Tigges: "Italien hat das Verteidigen im Blut"

DFB.de: Kam Ihre erste Berufung als U-Nationalspieler überraschend, oder hatte sich das irgendwie angedeutet?

Tigges: Die erste Einladung kam nicht ganz unerwartet. Mein früherer A-Jugendtrainer Daniel Thioune, der nun unser Trainer bei der ersten Mannschaft in Osnabrück ist, ist mit Frank Kramer befreundet. Er hatte mir gegenüber schon angedeutet, dass ich für den U 19-Lehrgang eingeladen werden könnte. So kam es dann auch. Das war eine große Ehre.

DFB.de: Fast alle U 20-Nationalspieler stehen bei einem Bundes- oder Zweitligisten unter Vertrag. Sie sind im aktuellen Aufgebot der einzige Spieler eines Drittligisten. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Tigges: Für mich ist es das Wichtigste, viel Spielzeit zu bekommen. Das ist bei einem Bundesligisten deutlich schwieriger. Daher bin ich glücklich, beim VfL Osnabrück so viele Einsätze zu bekommen. Zudem ist der Leistungsunterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga nicht so groß. In der 3. Liga geht es auch gut zur Sache.

DFB.de: Ihr Vertrag beim VfL Osnabrück läuft bis Sommer 2019. Wäre das der Zeitpunkt, an dem Sie in einer höheren Liga spielen wollen?

Tigges: Das lässt sich nicht ausschließen. Grundsätzlich bin ich aber glücklich beim VfL. Mir ist es wichtig, dass wir bald wieder für positive Schlagzeilen sorgen.

DFB.de: Der VfL hat die vergangene Saison auf dem sechsten Tabellenplatz abgeschlossen. Zudem gelang in der ersten Runde des DFB-Pokals trotz Unterzahl der Sensationssieg gegen den Hamburger SV. Wie ist es zu erklären, dass Ihre Mannschaft dennoch im Tabellenkeller festhängt?

Tigges: Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns die Qualität verlorengegangen ist oder dass wir plötzlich schlechter Fußball spielen. Ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, auch in der zweiten Pokalrunde gegen den 1. FC Nürnberg so ein gutes Spiel zu machen. Wir hätten die Partie durchaus gewinnen können. Oft fehlte uns das letzte Quäntchen Glück - gerade auch in der Liga.

DFB.de: Ihr Zwillingsbruder Leon Tigges ist ebenfalls beim VfL gelandet...

Tigges: Das ist richtig. Er ist momentan unser dritter Torwart. Weil wir keine zweite Mannschaft haben, trainiert er immer bei uns mit. Wir wohnen beide noch zu Hause bei unseren Eltern und fahren immer gemeinsam zum Training - das ist sehr angenehm.

DFB.de: Wie groß ist Ihre emotionale Verbindung zum Verein?

Tigges: Für mich ist der VfL Osnabrück eine Herzensangelegenheit. Ich war früher selber häufig im Stadion, habe zum Beispiel damals beim Relegationsspiel gegen Dynamo Dresden von der Tribüne aus mitgefiebert. Nun stehe ich selber auf dem Platz. Es ist für mich noch immer etwas Besonderes, im Stadion an der Bremer Brücke zu spielen und das Trikot zu tragen.

[oj]


Zwei Klassiker stehen der deutschen U 20-Nationalmannschaft bevor: am Donnerstag (ab 18 Uhr, live bei Eurosport) in Chemnitz gegen Italien an, am Dienstag (ab 18 Uhr, live bei Eurosport) gegen England in Zwickau. Steffen Tigges vom VfL Osnabrück hat bislang drei Spiele für die U 20 bestritten und dabei einen starken Eindruck hinterlassen. Im DFB.de-Interview spricht der 19-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die beiden Härtetests, den Stil der deutschen U 20 und seine emotionale Bindung zum VfL Osnabrück.

DFB.de: Herr Tigges, spüren Sie ein gewisses Kribbeln, wenn Länderspiele gegen große Fußballnationen wie Italien und England anstehen?

Steffen Tigges: Absolut. Das sind zwei richtig gute Nationen mit einer richtig guten Jugendarbeit. Spiele gegen Italien und England waren schon immer etwas Besonderes. Das zieht sich durch alle Jugendbereiche.

DFB.de: Italien steht traditionell für eine starke Verteidigung. Für Sie als Offensivspieler eine besondere Herausforderung, oder?

Tigges: Das ist richtig. Und genau aus diesem Grund spiele ich so gerne für die U 20. Man kann sich mit den besten Spielern messen und sich dadurch auch weiterentwickeln. Italien hat das Verteidigen im Blut. Es wird eine Herausforderung, sich gegen diese Mannschaft Chancen zu erspielen.

DFB.de: Und wie sehen Sie die Engländer?

