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Köhler bei den Deutschen Ü-Meisterschaften: "Macht mega Bock"

An diesem Wochenende findet auf dem historischen Olympiagelände in Berlin die Deutsche Meisterschaft der Ü-Fußballerinnen und -Fußballer statt. Bei den Ü 40 der Männer ist Hertha BSC dabei. Im Kader der Hauptstädter steht Benjamin Köhler (45), der während seiner Karriere drei Spiele für die deutsche U 21-Nationalmannschaft absolviert und über 300 Begegnungen in der Bundesliga und 2. Bundesliga bestritten hat. Im DFB.de-Interview spricht Köhler über das anstehende Turnier und seine Karriere, aber auch über seine Krebserkrankung im Jahr 2015 und warum der Fußball in dieser Zeit besonders wichtig war.
DFB.de: Benjamin Köhler, Sie haben in Ihrer Profikarriere vieles erlebt. Spüren Sie auch vor der Endrunde um die Deutsche Ü 40-Meisterschaft ein Kribbeln?
Benjamin Köhler: Es ist weniger Kribbeln, es ist eher große Vorfreude. Ich war schon mehrfach mit der Hertha dabei. Aber wir haben noch nie gewonnen. Wird Zeit, dass wir das endlich mal ändern. Wir wollen die Deutsche Meisterschaft gewinnen.
DFB.de: Wie sehen Sie die Chance?
Köhler: Mal schauen. Wir haben auf jeden Fall eine gute Truppe zusammen. Wir spielen unter anderem gegen den 1. FC Nürnberg. Die haben auch ein paar Ex-Profis wie Marek Mintal oder Andreas Wolf in ihren Reihen. Westfalia Herne ist dabei. Ich habe gehört, dass die sehr stark sein sollen. Auch der SC Condor Hamburg und der SV Mittelmosel-Leiwen sind sicher nicht zu unterschätzen. Mal sehen, was passiert. Wir sind ja alle nicht mehr die Jüngsten. Ich bin selbst gespannt, was uns erwartet. Aber wissen Sie, worauf ich mich am meisten freue?
DFB.de: Auf das Wiedersehen mit alten Weggefährten?
Köhler: Ganz genau. Natürlich ist der sportliche Ehrgeiz da. Aber genauso groß ist die Freude, ehemalige Mitspieler später im Hotel zu treffen. Das gehört auch einfach dazu. Letztlich geht es für uns jedoch darum, den Titel zu gewinnen. Ich freue mich auf die Endrunde. Es macht einfach mega Bock, mit den Jungs auf dem Rasen zu stehen.
DFB.de: Am Ende wird es auch auf die körperliche Fitness ankommen. Wie ist das bei Ihnen der Stand?
Köhler: Ich fühle mich gut und bin fit. Ich bin während meiner Karriere zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben. Und ich bin auch nicht der Typ, der jetzt gar nichts mehr macht. Ich habe also nicht 15 oder 20 Kilogramm zugenommen. Ich bin gut drauf.
DFB.de: Sie haben 2017 Ihre Karriere beendet. Wie intensiv sind Sie noch mit dem Fußball verbunden?
Köhler: Sehr intensiv. Es macht unglaublich viel Spaß, mit ehemaligen Kollegen zu spielen. Etwas Bewegung schadet sicher nicht. Aber auch die aktuelle Entwicklung in der Bundesliga verfolge ich sehr genau. Wenn man einmal in diesem Business dabei ist, dann kommt man davon nicht los. Besonders interessiert mich natürlich die Entwicklung der Hertha und von Union Berlin. Hier hat alles begonnen und hier habe ich meine Laufbahn auch beendet.
DFB.de: Ihre erfolgreichste Zeit war aber bei Eintracht Frankfurt.
Köhler: Absolut richtig. Frankfurt ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden. Dort hatte ich eine überragende Zeit. Bei der Eintracht habe ich meinen Durchbruch gefeiert. Man kann schon sagen, dass ich zu meiner Blütezeit in Frankfurt war. Aber auch Union habe ich viel zu verdanken. Besonders auch wegen meiner Krankheit.
DFB.de: Im Februar 2015 ist bei Ihnen im Rahmen einer Routineuntersuchung ein bösartiger Tumor des Lymphsystems gefunden worden.
Köhler: Das war ein absoluter Schock. Ich war Bundesligaprofi und absolut topfit. Die Diagnose war im ersten Moment gar nicht greifbar für mich. Ich habe unfassbar gesund gelebt, nicht geraucht, fast keinen Alkohol getrunken. Und dann kam diese Diagnose. Ich wusste erst gar nicht, was los war. Es war unbegreiflich.
DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen?
Köhler: Eine Woche lang hatte ich sehr damit zu kämpfen. Ich war am Boden zerstört. Aber dann hat ein Umdenken stattgefunden. Ich habe versucht, es als Verletzung anzusehen und wollte einfach nur schnellstmöglich auf den Rasen zurückkommen. Ich habe gedacht, dass ich es ein halbes Jahr durchziehe und dann wieder auf dem Platz stehe.
DFB.de: Es hat dann fast ein Jahr bis zu Ihrem Comeback gedauert…
Köhler: Ich hatte immer das große Ziel, wieder Fußball zu spielen. Das hat mich unglaublich angetrieben. Und ein gutes Jahr später hatte ich es ja auch geschafft. Ich werde niemals vergessen, als ich im März 2016 gegen Eintracht Braunschweig eingewechselt wurde. Das Gefühl wird mich immer begleiten. Einfach unbeschreiblich.
DFB.de: Wie wichtig war in diesem Zusammenhang der Fußball?
Köhler: Sehr wichtig. Ich hatte ein gutes Umfeld und auch Union Berlin hat mich unfassbar unterstützt. Das war nicht selbstverständlich. Aber genau das habe ich gebraucht in dieser Situation. Dafür bin ich noch heute dankbar. Es war eine sehr prägende Zeit. Als Fußballer muss man mental stark sein und auch mit Rückschlägen umgehen können. Vielleicht hat mir diese Fähigkeit in dieser Zeit geholfen. Mich haben zwei Aspekte motiviert, nicht aufzugeben: einerseits meine Kinder und andererseits der Fußball. Ich wollte es einfach nicht akzeptieren, dass diese verdammte Krankheit über den weiteren Verlauf meiner Karriere und meines Lebens entscheidet. Ich wollte so schnell wie möglich, auf den Rasen zurückkommen. Viele haben es mir nicht zugetraut. Das war für mich nochmal eine Extramotivation. Ich habe es allen bewiesen – vor allem mir selbst – und es geschafft. Ich wollte auch ein Vorbild sein und zeigen, dass man vieles schaffen kann, wenn man es wirklich will.
DFB.de: Seitdem sind zehn Jahre vergangen.
Köhler: Am 23. Juli 2015 hat mir der Arzt damals gesagt, dass ich geheilt bin. Ich habe also kürzlich mein Zehnjähriges gefeiert. Der 23. Juli ist für mich in jedem Jahr ein besonderes Datum.
DFB.de: Ist diese Krebserkrankung heute noch ein Thema und damit noch in Ihrem Kopf oder haben Sie damit abgeschlossen.
Köhler: Nein, das ist heute kein Thema mehr bei mir. Natürlich kommen die Erinnerungen nochmal hoch, wenn ich mir Videos oder Bilder von früher anschaue. Dann muss ich schon schlucken. Aber es ist nicht so, dass ich ständig daran denke. Im Alltag spielt das heute für mich keine Rolle mehr.
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Autor: sw

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