Rüdiger: "Wachse an der Auslandserfahrung"

Antonio Rüdiger ist inzwischen neunmaliger Nationalspieler, der Verteidiger spielt seit Mitte August vergangenen Jahres beim italienischen Spitzenklub AS Rom, wohin er vom VfB Stuttgart aus der Bundesliga ausgeliehen wurde. Mit der Roma hat der 23-Jährige in der Serie A noch die Vizemeisterschaft im Visier, mit der deutschen Nationalmannschaft möchte der gebürtige Berliner zur EURO nach Frankreich (10. Juni bis 10. Juli). Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst spricht Antonio Rüdiger über seinen Klub, mit dem er heute Abend gegen den FC Bologna antritt (ab 20.45 Uhr), das Leben in Italien und seine Chancen, in den EM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw zu rutschen.

Frage: Herr Rüdiger, wofür steht Rom für Sie?

Antonio Rüdiger: Für Leidenschaft. Eine tolle Stadt mit super Wetter und super Essen. Und für tolle Fans.

Frage: Klingt, als hätten Sie Ihr Glück gefunden.

Rüdiger: Am Anfang war es etwas schwierig. Aber ich habe mich schnell an die neuen Umstände gewöhnt und bin sehr, sehr glücklich, hier zu sein.

Frage: Sie haben schnell die Sprache gelernt. Wie wichtig ist das?

Rüdiger: Absolut wichtig. Ich spreche nicht perfekt Italienisch, aber einigermaßen gut. Und ich verstehe vieles. Mein großes Ziel ist es, nach dem letzten Spiel gegen Milan mein erstes Interview auf Italienisch zu geben.

Frage: Inwiefern bringt einen jungen Spieler eine Auslandserfahrung weiter?

Rüdiger: Es gibt nichts Besseres. Man wächst daran. Und ich nehme immer gerne neue Herausforderungen im Leben an.



Antonio Rüdiger ist inzwischen neunmaliger Nationalspieler, der Verteidiger spielt seit Mitte August vergangenen Jahres beim italienischen Spitzenklub AS Rom, wohin er vom VfB Stuttgart aus der Bundesliga ausgeliehen wurde. Mit der Roma hat der 23-Jährige in der Serie A noch die Vizemeisterschaft im Visier, mit der deutschen Nationalmannschaft möchte der gebürtige Berliner zur EURO nach Frankreich (10. Juni bis 10. Juli). Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst spricht Antonio Rüdiger über seinen Klub, mit dem er heute Abend gegen den FC Bologna antritt (ab 20.45 Uhr), das Leben in Italien und seine Chancen, in den EM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw zu rutschen.

Frage: Herr Rüdiger, wofür steht Rom für Sie?

Antonio Rüdiger: Für Leidenschaft. Eine tolle Stadt mit super Wetter und super Essen. Und für tolle Fans.

Frage: Klingt, als hätten Sie Ihr Glück gefunden.

Rüdiger: Am Anfang war es etwas schwierig. Aber ich habe mich schnell an die neuen Umstände gewöhnt und bin sehr, sehr glücklich, hier zu sein.

Frage: Sie haben schnell die Sprache gelernt. Wie wichtig ist das?

Rüdiger: Absolut wichtig. Ich spreche nicht perfekt Italienisch, aber einigermaßen gut. Und ich verstehe vieles. Mein großes Ziel ist es, nach dem letzten Spiel gegen Milan mein erstes Interview auf Italienisch zu geben.

Frage: Inwiefern bringt einen jungen Spieler eine Auslandserfahrung weiter?

Rüdiger: Es gibt nichts Besseres. Man wächst daran. Und ich nehme immer gerne neue Herausforderungen im Leben an.

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Frage: Zu dieser Herausforderung gehörte leider auch die Erfahrung, dass Sie rassistisch beleidigt wurden. Wie sind Sie damit umgegangen?

Rüdiger: Es ist leider so, dass man in dem einen oder anderen Stadion diese Affenlaute hört. Das tut natürlich weh, und man fragt sich, wieso solche Menschen das tun. Aber es bringt mich nicht aus der Fassung. Wenn ich irgendwie reagiere, bin ich der Dumme. Und dann habe ich genau das getan, was sie erreichen wollten. Idioten gibt es überall, aber man sollte ihnen nicht die Aufmerksamkeit geben, die sie offenbar brauchen.

Frage: Haben Sie diese Erfahrung in Deutschland auch machen müssen?

Rüdiger: Zum Glück nur einmal, in einem Drittligaspiel in Jena.

Frage: Ist es im Alltag in Italien auch ein Problem oder nur im Stadion?

Rüdiger: Im Alltag überhaupt nicht. Die Menschen hier sind freundlich und nett. Auf der Straße wird man eher umarmt und geküsst. Für mich als Deutschen ist auch das ungewöhnlich. (lacht) Aber die Menschen hier sind eben sehr emotional.

