Mit Liechtenstein gegen DFB-Team: Für Brändle "absolutes Highlight"

Am Donnerstag empfängt die DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation Liechtenstein (ab 20.45 Uhr, live bei RTL). Bei den Gästen im Kader steht Daniel Brändle. Der 29-Jährige spielt in Deutschland in der fünften Liga als reiner Amateurfußballer beim SV Pullach in Bayern. In Wolfsburg geht es nun gegen den Weltmeister von 2014. Im DFB.de-Interview erklärt Brändle, wie er mit dieser ungewöhnlichen Konstellation umgeht.

DFB.de: Herr Brändle, wie besonders ist dieses Spiel gegen die DFB-Auswahl für Sie persönlich?

Daniel Brändle: Sehr, sehr besonders. Ich werde erstmals gegen Deutschland spielen können, weil ich das Hinspiel, das wir 0:2 verloren haben, leider verpasst habe. Umso mehr freue ich mich jetzt darauf. Aber nicht nur bei mir ist das der Fall. Für jeden Einzelnen von uns ist das ein absolutes Highlight. Wir haben auch schon gegen Spanien und Italien gespielt, aber Deutschland hat zumindest bei mir noch einmal einen anderen Stellenwert.

DFB.de: Weil Sie in Deutschland leben und hier Fußball spielen?

Brändle: Ja, natürlich. Ich spiele meine vierte Saison beim SV Pullach in der Bayernliga.

DFB.de: Das ist die fünfthöchste Spielklasse in Deutschland.

Brändle: Das ist reiner Amateurfußball. Während der Saison trainieren wir dreimal in der Woche abends und haben samstags oder sonntags unser Meisterschaftsspiel. Bei uns gehen alle arbeiten, studieren oder noch zur Schule. Ich beispielsweise arbeite als Projektmanager bei der WWP, einer Sportmarketingagentur in München. Für einen unserer Kunden habe ich teilweise mit dem FC Bayern und dessen Spielern zu tun, die aber natürlich nicht wissen können, dass ich Nationalspieler von Liechtenstein bin. (lacht)

DFB.de: Der Fußball ist also ein reines Hobby bei Ihnen?

Brändle: Ja, so kann man es sagen. Wir haben zwar auch ein paar Jungs dabei, die aus einem Nachwuchsleistungszentrum von 1860 München, dem FC Bayern oder Unterhaching kommen. Die haben vielleicht noch die Ambition, den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Für mich ist das kein Thema. Ich werde im Januar 30 Jahre alt.

DFB.de: War es für Sie mal ein Thema?

Brändle: Eigentlich nicht wirklich. Ich habe mal eine Saison in der ersten Liga auf Malta gespielt. Dort war alles schon sehr professionell. Weiter nach oben hat es für mich nicht gereicht. Meine restliche Zeit als Fußballer habe ich aber tatsächlich auf Amateurniveau verbracht. Ich habe nie alles auf die Karte Profifußball gesetzt.

DFB.de: Wie läuft es derzeit beim SV Pullach?

Brändle: Leider nicht so gut. Wir stehen unten drin. Wir müssen dringend Punkte holen, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

DFB.de: Ist es in der Bayernliga bekannt, dass Sie Nationalspieler Liechtensteins sind?

Brändle: Bei den Gegnern eher nicht. Innerhalb meiner Mannschaft wissen es alle. Da werde ich auch gerne mal aufgezogen, wenn mir als Nationalspieler eine Aktion misslingt oder wenn ich im Training getunnelt werde. Aber natürlich gibt es auch viel positive Resonanz. Ich kann mich beispielsweise daran erinnern, dass nach einem 1:1 in Griechenland vor einiger Zeit mein Handy kaum noch stillgestanden hat. Da sind sehr viele Glückwünsche eingetrudelt.

DFB.de: Wenn man es genau nimmt, sind Sie einer der wenigen Spieler, der sowohl im Amateur- als auch im Profifußball zuhause ist.

Brändle: So kann man es gut zusammenfassen. Im Verein spiele ich Amateurfußball, mit der Nationalmannschaft arbeiten wir auf absolutem Profiniveau - Übernachtungen im Hotel, Ernährungsberatung, super medizinische Betreuung und noch vieles mehr. Das ist schon ziemlich cool.

