Wolf: "Wir wollen auf die Überholspur"

Hannes Wolf ist nun knapp sechs Wochen neuer DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung. Nun hat Wolf mit U 21-Trainer Antonio Di Salvo und U 18-Coach Hanno Balitsch über den Kinder- und Jugendfußball und die "Trainingsphilosophie Deutschland" gesprochen. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz mitgeschrieben.

Hannes Wolf über...

... die bisherige Arbeit des Kompetenzteams: Wir wollen für die Menschen greifbar sein. Wir wollen und müssen unsere Themen veröffentlichen. Denn wir möchten die Menschen an unserem Weg teilhaben lassen. Wenn man darüber redet, wird man besser. Wir haben schon jetzt positiven Einfluss auf die Vereine - in der Spitze wie in der Breite. Wir haben Stützpunkttrainer fortgebildet. Mit Hanno und Toni bin ich schon über Jahre hinweg im engen Austausch. Bei einer Veranstaltung zuletzt in Nürnberg waren wir im Austausch mit den Trainern und haben dort unser Konzept vorgestellt: in Theorie und Praxis. Wir haben darüber gesprochen, trainiert und im Anschluss wieder gesprochen. Das Ergebnis ist, dass sich die Trainer in allen Altersklassen wünschen, dass so trainiert wird. So haben wir eine Stringenz im Training ganz Deutschland. Wir benötigen dieses Training mannschafts- und altersübergreifend. Es gibt schon ein Umdenken in Deutschland. Wir sind bereits auf dem Weg, aber wir wollen auf die Überholspur.

... die "Trainingsphilosophie Deutschland": Wenn jemand richtig gut werden soll, reicht nicht dreimal die Woche Training. Mit unserem Angebot wünschen wir uns, dass diese Möglichkeit geschaffen wird. Dass Kinder die Möglichkeit haben, jeden Tag Sport zu machen. Damit schaffen wir wunderbare Möglichkeiten. Es gibt so viele Kinder, die leistungsbereit sind. Die wollen wir unterstützen. Mit dem neuen Training in den verschiedenen Variationen ist die Förderung auf allerhöchstem Niveau gewährleistet. Und es heißt nicht, dass wir nicht mehr auf große Tore spielen wollen. Wir schaffen durchs neue Training Widerstandsfähigkeit, die Spieler müssen sich durchsetzen. Wir benötigen eine gute Atmosphäre im Training. Die kleinen Spielformen sind essenziell für unser Spiel, weil die Kinder viel öfter den Ball haben. Wenn wir an der Realität vorbeitrainieren, haben wir keine Chance. Wir können nicht so tun, als hätten wir es in den vergangenen Jahren gut gemacht.

... die Kritik am neuen System: Die Kids sind kulturell geprägt. Sie haben das Spiel mit Ergebnissen und Tabellen gelernt. Mit den vielen Feldern ist es ja gar nicht möglich, das alles in Tabellen zu erfassen. Viel entscheidender ist: Sie haben viel öfter den Ball am Fuß. Das ist essenziell. Die Entwicklung der Spieler wird deutlich zulegen, wenn wir mehr in den kleinen Formaten spielen.

... die Umsetzung an der Basis: Wir gehen einen ganz wunderbaren Weg. Wir haben schon jetzt viele Menschen erreicht. Wir bilden die ganze Zeit fort, wir machen fast täglich irgendwo eine Fortbildung. Wir bekommen das Thema unter die Leute. Von denen, die in den Kontext eintauchen, bekommen wir keinen Widerspruch. Es gibt ganz viel Offenheit und ich empfinde das Brett, das es zu bohren gilt, als gar nicht so dick. Es soll auch nachhaltig sein. Wenn wir es insgesamt neu lernen, werden wir in jeder Generation großartige Spieler haben.

... Fehler der Vergangenheit: Wir haben an den Realitäten vorbeitrainiert. Deshalb haben wir auch Positionen verloren. Das können wir nun ändern.

