Ethik-Kommission zu Rassismus und Diskriminierung im Fußball

Die unabhängige Ethik-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat zum Thema Rassismus und Diskriminierung im Fußball ein Statement abgegeben. DFB.de gibt die Stellungnahme im Wortlaut wieder.

Rassismus und Diskriminierung sind keine Erscheinungen eines extremen politischen Randes, sondern haben ihren Ursprung in der Mitte unserer Gesellschaft. Sie machen auch vor den Fußballstadien nicht Halt. Die Spieler Antonio Rüdiger und Kevin-Prince Boateng beschreiben eindringlich die rassistischen Angriffe, denen sie zum Teil seit ihrer Jugend ausgesetzt sind. Die rassistischen Beleidigungen gegen Jordan Torunarigha von Hertha BSC und gegen Leroy Kwadwo von den Würzburger Kickers haben deutlich gemacht, dass Menschenfeindlichkeit in unseren Stadien auch heute bittere Realität ist. Und die Ereignisse beim Chemnitzer FC, wo einem stadtbekannten rechtsextremen Hooligan im Stadion die Ehre erwiesen wurde, haben bei vielen Menschen zurecht großes Unbehagen ausgelöst.

Auch wenn die große Mehrheit der Deutschen diesen respektlosen Umgang mit Menschen verurteilt und rechtsextremes Gedankengut ablehnt, sind und bleiben solche Verhaltensweisen eine Gefahr für unser zivilisiertes Zusammenleben. Diskriminierungen, Belästigungen oder Beleidigungen - egal aus welchem Grund - haben keinen Platz in der Gesellschaft und im Fußball. Diese Prinzipien sind allgemeiner Konsens im DFB und nicht verhandelbar. Gerade der Fußball hat hier eine besondere Verantwortung. Wie keine andere Sportart führt er Menschen zusammen. In Wirklichkeit ist der Fußball eine der größten Integrationsmaschinen, die wir in Deutschland haben. Nicht nur bei der Integration von Einwanderern, sondern für den sozialen Zusammenhalt der gesamten Gesellschaft.

Diese Gemeinschaft kann aber nur dann weiter bestehen, wenn die Regeln des respektvollen Umgangs von allen eingehalten werden. Fußball kann genau wie unsere Gesellschaft nur funktionieren, wenn alle Menschen akzeptiert und geachtet werden und gleich viel wert sind. Der Fußball ist eine wichtige Schule der Demokratie: er kann und muss uns Weltoffenheit und gegenseitigen Respekt vermitteln.

Es ist deswegen gut, dass weite Teile der Fanszenen sich seit langem gegen den um sich greifenden Rassismus wehren. Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass viele Fans, wie im Februar bei einem Vorfall in Münster, couragiert auftreten und die Äußerungen einiger weniger nicht widerspruchslos hinnehmen. Es waren ganz häufig die Fans und insbesondere auch die Ultras, die die Impulse zum Engagement der Vereine und Verbände gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gesetzt haben. Das zeigen auch die zahlreichen Faninitiativen, die mit dem Julius Hirsch Preis des DFB ausgezeichnet wurden.

Und auch der DFB hat in den vergangenen Jahren durch Wort und Tat deutlich gemacht, dass er diskriminierendes Gedankengut nicht hinzunehmen bereit ist. Er hat mehrfach und deutlich die unterschiedliche Herkunft und Vielfalt unserer Nationalspieler als bereichernd für den Fußball und unsere Gesellschaft hervorgehoben. Mit zahlreichen Projekten und Maßnahmen hat er "Vielfalt und Antidiskriminierung" im Fußball gefördert. Hierzu gehören präventive Maßnahmen der Sensibilisierung und Schulung genauso wie Auszeichnungen für entsprechendes Engagement und die Verurteilung von Diskriminierungsdelikten durch die Sportgerichte. Initiativen, Projekte und Vereine werden bei dem Einsatz gegen Diskriminierung aktiv unterstützt.

