Wolf: "Den Paradigmenwechsel hinbekommen"

Etwas mehr als fünf Monate ist es her, dass Hannes Wolf, der DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung, die neue Trainingsphilosophie Deutschland für den Kinder- und Jugendfußball vorgestellt hat. Jetzt hat er gemeinsam mit seinem Kompetenzteam über die bisherigen Fortschritte und Entwicklungen gesprochen.

Hannes Wolf über...

... die Rückmeldungen: Es ist ein gesellschaftsrelevantes Thema. Wir werden auf allen Niveaus mit offenen Armen empfangen. Wir können nicht entscheiden, wie Vereine trainieren, können aber in den Austausch gehen. Wir haben das Gefühl, dass wir einen Paradigmenwechsel hinbekommen, zurück zu kleinen Spielformen in den Varianten, die wir anbieten. Es gibt natürlich auch Leute, die das anders sehen und auch gerne anders hätten.

... die Philosophie: Wir wollen greifbar sein, die deutsche Fußballkultur ist nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch das Ehrenamt und alle, die Kinder trainieren. Die Reform soll im Sommer verbindlich umgesetzt werden und für Freude, Intensität und Wiederholung für alle Spieler und Spielerinnen und Positionen sorgen. 

... die Spielformate: Wir erreichen in kleineren Formaten unfassbar viel mehr Aktionen und Entwicklungen. Es macht irgendwann nur noch Spaß, wenn ich Erfolgserlebnisse habe. Wir haben ein großes Ziel, bitten aber darum, dass wir in den Vereinen im Training übergelagert immer einen ganzheitlichen Schwerpunkt haben. Die Nettospielzeit für Spieler und Spielerinnen geht so hoch. 

... die Umsetzung: Wir entscheiden nicht, wie in den Landesverbänden gespielt wird oder wie die Vereine trainieren. Wir können aber als Kompetenzteam Empfehlungen aussprechen. Wir wollen im Sommer aber unterstützen und sehr konkret werden. Wir haben die Botschaft, dass wir uns wünschen, dass alle Kinder spielen und pro Kind mindestens 75 Prozent der Spielzeit bekommen. Immer wenn ein Zwei-gegen-zwei möglich ist, sollte ein neues Feld aufgebaut werden. Sonst hat jedes Kind immer weniger Aktionen und das summiert sich über die Jahre hoch. Alles ist besser, als die Bank oder - im schlimmsten Fall - gar nicht im Kader zu stehen. Die Regelmäßigkeit müssen wir gewährleisten und die Möglichkeit geben, immer zu spielen.

... das Training der Bambinis: Wir brauchen nicht für jedes der Spielfelder einen Trainer. Was wir brauchen, sind Spielfeldbegleiter zur Unterstützung und Umsetzung der Regeln. Es kann als Elternteil eine goldene Zeit sein, mit den Kindern auf dem Platz zu stehen. 

... die Fairness: Die Kinder sollen natürlich viel selbst klären, aber die Fairness muss gewährleistet sein. Werte und Fairness müssen im Vordergrund stehen. Die Kinder müssen die grundsätzlichen Regeln des Miteinanders lernen.

... die Entwicklung: Für alle Leistungsklassen haben wir die Chance, für alle Niveaus Spieler abzuholen mit den Bronze-, Silber- und Goldfeldern. Wir haben dadurch eine Spitzenförderung, haben aber auch die unterschiedlichsten anderen Niveaus abgedeckt.

... Probleme in der Zukunft, die durch die Reform noch nicht gelöst werden: Es gibt immer noch eine reduzierte Förderung von Kindern in der D-Jugend, wo neun-gegen-neun gespielt wird. Außerdem gibt es erzwungene Vereinswechsel durch geerbtes Ligenrecht, das heißt, die E-Jugend ist top, spielt in der D-Jugend dann aber Kreisklasse.. So werden viele zu Vereinswechseln gezwungen und dadurch etwas entwurzelt. Wir wünschen uns, dass die Mannschaften auf ihrem Niveau weiterspielen können.

