3. Liga
Zweiter Viererpack: Timmy Thiele schreibt Geschichte
Timmy Thiele vom FC Energie Cottbus sorgte am 8. Spieltag in der 3. Liga für eine neue Bestmarke: Der 33 Jahre alte Angreifer steuerte beim 4:1-Heimsieg gegen den 1. FC Saarbrücken nicht nur alle Treffer des Aufsteigers bei. Der gebürtige Berliner ist jetzt auch der einzige Profi, dem in der dritthöchsten Spielklasse bereits zum zweiten Mal ein Viererpack gelang. DFB.de gibt einen Überblick.
"Das ist ein unbeschreibliches Gefühl", sagte der Matchwinner des neuen Tabellenvierten nach Spielende im MagentaSport-Interview. "Ich durfte das ja schon einmal erleben und kann mich nur bei meiner Mannschaft bedanken, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Ich bin einfach überglücklich. Ich bin sehr stolz, ein Teil dieser Mannschaft und dieses Vereins zu sein. Ich hoffe, dass wir die Erfolgsgeschichte weiterschreiben können."
"Timmy ist ein Wohlfühlspieler"
Immerhin gelangen dem FC Energie zuletzt vier Siege in Serie bei einem Torverhältnis von 16:3. Mit insgesamt sechs Saisontreffern führt Thiele die Torjägerliste an. Sein Teamkollege Tolcay Cigerci traf auch schon fünfmal und belegt Platz zwei, gemeinsam mit Christoph Daferner (Dynamo Dresden) und Serhat Semih Güler (FC Viktoria Köln).
Thieles Trainer Claus-Dieter Wollitz erklärt: "Timmy ist ein Wohlfühlspieler, der gewisse Freiheiten benötigt. Ich muss ihm nicht erklären, wie er anlaufen und dass er 100 Prozent geben muss." Thieles Tore sind dabei aus Sicht von Wollitz noch nicht einmal das Entscheidende. "Viel wichtiger ist seine individuelle Taktik, wie er die beiden Außenspieler organisiert", so der Trainer. "Das war in der ersten Halbzeit nicht so gut, nach der Pause dann viel besser. Er ist ein absoluter Ankerspieler."
In Jena auch schnellster Viererpacker
Bereits in der Spielzeit 2017/2018 hatte sich Timmy Thiele unmittelbar vor der Winterpause im Rahmen des 20. Spieltages beim turbulenten 4:3 seines früheren Klubs FC Carl Zeiss Jena gegen den SV Wehen Wiesbaden mit einem Viererpack in die Torschützenliste eintragen können. Nach einem 0:1-Rückstand wendete Timmy Thiele mit vier Toren innerhalb von nur 21 Minuten (43./51./55./64.) das Blatt. Es ist damit auch der bislang schnellste Viererpack in der 3. Liga.
Dabei musste der FC Carl Zeiss Jena, der als einziger Verein zweimal in der Liste der Viererpacker auftaucht, ab der 45. Minute nach der Gelb-Roten Karte für Dennis Slamar sogar in Unterzahl spielen. Das hinderte Thiele jedoch nicht daran, nach der Pause einen lupenreinen Hattrick in 13 Minuten zu erzielen.
Michele Rizzi: Vier Tore nach Einwechslung
Insgesamt gelang bislang noch acht weiteren Spielern das Kunststück, vier Tore in einer Drittligapartie zu erzielen. Mehr Treffer eines Profis in einer Begegnung waren es noch nie. Nur sechs Wochen nach Timmy Thieles Premiere schnürte mit Michele Rizzi noch ein zweiter Akteur innerhalb einer Saison einen Viererpack - auch das ist bisher einzigartig. Als erster Mittelfeld- und gleichzeitig auch als bislang einziger Einwechselspieler taucht Rizzi in der Reihe der Rekordhalter auf, schoss den SC Preußen Münster zum 4:2-Auswärtserfolg bei der U 23 des SV Werder Bremen.