... Herausforderungen: Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel. Wir müssen auch an die Ganztagsschulen ran. Die jungen Menschen sind abhängig von uns Erwachsenen, die ein Top-Training anbieten. Früher hat ein durchschnittliches Training gereicht. Perspektivisch müssen wir schauen, wie wir den Sport in die Schulen und den offenen Ganztag hineinbekommen. Wir müssen die nächsten Schritte machen. Allein die Tatsache, dass sich die Menschen öffentlich mit dem Thema Kinderfußball auseinandersetzen, ist ein Riesengewinn. Wir wollen eine Bildungsoffensive starten. Es sind alle gefordert, alles neu zu entdecken. Dann kommt eine bessere Entwicklung für junge Menschen heraus. Das ist sportübergreifend so.

... die Trainingsvideos: Es ist eine Fortbildungsreihe. Wenn man den gesamten Kontext betrachten möchte, muss man sich alle vier Videos anschauen. Wir wollen unterstützen. 

... die wissenschaftliche Begleitung der Philosophie: Die Wissenschaft stützt unsere Erkenntnisse. Wir gehen komplett Hand in Hand, wir kommen bei den gleichen Themen raus - bei der Spitzenförderung und der biologischen Entwicklung. Das ist gut für uns, wir argumentieren aber trotzdem lieber aus der Praxis heraus.

Antonio Di Salvo über...

... seine Erfahrungen als Trainer im Kinderfußball: Mein Sohn spielt bei einem kleinen Verein. Dort habe ich mir alles angeschaut und mir gesagt: Es gibt viele Sachen, die zu verändern sind. Die generelle Struktur hat nicht gepasst. Ich wollte mich selbst da reinfuchsen. Dann habe ich die Mannschaft trainiert. Die Realität bei den meisten Vereinen in Deutschland ist, dass sie zu wenig Platz zur Verfügung  haben. Was kann man da machen bei der Platzproblematik? Andere Spielformen! Drei gegen Drei, Vier gegen Vier. Ich habe gesehen, wie viel Spaß, Intensität und Freude es bringt. Dribblings, Zweikämpfe - ich habe gesehen, dass sich die Kinder so weiterentwickeln. Die Intensität ist ganz, ganz wichtig. Man weiß auch so früh noch nicht, auf welcher Position ein Spieler einmal landet. So wird in der Trainingsphilosophie alles trainiert. Zudem gehört es auch zur Realität, dass Eltern, die Trainer sind, von der Arbeit kommen und nicht immer die Zeit haben, sich mit der Vorbereitung des Trainings zu beschäftigen. Umso wichtiger sind die neuen Trainings- und Spielformen, weil sie die Kreativität der Kinder fördern.

... Varianten des neuen Trainings: Im Vier gegen Vier ohne Rückpass sieht man, dass sich die Spieler die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen müssen. Der Stürmer steht mit dem Rücken zum Gegner, muss sich behaupten, eindrehen. Im Aufwärmbereich werden Finten trainiert. Es muss immer unter Druck gehandelt werden. Das ist eine perfekte Form des Trainings. Aber es sind auch Anpassungen möglich. Zum Beispiel mit einem Rückpass, wonach dann geschossen werden darf. Dadurch wird die Kreativität gefördert.

... eine Veranstaltung mit Trainern in Nürnberg: Das Feedback war überragend. Sie haben gesehen, dass es in den Spielformen, je nach Regeln, hoch taktisch vorgeht, ohne dass man die Taktik groß erklären muss.

Hanno Balitsch über...

... die "Trainingsphilosophie Deutschland": In diesen Spielformen kann jedes Kind in seinem Tempo wachsen und wird so besser. Wir wollen den Kids Spaß vermitteln. Wir haben den Anstoß gegeben, wir stellen aber alles auf den Prüfstand und können nach Erfahrungswerten aus der Praxis andere Empfehlungen geben. Wir haben viele Ideen, wir hinterfragen Dinge. Wir glauben, dass wir auf einem guten Weg sind.

... die Herausforderung für die Trainer: Die Spielformen fordern vom Coach aufgrund der Aktionsdichte, dass schnell ein neuer Ball aufs Spielfeld kommt. Bei den kleinen Spielformen ist nicht viel Vorwissen nötig. Es ist entscheidend, dass wir die Scheu nehmen. Es ist nicht schwierig, die Spielformen zu organisieren. Die Trainer müssen die Spieler dazu animieren, zusammen anzugreifen und gemeinsam zu verteidigen. Daran wachse ich auch als Trainer. 