... die Vision der Verzahnung mit den Schulen: Wenn man als Vision die Prinzipien der Schule des Kleinfeldfußballs auf die Ganztagsbetreuung in den Schulen überträgt, schafft man auch ein Sportangebot für alle Leistungsniveaus auf täglicher Basis. Wenn jeden Tag 20 Kinder trainieren, bietet sich den anderen Kindern, die das nicht wollen, ein besserer Betreuungsschlüssel. Das gilt natürlich auch für alle anderen Sportarten. Wir können 30 Kinder auf einem kleinen Platz mit vier Feldern Sport treiben lassen, da steckt auch gesellschaftlich ein großes Potenzial drin.

Hanno Balitsch über...

... die Spielanteile: Die Spielzeit ist elementar, sie ist der Schlüssel. Wir wünschen uns eine feste Nettospielzeit, um die ganzheitliche Entwicklung in den Basics gewährleisten zu können. Dann setzt man sich von den anderen ab, die nicht so viel trainieren. Kinder adaptieren diese Form des Trainings schnell.

... die Spielfeldbegleiter: Ich wünsche mir die Offenheit und den Mut bei Eltern, sich zu beteiligen und für die Kinder da zu sein. Man muss keine Scheu haben, es geht darum dass Spielfeld am Laufen zu halten und die einfachsten Regeln einzuhalten. Da muss man nicht in die Tiefe gehen. "Begleiten", das Wort drückt es perfekt aus, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln.

Lena Lotzen über...

... die Umsetzung im Training: Wir wünschen uns, dass die kleinen Vereine im Alltäglichen in jedem Training eine hohe Wiederholungszahl und eine hohe Intensität haben. Im Frauenbereich merken wir, dass andere Nationen Schritte nach vorne machen. Wir wollen da dran bleiben, dafür brauchen Spielerinnen, die im Alltäglichen immer wieder eine hohe Intensität haben. Es macht unheimlich viel Spaß, im Training viele Aktionen und viele Wiederholungen zu haben. Man hat die Möglichkeit, seine Fehler gleich wieder auszubessern.

... unterschiedliche Niveaus: Auf mehreren Feldern zu spielen, bietet auch die Möglichkeit, dass Mädchen gut integriert werden können, weil alle spielen. Wir haben eine Statistik, dass viele Mädchen aufhören, weil die Freude verloren geht. Dann fehlt uns oben die Breite. 

Sandro Wagner über...

... über Freude, Intensität und Wiederholung: Als Vater von zwei fußballverrückten Jungs weiß ich, dass das die Grundvoraussetzung ist. Fußball ist ein sehr einfacher Sport. Jeder hat schon einmal Berührung mit dem Ball gehabt. Zum Thema Wiederholungen: Wenn ich das hochrechne, wie der Unterscheid an Ballaktionen ist, ist das elementar und wichtig, dass immer wieder der Spaß gegeben ist, dass eine gewisse Einfachheit hereinkommt. Es ist insgesamt zu kompliziert geworden, weil man von oben nach unten geschaut hat, aber im Jugendfußball ist anderes wichtig. Die Kinder bei Laune zu halten, ist wichtig, weil wir oben gute Jungs haben wollen. Es ist aber auch wichtig, die Kinder auf die Plätze zu bekommen, bevor sie an Computer hängen. Dass kein Kind zuhause bleiben soll, ist elementar. 

Andreas Kronenberg über...

... die Entwicklung der Torhüter: Es fällt sofort auf, dass der Torwart auch viele Aktionen und Wiederholungen hat. Er muss mitspielen, Bälle auf engstem Raum abfangen, mit dem Fuß weiterspielen, die Vorderleute organisieren - er kann nie abschalten. Das ist die effektivste Spielform für Torhüter, die es gibt. Das kann man im Vorfeld ergänzen, indem man die Grundlagen mit Übungen zur Koordination, Beweglichkeit und den Basistechniken fördert.