Michele Rizzi kam dabei zur Pause beim Stand von 0:1 auf den Platz, wenig später legten die Gastgeber sogar noch den zweiten Treffer nach. Ein verwandelter Foulelfmeter (56.) leitete dann die Wende ein, ehe Rizzi noch drei weitere Tore folgen ließ (61./72./90.). Kurios: Während der gesamten Saison erzielte er insgesamt nur fünf Treffer und verließ anschließend den Verein. Nach Stationen beim VfL Wolfsburg II und bei dessem Lokalrivalen Lupo Martini hängte der aktuell 36-Jährige die Fußballschuhe an den Nagel und ist bei dem von Italienern gegründeten Wolfsburger Klub inzwischen Trainer in der Oberliga Niedersachsen.
Amirante ärgert Scholl
Als erstem Spieler war Salvatore Amirante, damals ebenfalls beim FC Carl Zeiss Jena unter Vertrag, ein Viererpack gelungen. In der zweiten Saison der 3. Liga (2009/2010) erzielte der Italiener am 3. Spieltag alle vier Treffer hintereinander in der zweiten Halbzeit und hatte damit großen Anteil am 6:0-Heimerfolg der Thüringer gegen die von Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl trainierte zweite Mannschaft des FC Bayern München. Nachdem Amirante schon in der Anfangsphase die Vorarbeit zum 1:0 durch René Eckardt (8.) geleistet hatte, drehte er nach der Pause beim Stand von 2:0 richtig auf und legte innerhalb von 28 Minuten viermal nach (48./63./64./76.). Dreimal traf er dabei per Kopf.
An den Erfolg aus dem Bayern-Spiel konnte der inzwischen 40 Jahre Salvatore Amirante danach nicht mehr anknüpfen. Bis zur Winterpause gelang ihm nur noch ein weiterer Treffer. Der Vertrag in Jena wurde aufgelöst. Der in Genua geborene Angreifer spielte danach nie wieder in der 3. Liga. 2022 beendete er nach einigen Stationen in Italien seine Karriere.
Im Alter von 38 Jahren nun Co-Trainer beim 1. FC Bocholt in der Regionalliga West ist derweil Marcel Reichwein, dem für Rot-Weiß Erfurt am 30. Spieltag der Saison 2011/2012 gegen den späteren Meister SV Sandhausen (4:2) ebenfalls vier Tore gelangen, inklusive eines lupenreinen Hattricks zur 3:0-Führung vor der Pause (17./25./36.). Nachdem der SVS auf 2:3 verkürzt hatte, machte Reichwein in der Nachspielzeit für die Thüringer auch noch alles klar (90.+2). Seine damaligen 17 Saisontreffer für Erfurt reichten Reichwein außerdem für Platz eins in der Torjägerliste.
Stroh-Engel Rekord-Torschützenkönig
Dominik Stroh-Engel stellte in der Saison 2013/2014 gleich mehrere Rekorde auf. Der groß gewachsene Angreifer (1,97 Meter) benötigte für seine vier Tore für den SV Darmstadt 98 beim 6:0 gegen den FC Hansa Rostock am 10. Spieltag nur 25 Minuten - das war bis dahin der Bestwert. Stroh-Engel drehte dabei - genau wie zuvor schon Salvatore Amirante - erst in der zweiten Halbzeit auf. Der Angreifer traf mit rechts (47.) und links (72.). Außerdem verwandelte er zwei Foulelfmeter (54./57.).
Die vier Tore gegen Rostock gehörten zu den insgesamt 27 Saisontreffern, die Stroh-Engel die Torjägerkrone in der 3. Liga bescherten. Damit ist er auch nach wie vor Rekordhalter. Denn so häufig traf sonst noch nie ein Stürmer in Liga drei innerhalb einer Spielzeit. Damit hatte "Dodo" auch großen Anteil am Aufstieg der Darmstädter in die 2. Bundesliga und am späteren Durchmarsch bis in die Bundesliga. Erst in diesem Sommer beendete Stroh-Engel als 38-Jähriger seine aktive Laufbahn im Trikot des FC Memmingen.
