Frauen-Nationalmannschaft
15 Siege aus 17 Spielen: Die deutsche K.o.-Bilanz bei der EM

Mit einer Niederlage beendete die deutsche Frauen-Nationalmannschaft die Vorrunde der Europameisterschaft. Sie war zu verschmerzen, denn die K.o.-Runde hatte sie schon zuvor erreicht und in diesen Spielen, wo nur der Sieg zählt, haben die DFB-Frauen eine stolze Bilanz in ihrer EM-Historie vorzuweisen. DFB.de mit einem Rückblick auf viele Siege und ganz wenige Niederlagen.
In den Anfängen der EM-Geschichte gab es keine Gruppenspiele, bei vier Teilnehmern ging es gleich mit den Halbfinals los. Für Deutschland stieg die Premiere im eigenen Land - am 28. Juni 1989. Damals feierte der deutsche Fußball eine doppelte Premiere, denn es gab auch die erste Live-Übertragung eines Frauen-Länderspiels. In Siegen schlug die DFB-Elf im Halbfinale Italien im Elfmeterschießen und freute sich über vier Millionen TV-Zuschauer. Plötzlich kannte ganz Deutschland die Torfrau Marion Isbert, sie hielt drei Elfmeter und verwandelte den entscheidenden selbst zum 5:4-Sieg. Gewonnen wurde auch das anschließende Endspiel gegen Norwegen - und so war es noch siebenmal.
Dreimal zu Beginn gegen Italien
Zunächst aber gab es eine Italien-Trilogie in den K.o.-Spielen. Auch 1991 stellten sich die Azzuri den Deutschen wieder in den Weg, doch in Dänemark wurde es deutlicher für die Elf von Trainer Gero Bisanz – mit einem 3:0 gewann sie souverän. Heidi Mohr (zwei) und Sissy Raith schossen in Fredrikshaven den Sieg heraus.
1993 fand die Endrunde in Italien statt. Sie war die einzige im Zeitraum 1989-2013, in der der Titel nicht an Deutschland ging. Weil sie den Gastgeberinnen im Halbfinale nach Elfmeterschießen unterlagen. Tragische Figur des Nachmittags von Rimini vor der kläglichen Kulisse von 1500 Zuschauern war diesmal Heidi Mohr. Zwar hatte sie ihr Team in Führung gebracht, die nur sieben Minuten hielt, aber im Elfmeterschießen war sie die Einzige, die vergab.
Das Jahr 1995 brachte einen anderen Modus und endlich neue Gegner. Von einem Turnier konnte damals immer noch keine Rede sein. Wie üblich fanden die Qualifikationsspiele in Gruppen statt, danach ging es aber bis zum Finale auch mit Hin- und Rückspielen weiter. Nach einer Traum-Quali mit sechs Siegen und 55:0 Toren wurde die Mannschaft erst ab dem Viertelfinale, als in Moskau ein spärlicher 1:0-Erfolg heraussprang, gefordert. Im Osnabrücker Rückspiel gegen die Russen wurde es deutlicher: 4:0. Das Halbfinale in Watford gegen die Engländerinnen war nach dem Hinspiel (4:1) schon fast entschieden, Heidi Mohr traf wieder doppelt. Beim Rückspiel (2:1) entschied die 17-jährige Birgit Prinz mit einem Joker-Tor das Spiel, aber nicht mehr über das Weiterkommen. Weil das quasi schon nach dem Hinspiel feststand, fanden sich an einem Februar-Donnerstag nur 7000 Zuschauer im Bochumer Ruhr-Stadion ein.
Bei der EM 1997 in Norwegen und Schweden nahmen acht Länderteams teil und es gab erstmals Gruppenspiele. Deutschland überstand sie ungeschlagen, aber mit nur einem Sieg. Im Halbfinale von Karlstad, das nicht im deutschen TV kam, sorgte ein gefühlvoller Heber von Brauweilers Topstürmerin Bettina Wiegmann (84.) für den Sieg über den alten Rivalen Schweden (1:0). Matchwinnerin Nummer zwei: Torhüterin Silke Rottenberg, die in letzter Minute einen kaum haltbaren Schuss über die Latte lenkte. Warum? Vielleicht auch wegen der vierblättrigen Kleeblätter, die sie bei sich trug. Eines in den Handschuhen, eines im Stutzen. Die halfen dann auch im Finale…
Deutsche Dominanz in den 2000er Jahren
Vier Jahre hatten die Damen ihren Titel sicher, die UEFA glich nun auch den Rhythmus der Veranstaltung endlich dem Männer-Turnier an. Gespielt wurde 2001 in Deutschland mit acht Teams in zwei Gruppen – die beiden Erstplatzierten kamen weiter. Das schafften die Deutschen wieder und im Halbfinale wurde Norwegen am 4. Juli in Ulm mit 1:0 geschlagen. Eurosport übertrug live, im Stadion sahen 13.500 Menschen zu als Sandra Smisek nach 57 Minuten in eine Prinz-Flanke hechtete und das Ticket fürs Finale per Flugkopfball löste. Die Bundestrainerin Tina Theune-Meyer sah "ein tolles, spannendes, faszinierendes Spiel" und Prinz behauptete: "Wir sind gut wie nie!"
In die EM 2005 in England gingen die Deutschen als Nummer eins der Welt, hatten sie doch 2003 auch erstmals eine WM gewonnen. So gab die Bundestrainerin kein geringeres Ziel als das Finale aus. Nach souverän gemeisterter Vorrunde wartete im Halbfinale überraschend Außenseiter Finnland. Dessen Träume verflogen schnell, bereits nach zwölf Minuten führten die DFB-Frauen in Preston mit 3:0, am Ende hieß es 4:1. Die Tore: Inka Grings (zwei), Birgit Prinz und Conny Pohlers.