DFB.de: Wie schwer ist es, in beiden Welten unterwegs zu sein?

Brändle: Der Übergang von der einen in die andere Welt fühlt sich manchmal schon ziemlich krass an. An dem einen Tag spiele ich irgendwo auf dem Dorf in der Bayernliga. Da reisen wir im eigenen PKW an und trinken nach einem Sieg vielleicht das eine oder andere Bier. Ein paar Tage später ist die deutsche Nationalmannschaft im Stadion in Wolfsburg der Gegner. Wir fahren im Mannschaftbus zur Arena. Unsere Bewegungen werden plötzlich von zahlreichen Kameras und tausenden Fans beobachtet. Und danach geht es zurück in den Amateurfußball. Das ist schon ziemlich kurios. Aber inzwischen ist es für mich fast zur Normalität geworden. Ich bin ja schon etwas länger dabei.

DFB.de: Ihr erstes Länderspiel haben Sie 2014 bestritten. Ist damit ein Traum wahr geworden?

Brändle: Ja, das schon. Aber es war absehbar, dass ich ganz gute Chancen habe, dabei zu sein. Ich habe vorher ja bereits zahlreiche Begegnungen für die Nachwuchs-Nationalmannschaften von Liechtenstein bestritten. Ich wusste, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich bin stolz darauf, für mein Land auflaufen zu dürfen. Das ist wahrscheinlich bei jedem Nationalspieler so - egal, ob er aus Deutschland oder Liechtenstein kommt.

DFB.de: Wie geht man als reiner Amateurfußballer in ein Länderspiel gegen Deutschland? Auch als Fan?

Brändle: Im Vorfeld ist es schon sehr speziell. Wir kennen die deutschen Nationalspieler ja auch nur aus dem Fernsehen. Aber wenn der Anpfiff erfolgt ist, gibt es bei mir keinen Unterschied zu jedem anderen Spiel. Dann spielt es keine Rolle mehr, wer da gerade auf mich zudribbelt. Und man hat gar keine Zeit, darüber nachzudenken.

DFB.de: Wie ist das nach dem Spiel? Werden Sie vielleicht versuchen, sich ein Trikot zu sichern?

Brändle: Das kann gut sein, kommt aber auch etwas auf den Spielverlauf an. Grundsätzlich versuche ich schon, mir immer das eine oder andere Andenken zu organisieren. Ich habe beispielsweise das spanische Trikot von Juan Mata, das italienische von Marco Verratti, Stephan Lichtsteiner aus der Schweiz, Martin Harnik aus Österreich oder Sebastian Larsson aus Schweden. Auf diese kleine Sammlung bin ich stolz. Das DFB-Trikot fehlt noch in meiner Sammlung. (lacht)

DFB.de: Mit welchem Ergebnis könnten Sie denn gut leben?

Brändle: Ich will das gar nicht an einem konkreten Ergebnis festmachen. Beim 0:2 im Hinspiel haben wir eine super Leistung gezeigt. Das war einfach nur großartig. Wenn uns ein ähnlicher Auftritt noch einmal gelingen würde, wären wir alle sehr, sehr zufrieden. Wie es dann am Ende ausgeht, spielt für mich persönlich nicht die wichtigste Rolle. Mir ist eine gute Leistung wichtiger und dass wir diesen besonderen Tag auch etwas genießen können.

DFB.de: Wo stehen Sie mit Liechtenstein gerade im internationalen Vergleich?

Brändle: Wir hatten zuletzt keine guten Ergebnisse, sind aber nun wieder auf einem besseren Weg. Die jüngsten Ergebnisse machen Hoffnung. Wir haben gegen Deutschland und Rumänien 0:2 verloren, gegen Armenien haben wir sogar ein 1:1 geholt. Das sind Resultate, auf die wir aufbauen können. Wir befinden uns im Umbruch und bauen gerade zahlreiche junge Spieler ein. Das braucht etwas Zeit, wird sich aber langfristig positiv auszahlen. Aber man darf nicht vergessen, dass in unserem Kader für die Partie gegen Deutschland mehr Amateure als Profis stehen werden.