[dfb]

Etwas mehr als fünf Monate ist es her, dass Hannes Wolf, der DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung, die neue Trainingsphilosophie Deutschland für den Kinder- und Jugendfußball vorgestellt hat. Jetzt hat er gemeinsam mit seinem Kompetenzteam über die bisherigen Fortschritte und Entwicklungen gesprochen.

Hannes Wolf über...

... die Rückmeldungen: Es ist ein gesellschaftsrelevantes Thema. Wir werden auf allen Niveaus mit offenen Armen empfangen. Wir können nicht entscheiden, wie Vereine trainieren, können aber in den Austausch gehen. Wir haben das Gefühl, dass wir einen Paradigmenwechsel hinbekommen, zurück zu kleinen Spielformen in den Varianten, die wir anbieten. Es gibt natürlich auch Leute, die das anders sehen und auch gerne anders hätten.

... die Philosophie: Wir wollen greifbar sein, die deutsche Fußballkultur ist nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch das Ehrenamt und alle, die Kinder trainieren. Die Reform soll im Sommer verbindlich umgesetzt werden und für Freude, Intensität und Wiederholung für alle Spieler und Spielerinnen und Positionen sorgen. 

... die Spielformate: Wir erreichen in kleineren Formaten unfassbar viel mehr Aktionen und Entwicklungen. Es macht irgendwann nur noch Spaß, wenn ich Erfolgserlebnisse habe. Wir haben ein großes Ziel, bitten aber darum, dass wir in den Vereinen im Training übergelagert immer einen ganzheitlichen Schwerpunkt haben. Die Nettospielzeit für Spieler und Spielerinnen geht so hoch. 

... die Umsetzung: Wir entscheiden nicht, wie in den Landesverbänden gespielt wird oder wie die Vereine trainieren. Wir können aber als Kompetenzteam Empfehlungen aussprechen. Wir wollen im Sommer aber unterstützen und sehr konkret werden. Wir haben die Botschaft, dass wir uns wünschen, dass alle Kinder spielen und pro Kind mindestens 75 Prozent der Spielzeit bekommen. Immer wenn ein Zwei-gegen-zwei möglich ist, sollte ein neues Feld aufgebaut werden. Sonst hat jedes Kind immer weniger Aktionen und das summiert sich über die Jahre hoch. Alles ist besser, als die Bank oder - im schlimmsten Fall - gar nicht im Kader zu stehen. Die Regelmäßigkeit müssen wir gewährleisten und die Möglichkeit geben, immer zu spielen.

... das Training der Bambinis: Wir brauchen nicht für jedes der Spielfelder einen Trainer. Was wir brauchen, sind Spielfeldbegleiter zur Unterstützung und Umsetzung der Regeln. Es kann als Elternteil eine goldene Zeit sein, mit den Kindern auf dem Platz zu stehen. 

... die Fairness: Die Kinder sollen natürlich viel selbst klären, aber die Fairness muss gewährleistet sein. Werte und Fairness müssen im Vordergrund stehen. Die Kinder müssen die grundsätzlichen Regeln des Miteinanders lernen.

... die Entwicklung: Für alle Leistungsklassen haben wir die Chance, für alle Niveaus Spieler abzuholen mit den Bronze-, Silber- und Goldfeldern. Wir haben dadurch eine Spitzenförderung, haben aber auch die unterschiedlichsten anderen Niveaus abgedeckt.

... Probleme in der Zukunft, die durch die Reform noch nicht gelöst werden: Es gibt immer noch eine reduzierte Förderung von Kindern in der D-Jugend, wo neun-gegen-neun gespielt wird. Außerdem gibt es erzwungene Vereinswechsel durch geerbtes Ligenrecht, das heißt, die E-Jugend ist top, spielt in der D-Jugend dann aber Kreisklasse.. So werden viele zu Vereinswechseln gezwungen und dadurch etwas entwurzelt. Wir wünschen uns, dass die Mannschaften auf ihrem Niveau weiterspielen können.

