Männer-Nationalmannschaft

"Als Außenverteidiger muss man einiges im Repertoire haben"

11.11.2025
David Raum (r.) mit Ridle Baku: "Was uns eint, ist die Physis" Foto: Marvin Ibo Güngör/GES

Die deutsche Nationalmannschaft steht vor zwei richtungsweisenden Länderspielen. In der WM-Qualifikation geht es am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) zunächst nach Luxemburg, ehe am Montag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) die Begegnung mit der Slowakei ansteht. Mit zwei Siegen wäre das DFB-Team direkt für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko qualifiziert. Die Leipziger David Raum und Ridle Baku sprechen im Teamquartier in Wolfsburg über ihre Rollen im DFB-Team.

David Raum über...

... seine Rolle als "Emotional Leader": Das ist genau das, was ich sein will. Ich weiß, was von mir verlangt wird: Mentalität, Physis. Das ist die Rolle, die ich annehme. Weltklassespieler haben wir auf anderen Positionen. Ich konzentriere mich auf das, was ich kann. Ab und zu ist auch etwas dabei, das ganz gut ausschaut. Ich habe aber trotzdem noch Situationen dabei, die ich besser lösen kann. In der Nationalmannschaft habe ich auch eine etwas andere Rolle als im Verein. Hier muss ich im Spielaufbau noch mutiger sein, bin im Ballbesitz etwas zentraler - das ist etwas, das ich noch verbessern kann. Wichtig ist, dass ich meine Stärken auf den Platz bringe, die von mir verlangt werden.

... Nagelsmanns "Kaugummi"-Aussage: Weil ich schon oft dabei war und die Truppe gut kenne, versuche ich, zu jedem eine gute Connection zu haben. Bei den letzten Lehrgängen habe ich ein-, zweimal das Abendessen organisiert. Wir versuchen, die gemeinsame Zeit gut zu nutzen. Ich verbringe mit jedem im Team gerne Zeit. Und es entsteht gerade eine gute Verbindung zwischen uns auf und neben dem Platz. Das ganze Trainerteam und das Team hinter dem Team verstehen sich prächtig. Es macht einfach Spaß.

... seine Stärken: Ich habe in meiner Karriere schon ganz schön viele Flanken geschlagen. Auch immer wieder im Training. Als ich mit 21, 22 Jahren in Fürth zum Außenverteidiger umgeschult wurde, habe ich mir immer die Zeit genommen, Flanken zu trainieren. Irgendwann durfte ich dann auch Standards schlagen. Das ist im Fußball immer eine große Chance. Es wird oft unterbewertet, wie viele Spiele durch Standards entschieden werden. Ich sehe mich da in der Verantwortung, Leistung zu bringen. Deshalb trainiere ich das viel. Es ist immer wichtig, sich weiterzuentwickeln. 

... die Außenverteidigerposition: Die Position wird oft unterschätzt. Es läuft viel im Spielaufbau über uns, es entstehen wichtige Eins-gegen-Eins-Duelle. Wenn man die verliert, kommt es oft zu Großchancen. Daher haben wir viel Verantwortung. Ridle und ich setzen das gut um. Vor einiger Zeit wurde noch über Probleme auf dieser Position geredet. Jetzt haben wir viele Talente dort. Der Konkurrenzkampf motiviert zu Höchstform, wir pushen uns gegenseitig. So soll es sein. Denn: Konkurrenz belebt das Geschäft.

... die Balance zwischen Defensiv- und Offensivarbeit: Verteidigen ist immer wichtig. Darauf lag in den letzten zwei Länderspielen auch die Priorität. Da haben wir es in Nordirland zum Beispiel sehr gut gemacht - wir haben alle gemeinsam verteidigt. Prio eins muss sein: unser Tor verteidigen, mit allem, was wir haben. Nach vorne können wir uns mit der Qualität, die wir haben, gegen jeden Gegner Chancen herausspielen. Wir haben sehr viele Eins-gegen-Eins-Spieler, mit Said (El Mala; Anm. d. Red.) und Leroy (Sané; Anm. d. Red.) noch zwei dazubekommen. Aber eine gute defensive Stabilität ist einer der wichtigsten Schlüssel, weil wir nach vorne immer etwas kreieren können.

