapräsident Reinhard Rauball, der 1. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, mit Andreas Hirsch der Enkel des Namensgebers und die langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch.

Grindel: "Gerade junge Menschen engagieren sich für Julius Hirsch Preis"

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte die 13. Preisverleihung eröffnet. Erstmals wurde der Preis in der Heimatstadt des deutschen Nationalspielers verliehen. "Was mich immer wieder bewegt, ist, dass gerade junge Menschen sich für den Julius Hirsch Preis engagieren. Und das viele Preisträger über Jahre nachhaltig tätig bleiben." Grindel erinnerte in Karlsruhe auch an die "Sieg Heil"-Rufe einiger weniger mitgereister Zuschauer beim Länderspiel der deutschen Mannschaft am 1. September in Prag. Nach dem 2:1-Auswärtssieg war die deutsche Mannschaft geschlossen nicht zum eigenen Block gegangen. "Unsere Mannschaft hat das gut gemacht, wie sie reagiert hat, war beispielhaft", sagte der DFB-Präsident in Karlsruhe. Grindel weiter: "Ein Tag wie heute ist eine gute Gelegenheit um zu zeigen, was Fußball für eine Verantwortung hat."

Der 1. Preis des diesjährigen Julius Hirsch Preises ging an die Schalker Fan-Initiative e.V., die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiert. Als im Sommer und Herbst 1992 etliche Asylbewerberheime angegriffen wurden, gründeten Anhänger der Königsblauen die Schalker Fan-Initiative e.V. als Zeichen der "Empörung über die zunehmende Ausländerfeindlichkeit", die sie auch bei den Schalker Heimspielen, die damals noch im Parkstadion ausgetragen wurden, miterleben mussten. Ihre erste Aktion: ein Flugblatt und Transparent mit der Aufschrift "Schalker gegen Rassismus" anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November. Die Fan-Initiative betreibt heute einen als Projektbüro genutzten Fanladen und veröffentlicht regelmäßig das Fanzine "Schalke unser" in einer Auflage von 6000 Exemplaren.

"Tüpfelhausen - Das Familienportal" und "DISCOVER FOOTBALL" geehrt

Der 2. Preis ging an "Tüpfelhausen - Das Familienportal e.V.", einen gemeinnützigen Träger der freien Jugendhilfe in Leipzig. Im dritten Jahr in Folge veranstaltete das staatlich anerkannte Familienzentrum im Sommer 2017 ein internationales Fußballbegegnungsfest, den in Erinnerung an eine im Leipziger Fußball engagierte jüdische Familie benannten Max und Leo Bartfeld-Pokal. Mit "DISCOVER FOOTBALL" aus Berlin zeichnet die Jury in diesem Jahr erstmals ein "Empowerment-Projekt" für weltweite Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte aus. Die Berlinerinnen wurden für ihr beispielhaftes Wirken mit dem 3. Preis ausgezeichnet.

Der Preis wird seit 2005 jährlich im Namen von Julius Hirsch verliehen, einem von nur zwei deutschen Nationalspielern jüdischen Glaubens. 1933 musste er aus der Zeitung erfahren, dass die süddeutschen Spitzenvereine den Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder beschlossen hatten. 1943 wurde Julius Hirsch in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Werners Hanschs Vater überlebte Buchenwald und auch das Unrechtsregime der Nazis. Am Ende seiner Laudatio schrieb sein Sohn, der langjährige Berichterstatter des Fußballs, seiner Sportart noch einen Auftrag für die Zukunft ins Stammbuch. Hansch sagte: "Der Fußball braucht essentiell eine offene und eine multikulturelle Gesellschaft."

[th]

Werner Hansch kennt jeder Fußballfan, spätestens wenn man seine sonore Stimme hört, fällt bei jedem Anhänger der Groschen. Über Jahrzehnte kommentierte Hansch sehr lebendig aus den Fußballstadien des Landes. Er war die Stimme des Ruhrgebiets. Am Samstagabend in Karlsruhe hatte der mittlerweile 79 Jahre alte Journalist eine andere Geschichte zu erzählen. Hansch berichtete von der Deportation seines Vaters nach Buchenwald. 1938 war das, der Grund die Mitgliedschaft in der KPD. "Für mich schließt sich heute ein Kreis", sagte Hansch spürbar ergriffen. "Alle Preisträger hier sind wie ein Bollwerk für den Fußball."

