CP-Fußball

CP-Fußball, international auch unter "Football 7-a-Side" bekannt, ist eine Sportart für Menschen mit einer Hirnschädigung und daraus resultierenden Bewegungsstörungen. Bis zu den Spielen in Rio de Janeiro 2016 war es eine paralympische Sportart, die sich allerdings in Deutschland derzeit im Aufbau befindet. Fußballerinnen und Fußballer mit cerebralen Bewegungsstörungen jagen hierbei dem runden Leder nach.

Ausprägungen von Bewegungsstörungen

Der Begriff Zerebralparese (lat. cerebrum = Gehirn, griech. parese = Lähmung) umfasst unterschiedliche Ausprägungen von Bewegungsstörungen, die infolge einer Schädigung des zentralen Nervensystems auftreten. Es wird zwischen der frühkindlichen und der im Laufe des Lebens erworbenen trauma- oder krankheitsbedingten Hirnschädigung (z. B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma) unterschieden.

Unterschieden werden je nach Lokalisation im Gehirn folgende Formen:

  • spastische Hemiplegie (Halbseitenlähmung),
  • spastische Diplegie (Little-Syndrom; v.a. Beine und Rücken gelähmt),
  • spastische Tetraplegie (doppelseitige Halbseitenlähmung)
  • Athetosis duplex (Unmöglichkeit, gezielte Bedingungen durchzuführen),
  • Dystonie (Muskeltonusstörungen, Hypertonus wechselt mit Atonie – Foerster-Syndrom),
  • Ataxie-Syndrom (Balance-Störungen, Tremor, Nystagmus).

Längste Tradition im paralympischen Behindertenfußball

Diese Facette des Behindertenfußballs hatte die längste Tradition im paralympischen Behindertenfußball. Seit den Sommerspielen 1984 in New York/Stoke Mandeville wurde der CP-Fußball bei Paralympics ausgetragen. Bei den Spielen im Jahr 2016 in Rio wurde er vorerst letztmals auf paralympischen Niveau gespielt.

Gründung einer Nationalmannschaft im Jahr 2014

In Deutschland werden aktuell Strukturen im Bereich CP-Fußball aufgebaut. Hier engagieren sich insbesondere die ZNS-Hannelore Kohl Stiftung, die Sepp-Herberger-Stiftung und der Deutsche Behindertensportverband (DBS). Seit Beginn des Jahres 2014 stellt der DBS eine eigene CP-Nationalmannschaft. Trainer dieser

Mannschaft ist seit Juni 2017 Conny Frank Fritsch. Die Nationalmannschaft nahm zum ersten Mal im August 2014 an der Europameisterschaft (EM) in Portugal teil und belegte dort einen beachtlichen neunten Platz. Im Jahr 2016 belegte die deutsche Elf bei der WM-Qualifikation in Dänemark den 10. Platz und konnte sich damit leider nicht für die Weltmeisterschaft 2017 in Argentinien qualifizieren. Im Jahr 2018 erreichte das Team bei der Europameisterschaft in Holland den 6. Platz und damit die beste Platzierung bei einem internationalen Turnier seit Gründung der Mannschaft.

Viele CP-Fußballer sind Teil der "Fußballfamilie"

Eigene Vereine für Fußballerinnen und Fußballer mit cerebralen Bewegungsstörungen existieren nicht. Die meisten Aktiven gehen ihrem Lieblingssport in einem regulären Fußballverein im Regelspielbetrieb nach. Mittlerweile haben sich in zwei Bundesländern (Bayern, Hessen) Landesauswahlen gebildet. Weitere Auswahlteams sowie die Bildung von fünf Stützpunkten sind in Planung, um eine flächendeckende Entwicklung von CP-Fußball zu fördern.

Regelwerk an die FIFA-Regeln angelehnt

Das Regelwerk ist an die Regeln der FIFA angelehnt. Es spielen sechs Feldspieler und ein Torwart pro Mannschaft auf einem Spielfeld mit den Abmessungen 70 bis 75 Meter Länge und 50 bis 55 Meter Breite. Die Spieldauer beträgt 60 Minuten und unterteilt sich in zwei Halbzeiten, je 30 Minuten mit einer 15-minütigen Halbzeitpause. Eine Abseitsregel gibt es nicht. Einwürfe können auch eingerollt werden.

Klassifizierungssystem bestimmt die Spielberechtigung

Bei den nationalen und den internationalen Wettkämpfen gilt ein allgemeines Klassifizierungssystem, das von der CPISRA (Cerebral Palsy International Sports and Recreation Association), dem Dachverband für Sportler mit cerebralen Bewegungsstörungen, entwickelt wurde. Spielberechtigt sind demnach Sportler mit Zerebralparesen gemäß der CPISRA-Startklassen FT1 (stärker körperlich beeinträchtigt), FT2 und FT3 (minimal körperlich beeinträchtigt).

Hier geht es zur Klassifizierungstabelle der CPISRA

Stets muss im Spiel pro Mannschaft mindestens ein Spieler der Kategorie FT1 auf dem Platz stehen. Ist dies nicht der Fall, muss das Team mit sechs Akteuren antreten. Darüber hinaus darf jede Mannschaft nur mit einem FT3-Spieler auflaufen. So soll erreicht werden, dass möglichst vergleichbare körperliche Ausgangsbedingungen der Mannschaften vorliegen und alle – insbesondere auch die körperlich schwächeren beziehungsweise stärker beeinträchtigten – Athleten Einsatzzeiten erhalten.

Jährliches Fußball-Wochenende für Schädel-Hirn-Verletzte-Menschen

Jedes Jahr lädt die ZNS-Hannelore Kohl Stiftung, die sich für Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzungen engagiert, in Kooperation mit der DFB-Stiftung Sepp Herberger zum Fußballwochenende für Schädel-Hirn-Verletzte-Menschen ein. "Der Fußball zählt auch bei Menschen mit einem Handicap zu den populärsten Sportarten. Im Mittelpunkt unserer Veranstaltung stehen nicht der Leistungsgedanke, sondern Spaß, Teamgeist und Fairplay", beschreibt Helga Lüngen, Geschäftsführerin der ZNS-Hannelore Kohl Stiftung das Erlebniswochenende. Die Teilnehmer können sich untereinander austauschen, an Trainingseinheiten im Fußball mitwirken sowie Workshops mit Tipps zum Umgang mit dem Handicap besuchen. Als Highlight des Wochenendes steht zudem in der Regel der Besuch eines Bundesligaspiels an.

Falls Sie selber eine Hirnverletzung erlitten haben und/oder sich für den Fußball CP interessieren, können Sie sich gerne bei Conny Frank Fritsch (Cheftrainer Nationalmannschaft) melden.

Ansprechpartner:

Conny Frank Fritsch

Cheftrainer der Nationalmannschaft Fußball CP

Tel.: 0176-61198786

Email: conny.fritsch@cp-nationalmannschaft.de

Weitere Informationen zum Erlebniswochenende unter www.hannelore-kohl-stiftung.de

Weitere Informationen zum CP-Fußball unter www.dbs-npc.de