DFB Saisonreport 3. Liga 2022/23

Die erste Saison nach der Pandemie ohne Einschränkungen in den Stadien hat gleich einen neuen Zuschauerrekord beschert. Aktuell ist die 3. Liga auf dem besten Weg, diese Bestmarke direkt wieder zu pulverisieren. Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsrezept der 3. Liga? FRYMUTH: Die Liga profitiert davon, dass regelmäßig Vereine mit großen Namen, großer Tradition und einer besonderen Fankultur vertreten sind. Wir haben eine Situation, die Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits haben wir die wirtschaftliche Spanne zur 2. Bundesliga als permanente Herausforderung. Andererseits spielt dadurch die Kommerzialisierung in der Außenwahrnehmung eine weniger dominante Rolle. Die 3. Liga wird als sehr geerdet wahrgenommen, als Profifußball zum Anfassen. Aus dieser Konstellation resultiert eine hohe sportliche Ausgeglichenheit mit einem sehr spannenden Wettbewerb. Wirtschaftlich ist die Liga seit ihrer Gründung durch verschiedene Insolvenzen erschüttert worden. Besonders gravierend trat dies bei den letzten Fällen KFC Uerdingen und Türkgücü München zutage. Was waren die wichtigsten Lehren daraus? FRYMUTH: Die wichtigste Lehre war, die wirtschaftliche Stabilität weiter in den Vordergrund zu rücken. Das haben die Vereine deutlich erkannt, da ist eine wesentlich höhere Akzeptanz zu spüren. Wir haben aus diesem veränderten Bewusstsein heraus mit den Vereinen Maßnahmen entwickelt, unter anderem in der Task Force 3. Liga, die jetzt nach und nach greifen. Damit sinkt zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass wieder ein negativer Fall auftritt. Gänzlich ausschließen kann man es allerdings nie. Das wäre Augenwischerei. Welche der getroffenen Maßnahmen würden Sie hervorheben? FRYMUTH: Ganz wichtig war, dass wir uns nochmal eingehend die strukturellen Voraussetzungen angeschaut haben. Auf dieser Grundlage haben wir gemeinsam entschieden, wo wir hohe Maßstäbe anlegen müssen und wo wir reduzieren sollten. Wir haben die Zuschauer-Mindestkapazität für die Stadien gesenkt, dagegen bei anderen Kriterien die Rahmenqualität für die Austragung der Spiele optimiert. Im wirtschaftlichen Bereich sind vor allem die Verschärfung der Eigenkapitalauflage, die Einschränkungen bei erhöhten Personalaufwendungen und die Anpassung des Financial Fairplay 3. Liga zu nennen. Auffällig ist: In wichtigen Fragen wie zuletzt bei der Task Force oder der Ausgestaltung der Medienrechte-Ausschreibung wurde auf einen hohen Grad an Beteiligung gesetzt. Warum? Und: Hat sich das ausgezahlt? FRYMUTH: Aus meiner Sicht ein klares Ja. Ich bin grundsätzlich für möglichst viel Partizipation. Gedanken und Entscheidungen sollten sich gerade im Fußball nicht im stillen Kämmerlein von oben nach unten entwickeln. Ein wesentlicher Schritt für die Liga war hier die Gründung des Ausschusses 3. Liga. Das war die erste Stufe der Partizipation, weil in diesem Gremium Vertreter der Vereine sitzen – auch wenn das nicht immer leicht in den Diskussionen ist (lacht). Ich habe großen Respekt vor den Mitgliedern des Ausschusses und ihrer Arbeit. Darüber hinaus tauschen wir 4

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