Hansch laudierte in Karlsruhe für die Schalker Fan-Initiative, die vom DFB und der Familie des Nationalspielers mit dem Julius Hirsch Preis 2017 ausgezeichnet wurde. Rund 500 Gäste wohnten der Preisverleihung im Theater des Zentrums für Kunst und Medien bei, darunter etwa auch Ligapräsident Reinhard Rauball, der 1. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, mit Andreas Hirsch der Enkel des Namensgebers und die langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch.

Grindel: "Gerade junge Menschen engagieren sich für Julius Hirsch Preis"

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte die 13. Preisverleihung eröffnet. Erstmals wurde der Preis in der Heimatstadt des deutschen Nationalspielers verliehen. "Was mich immer wieder bewegt, ist, dass gerade junge Menschen sich für den Julius Hirsch Preis engagieren. Und das viele Preisträger über Jahre nachhaltig tätig bleiben." Grindel erinnerte in Karlsruhe auch an die "Sieg Heil"-Rufe einiger weniger mitgereister Zuschauer beim Länderspiel der deutschen Mannschaft am 1. September in Prag. Nach dem 2:1-Auswärtssieg war die deutsche Mannschaft geschlossen nicht zum eigenen Block gegangen. "Unsere Mannschaft hat das gut gemacht, wie sie reagiert hat, war beispielhaft", sagte der DFB-Präsident in Karlsruhe. Grindel weiter: "Ein Tag wie heute ist eine gute Gelegenheit um zu zeigen, was Fußball für eine Verantwortung hat."

Der 1. Preis des diesjährigen Julius Hirsch Preises ging an die Schalker Fan-Initiative e.V., die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiert. Als im Sommer und Herbst 1992 etliche Asylbewerberheime angegriffen wurden, gründeten Anhänger der Königsblauen die Schalker Fan-Initiative e.V. als Zeichen der "Empörung über die zunehmende Ausländerfeindlichkeit", die sie auch bei den Schalker Heimspielen, die damals noch im Parkstadion ausgetragen wurden, miterleben mussten. Ihre erste Aktion: ein Flugblatt und Transparent mit der Aufschrift "Schalker gegen Rassismus" anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November. Die Fan-Initiative betreibt heute einen als Projektbüro genutzten Fanladen und veröffentlicht regelmäßig das Fanzine "Schalke unser" in einer Auflage von 6000 Exemplaren.

"Tüpfelhausen - Das Familienportal" und "DISCOVER FOOTBALL" geehrt

Der 2. Preis ging an "Tüpfelhausen - Das Familienportal e.V.", einen gemeinnützigen Träger der freien Jugendhilfe in Leipzig. Im dritten Jahr in Folge veranstaltete das staatlich anerkannte Familienzentrum im Sommer 2017 ein internationales Fußballbegegnungsfest, den in Erinnerung an eine im Leipziger Fußball engagierte jüdische Familie benannten Max und Leo Bartfeld-Pokal. Mit "DISCOVER FOOTBALL" aus Berlin zeichnet die Jury in diesem Jahr erstmals ein "Empowerment-Projekt" für weltweite Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte aus. Die Berlinerinnen wurden für ihr beispielhaftes Wirken mit dem 3. Preis ausgezeichnet.

Der Preis wird seit 2005 jährlich im Namen von Julius Hirsch verliehen, einem von nur zwei deutschen Nationalspielern jüdischen Glaubens. 1933 musste er aus der Zeitung erfahren, dass die süddeutschen Spitzenvereine den Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder beschlossen hatten. 1943 wurde Julius Hirsch in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Werners Hanschs Vater überlebte Buchenwald und auch das Unrechtsregime der Nazis. Am Ende seiner Laudatio schrieb sein Sohn, der langjährige Berichterstatter des Fußballs, seiner Sportart noch einen Auftrag für die Zukunft ins Stammbuch. Hansch sagte: "Der Fußball braucht essentiell eine offene und eine multikulturelle Gesellschaft."

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