Die Preisträger 2006 © 2006 Getty Images
Die Preisträger 2006

Bundessieger 2005/2006

Zum insgesamt zehnten Mal hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Vorfeld des Länderspiels gegen Georgien in Rostock die Sieger des Wettbewerbs "Fair ist mehr" geehrt. Über 430 besonders sportliche Aktionen hatten die Landesverbände dem DFB gemeldet. Aus diesen Einsendungen ermittelte die AG Fairplay des DFB unter dem Vorsitz des Mainzer Sportwissenschaftlers Norbert Müller die sechs Bundessieger. "Ich hoffe, dass diese Preisträger ihre Vorbildfunktion auch auf andere Vereine übertragen", sagte DFB-Vizepräsident Dr. Hans-Georg Moldenhauer in Rostock: "Für besonders wichtig halte ich es, dass die Preisträger von sich aus reagiert haben. Unsere Aufgabe als Deutscher Fußball-Bund isr Prävention, und da beziehen wir klar Stellung."

Hier folgt die Schilderung der Aktionen der Preisträger im Einzelnen:

Spiel verloren, Fair Play gewonnen

Bundessieger: Robin Hofstetter (FSV Schwaigern, Grundschule Schwaigern)

Landesverband: Württemberg

Spielklasse: GS Schwaigern -GS Ittlingen, Grundschultag "Fußball"

Datum: 08.07.2005

Fußballturnier beim Tag der Grundschulen. Kurz vor Ende des Spiels Grundschule Schwaigern gegen die Grundschule Ittlingen schießt ein Ittlinger Spieler beim Stand von 0:0 auf das Tor von Schwaigern. Der Torwart Robin Hofstetter kann den Ball festhalten. Der Schiedsrichter will weiterspielen lassen, doch da kommt Robin Hofstetter auf ihn zu und meldet ihm, dass er den Schuss des gegnerischen Stürmers erst hinter der Linie festhalten konnte. Von seiner Position aus hatte der Schiedsrichter dieses nicht bemerkt. Jetzt entscheidet er nachträglich auf Tor. Durch diesen Treffer verliert die GS Schwaigern zwar das Spiel mit 0:1, doch diese Szene zeigt, dass es im Fußball auch bei so jungen Spielern den Gedanken des Fair Play gibt und diese Idee wieder einmal gewonnen hat.


Verzicht auf Torerfolg

Bundessieger: Klaus Buschermöhle (TuS Neuenkirchen)

Landesverband: Niedersachsen

Spielklasse: B-Junioren, Kreisliga, TuS Neuenkirchen - SG Holdorf-Langenberg

Datum: 13.10.2005

Mitte der ersten Halbzeit des Meisterschaftsspiels TuS Neuenkirchen - SG Holdorf/Langenberg erzielt ein Neuenkirchener Spieler den Ausgleich zum 1:1. Die Neuenkirchener Mannschaft feiert das erzielte Tor ausgelassen, weil die Mannschaft noch sehr gute Aussichten auf die Herbstmeisterschaft hat. Der Schiedsrichter zeigt zum Mittelpunkt. In diesem Moment greift der Trainer der Neuenkirchener B-Jugend, Klaus Buschermöhle, ins Geschehen ein. Er weist den Schiedsrichter auf ein absichtliches Handspiel des Torschützen hin. Daraufhin nimmt der Schiedsrichter seine Entscheidung zurück. So bleibt es beim Spielstand von 0:1 in den restlichen zehn Spielminuten der ersten Halbzeit.


Ein fairer Sportsmann

Bundessieger: Adam Richter (SG Sorga/Kathus)

Landesverband: Hessen

Spielklasse: Kreisliga, SG Sorga/Kathus - TV Braach

Datum: 30.10.2005

Spitzenspiel der Kreisliga B, Erster gegen Dritter, Spielstand 0:0. In der 80. Minute spielt, nach Meinung des Schiedsrichters, ein Braacher Spieler den Ball auf der Torlinie mit der Hand und verhindert anscheinend ein klares Tor. In der Überzeugung, dass es sich um einen Braacher Spieler handelte, zeigt der Schiedsrichter dem betreffenden Spieler die Rote Karte wegen Torverhinderung mit der Hand und entschied auf Strafstoß für Sorga/Kathus. Doch der Sorgaer Spieler Adam Richter kommt auf den Schiedsrichter zu und teilt ihm mit, dass er den Ball mit der Hand gespielt hat und nicht der Gästespieler. Der Schiedsrichter nimmt seine Entscheidung zurück (kein Feldverweis, kein Strafstoß) und entscheidet auf Freistoß wegen Handspieles durch den Sorgaer Spieler Adam Richter für den TV Braach. Somit erhält die SG Sorga/Kathus keine Gelegenheit das Spiel durch einen Strafstoß oder Überzahl zu gewinnen. Das Spiel endet schließlich mit 0:0.


