Tagung der Schiedsrichter-Coaches in Mainz

Aufgabe eines Schiedsrichter-Beobachters ist es nicht nur, die Entscheidungen eines Unparteiischen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Vielmehr geht es auch darum, den Referee in seiner Entwicklung zu unterstützen. Wie dies gelingen kann, war ein wichtiges Thema bei der Tagung der Schiedsrichter-Headcoaches aus den 21 Landesverbänden. DFB.de war dabei.

Es ist ein Samstagmorgen in einem Hotel in Mainz. Gerade einmal zwölf Stunden ist es her, dass Schiedsrichter Robert Schröder mit seinem Team das Bundesligaspiel zwischen dem FSV Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach geleitet hat. Am Morgen danach sitzen die drei Unparteiischen Rainer Werthmann gegenüber, der das Spiel als Beobachter begleitet hat.

Chronologisch gehen sie gemeinsam das Spiel vom Vorabend noch einmal durch, diskutieren über einzelne Zweikampfsituationen und über den Einsatz der insgesamt sechs Gelben Karten in den 90 Minuten. Robert Schröder erläutert, warum er in welcher Situation wie entschieden hat. Rainer Werthmann bestätigt ihn darin ("Es war richtig gut, was ihr als Team in dem Spiel abgeliefert habt"), gibt ihm aber auch Tipps, wie er die ein oder andere Situation noch besser lösen könnte. Lutz Wagner übernimmt anschließend die Rolle des Coachs, der die gestrige Spielleitung in die Gesamtentwicklung des Schiedsrichters einordnet.

Optimierung durch Coaching

Am Beispiel von Robert Schröder machen Wagner und Werthmann deutlich, wie das Coaching eines Schiedsrichters im Idealfall aussehen sollte. Die 21 Headcoaches im Plenum hören genau zu. Sie sind die verlängerten Arme des DFB in die Landesverbände hinein – und auch dort spielt die Entwicklung von Unparteiischen natürlich eine wichtige Rolle. Wie man die Leistung der Schiedsrichter auch im Amateurbereich weiter optimieren kann, ist Kernpunkt der zweitägigen Tagung in Mainz.

"Wenn es zum Beispiel bei der Zweikampfbewertung im Strafraum zu falschen Entscheidungen kommt, liegt das meistens an einer falschen Wahrnehmung der Szene durch den Schiedsrichter – und das hat dann häufig mit der Positionierung des Unparteiischen zu tun", erläutert Rainer Werthmann. An einigen Videoszenen aus der Bundesliga und 2. Bundesliga macht er deutlich: Schon während der Spielentwicklung im Mittelfeld müsse der Schiedsrichter den schnellen Pass rechtzeitig erahnen, um dann auch selbst frühzeitiger den Sprint in Richtung Strafraum anzuziehen.

"Im Moment der Entscheidung muss der Schiedsrichter selbst in Schlagdistanz zum Geschehen sein – gegebenenfalls kurz vor dem Kontakt zwischen beiden Spielern auch mal einen Schritt zur Seite machen, um eine bessere Perspektive in den Zweikampf hinein zu bekommen." Eine gute Position sowie ein klarer Blick auf die Situation seien die besten Voraussetzungen für eine richtige Entscheidung. Solche Aspekte sollten die Schiedsrichter-Coaches gemeinsam mit ihren Schiedsrichtern diskutieren. Auch zu den Themenbereichen Handspiel und Persönliche Strafen bekommen sie praktische Tipps für die Arbeit mit den Unparteiischen.

"Das neue System muss auch in der Praxis funktionieren"

Im Rahmen der Tagung stellt DFB-Lehrwart Lutz Wagner außerdem den neuen Beobachtungsbogen vor, der zur kommenden Saison bundesweit eingeführt werden soll. Von der Ostsee bis zum Bodensee, vom Profifußball bis zur Kreisliga. Seit vielen Monaten wird das neue Bewertungssystem für Schiedsrichter nun schon entwickelt, ein erster Entwurf ist fertig und soll bis zur Veröffentlichung im Sommer noch ausführlich getestet werden. "Bevor wir den Schalter umlegen, muss das neue System auch in der Praxis funktionieren", sagt Wagner. Deshalb würde der neue Bogen derzeit schon bei einigen Spielen probeweise parallel zum alten Bogen eingesetzt werden.

Ebenfalls einen Blick ins nächste Jahr wirft David Schmidt von der Schiedsrichter-Abteilung des DFB. Er präsentiert die Pläne zur sogenannten "Zertifizierung" von Schiedsrichter-Coaches. Dabei geht um die Vermittlung von Kompetenzen, die sie bei der Arbeit mit Schiedsrichtern benötigen: Fachkompetenz (um Spielvorgänge einschätzen zu können), Medienkompetenz (bei der Anwendung der gängigen Analysetools), Methodenkompetenz (bei der Erfassung der Erkenntnisse) und Sozialkompetenz (zum Beispiel bei der Vermittlung von kritischem Feedback).

Ziel der Zertifizierung sei es, eine qualitativ hochwertige Spielanalyse mit dem Schiedsrichter zu erreichen, erklärt David Schmidt. Die jüngste Tagung in Mainz war ebenfalls ein Schritt in diese Richtung.

