Asamoah: "Fußball kann Vorbild gegen Rassismus sein"

Am Dienstag fand eine digitale Diskussionsveranstaltung zum Thema Anti-Schwarzer Rassismus statt, an welcher die ehemaligen Nationalspieler Gerald Asamoah und Jimmy Hartwig, DFB-Vizepräsident Günter Distelrath, Bundespräsident a.D. Christian Wulff, einige Expert*innen im Bereich Vielfalt sowie 15 Stipendiat*innen der Deutschlandstiftung Integration (DSI) teilnahmen.

Die Diskussion war Teil einer gemeinsamen Dialogreihe von DFB und DSI und knüpfte an ein Experten-Hearing zum Thema Rassismus an, welches am 5. März dieses Jahres stattgefunden hatte, sowie eine erste Diskussionsrunde mit DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius und DSI-Stipendiat*innen in Berlin im September. "Rassismus ist auch in Deutschland historisch gewachsen", betonte Günter Distelrath gleich zu Anfang. "Unsere heutige Gesellschaft ist zwar geprägt von Vielfalt, aber Rassismus und Diskriminierung sind keine Phänomene die allein an den extremen politischen Rändern zu beobachten sind, sondern in der Mitte der Gesellschaft sind."

DFB fördert anti-rassistische Bildungsarbeit

DFB-Botschafter Gerald Asamoah pflichtete dem bei. Die Entwicklung seit den Neunzigerjahren sei zwar positiv gewesen, aber wenn man auch 2020 noch immer zusammenkommen müsse, um über Rassismus zu sprechen, zeige dies, dass bereits wieder Rückschritte gemacht wurden. "Das Problem ist, dass wir häufig nur reagieren, wenn etwas passiert ist. Wenn zum Beispiel ein prominenter Fußballspieler beleidigt wird, dann wird eine kurze Zeit darüber berichtet, es werden Kommentare dazu abgegeben, aber nach einigen Wochen kehrt der Alltag wieder ein und es geht so weiter wie vorher. Wir müssen nachhaltiger arbeiten."

Distelrath wies darauf hin, wie wichtig dem DFB daher eine konkrete anti-rassistische Bildungsarbeit ist. "Wir haben Schulungen auf allen Ebenen der Qualifizierung vorgesehen, von Trainer*innen und Schiedsrichter*innen, und natürlich auch im Jugendbereich bis hin zu den U-Nationalmannschaften. Es wurden bereits in allen Landesverbänden Anlaufstellen errichtet, die sich mit der Bearbeitung von Rassismus- und Diskriminierungsvorfällen beschäftigen. Es ist wichtig, dass wir die Werte, für die wir stehen, leben müssen und nicht allein das Sportliche im Vordergrund steht!"

Asamoah: Populäre Profis sollten sich klar positionieren

Von Seiten der Stipendiat*innen wurde unter anderem auch eingefordert, dass People of Color, Selbstbezeichnung von Menschen nicht weißer Hautfarbe, in der Verbandsarbeit mehr Raum gegeben wird, nicht nur wenn es um das Thema Rassismus geht, sondern im Allgemeinen. DFB-Diversity Managerin Claudia Krobitzsch wies auf erste Maßnahmen im ehrenamtlichen Bereich hin: "Der DFB setzt zusammen mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ein Leadership-Programm auf, welches Menschen, die sich bereits im Fußball engagieren und eine persönliche oder familiäre Migrationsgeschichte haben, weiter fortbildet, so dass sie Führungsaufgaben in den Landesverbänden übernehmen können. Denn die Personen, die Entscheidungsgewalt im Fußball haben, kommen aus den Landesverbänden, dementsprechend wird man Vielfalt an der Spitze nie sehen, wenn sie nicht bereits an der Basis gefördert wird." Auch DFB-Vizepräsident Distelrath betonte: "Wir arbeiten hart daran, dass sich die Vielfalt auf dem Platz auch in den Gremien widerspiegelt."

Welche wichtige Rolle der Fußball im Kampf gegen rassistische Diskriminierung einnimmt, machte Asamoah nochmals deutlich: "Der Fußball ist ein Riesenbeispiel für alle. In der Kabine sitzen Spieler aus vielen Nationen zusammen und es ist egal, ob wir aus Ghana oder Brasilien oder anderswo herkommen, wir haben alle ein gemeinsames Ziel, gemeinsam etwas zu erreichen. Das kann Vorbildcharakter für die gesamte Gesellschaft haben." Im Rückblick auf sehr schmerzvolle persönliche Erfahrungen betonte Asamoah zudem, wie wichtig es ist, dass sich insbesondere sehr populäre Profis öffentlich klar gegen Menschenfeindlichkeit positionieren. "Ich finde es sehr gut, dass beispielsweise Leon Goretzka oder Joshua Kimmich den Mund aufmachen. Früher gab es das gar nicht. Als ich rassistisch angegriffen wurde, hat kaum jemand etwas gesagt. Hätten sich damals mehr Leute geäußert, wären wir heute wahrscheinlich weiter."

Die Diskussion wurde zwischenzeitlich kontrovers geführt. Günter Distelrath machte jedoch zum Abschluss deutlich, wie wertvoll Dialoge dieser Art seien. "Diese sehr offene und teilweise auch kontroverse Diskussion hat mir zahlreiche Impulse gegeben, die ich mitnehmen und in die weitere Arbeit beim DFB einbeziehen werde."