[dfb]

Hannes Wolf ist nun knapp sechs Wochen neuer DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung. Nun hat Wolf mit U 21-Trainer Antonio Di Salvo und U 18-Coach Hanno Balitsch über den Kinder- und Jugendfußball und die "Trainingsphilosophie Deutschland" gesprochen. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz mitgeschrieben.

Hannes Wolf über...

... die bisherige Arbeit des Kompetenzteams: Wir wollen für die Menschen greifbar sein. Wir wollen und müssen unsere Themen veröffentlichen. Denn wir möchten die Menschen an unserem Weg teilhaben lassen. Wenn man darüber redet, wird man besser. Wir haben schon jetzt positiven Einfluss auf die Vereine - in der Spitze wie in der Breite. Wir haben Stützpunkttrainer fortgebildet. Mit Hanno und Toni bin ich schon über Jahre hinweg im engen Austausch. Bei einer Veranstaltung zuletzt in Nürnberg waren wir im Austausch mit den Trainern und haben dort unser Konzept vorgestellt: in Theorie und Praxis. Wir haben darüber gesprochen, trainiert und im Anschluss wieder gesprochen. Das Ergebnis ist, dass sich die Trainer in allen Altersklassen wünschen, dass so trainiert wird. So haben wir eine Stringenz im Training ganz Deutschland. Wir benötigen dieses Training mannschafts- und altersübergreifend. Es gibt schon ein Umdenken in Deutschland. Wir sind bereits auf dem Weg, aber wir wollen auf die Überholspur.

... die "Trainingsphilosophie Deutschland": Wenn jemand richtig gut werden soll, reicht nicht dreimal die Woche Training. Mit unserem Angebot wünschen wir uns, dass diese Möglichkeit geschaffen wird. Dass Kinder die Möglichkeit haben, jeden Tag Sport zu machen. Damit schaffen wir wunderbare Möglichkeiten. Es gibt so viele Kinder, die leistungsbereit sind. Die wollen wir unterstützen. Mit dem neuen Training in den verschiedenen Variationen ist die Förderung auf allerhöchstem Niveau gewährleistet. Und es heißt nicht, dass wir nicht mehr auf große Tore spielen wollen. Wir schaffen durchs neue Training Widerstandsfähigkeit, die Spieler müssen sich durchsetzen. Wir benötigen eine gute Atmosphäre im Training. Die kleinen Spielformen sind essenziell für unser Spiel, weil die Kinder viel öfter den Ball haben. Wenn wir an der Realität vorbeitrainieren, haben wir keine Chance. Wir können nicht so tun, als hätten wir es in den vergangenen Jahren gut gemacht.

... die Kritik am neuen System: Die Kids sind kulturell geprägt. Sie haben das Spiel mit Ergebnissen und Tabellen gelernt. Mit den vielen Feldern ist es ja gar nicht möglich, das alles in Tabellen zu erfassen. Viel entscheidender ist: Sie haben viel öfter den Ball am Fuß. Das ist essenziell. Die Entwicklung der Spieler wird deutlich zulegen, wenn wir mehr in den kleinen Formaten spielen.

... die Umsetzung an der Basis: Wir gehen einen ganz wunderbaren Weg. Wir haben schon jetzt viele Menschen erreicht. Wir bilden die ganze Zeit fort, wir machen fast täglich irgendwo eine Fortbildung. Wir bekommen das Thema unter die Leute. Von denen, die in den Kontext eintauchen, bekommen wir keinen Widerspruch. Es gibt ganz viel Offenheit und ich empfinde das Brett, das es zu bohren gilt, als gar nicht so dick. Es soll auch nachhaltig sein. Wenn wir es insgesamt neu lernen, werden wir in jeder Generation großartige Spieler haben.

... Fehler der Vergangenheit: Wir haben an den Realitäten vorbeitrainiert. Deshalb haben wir auch Positionen verloren. Das können wir nun ändern.