Frage: Auch sportlich läuft es für Sie. Sie sind Stammspieler, die erneute Champions-League-Qualifikation ist fast sicher. Folgt nun der große Angriff auf die Vize-Meisterschaft?

Rüdiger: Natürlich schielen wir noch auf Platz zwei. Und ich denke, da geht noch was. Es sind nur noch vier Punkte auf Napoli. Und sie kommen noch zu uns.

Frage: Die Roma hat bis zum 15. Juni eine Option auf Sie. Der Trend geht dahin, sie zu ziehen. Ist es für Sie wichtig, vor der EM Sicherheit zu haben?

Rüdiger: Damit beschäftige ich mich nicht. Ich habe noch sieben Spiele mit der Roma. Was danach passiert, liegt in der Hand der Verantwortlichen.

Frage: Wie sehen Sie Ihre Chancen, bei der EM zum Kader zu gehören?

Rüdiger: Ich möchte dabei sein und rechne mir Chancen aus.

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Frage: Den Kaderplatz scheinen Sie sicher zu haben. Ein Platz in der Startelf wird angesichts der Platzhalter Jérôme Boateng und Mats Hummels schwierig.

Rüdiger: Wenn Jérôme fit wird und Mats fit bleibt, wird es natürlich schwierig.

Frage: Wäre es für Sie eine Option, rechts zu verteidigen? Dort sucht Bundestrainer Joachim Löw seit Jahren eine optimale Lösung.

Rüdiger: Ich habe einige Male dort gespielt, und die Position schmeckt mir langsam. Wenn man dabei ist, möchte man spielen. Egal wo.

Frage: Gab es mit Löw schon ein Gespräch darüber?

Rüdiger: Er weiß genau, dass ich auf der Rechtsverteidiger-Position spielen kann. Es ist seine Entscheidung, und ich werde sie in jedem Fall akzeptieren.

Frage: Gegen Italien hat Deutschland mit einer Dreierkette gespielt. Liegt Ihnen dieses System?

Rüdiger: Ja. Wir haben es auch in Rom schon in diversen Spielen praktiziert.

Frage: Sie haben Ihr erstes Länderspiel 2014 kurz vor der WM gemacht. Sie wurden zum Man of the Match gewählt, doch am Ende war es Christoph Kramer, der noch auf den WM-Zug aufgesprungen ist. Wie oft haben Sie gedacht: Das hätte auch ich sein können?

Rüdiger: Natürlich habe ich ab und zu daran gedacht. Aber es war alles okay. Zum einen hat Jogi mir nach dem Spiel gesagt, dass ich nach der WM im Team sein und meine Chance bekommen werde. Zum anderen waren meine Leistungen in jener Saison nicht konstant genug.

Frage: Jérôme Boateng gilt als Ihr großes Vorbild. Löw hat Sie mal als "Mini-Boateng" bezeichnet. Wie hat Ihnen das gefallen?

Rüdiger: Es hat mich natürlich gefreut. Aber es ist noch ein weiter Weg, um so gut zu sein wie Jérôme. Es ist Wahnsinn, welche Entwicklung er genommen hat. Vor vier Jahren wurde er häufig kritisiert. Heute ist er einer der besten Verteidiger der Welt. Wenn nicht der Beste. Und er ist nicht mehr nur mein Idol, wir sind auch gute Freunde.

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Frage: Auch Sie befanden sich vor drei Jahren in einer schwierigen Situation. Sie galten als Hitzkopf, wurden nach zwei Roten Karten innerhalb von fünf Monaten sogar als "Sprengstoff-Spieler" bezeichnet. Wie haben Sie das abgestellt?

Rüdiger: Ich wusste: Jetzt noch eine Rote Karte, und du bist in der Schublade, in der du nie sein wolltest. Als "Bad Boy", als "Rocky Rüdiger". So möchte man nicht abgestempelt werden. Also musste ich etwas verändern. Seitdem halte ich mich von diversen Problemen auf dem Platz fern. Das hat mir gut getan. Aber mein Spiel hat sich nicht verändert. Ich gehe immer noch rustikal in Zweikämpfe. Nur eben mehr mit Auge.

Frage: Und wenn Sie, wie damals von Rafael van der Vaart, provoziert werden? Hören Sie dann einfach weg?

Rüdiger: In Italien sind wir in einem Land, in dem viel provoziert wird. Viele Spieler provozieren hier auf dem Platz.

Frage: Ist es von daher auch ein Nachteil, die Sprache zu können?

Rüdiger: Manchmal schon. (lacht) Aber was solche Dinge angeht, bin ich raus aus der Geschichte.

