Prus: "Wir wollen sehen, dass die Spieler mutig sind"

Vier Tage dauerte der erste Lehrgang der neuen U 15-Nationalmannschaft in Malente. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Hannah Bunz schildert U 15-Cheftrainer Michael Prus seine ersten Eindrücke des Jahrgangs 2007 und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die aktuelle Mannschaft.

DFB.de: Herr Prus, Sie haben gerade den ersten Lehrgang mit dem neuen U 15-Jahrgang beendet. Wie lautet Ihr Fazit?

Michael Prus: Es ist unheimlich interessant, welche verschiedenen Typen und Menschen unter den Spielern sind. Die Jungs sind 13 bis 14 Jahre alt und haben schon eine gewisse Persönlichkeit entwickelt, sowohl sportlich als auch menschlich. Für uns ist nicht nur spannend, wie der Umgang untereinander ist, sondern auch, wie wir auf die Spieler einwirken können. Bei all den einzelnen Qualitäten, die jeder mitbringt, ist es interessant, über die Lehrgänge zu spüren, dass eine Mannschaft zusammenwächst.

DFB.de: Haben die Spieler gut mitgezogen?

Prus: Die Jungs waren total eifrig, ehrgeizig und leidenschaftlich in den Einheiten. Man hat ihnen angemerkt, dass sie richtig Spaß im Training hatten. Das galt auch für die Zeit zwischen den einzelnen Trainingseinheiten. Die Stimmung im Lehrgang war echt gut. Dazu beigetragen hat sicher auch die Sportschule in Malente. Die Bedingungen dort sind klasse. Wir versuchen, uns ein umfassendes Bild von den Spielern zu machen, das nicht nur im Lehrgang entsteht, sondern auch darüber hinaus. Insofern hoffen wir, dass sie diese Einstellung auch bei den Vereinen zeigen.

DFB.de: Auf was achten Sie sportlich gesehen bei den neuen Spielern konkret?

Prus: Es handelt sich um die ersten DFB-Sichtungen für die Spieler. Da ist uns insbesondere die Technik wichtig. Das heißt, die Jungs sollten in der Lage sein, den Ball zu beherrschen, also zu dribbeln, zu passen oder zu fintieren. Auf die Defensive bezogen, dem Gegner auch den Ball abnehmen zu können. Als Trainer muss ich die aktuelle Leistung einschätzen. In gewisser Weise aber auch eine Fantasie entwickeln, was aus einem Jungen noch werden könnte, wenn dieser regelmäßig unter guten Bedingungen weitertrainiert. Eine gewisse hellseherische Fähigkeit wäre da wünschenswert. (lacht)

DFB.de: Was ist Ihnen als Trainer besonders wichtig, Ihren Spielern zu vermitteln?

Prus: Wir haben beim DFB sowohl einen Wertekodex als auch bestimmte Tugenden, die wir in unser Fußballspiel integrieren wollen. Gleichzeitig geht es uns natürlich auch um fußballspezifische Inhalte, die sich altersabhängig unterscheiden. In den ersten Lehrgängen wird viel auf technisches Vermögen geachtet, im Laufe der Saison wird der taktische Anspruch dann immer größer. Wir wollen versuchen, ein Team zu bilden, das, sobald wir unsere ersten Länderspiele haben, taktisch gut aufeinander abgestimmt ist. Die Mannschaft braucht eine Mischung von körperlich robusten, spieltechnisch starken und schnellen Spielern.

DFB.de: Wo setzen Sie bei Ihren Trainingseinheiten den Schwerpunkt?

Prus: Wir versuchen, uns an dem zu orientieren, wo wir gerne mal hinkommen möchten. Da sind unsere Leitlinien ein wichtiger Gradmesser und die Grundlage für das Spiel und das Training. Ein übergeordnetes Ziel ist eine enorm große Aktivität. Wir wollen Spieler, die von sich aus bereit und in der Lage sind, sich am Spiel zu beteiligen. Die können auch gerne mal einen Fehler machen, das ist gar kein Problem. Wir wollen sehen, dass sie mutig sind, etwas ausprobieren und sich zutrauen, auch Lösungen zu finden. Wir stellen sowohl technische als auch taktische Anforderungen an die Jungs. die sie vielleicht nicht ganz so schnell lösen können.

DFB.de: Wie schätzen Sie den diesjährigen Jahrgang im Vergleich zu den vorherigen ein?

Prus: Ein direkter Vergleich ist schwierig, denn die Jahrgänge sind grundsätzlich immer unterschiedlich. Dieser Jahrgang hat zum Beispiel enorm viele defensiv starke Spieler, während im letzten relativ viele offensiv stark waren. Hinzu kommt, dass wir aktuell nur intern trainieren und noch keinen internationalen Vergleich heranziehen können. Trotzdem glaube ich, dass wir unser Potenzial noch besser ausschöpfen müssen und eine breitere Spitze brauchen.

DFB.de: Haben Sie bei dem Lehrgang in Malente Auswirkungen von Corona und der dazugehörigen Spielpause feststellen können?