... die Vision der Verzahnung mit den Schulen: Wenn man als Vision die Prinzipien der Schule des Kleinfeldfußballs auf die Ganztagsbetreuung in den Schulen überträgt, schafft man auch ein Sportangebot für alle Leistungsniveaus auf täglicher Basis. Wenn jeden Tag 20 Kinder trainieren, bietet sich den anderen Kindern, die das nicht wollen, ein besserer Betreuungsschlüssel. Das gilt natürlich auch für alle anderen Sportarten. Wir können 30 Kinder auf einem kleinen Platz mit vier Feldern Sport treiben lassen, da steckt auch gesellschaftlich ein großes Potenzial drin.

Hanno Balitsch über...

... die Spielanteile: Die Spielzeit ist elementar, sie ist der Schlüssel. Wir wünschen uns eine feste Nettospielzeit, um die ganzheitliche Entwicklung in den Basics gewährleisten zu können. Dann setzt man sich von den anderen ab, die nicht so viel trainieren. Kinder adaptieren diese Form des Trainings schnell.

... die Spielfeldbegleiter: Ich wünsche mir die Offenheit und den Mut bei Eltern, sich zu beteiligen und für die Kinder da zu sein. Man muss keine Scheu haben, es geht darum dass Spielfeld am Laufen zu halten und die einfachsten Regeln einzuhalten. Da muss man nicht in die Tiefe gehen. "Begleiten", das Wort drückt es perfekt aus, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln.

Lena Lotzen über...

... die Umsetzung im Training: Wir wünschen uns, dass die kleinen Vereine im Alltäglichen in jedem Training eine hohe Wiederholungszahl und eine hohe Intensität haben. Im Frauenbereich merken wir, dass andere Nationen Schritte nach vorne machen. Wir wollen da dran bleiben, dafür brauchen Spielerinnen, die im Alltäglichen immer wieder eine hohe Intensität haben. Es macht unheimlich viel Spaß, im Training viele Aktionen und viele Wiederholungen zu haben. Man hat die Möglichkeit, seine Fehler gleich wieder auszubessern.

... unterschiedliche Niveaus: Auf mehreren Feldern zu spielen, bietet auch die Möglichkeit, dass Mädchen gut integriert werden können, weil alle spielen. Wir haben eine Statistik, dass viele Mädchen aufhören, weil die Freude verloren geht. Dann fehlt uns oben die Breite. 

Sandro Wagner über...

... über Freude, Intensität und Wiederholung: Als Vater von zwei fußballverrückten Jungs weiß ich, dass das die Grundvoraussetzung ist. Fußball ist ein sehr einfacher Sport. Jeder hat schon einmal Berührung mit dem Ball gehabt. Zum Thema Wiederholungen: Wenn ich das hochrechne, wie der Unterscheid an Ballaktionen ist, ist das elementar und wichtig, dass immer wieder der Spaß gegeben ist, dass eine gewisse Einfachheit hereinkommt. Es ist insgesamt zu kompliziert geworden, weil man von oben nach unten geschaut hat, aber im Jugendfußball ist anderes wichtig. Die Kinder bei Laune zu halten, ist wichtig, weil wir oben gute Jungs haben wollen. Es ist aber auch wichtig, die Kinder auf die Plätze zu bekommen, bevor sie an Computer hängen. Dass kein Kind zuhause bleiben soll, ist elementar. 

Andreas Kronenberg über...

... die Entwicklung der Torhüter: Es fällt sofort auf, dass der Torwart auch viele Aktionen und Wiederholungen hat. Er muss mitspielen, Bälle auf engstem Raum abfangen, mit dem Fuß weiterspielen, die Vorderleute organisieren - er kann nie abschalten. Das ist die effektivste Spielform für Torhüter, die es gibt. Das kann man im Vorfeld ergänzen, indem man die Grundlagen mit Übungen zur Koordination, Beweglichkeit und den Basistechniken fördert.

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