... Herausforderungen: Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel. Wir müssen auch an die Ganztagsschulen ran. Die jungen Menschen sind abhängig von uns Erwachsenen, die ein Top-Training anbieten. Früher hat ein durchschnittliches Training gereicht. Perspektivisch müssen wir schauen, wie wir den Sport in die Schulen und den offenen Ganztag hineinbekommen. Wir müssen die nächsten Schritte machen. Allein die Tatsache, dass sich die Menschen öffentlich mit dem Thema Kinderfußball auseinandersetzen, ist ein Riesengewinn. Wir wollen eine Bildungsoffensive starten. Es sind alle gefordert, alles neu zu entdecken. Dann kommt eine bessere Entwicklung für junge Menschen heraus. Das ist sportübergreifend so.

... die Trainingsvideos: Es ist eine Fortbildungsreihe. Wenn man den gesamten Kontext betrachten möchte, muss man sich alle vier Videos anschauen. Wir wollen unterstützen. 

... die wissenschaftliche Begleitung der Philosophie: Die Wissenschaft stützt unsere Erkenntnisse. Wir gehen komplett Hand in Hand, wir kommen bei den gleichen Themen raus - bei der Spitzenförderung und der biologischen Entwicklung. Das ist gut für uns, wir argumentieren aber trotzdem lieber aus der Praxis heraus.

Antonio Di Salvo über...

... seine Erfahrungen als Trainer im Kinderfußball: Mein Sohn spielt bei einem kleinen Verein. Dort habe ich mir alles angeschaut und mir gesagt: Es gibt viele Sachen, die zu verändern sind. Die generelle Struktur hat nicht gepasst. Ich wollte mich selbst da reinfuchsen. Dann habe ich die Mannschaft trainiert. Die Realität bei den meisten Vereinen in Deutschland ist, dass sie zu wenig Platz zur Verfügung  haben. Was kann man da machen bei der Platzproblematik? Andere Spielformen! Drei gegen Drei, Vier gegen Vier. Ich habe gesehen, wie viel Spaß, Intensität und Freude es bringt. Dribblings, Zweikämpfe - ich habe gesehen, dass sich die Kinder so weiterentwickeln. Die Intensität ist ganz, ganz wichtig. Man weiß auch so früh noch nicht, auf welcher Position ein Spieler einmal landet. So wird in der Trainingsphilosophie alles trainiert. Zudem gehört es auch zur Realität, dass Eltern, die Trainer sind, von der Arbeit kommen und nicht immer die Zeit haben, sich mit der Vorbereitung des Trainings zu beschäftigen. Umso wichtiger sind die neuen Trainings- und Spielformen, weil sie die Kreativität der Kinder fördern.

... Varianten des neuen Trainings: Im Vier gegen Vier ohne Rückpass sieht man, dass sich die Spieler die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen müssen. Der Stürmer steht mit dem Rücken zum Gegner, muss sich behaupten, eindrehen. Im Aufwärmbereich werden Finten trainiert. Es muss immer unter Druck gehandelt werden. Das ist eine perfekte Form des Trainings. Aber es sind auch Anpassungen möglich. Zum Beispiel mit einem Rückpass, wonach dann geschossen werden darf. Dadurch wird die Kreativität gefördert.

... eine Veranstaltung mit Trainern in Nürnberg: Das Feedback war überragend. Sie haben gesehen, dass es in den Spielformen, je nach Regeln, hoch taktisch vorgeht, ohne dass man die Taktik groß erklären muss.

Hanno Balitsch über...

... die "Trainingsphilosophie Deutschland": In diesen Spielformen kann jedes Kind in seinem Tempo wachsen und wird so besser. Wir wollen den Kids Spaß vermitteln. Wir haben den Anstoß gegeben, wir stellen aber alles auf den Prüfstand und können nach Erfahrungswerten aus der Praxis andere Empfehlungen geben. Wir haben viele Ideen, wir hinterfragen Dinge. Wir glauben, dass wir auf einem guten Weg sind.

... die Herausforderung für die Trainer: Die Spielformen fordern vom Coach aufgrund der Aktionsdichte, dass schnell ein neuer Ball aufs Spielfeld kommt. Bei den kleinen Spielformen ist nicht viel Vorwissen nötig. Es ist entscheidend, dass wir die Scheu nehmen. Es ist nicht schwierig, die Spielformen zu organisieren. Die Trainer müssen die Spieler dazu animieren, zusammen anzugreifen und gemeinsam zu verteidigen. Daran wachse ich auch als Trainer. 

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