Prus: Die Auswirkungen müssen tatsächlich berücksichtigt werden. Die Jungs haben circa ein Jahr kaum, wenig oder nur teilweise trainieren dürfen. Testspiele gab es selten und Pflichtspiele gar nicht. Insofern fehlt neben dem Training auch die Wettkampfpraxis. Trotzdem sind sie aktuell auf einem sehr ordentlichen Stand. Ich glaube auch, dass sie in dieser Altersklasse relativ schnell aufholen, was sie vielleicht im letzten Jahr verpasst haben.

DFB.de: Welche Corona-Maßnahmen waren innerhalb des Lehrgangs präsent?

Prus: Wir haben immer noch unser Hygienekonzept, was beispielsweise noch nicht vollständig Geimpften eine Anreise nur mit PCR-Test erlaubt. Es war üblich, morgens zusätzlich einen Schnelltest zu machen, um auf Nummer sicher zu gehen und das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Maskenpflicht im Gebäude war Standard. Wir versuchen, sowohl uns als auch die Spieler bestmöglich zu schützen.

DFB.de: Sie begleiten die Spieler über mehrere Jahre, wie viele schaffen es letztendlich in den Profifußball?

Prus: Das ist von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich. In der Zwischenzeit passiert noch ganz viel. Man muss den Jungs und Eltern immer wieder sagen, dass nur die wenigsten U 15-Nationalmannschaftsspieler Bundesligaspieler werden. Die Jungs, die im Moment vorne sind, sind nicht zwingend die, die am Ende auch Profi werden.

DFB.de: Was haben Sie den Jungs nach dem Lehrgang mit auf den Heimweg gegeben?

Prus: Ich sage ihnen immer, dass sie nach ihrer Rückkehr zu ihren Vereinen mit anderen Augen gesehen werden. Sie waren jetzt mal beim DFB, bei der Nationalmannschaft, damit steigen die Anforderungen in den Vereinen. Sie werden aber nicht immer ihre beste Leistung abrufen können. Damit umzugehen und zu versuchen, trotzdem immer das Beste zu geben, immer einer der Besten zu sein, das gebe ich ihnen mit.

DFB.de: Wie geht es jetzt für die U 15-Nationalmannschaft weiter?

Prus: Der nächste Lehrgang findet Mitte September in Ruit statt, also im süddeutschen Raum, und dann haben wir noch einen weiteren Lehrgang in Hennef Ende September. Wir führen aktuell unsere Lehrgänge auf regionaler Ebene durch. Wenn wir nachher alle Teilbereiche zusammenführen, werden wir eine ganze Reihe sehr guter Spieler haben. Aus denen müssen wir dann eine Mannschaft formen.

[ps]

Vier Tage dauerte der erste Lehrgang der neuen U 15-Nationalmannschaft in Malente. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Hannah Bunz schildert U 15-Cheftrainer Michael Prus seine ersten Eindrücke des Jahrgangs 2007 und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die aktuelle Mannschaft.

DFB.de: Herr Prus, Sie haben gerade den ersten Lehrgang mit dem neuen U 15-Jahrgang beendet. Wie lautet Ihr Fazit?

Michael Prus: Es ist unheimlich interessant, welche verschiedenen Typen und Menschen unter den Spielern sind. Die Jungs sind 13 bis 14 Jahre alt und haben schon eine gewisse Persönlichkeit entwickelt, sowohl sportlich als auch menschlich. Für uns ist nicht nur spannend, wie der Umgang untereinander ist, sondern auch, wie wir auf die Spieler einwirken können. Bei all den einzelnen Qualitäten, die jeder mitbringt, ist es interessant, über die Lehrgänge zu spüren, dass eine Mannschaft zusammenwächst.

DFB.de: Haben die Spieler gut mitgezogen?

Prus: Die Jungs waren total eifrig, ehrgeizig und leidenschaftlich in den Einheiten. Man hat ihnen angemerkt, dass sie richtig Spaß im Training hatten. Das galt auch für die Zeit zwischen den einzelnen Trainingseinheiten. Die Stimmung im Lehrgang war echt gut. Dazu beigetragen hat sicher auch die Sportschule in Malente. Die Bedingungen dort sind klasse. Wir versuchen, uns ein umfassendes Bild von den Spielern zu machen, das nicht nur im Lehrgang entsteht, sondern auch darüber hinaus. Insofern hoffen wir, dass sie diese Einstellung auch bei den Vereinen zeigen.

DFB.de: Auf was achten Sie sportlich gesehen bei den neuen Spielern konkret?

Prus: Es handelt sich um die ersten DFB-Sichtungen für die Spieler. Da ist uns insbesondere die Technik wichtig. Das heißt, die Jungs sollten in der Lage sein, den Ball zu beherrschen, also zu dribbeln, zu passen oder zu fintieren. Auf die Defensive bezogen, dem Gegner auch den Ball abnehmen zu können. Als Trainer muss ich die aktuelle Leistung einschätzen. In gewisser Weise aber auch eine Fantasie entwickeln, was aus einem Jungen noch werden könnte, wenn dieser regelmäßig unter guten Bedingungen weitertrainiert. Eine gewisse hellseherische Fähigkeit wäre da wünschenswert. (lacht)

DFB.de: Was ist Ihnen als Trainer besonders wichtig, Ihren Spielern zu vermitteln?