2009 in Finnland nahmen zwölf Mannschaften teil und erstmals gab es bei einer Endrunde ein Viertelfinale. Und wer war der Premierengegner? Wie bei den Halbfinals: Italien. Am 4. September 2009 in Lahti war die Duisburgerin Inka Grings die Heldin des Tages und erzielte beide Tore zum 2:1-Sieg.
Im Halbfinale (live in der ARD) wartete erneut Norwegen, das in Helsinki vor nur 2765 Interessenten Opfer einer starken deutschen Bank wurde. Zur Pause führten die Norwegerinnen mit 1:0, dann zog Trainerin Silvia Neid ihre Joker. Simone Laudehr kam als erste und glich nach 59 Minuten aus. Celia Sasic, damals noch Okoyino da Mbabi, kam als zweite und erzielte das 2:1 (62., Vorlage Laudehr) und Lira Alushi, damals noch Bajramaj, kam als dritte und erzielte das entscheidende 3:1 (90.+2). Silke Rottenberg kommentierte im Kicker: "Silvia Neid hat mit ihren Einwechslungen im Halbfinale gezeigt, dass sie ein goldenes Händchen für die Situation besitzt."
Dank Maroszan und Angerer ins EM-Finale 2013
Zum achten und bis dato letzten Mal ging die Trophäe 2013 in Schweden an die DFB-Auswahl. Wieder gab es den Modus mit zwölf Teams in drei Vierergruppen. In den K.o.-Spielen traf man alte Bekannte. Italien, bei den Männern ein Angstgegner, blieb das gute Omen für die Frauen. Wenngleich auch ein zäher Widersacher, der in Växjö nur ein Tor zuließ (1:0). Aber das Tor von Simone Laudehr reichte zum Weiterkommen. Im Halbfinale bewährte sich die Regel, dass die Deutschen die wirklich wichtigen Spiele gegen Schweden gewinnen, wenn auch meist hauchdünn (1:0). In Göteborg erzielte Dzsenifer Maroszan (33.) das Tor des Tages für das Neid-Team, das vor ausverkauftem Haus (16.600) seine beste Turnierleistung bot. Nadine Angerers Glanzparaden und der Torpfosten spielten aber keine ganz unwesentliche Rolle beim Finaleinzug.
2017 in den Niederlanden erfuhr die deutsche Mannschaft erstmals, dass eine Titelverteidigung auch misslingen kann. Im Mega-Turnier mit nun 16 Teams war unter der neuen Trainerin Steffi Jones im Viertelfinale gegen Dänemark Schluss. Rotterdam sah an jenem 30. Juli die erste deutsche Viertelfinalniederlage bei einer EM überhaupt (1:2). Die Partie litt unter unglücklichen Umständen, der Anstoß wurde wegen heftiger Regenfälle auf den nächsten Tag, zwölf Uhr mittags, verlegt. Nun übertrugen schon zwei Sender (ZDF und Eurosport), den Weg ins Stadion fanden nur noch 5251 Menschen. Trotz eines Traumstarts und früher Führung durch die Wolfsburgerin Isabel Kerschkowski (3.) endete die EM-Reise der ganz in Weiß spielenden DFB-Frauen an diesem Tag. Sie wurden nach der Pause buchstäblich aus dem Turnier geköpft, beide Gegentore fielen per Kopf. Jones gab bedient zu Protokoll: "Wir waren unsicher und hatten viele Ballverluste. Es war keine Souveränität und Aggressivität vorhanden."
15 Siege in 17 K.o.-Spielen
Es blieb die bis dato zweite und letzte Niederlage in einem EM-K.o.-Spiel, denn bei dem wegen Corona erst fünf Jahre später stattfindenden Turnier schafften es unsere Frauen bekanntlich wieder ins Finale.
16 Teams spielten binnen 25 Tagen den Champion aus und bis zuletzt waren die Deutschen mit im Spiel. Nun angeleitet von Martina Voss-Tecklenburg stand die Null nach der Vorrunde auch im Viertelfinale gegen Österreich (2:0) noch, Lina Magull und Kapitänin Alexandra Popp trafen in London. Zum Halbfinale ging es nach Milton Keynes, wo man erstmals bei einer EM auf Frankreich traf. Die Premiere glückte, auch im neunten von zehn Halbfinals gab es einen Sieg. Das 2:1 stand im Zeichen von Doppeltorschützin Alexandra Popp (40., 76.), die jeweils nach Rechtsflanken von Svenja Huth zur Stelle war. Mal mit links, mal mit Köpfchen. Da war das erste Turniergegentor, das sich Keeperin Merle Frohms nach einem Pfostentreffer unglücklich selbst ins Netz legte (43.), leicht zu verkraften. Von 17 K.o.-Spielen haben die deutschen Frauen somit 15 gewonnen und eine der beiden Niederlagen erfolgte erst im Elfmeterschießen - ein Grund, optimistisch auf den Samstag zu blicken.
Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Europameisterschaft, Frauen-EURO 2025
Autor: um

Melanie Leupolz wird DFB-Koordinatorin "Female Player Care & Development"
Melanie Leupolz wird Koordinatorin für "Female Player Care & Development" beim DFB. Die Europameisterin 2013 und Olympia-Goldgewinnerin 2016 wird zentrale Ansprechpartnerin für Nationalspielerinnen in diversen Belangen außerhalb des Platzes.
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