Auch wenn all diese Maßnahmen zweifelsohne für eine gewachsene Sensibilisierung und eine zunehmende Tabuisierung von rassistischen und fremdenfeindlichen Auswüchsen im Fußball gesorgt haben, zeigen die jüngsten Vorfälle doch, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Insbesondere darf nicht der Eindruck entstehen, dass Vorfälle im Profibereich aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit entschieden verfolgt werden, während die Verantwortlichen im Amateur- oder Jugendfußball aus unterschiedlichen Gründen oft wegschauen. Denn es ist gerade der Amateur- und Jugendbereich, aus dem der Fußball in Deutschland seine enorme Kraft schöpft.

Natürlich muss sich dabei auch der DFB ungeachtet seines unbestreitbaren Engagements die Frage gefallen lassen, ob in der Vergangenheit immer alles Mögliche getan wurde, um rassistischen und diskriminierenden Äußerungen unmissverständlich entgegenzutreten und die Betroffenen zu schützen. Aus Sicht der Ethik-Kommission kommt es für die Zukunft entscheidend darauf an, das Konzept des Fair Plays besser und eindringlicher zu vermitteln. Fair Play bedeutet seinen Gegner oder den gegnerischen Verein nicht als Feind zu betrachten. Fair Play ist eine Geisteshaltung den angestrebten Erfolg nicht um jeden Preis erzielen zu wollen und Partnern im sportlichen Wettkampf mit Respekt und Chancengleichheit gegenüberzutreten. Fair Play ist das, was unserer auf Ausgleich bedachten Gesellschaft ihr eigentliches Gepräge gibt.

Wichtig wird es auch sein, Spieler und Spielerinnen bei ihrem öffentlichen Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung wirksam und erkennbar zu unterstützen. Antonio Rüdiger beklagt, angesichts rassistischer Vorfälle "alleine gelassen" worden zu sein. Das darf nicht passieren! Die DFB-Ethik-Kommission begrüßt auch vor diesem Hintergrund den Beschluss des DFB-Kontrollausschusses keine Verfahren gegen Spieler einzuleiten, die aus Anlass des gewaltsamen Todes des US-Amerikaners George Floyd auf dem Platz ihren Protest gegen jegliche Form rassistischen Verhaltens zum Ausdruck gebracht haben.

[dfb]

Die unabhängige Ethik-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat zum Thema Rassismus und Diskriminierung im Fußball ein Statement abgegeben. DFB.de gibt die Stellungnahme im Wortlaut wieder.

Rassismus und Diskriminierung sind keine Erscheinungen eines extremen politischen Randes, sondern haben ihren Ursprung in der Mitte unserer Gesellschaft. Sie machen auch vor den Fußballstadien nicht Halt. Die Spieler Antonio Rüdiger und Kevin-Prince Boateng beschreiben eindringlich die rassistischen Angriffe, denen sie zum Teil seit ihrer Jugend ausgesetzt sind. Die rassistischen Beleidigungen gegen Jordan Torunarigha von Hertha BSC und gegen Leroy Kwadwo von den Würzburger Kickers haben deutlich gemacht, dass Menschenfeindlichkeit in unseren Stadien auch heute bittere Realität ist. Und die Ereignisse beim Chemnitzer FC, wo einem stadtbekannten rechtsextremen Hooligan im Stadion die Ehre erwiesen wurde, haben bei vielen Menschen zurecht großes Unbehagen ausgelöst.

Auch wenn die große Mehrheit der Deutschen diesen respektlosen Umgang mit Menschen verurteilt und rechtsextremes Gedankengut ablehnt, sind und bleiben solche Verhaltensweisen eine Gefahr für unser zivilisiertes Zusammenleben. Diskriminierungen, Belästigungen oder Beleidigungen - egal aus welchem Grund - haben keinen Platz in der Gesellschaft und im Fußball. Diese Prinzipien sind allgemeiner Konsens im DFB und nicht verhandelbar. Gerade der Fußball hat hier eine besondere Verantwortung. Wie keine andere Sportart führt er Menschen zusammen. In Wirklichkeit ist der Fußball eine der größten Integrationsmaschinen, die wir in Deutschland haben. Nicht nur bei der Integration von Einwanderern, sondern für den sozialen Zusammenhalt der gesamten Gesellschaft.