[jm]

Am Dienstag fand eine digitale Diskussionsveranstaltung zum Thema Anti-Schwarzer Rassismus statt, an welcher die ehemaligen Nationalspieler Gerald Asamoah und Jimmy Hartwig, DFB-Vizepräsident Günter Distelrath, Bundespräsident a.D. Christian Wulff, einige Expert*innen im Bereich Vielfalt sowie 15 Stipendiat*innen der Deutschlandstiftung Integration (DSI) teilnahmen.

Die Diskussion war Teil einer gemeinsamen Dialogreihe von DFB und DSI und knüpfte an ein Experten-Hearing zum Thema Rassismus an, welches am 5. März dieses Jahres stattgefunden hatte, sowie eine erste Diskussionsrunde mit DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius und DSI-Stipendiat*innen in Berlin im September. "Rassismus ist auch in Deutschland historisch gewachsen", betonte Günter Distelrath gleich zu Anfang. "Unsere heutige Gesellschaft ist zwar geprägt von Vielfalt, aber Rassismus und Diskriminierung sind keine Phänomene die allein an den extremen politischen Rändern zu beobachten sind, sondern in der Mitte der Gesellschaft sind."

DFB fördert anti-rassistische Bildungsarbeit

DFB-Botschafter Gerald Asamoah pflichtete dem bei. Die Entwicklung seit den Neunzigerjahren sei zwar positiv gewesen, aber wenn man auch 2020 noch immer zusammenkommen müsse, um über Rassismus zu sprechen, zeige dies, dass bereits wieder Rückschritte gemacht wurden. "Das Problem ist, dass wir häufig nur reagieren, wenn etwas passiert ist. Wenn zum Beispiel ein prominenter Fußballspieler beleidigt wird, dann wird eine kurze Zeit darüber berichtet, es werden Kommentare dazu abgegeben, aber nach einigen Wochen kehrt der Alltag wieder ein und es geht so weiter wie vorher. Wir müssen nachhaltiger arbeiten."

Distelrath wies darauf hin, wie wichtig dem DFB daher eine konkrete anti-rassistische Bildungsarbeit ist. "Wir haben Schulungen auf allen Ebenen der Qualifizierung vorgesehen, von Trainer*innen und Schiedsrichter*innen, und natürlich auch im Jugendbereich bis hin zu den U-Nationalmannschaften. Es wurden bereits in allen Landesverbänden Anlaufstellen errichtet, die sich mit der Bearbeitung von Rassismus- und Diskriminierungsvorfällen beschäftigen. Es ist wichtig, dass wir die Werte, für die wir stehen, leben müssen und nicht allein das Sportliche im Vordergrund steht!"

Asamoah: Populäre Profis sollten sich klar positionieren

Von Seiten der Stipendiat*innen wurde unter anderem auch eingefordert, dass People of Color, Selbstbezeichnung von Menschen nicht weißer Hautfarbe, in der Verbandsarbeit mehr Raum gegeben wird, nicht nur wenn es um das Thema Rassismus geht, sondern im Allgemeinen. DFB-Diversity Managerin Claudia Krobitzsch wies auf erste Maßnahmen im ehrenamtlichen Bereich hin: "Der DFB setzt zusammen mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ein Leadership-Programm auf, welches Menschen, die sich bereits im Fußball engagieren und eine persönliche oder familiäre Migrationsgeschichte haben, weiter fortbildet, so dass sie Führungsaufgaben in den Landesverbänden übernehmen können. Denn die Personen, die Entscheidungsgewalt im Fußball haben, kommen aus den Landesverbänden, dementsprechend wird man Vielfalt an der Spitze nie sehen, wenn sie nicht bereits an der Basis gefördert wird." Auch DFB-Vizepräsident Distelrath betonte: "Wir arbeiten hart daran, dass sich die Vielfalt auf dem Platz auch in den Gremien widerspiegelt."

Welche wichtige Rolle der Fußball im Kampf gegen rassistische Diskriminierung einnimmt, machte Asamoah nochmals deutlich: "Der Fußball ist ein Riesenbeispiel für alle. In der Kabine sitzen Spieler aus vielen Nationen zusammen und es ist egal, ob wir aus Ghana oder Brasilien oder anderswo herkommen, wir haben alle ein gemeinsames Ziel, gemeinsam etwas zu erreichen. Das kann Vorbildcharakter für die gesamte Gesellschaft haben." Im Rückblick auf sehr schmerzvolle persönliche Erfahrungen betonte Asamoah zudem, wie wichtig es ist, dass sich insbesondere sehr populäre Profis öffentlich klar gegen Menschenfeindlichkeit positionieren. "Ich finde es sehr gut, dass beispielsweise Leon Goretzka oder Joshua Kimmich den Mund aufmachen. Früher gab es das gar nicht. Als ich rassistisch angegriffen wurde, hat kaum jemand etwas gesagt. Hätten sich damals mehr Leute geäußert, wären wir heute wahrscheinlich weiter."

Die Diskussion wurde zwischenzeitlich kontrovers geführt. Günter Distelrath machte jedoch zum Abschluss deutlich, wie wertvoll Dialoge dieser Art seien. "Diese sehr offene und teilweise auch kontroverse Diskussion hat mir zahlreiche Impulse gegeben, die ich mitnehmen und in die weitere Arbeit beim DFB einbeziehen werde."

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