Ziemer trumpft beim Startelfdebüt auf
Dass ein Viererpack eines Spielers nicht immer zwingend zum Sieg reichen muss, erfuhren Marcel Ziemer und der FC Hansa Rostock am 5. Spieltag der Saison 2014/2015 in der Partie beim SSV Jahn Regensburg (4:4). Zunächst brachte der heute 39-Jährige, der seine aktive Laufbahn vor knapp vier Jahren beendet hatte, die "Hansa-Kogge" bei seinem ersten Einsatz in der Startelf zunächst zweimal in Führung (18./60.). Nachdem die Regensburger dann aber auf 4:2 davongezogen waren, glich Ziemer mit einem späten Doppelschlag (84./88.) noch aus, traf dabei einmal sogar mit einem sehenswerten Fallrückzieher. Ziemer ist damit der einzige Viererpacker, dessen Team nicht als Gewinner den Platz verließ.
Mit insgesamt 74 Treffern nach 238 Partien belegt Marcel Ziemer in der "Ewigen Torjägerliste" der 3. Liga den fünften Platz. Nur Rekordtorschütze Anton Fink (136), Zlatko Janjic (81) sowie Adriano Grimaldi (75) und der aktuell beim FC Ingolstadt 04 in der 3. Liga aktive Pascal Testroet (75) trafen noch häufiger, aber nie viermal in einem Spiel.
Schäffler trägt zu höchstem Sieg bei
In der Spielzeit 2018/2019 reihte sich auch Manuel Schäffler in den erlesenen Kreis der Viererpacker ein. Der inzwischen 35 Jahre alte Mittelstürmer erwischte beim 7:0 des SV Wehen Wiesbaden am 14. Spieltag bei Fortuna Köln einen "Sahnetag". Er erzielte das 3:0 und 4:0 (19./44.) sowie auch das 6:0 und 7:0 (78./88.) für den SVWW, bereitete noch ein weiteres Tor vor. Noch in der vergangenen Saison ging Schäffler für Dynamo Dresden in der 3. Liga auf Torejagd, ist aktuell jedoch vereinslos.
Der SV Wehen Wiesbaden stellte mit dem 7:0 in Köln auch den Rekord für den höchsten Sieg der Drittligahistorie ein. In der Saison 2010/2011 hatte der 1. FC Saarbrücken ebenfalls 7:0 beim FC Carl Zeiss Jena gewonnen. Später folgten noch (jeweils am 38. und letzten Spieltag der Saison 2021/2022) der SV Waldhof Mannheim (7:0 gegen den TSV Havelse) und der FSV Zwickau, der die Würzburger Kickers ebenfalls mit demselben Ergebnis nach Hause schickte.
Dressel der jüngste Rekordhalter
Der mit Abstand jüngste Viererpacker der 3. Liga war Mittelfeldspieler Dennis Dressel (jetzt 25), der am 9. Spieltag der Saison 2020/201 nur wenige Tage nach seinem 22. Geburtstag entscheidenden Anteil am 6:1-Kantersieg seines langjährigen Klubs TSV 1860 München gegen den Halleschen FC hatte. Dressel, der in insgesamt 109 Drittligaspielen für die Löwen" 16 Tore markierte, benötigte gegen den HFC nur 30 Minuten (41./45.+2/56./71.) für vier Treffer an einem Tag. Nach insgesamt 15 Jahren bei den "Sechz'gern" wechselte Dressel zum 1. Juli 2022 zum FC Hansa Rostock in die 2. Bundesliga. Nach 68 Ligapartien, davon 63 von Beginn an, zog er in diesem Sommer nach Österreich zum Erstligisten Grazer AK weiter.
Als insgesamt neunter Spieler in mehr als 16 Jahren 3. Liga trug sich in der zurückliegenden Spielzeit 2023/2024 schließlich auch noch Mathias Fetsch in die Liste der Rekordhalter ein. Mit vier Treffern (28./45.+2/57./89.) schoss er den damaligen Aufsteiger SpVgg Unterhaching am 9. Spieltag praktisch im Alleingang zum 4:0-Heimsieg gegen Rot-Weiss Essen.
"Das war mein erster Viererpack, darauf bin ich extrem stolz", sagte Mathias Fetsch im Interview bei MagentaSport. Im Alter von damals 35 Jahren ist er auch der bislang älteste Spieler unter den Rekordhaltern. Seit Saisonbeginn stürmt er für die U 23 des SC Freiburg in der Regionalliga Südwest.
Kategorien: 3. Liga
Autor: mspw
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