Diese Gemeinschaft kann aber nur dann weiter bestehen, wenn die Regeln des respektvollen Umgangs von allen eingehalten werden. Fußball kann genau wie unsere Gesellschaft nur funktionieren, wenn alle Menschen akzeptiert und geachtet werden und gleich viel wert sind. Der Fußball ist eine wichtige Schule der Demokratie: er kann und muss uns Weltoffenheit und gegenseitigen Respekt vermitteln.

Es ist deswegen gut, dass weite Teile der Fanszenen sich seit langem gegen den um sich greifenden Rassismus wehren. Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass viele Fans, wie im Februar bei einem Vorfall in Münster, couragiert auftreten und die Äußerungen einiger weniger nicht widerspruchslos hinnehmen. Es waren ganz häufig die Fans und insbesondere auch die Ultras, die die Impulse zum Engagement der Vereine und Verbände gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gesetzt haben. Das zeigen auch die zahlreichen Faninitiativen, die mit dem Julius Hirsch Preis des DFB ausgezeichnet wurden.

Und auch der DFB hat in den vergangenen Jahren durch Wort und Tat deutlich gemacht, dass er diskriminierendes Gedankengut nicht hinzunehmen bereit ist. Er hat mehrfach und deutlich die unterschiedliche Herkunft und Vielfalt unserer Nationalspieler als bereichernd für den Fußball und unsere Gesellschaft hervorgehoben. Mit zahlreichen Projekten und Maßnahmen hat er "Vielfalt und Antidiskriminierung" im Fußball gefördert. Hierzu gehören präventive Maßnahmen der Sensibilisierung und Schulung genauso wie Auszeichnungen für entsprechendes Engagement und die Verurteilung von Diskriminierungsdelikten durch die Sportgerichte. Initiativen, Projekte und Vereine werden bei dem Einsatz gegen Diskriminierung aktiv unterstützt.

Auch wenn all diese Maßnahmen zweifelsohne für eine gewachsene Sensibilisierung und eine zunehmende Tabuisierung von rassistischen und fremdenfeindlichen Auswüchsen im Fußball gesorgt haben, zeigen die jüngsten Vorfälle doch, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Insbesondere darf nicht der Eindruck entstehen, dass Vorfälle im Profibereich aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit entschieden verfolgt werden, während die Verantwortlichen im Amateur- oder Jugendfußball aus unterschiedlichen Gründen oft wegschauen. Denn es ist gerade der Amateur- und Jugendbereich, aus dem der Fußball in Deutschland seine enorme Kraft schöpft.

Natürlich muss sich dabei auch der DFB ungeachtet seines unbestreitbaren Engagements die Frage gefallen lassen, ob in der Vergangenheit immer alles Mögliche getan wurde, um rassistischen und diskriminierenden Äußerungen unmissverständlich entgegenzutreten und die Betroffenen zu schützen. Aus Sicht der Ethik-Kommission kommt es für die Zukunft entscheidend darauf an, das Konzept des Fair Plays besser und eindringlicher zu vermitteln. Fair Play bedeutet seinen Gegner oder den gegnerischen Verein nicht als Feind zu betrachten. Fair Play ist eine Geisteshaltung den angestrebten Erfolg nicht um jeden Preis erzielen zu wollen und Partnern im sportlichen Wettkampf mit Respekt und Chancengleichheit gegenüberzutreten. Fair Play ist das, was unserer auf Ausgleich bedachten Gesellschaft ihr eigentliches Gepräge gibt.

Wichtig wird es auch sein, Spieler und Spielerinnen bei ihrem öffentlichen Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung wirksam und erkennbar zu unterstützen. Antonio Rüdiger beklagt, angesichts rassistischer Vorfälle "alleine gelassen" worden zu sein. Das darf nicht passieren! Die DFB-Ethik-Kommission begrüßt auch vor diesem Hintergrund den Beschluss des DFB-Kontrollausschusses keine Verfahren gegen Spieler einzuleiten, die aus Anlass des gewaltsamen Todes des US-Amerikaners George Floyd auf dem Platz ihren Protest gegen jegliche Form rassistischen Verhaltens zum Ausdruck gebracht haben.

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