... die Möglichkeit, die WM-Quali in Leipzig klarzumachen: Es ist so etwas wie mein Wohnzimmer. Ich spiele dort sehr gerne. Es ist etwas Besonderes, weil man dort viele Menschen kennt. Wenn man die WM-Qualifikation dort klarmachen kann, ist das ein sehr schönes Erlebnis und auch ein kleiner Ansporn.

... seinen Teamkollegen Ridle Baku: Er ist unermüdlich, bei den Laufwerten immer vorne dabei. Ridle ist immer anspielbar, auf ihn kann man sich verlassen. Bei ihm weiß man, was man bekommt. Was ich mir bei ihm abschauen kann, ist, wie man die Ruhe bewahrt. Wir sind unterschiedliche Spieler, aber was uns eint, ist die Physis. Abseits des Platzes ist Ridle ein feiner Kerl mit guten Werten. Deshalb verstehen wir uns so gut.

... den nachnominierten Assan Ouedraogo: Er hat es sich verdient. Ich habe in den vergangenen Wochen mit ihm geredet und ihm gesagt, dass er bei der U 21 gute Leistungen gebracht hat und wir uns, wenn er so weitermacht, hier bei der Nationalmannschaft sehen werden. Er hat sich kleiner gemacht, als er ist. Als ich von seiner Nachnominierung erfahren habe, habe ich ihn gleich angerufen. Er hat über das ganze Gesicht gestrahlt. Er kommt bei allen gut an, ist ein feiner Kerl, der das Herz am richtigen Fleck hat - er ist so etwas wie "Everybody's Darling". Auf dem Platz hat er eine brutale Physis. Wir können uns viel von ihm erhoffen.

... Torhüter Oliver Baumann: Er ist ein Spieler, der mir geholfen hat. Er hat einen sehr, sehr guten Ruhepol. Er weiß, was er kann und wie er einer Mannschaft helfen kann. Ich freue mich immer, ihn zu treffen. Über Qualität braucht man bei ihm nicht zu reden.

... seine Kapitänsrolle in Leipzig: Ich habe ein gutes Gefühl diese Saison. Wir haben uns nach dem schlechten Saisonstart gefangen, es entsteht etwas. In meiner neuen Rolle gehe ich auf, ich fühle mich wohl. Die Jungs ziehen alle mit, wir haben eine gute Energie. Das gibt mir die Kraft, die Energie und das Selbstverständnis voranzugehen.

Ridle Baku über...

... seine Rückkehr zur Nationalmannschaft: Es ist ein schönes Gefühl, bei der Nationalmannschaft zu sein. Dass wir das Slowakei-Spiel in Leipzig bestreiten, ist umso schöner. Wir wollen performen, Leistung bringen und maximal erfolgreich sein. Es ist schön, wieder dabei zu sein. Ich fahre gut, wenn ich nur auf mich schaue. Wenn es im Verein gut läuft, ist es für den Einzelnen leichter. Es ist einfach so, dass man sich durch Leistung in die Nationalmannschaft spielen kann. Ich hatte in Wolfsburg keine einfache Zeit, aber das gehört zur Entwicklung dazu. Ich habe dort viel gelernt. Nachdem ich dann nach Leipzig gewechselt bin, bin ich inzwischen sehr, sehr zufrieden, wie es läuft. Ich kann der Mannschaft helfen. Ich freue mich, dass ich meinen Beitrag auch bei der Nationalmannschaft einbringen kann.

... die Außenverteidigerposition: Das ist die schwierigste Position auf dem Platz. Man muss angreifen, aber auch verteidigen und flanken können. Man muss einiges im Repertoire haben. Die Position kann deshalb auch nicht jeder spielen. Konkurrenzkampf erhöht die Qualität.

... David Raum: Ich kenne ihn schon länger. Dass er kicken kann, wusste ich, seine größte Stärke sind seine Flanken. Wenn ich seine Entwicklung betrachte, hat er sich besonders persönlich weiterentwickelt. Er ist zum Kapitän gereift. Er verbindet Spieler, darauf kann er stolz sein.

... Joshua Kimmich als Konkurrent: Ich versuche, so viel aufzusaugen, wie es nur geht. Ich mache mir nicht so viel Druck, unbedingt spielen zu wollen. In erster Linie ist es wichtig, so zu performen, dass man der Mannschaft hilft. Wenn ich hier bin, versuche ich, Leistung zu bringen - und am Ende entscheidet der Bundestrainer. 

Kategorien: Männer-Nationalmannschaft, WM 2026

Autor: dfb