Tigges: Es ist auffällig, dass immer mehr junge Spieler aus England in die Topmannschaften vorstoßen. Dort steckt viel Qualität. Man muss sich nur die jungen Spieler von dort anschauen: Marcus Rashford ist erst 20 Jahre alt, aber bereits Stammspieler bei Manchester United und in der A-Nationalmannschaft. Das spricht für die englische Nachwuchsarbeit. Dahinter warten viele hoffnungsvolle Talente, die noch nicht so bekannt sind, aber nach oben wollen. Und genau das werden unsere Gegner bei dem U 20-Länderspiel sein.

DFB.de: Zuletzt gab es für die deutsche U 20 im Oktober zwei Siege gegen die Schweiz und Niederlande. Ihr Urteil dazu?

Tigges: Das waren zwei gute Spiele. Gegen die Niederlande hätten wir vielleicht sogar noch höher als 1:0 gewinnen können. Wir haben richtig gut gegen den Ball gearbeitet und kamen vorne zu guten Torgelegenheiten.

DFB.de: Was zeichnet den Stil der U 20-Nationalmannschaft aus?

Tigges: Wir spielen viel nach vorne, spielen viele lange Pässe hinter die Kette. Direkt mit dem ersten Ballkontakt wird offensiv aufgedreht. Wir sind für unsere Gegner sehr unangenehm, weil sich unsere tiefen Bälle nicht immer verteidigen lassen.

DFB.de: DFB-Trainer Frank Kramer hatte Sie im April für Ihr erstes Länderspiel mit der U 19 nominiert und ist auch jetzt bei der U 20 Ihr Coach. Was für ein Trainertyp ist er?

Tigges: Kampf und Leidenschaft sind ihm sehr wichtig. Natürlich hat er auch eine klare Fußballphilosophie. Die Mischung aus Einsatz, einer guten Defensivarbeit und den fußballerischen Lösungen im Spiel nach vorne kommt der Mannschaft entgegen.

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DFB.de: Kam Ihre erste Berufung als U-Nationalspieler überraschend, oder hatte sich das irgendwie angedeutet?

Tigges: Die erste Einladung kam nicht ganz unerwartet. Mein früherer A-Jugendtrainer Daniel Thioune, der nun unser Trainer bei der ersten Mannschaft in Osnabrück ist, ist mit Frank Kramer befreundet. Er hatte mir gegenüber schon angedeutet, dass ich für den U 19-Lehrgang eingeladen werden könnte. So kam es dann auch. Das war eine große Ehre.

DFB.de: Fast alle U 20-Nationalspieler stehen bei einem Bundes- oder Zweitligisten unter Vertrag. Sie sind im aktuellen Aufgebot der einzige Spieler eines Drittligisten. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Tigges: Für mich ist es das Wichtigste, viel Spielzeit zu bekommen. Das ist bei einem Bundesligisten deutlich schwieriger. Daher bin ich glücklich, beim VfL Osnabrück so viele Einsätze zu bekommen. Zudem ist der Leistungsunterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga nicht so groß. In der 3. Liga geht es auch gut zur Sache.

DFB.de: Ihr Vertrag beim VfL Osnabrück läuft bis Sommer 2019. Wäre das der Zeitpunkt, an dem Sie in einer höheren Liga spielen wollen?

Tigges: Das lässt sich nicht ausschließen. Grundsätzlich bin ich aber glücklich beim VfL. Mir ist es wichtig, dass wir bald wieder für positive Schlagzeilen sorgen.

DFB.de: Der VfL hat die vergangene Saison auf dem sechsten Tabellenplatz abgeschlossen. Zudem gelang in der ersten Runde des DFB-Pokals trotz Unterzahl der Sensationssieg gegen den Hamburger SV. Wie ist es zu erklären, dass Ihre Mannschaft dennoch im Tabellenkeller festhängt?

Tigges: Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube jedenfalls nicht, dass uns die Qualität verlorengegangen ist oder dass wir plötzlich schlechter Fußball spielen. Ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, auch in der zweiten Pokalrunde gegen den 1. FC Nürnberg so ein gutes Spiel zu machen. Wir hätten die Partie durchaus gewinnen können. Oft fehlte uns das letzte Quäntchen Glück - gerade auch in der Liga.

DFB.de: Ihr Zwillingsbruder Leon Tigges ist ebenfalls beim VfL gelandet...

Tigges: Das ist richtig. Er ist momentan unser dritter Torwart. Weil wir keine zweite Mannschaft haben, trainiert er immer bei uns mit. Wir wohnen beide noch zu Hause bei unseren Eltern und fahren immer gemeinsam zum Training - das ist sehr angenehm.

DFB.de: Wie groß ist Ihre emotionale Verbindung zum Verein?

Tigges: Für mich ist der VfL Osnabrück eine Herzensangelegenheit. Ich war früher selber häufig im Stadion, habe zum Beispiel damals beim Relegationsspiel gegen Dynamo Dresden von der Tribüne aus mitgefiebert. Nun stehe ich selber auf dem Platz. Es ist für mich noch immer etwas Besonderes, im Stadion an der Bremer Brücke zu spielen und das Trikot zu tragen.

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