[db]

Aufgabe eines Schiedsrichter-Beobachters ist es nicht nur, die Entscheidungen eines Unparteiischen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Vielmehr geht es auch darum, den Referee in seiner Entwicklung zu unterstützen. Wie dies gelingen kann, war ein wichtiges Thema bei der Tagung der Schiedsrichter-Headcoaches aus den 21 Landesverbänden. DFB.de war dabei.

Es ist ein Samstagmorgen in einem Hotel in Mainz. Gerade einmal zwölf Stunden ist es her, dass Schiedsrichter Robert Schröder mit seinem Team das Bundesligaspiel zwischen dem FSV Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach geleitet hat. Am Morgen danach sitzen die drei Unparteiischen Rainer Werthmann gegenüber, der das Spiel als Beobachter begleitet hat.

Chronologisch gehen sie gemeinsam das Spiel vom Vorabend noch einmal durch, diskutieren über einzelne Zweikampfsituationen und über den Einsatz der insgesamt sechs Gelben Karten in den 90 Minuten. Robert Schröder erläutert, warum er in welcher Situation wie entschieden hat. Rainer Werthmann bestätigt ihn darin ("Es war richtig gut, was ihr als Team in dem Spiel abgeliefert habt"), gibt ihm aber auch Tipps, wie er die ein oder andere Situation noch besser lösen könnte. Lutz Wagner übernimmt anschließend die Rolle des Coachs, der die gestrige Spielleitung in die Gesamtentwicklung des Schiedsrichters einordnet.

Optimierung durch Coaching

Am Beispiel von Robert Schröder machen Wagner und Werthmann deutlich, wie das Coaching eines Schiedsrichters im Idealfall aussehen sollte. Die 21 Headcoaches im Plenum hören genau zu. Sie sind die verlängerten Arme des DFB in die Landesverbände hinein – und auch dort spielt die Entwicklung von Unparteiischen natürlich eine wichtige Rolle. Wie man die Leistung der Schiedsrichter auch im Amateurbereich weiter optimieren kann, ist Kernpunkt der zweitägigen Tagung in Mainz.

"Wenn es zum Beispiel bei der Zweikampfbewertung im Strafraum zu falschen Entscheidungen kommt, liegt das meistens an einer falschen Wahrnehmung der Szene durch den Schiedsrichter – und das hat dann häufig mit der Positionierung des Unparteiischen zu tun", erläutert Rainer Werthmann. An einigen Videoszenen aus der Bundesliga und 2. Bundesliga macht er deutlich: Schon während der Spielentwicklung im Mittelfeld müsse der Schiedsrichter den schnellen Pass rechtzeitig erahnen, um dann auch selbst frühzeitiger den Sprint in Richtung Strafraum anzuziehen.

"Im Moment der Entscheidung muss der Schiedsrichter selbst in Schlagdistanz zum Geschehen sein – gegebenenfalls kurz vor dem Kontakt zwischen beiden Spielern auch mal einen Schritt zur Seite machen, um eine bessere Perspektive in den Zweikampf hinein zu bekommen." Eine gute Position sowie ein klarer Blick auf die Situation seien die besten Voraussetzungen für eine richtige Entscheidung. Solche Aspekte sollten die Schiedsrichter-Coaches gemeinsam mit ihren Schiedsrichtern diskutieren. Auch zu den Themenbereichen Handspiel und Persönliche Strafen bekommen sie praktische Tipps für die Arbeit mit den Unparteiischen.

"Das neue System muss auch in der Praxis funktionieren"

Im Rahmen der Tagung stellt DFB-Lehrwart Lutz Wagner außerdem den neuen Beobachtungsbogen vor, der zur kommenden Saison bundesweit eingeführt werden soll. Von der Ostsee bis zum Bodensee, vom Profifußball bis zur Kreisliga. Seit vielen Monaten wird das neue Bewertungssystem für Schiedsrichter nun schon entwickelt, ein erster Entwurf ist fertig und soll bis zur Veröffentlichung im Sommer noch ausführlich getestet werden. "Bevor wir den Schalter umlegen, muss das neue System auch in der Praxis funktionieren", sagt Wagner. Deshalb würde der neue Bogen derzeit schon bei einigen Spielen probeweise parallel zum alten Bogen eingesetzt werden.

Ebenfalls einen Blick ins nächste Jahr wirft David Schmidt von der Schiedsrichter-Abteilung des DFB. Er präsentiert die Pläne zur sogenannten "Zertifizierung" von Schiedsrichter-Coaches. Dabei geht um die Vermittlung von Kompetenzen, die sie bei der Arbeit mit Schiedsrichtern benötigen: Fachkompetenz (um Spielvorgänge einschätzen zu können), Medienkompetenz (bei der Anwendung der gängigen Analysetools), Methodenkompetenz (bei der Erfassung der Erkenntnisse) und Sozialkompetenz (zum Beispiel bei der Vermittlung von kritischem Feedback).

Ziel der Zertifizierung sei es, eine qualitativ hochwertige Spielanalyse mit dem Schiedsrichter zu erreichen, erklärt David Schmidt. Die jüngste Tagung in Mainz war ebenfalls ein Schritt in diese Richtung.

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