Rücksicht auf die verletzte Gegenspielerin

Bundessieger: Miriam Bollmann (TuS Tengern)

Landesverband: Westfalen

Spielklasse: Kreisliga, TuS Gehlenbeck - TuS Tengern, B-Juniorinnen

Datum: 06.05.2006

Meisterschaftsspiel in der Kreisliga. Es sind 20 Minuten gespielt, es steht 1:0. Die Spielerin Miriam Bollmann läuft mit Ball auf das Tor des Gegners zu und hat nur noch die gegnerische Torhüterin vor sich. Die Torhüterin rutscht aus, knickt um und bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Miriam Bollmann ist ca. fünf Meter von ihr entfernt, keine Gegenspielerin weit und breit in Sicht und somit für sie die Chance den Ball ins leere Tor zu schieben, ein klares Tor also. Doch Miriam Bollmann bremst ab und spielt den Ball ins Seitenaus und kümmert sich um die am Boden liegende Torhüterin.


Der Trainer demonstriert Fair Play

Bundessieger: Enver Alisic (FC Anker Wismar)

Landesverband: Mecklenburg-Vorpommern

Spielklasse: Oberliga Nordost, SV Falkensee / Finkenkrug - FC Anker Wismar

Datum: 20.08.2005

Beim der Oberligapartie SV Falkensee/Finkenkrug - FC Anker Wismar fiel der besonnene Trainer des FC Anker Wismar durch sein vorbildhaftes faires Verhalten auf. Während des gesamten Spiels sorgte er zu jedem Zeitpunkt für Ruhe und Ordnung auf der Bank, stimmte diese mehrfach per Gestik mit dem Schiedsrichter-Assistenten ab. In der Halbzeitpause kam er sofort zum Schiedsrichtergespann und lobte die Leistung ausdrücklich. Nach Spielende geschah dies erneut, obwohl zwei strittige Strafraumszenen jeweils zu Ungunsten seiner Mannschaft ausgelegt wurden. Die in diesen Situationen leicht aufgebrachten Spieler seiner Mannschaft schickte er nach dem Schlusspfiff sofort zum Schiedsrichtergespann, um sich zu entschuldigen. Das Spiel endete im übrigen 2:2. Durch sein gesamtes Verhalten sorgte der Trainer Enver Alisic zu jedem Zeitpunkt für eine ruhige, sachliche Atmosphäre und für einen Umgang zwischen beiden Mannschaften und dem Schiedsrichterteam, der von Respekt und dem Gedanken des Fair Play geprägt war. Mit seinem Verhalten wurde er nicht nur seiner Vorbildfunktion für die Mannschaft und dem Verein gerecht sondern kann auch als Vorbild für alle am Fußballsport Beteiligten gesehen werden.


Gelungener Einstand eines Jungschiedsrichters

Bundessieger: Dr. Peter Hirschberger (DJK BFC Nürnberg)

Landesverband: Bayern

Spielklasse: Kreisliga, C-Junioren, DJK BFC Nürnberg - SpVgg Mögeldorf 2000

Datum: 03.11.2005

Bei dem Spiel DJK BFC Nürnberg - SpVgg Mögeldorf 2000 war ein Jungschiedsrichter zu seinem ersten Verbandsspiel eingeteilt. Das Spiel verlief ziemlich hitzig und bescherte dem jungen Schiedsrichter eine wahre Feuertaufe. Nach dem Spiel rief der Trainer der Heimmannschaft, Dr. Peter Hirschberger, die das Spiel mit 1:3 verloren hatten, seine Mannschaft sowie die des Gegners zu sich, nahm den Jungschiedsrichter mit hinzu und fand sinngemäß folgende Worte: "Jungs, eines muss man an dieser Stelle mal festhalten. Der junge Sportkamerad hier hat heute sein erstes Fußballspiel geleitet. Sicherlich kann man über die eine oder andere Entscheidung streiten. Aber man muss einfach mal den Mut bewundern, den der junge Kamerad aufgebracht hat und sich dem schweren Amt des Schiedsrichters gestellt hat. Hätten wir solche Leute nicht, dann gäbe es nämlich auch keine Fußballspiele mehr. Ohne Schiedsrichter geht's halt einfach nicht. Ich finde das ist einen Applaus wert." Siehe da: die Spieler klatschten Beifall und jeder klatschte danach auch mit der Hand beim Schiedsrichter ab, viele auch den Worten "gute Leistung" oder Ähnliches... Diese Aktion des Trainers Dr. Peter Hirschberger hat gezeigt, wie echte Jugendarbeit aussehen sollte und einem Jungschiedsrichter einen gelungenen Einstand in seine (hoffentlich lange) Karriere geschaffen.