Prus: Wir haben beim DFB sowohl einen Wertekodex als auch bestimmte Tugenden, die wir in unser Fußballspiel integrieren wollen. Gleichzeitig geht es uns natürlich auch um fußballspezifische Inhalte, die sich altersabhängig unterscheiden. In den ersten Lehrgängen wird viel auf technisches Vermögen geachtet, im Laufe der Saison wird der taktische Anspruch dann immer größer. Wir wollen versuchen, ein Team zu bilden, das, sobald wir unsere ersten Länderspiele haben, taktisch gut aufeinander abgestimmt ist. Die Mannschaft braucht eine Mischung von körperlich robusten, spieltechnisch starken und schnellen Spielern.

DFB.de: Wo setzen Sie bei Ihren Trainingseinheiten den Schwerpunkt?

Prus: Wir versuchen, uns an dem zu orientieren, wo wir gerne mal hinkommen möchten. Da sind unsere Leitlinien ein wichtiger Gradmesser und die Grundlage für das Spiel und das Training. Ein übergeordnetes Ziel ist eine enorm große Aktivität. Wir wollen Spieler, die von sich aus bereit und in der Lage sind, sich am Spiel zu beteiligen. Die können auch gerne mal einen Fehler machen, das ist gar kein Problem. Wir wollen sehen, dass sie mutig sind, etwas ausprobieren und sich zutrauen, auch Lösungen zu finden. Wir stellen sowohl technische als auch taktische Anforderungen an die Jungs. die sie vielleicht nicht ganz so schnell lösen können.

DFB.de: Wie schätzen Sie den diesjährigen Jahrgang im Vergleich zu den vorherigen ein?

Prus: Ein direkter Vergleich ist schwierig, denn die Jahrgänge sind grundsätzlich immer unterschiedlich. Dieser Jahrgang hat zum Beispiel enorm viele defensiv starke Spieler, während im letzten relativ viele offensiv stark waren. Hinzu kommt, dass wir aktuell nur intern trainieren und noch keinen internationalen Vergleich heranziehen können. Trotzdem glaube ich, dass wir unser Potenzial noch besser ausschöpfen müssen und eine breitere Spitze brauchen.

DFB.de: Haben Sie bei dem Lehrgang in Malente Auswirkungen von Corona und der dazugehörigen Spielpause feststellen können?

Prus: Die Auswirkungen müssen tatsächlich berücksichtigt werden. Die Jungs haben circa ein Jahr kaum, wenig oder nur teilweise trainieren dürfen. Testspiele gab es selten und Pflichtspiele gar nicht. Insofern fehlt neben dem Training auch die Wettkampfpraxis. Trotzdem sind sie aktuell auf einem sehr ordentlichen Stand. Ich glaube auch, dass sie in dieser Altersklasse relativ schnell aufholen, was sie vielleicht im letzten Jahr verpasst haben.

DFB.de: Welche Corona-Maßnahmen waren innerhalb des Lehrgangs präsent?

Prus: Wir haben immer noch unser Hygienekonzept, was beispielsweise noch nicht vollständig Geimpften eine Anreise nur mit PCR-Test erlaubt. Es war üblich, morgens zusätzlich einen Schnelltest zu machen, um auf Nummer sicher zu gehen und das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Maskenpflicht im Gebäude war Standard. Wir versuchen, sowohl uns als auch die Spieler bestmöglich zu schützen.

DFB.de: Sie begleiten die Spieler über mehrere Jahre, wie viele schaffen es letztendlich in den Profifußball?

Prus: Das ist von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich. In der Zwischenzeit passiert noch ganz viel. Man muss den Jungs und Eltern immer wieder sagen, dass nur die wenigsten U 15-Nationalmannschaftsspieler Bundesligaspieler werden. Die Jungs, die im Moment vorne sind, sind nicht zwingend die, die am Ende auch Profi werden.

DFB.de: Was haben Sie den Jungs nach dem Lehrgang mit auf den Heimweg gegeben?

Prus: Ich sage ihnen immer, dass sie nach ihrer Rückkehr zu ihren Vereinen mit anderen Augen gesehen werden. Sie waren jetzt mal beim DFB, bei der Nationalmannschaft, damit steigen die Anforderungen in den Vereinen. Sie werden aber nicht immer ihre beste Leistung abrufen können. Damit umzugehen und zu versuchen, trotzdem immer das Beste zu geben, immer einer der Besten zu sein, das gebe ich ihnen mit.

DFB.de: Wie geht es jetzt für die U 15-Nationalmannschaft weiter?

Prus: Der nächste Lehrgang findet Mitte September in Ruit statt, also im süddeutschen Raum, und dann haben wir noch einen weiteren Lehrgang in Hennef Ende September. Wir führen aktuell unsere Lehrgänge auf regionaler Ebene durch. Wenn wir nachher alle Teilbereiche zusammenführen, werden wir eine ganze Reihe sehr guter Spieler haben. Aus denen müssen wir dann eine Mannschaft formen.

###more###