[sw]

Am Donnerstag empfängt die DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation Liechtenstein (ab 20.45 Uhr, live bei RTL). Bei den Gästen im Kader steht Daniel Brändle. Der 29-Jährige spielt in Deutschland in der fünften Liga als reiner Amateurfußballer beim SV Pullach in Bayern. In Wolfsburg geht es nun gegen den Weltmeister von 2014. Im DFB.de-Interview erklärt Brändle, wie er mit dieser ungewöhnlichen Konstellation umgeht.

DFB.de: Herr Brändle, wie besonders ist dieses Spiel gegen die DFB-Auswahl für Sie persönlich?

Daniel Brändle: Sehr, sehr besonders. Ich werde erstmals gegen Deutschland spielen können, weil ich das Hinspiel, das wir 0:2 verloren haben, leider verpasst habe. Umso mehr freue ich mich jetzt darauf. Aber nicht nur bei mir ist das der Fall. Für jeden Einzelnen von uns ist das ein absolutes Highlight. Wir haben auch schon gegen Spanien und Italien gespielt, aber Deutschland hat zumindest bei mir noch einmal einen anderen Stellenwert.

DFB.de: Weil Sie in Deutschland leben und hier Fußball spielen?

Brändle: Ja, natürlich. Ich spiele meine vierte Saison beim SV Pullach in der Bayernliga.

DFB.de: Das ist die fünfthöchste Spielklasse in Deutschland.

Brändle: Das ist reiner Amateurfußball. Während der Saison trainieren wir dreimal in der Woche abends und haben samstags oder sonntags unser Meisterschaftsspiel. Bei uns gehen alle arbeiten, studieren oder noch zur Schule. Ich beispielsweise arbeite als Projektmanager bei der WWP, einer Sportmarketingagentur in München. Für einen unserer Kunden habe ich teilweise mit dem FC Bayern und dessen Spielern zu tun, die aber natürlich nicht wissen können, dass ich Nationalspieler von Liechtenstein bin. (lacht)

DFB.de: Der Fußball ist also ein reines Hobby bei Ihnen?

Brändle: Ja, so kann man es sagen. Wir haben zwar auch ein paar Jungs dabei, die aus einem Nachwuchsleistungszentrum von 1860 München, dem FC Bayern oder Unterhaching kommen. Die haben vielleicht noch die Ambition, den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Für mich ist das kein Thema. Ich werde im Januar 30 Jahre alt.

DFB.de: War es für Sie mal ein Thema?

Brändle: Eigentlich nicht wirklich. Ich habe mal eine Saison in der ersten Liga auf Malta gespielt. Dort war alles schon sehr professionell. Weiter nach oben hat es für mich nicht gereicht. Meine restliche Zeit als Fußballer habe ich aber tatsächlich auf Amateurniveau verbracht. Ich habe nie alles auf die Karte Profifußball gesetzt.

DFB.de: Wie läuft es derzeit beim SV Pullach?

Brändle: Leider nicht so gut. Wir stehen unten drin. Wir müssen dringend Punkte holen, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.

DFB.de: Ist es in der Bayernliga bekannt, dass Sie Nationalspieler Liechtensteins sind?

Brändle: Bei den Gegnern eher nicht. Innerhalb meiner Mannschaft wissen es alle. Da werde ich auch gerne mal aufgezogen, wenn mir als Nationalspieler eine Aktion misslingt oder wenn ich im Training getunnelt werde. Aber natürlich gibt es auch viel positive Resonanz. Ich kann mich beispielsweise daran erinnern, dass nach einem 1:1 in Griechenland vor einiger Zeit mein Handy kaum noch stillgestanden hat. Da sind sehr viele Glückwünsche eingetrudelt.

DFB.de: Wenn man es genau nimmt, sind Sie einer der wenigen Spieler, der sowohl im Amateur- als auch im Profifußball zuhause ist.

Brändle: So kann man es gut zusammenfassen. Im Verein spiele ich Amateurfußball, mit der Nationalmannschaft arbeiten wir auf absolutem Profiniveau - Übernachtungen im Hotel, Ernährungsberatung, super medizinische Betreuung und noch vieles mehr. Das ist schon ziemlich cool.