Frage: Aufgewachsen sind Sie in Berlin-Neukölln. Das Spielen haben Sie auf einem Gummiplatz gelernt. Inwiefern hat Sie das gestählt?

Rüdiger: An etwas ärmeren Orten geht es oft härter zu. Auf solch einem Gummiplatz hilft dir keiner. Da gibt es keinen Schiedsrichter, da musst du dich durchsetzen. Das habe ich früh gelernt, das hat mich geprägt, und da bin ich stolz drauf.

Frage: Ihr Bruder Sahr Senesie hat mal erzählt, Sie seien meist der gewesen, der zu schlichten versucht hat.

Rüdiger: Er hat nicht immer alles gesehen. (lacht) Ich habe schon oft geschlichtet. Aber manchmal war ich auch mittendrin statt nur dabei.

Frage: Ihr Bruder galt auch als Riesentalent. Im Endeffekt hat er 24 Bundesligaspiele gemacht und eine gute, aber nicht die erhofft überragende Karriere hingelegt. Heute ist er Ihr Berater. Inwiefern ist er mit all seinen positiven und negativen Erlebnissen hilfreich?

Rüdiger: Ich habe sehr viel von ihm mitgenommen. Mein Bruder ist mein bester Ratgeber. Er war auch in dem Geschäft, er hat es leider nicht geschafft. Aber vielleicht sollte es so sein. Ich habe aus seinen Fehlern gelernt. Und er macht jetzt hoffentlich eine gute Karriere als Spielerberater.

Frage: Was haben Sie vor allem gelernt?

Rüdiger: Das Privatleben privat zu halten. Und er gibt mir viele fußballspezifische Tipps, die Gold wert sind.

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Frage: Sie sind einst mit 15 von zu Hause weg, damals zu Borussia Dortmund. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?

Rüdiger: Es war nicht einfach. Ich habe ein gutes Jahr gebraucht. Man vermisst die Familie, man vermisst Freunde. Aber mir war klar, dass ich mit aller Macht Profi werden will. Dafür muss man auch ein gewisses Risiko eingehen. No risk, no fun. Im Endeffekt habe ich so gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen. Das hat mir auch geholfen, als ich mit 22 nach Italien gegangen bin.

Frage: Heute spielen Sie regelmäßig in der Nationalmannschaft und der Champions League. Dafür müssen Sie aber viel reisen. Wie vereinbart sich das mit Ihrer Flugangst?

Rüdiger: Ich habe schon Flugangst. Aber inzwischen schlafe ich ein, sobald ich in den Flieger einsteige. (lacht)

Frage: Schaffen Sie es auch bis nach Sierra Leone? Angeblich sind Sie dort ein großer Star.

Rüdiger: Meine Eltern erzählen mir davon. Irgendwann möchte ich mich selbst davon überzeugen. Ich war zuletzt dort, als ich 13 war. Aber ich möchte bald auf jeden Fall wieder dahin. Am liebsten direkt nach der EM. Als Europameister. (lacht)

Frage: Stimmt es, dass Sie auch eine Stiftung für Sierra Leone aufbauen?

Rüdiger: Ja. Es ist meine zweite Heimat. Die Armut dort ist immer noch sehr groß, und ich würde gerne helfen und etwas zurückgeben.

Frage: Kommen wir noch zu Ihrer sportlichen Heimat: Wie sehen Sie die Entwicklung des VfB Stuttgart? Die Vorbereitung unter dem schnell gescheiterten Alexander Zorniger haben Sie noch mitgemacht. Sein Nachfolger Jürgen Kramny war Ihr Förderer bei der U 23.

Rüdiger: Von der Idee fand ich das, was Zorniger spielen wollte, gut. Aber Fußball ist ein Ergebnissport. Und wenn die Resultate nicht stimmen, muss man etwas ändern. Kramny macht seinen Job gut. Insgesamt muss man beim VfB aber aufpassen, dass der Zug nach oben nicht abfährt. Dieses Jahr dürfte der Klassenerhalt geschafft werden, aber im nächsten Jahr muss man mal richtig angreifen und nicht immer nur davon erzählen.

Frage: Inwiefern war Kramny ein Förderer von Ihnen?

Rüdiger: Er war immer für mich da und hat ein gutes Training gemacht.

Frage: Wie haben Sie reagiert, als Sie bei der Nationalmannschaft in Thomas Schneider (Löws Assistent, d. Red.) einen weiteren ehemaligen Trainer getroffen haben?

Rüdiger: Ich war glücklich. Ich denke, der Job gefällt ihm und passt zu ihm.

Frage: Ein besonderes Verhältnis sagt man Ihnen zu Huub Stevens nach.

Rüdiger: Er ist wie ein Papa für mich. Er war immer fair und ehrlich zu mir. Wir telefonieren heute noch regelmäßig.

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