DFB.de: Wie schwer ist es, in beiden Welten unterwegs zu sein?

Brändle: Der Übergang von der einen in die andere Welt fühlt sich manchmal schon ziemlich krass an. An dem einen Tag spiele ich irgendwo auf dem Dorf in der Bayernliga. Da reisen wir im eigenen PKW an und trinken nach einem Sieg vielleicht das eine oder andere Bier. Ein paar Tage später ist die deutsche Nationalmannschaft im Stadion in Wolfsburg der Gegner. Wir fahren im Mannschaftbus zur Arena. Unsere Bewegungen werden plötzlich von zahlreichen Kameras und tausenden Fans beobachtet. Und danach geht es zurück in den Amateurfußball. Das ist schon ziemlich kurios. Aber inzwischen ist es für mich fast zur Normalität geworden. Ich bin ja schon etwas länger dabei.

DFB.de: Ihr erstes Länderspiel haben Sie 2014 bestritten. Ist damit ein Traum wahr geworden?

Brändle: Ja, das schon. Aber es war absehbar, dass ich ganz gute Chancen habe, dabei zu sein. Ich habe vorher ja bereits zahlreiche Begegnungen für die Nachwuchs-Nationalmannschaften von Liechtenstein bestritten. Ich wusste, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich bin stolz darauf, für mein Land auflaufen zu dürfen. Das ist wahrscheinlich bei jedem Nationalspieler so - egal, ob er aus Deutschland oder Liechtenstein kommt.

DFB.de: Wie geht man als reiner Amateurfußballer in ein Länderspiel gegen Deutschland? Auch als Fan?

Brändle: Im Vorfeld ist es schon sehr speziell. Wir kennen die deutschen Nationalspieler ja auch nur aus dem Fernsehen. Aber wenn der Anpfiff erfolgt ist, gibt es bei mir keinen Unterschied zu jedem anderen Spiel. Dann spielt es keine Rolle mehr, wer da gerade auf mich zudribbelt. Und man hat gar keine Zeit, darüber nachzudenken.

DFB.de: Wie ist das nach dem Spiel? Werden Sie vielleicht versuchen, sich ein Trikot zu sichern?

Brändle: Das kann gut sein, kommt aber auch etwas auf den Spielverlauf an. Grundsätzlich versuche ich schon, mir immer das eine oder andere Andenken zu organisieren. Ich habe beispielsweise das spanische Trikot von Juan Mata, das italienische von Marco Verratti, Stephan Lichtsteiner aus der Schweiz, Martin Harnik aus Österreich oder Sebastian Larsson aus Schweden. Auf diese kleine Sammlung bin ich stolz. Das DFB-Trikot fehlt noch in meiner Sammlung. (lacht)

DFB.de: Mit welchem Ergebnis könnten Sie denn gut leben?

Brändle: Ich will das gar nicht an einem konkreten Ergebnis festmachen. Beim 0:2 im Hinspiel haben wir eine super Leistung gezeigt. Das war einfach nur großartig. Wenn uns ein ähnlicher Auftritt noch einmal gelingen würde, wären wir alle sehr, sehr zufrieden. Wie es dann am Ende ausgeht, spielt für mich persönlich nicht die wichtigste Rolle. Mir ist eine gute Leistung wichtiger und dass wir diesen besonderen Tag auch etwas genießen können.

DFB.de: Wo stehen Sie mit Liechtenstein gerade im internationalen Vergleich?

Brändle: Wir hatten zuletzt keine guten Ergebnisse, sind aber nun wieder auf einem besseren Weg. Die jüngsten Ergebnisse machen Hoffnung. Wir haben gegen Deutschland und Rumänien 0:2 verloren, gegen Armenien haben wir sogar ein 1:1 geholt. Das sind Resultate, auf die wir aufbauen können. Wir befinden uns im Umbruch und bauen gerade zahlreiche junge Spieler ein. Das braucht etwas Zeit, wird sich aber langfristig positiv auszahlen. Aber man darf nicht vergessen, dass in unserem Kader für die Partie gegen Deutschland mehr Amateure als Profis stehen werden.

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