Pochert: "Dauerhaft in der Liga behaupten"

In ihrer ersten Saison als Cheftrainerin führte Anne Pochert (35) den FC Carl Zeiss Jena auf Anhieb zum direkten Wiederaufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die langjährige Jenaer Spielerin und Nachwuchstrainerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse.

DFB.de: Nach dem 2:2 gegen den VfL Wolfsburg II war der direkte Wiederaufstieg perfekt. War die Freude oder die Erleichterung größer, Frau Pochert?

Anne Pochert: Definitiv die Freude. Wir wollten das Spiel zwar gerne gewinnen, haben uns den Punktgewinn aber nach einem zwischenzeitlichen Rückstand absolut verdient. Kurz vor dem Ende einer anstrengenden, kräftezehrenden Saison haben wir lediglich eines von 15 Spielen verloren. Daher ist der Aufstieg auf jeden Fall auch verdient. 

DFB.de: Während Ihre Spielerinnen auf dem Platz ausgelassen feierten, hielten Sie sich eher im Hintergrund. Sind Sie kein "Feierbiest"?

Pochert: Die Mädels sollten den Moment richtig genießen. Als Trainerteam haben wir sicherlich auch unseren Anteil, nehmen uns jedoch nicht so wichtig. Am Abend haben wir dann aber auch mit dem einen oder anderen Wein auf unseren Erfolg angestoßen. 

DFB.de: Haben Sie vielleicht schon an die Arbeit gedacht, die jetzt ansteht, um das Team auf die Herausforderungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga vorzubereiten?

Pochert: Ja, durchaus. In den vergangenen Wochen und Monaten mussten wir zweigleisig planen, hatten beide möglichen Szenarien im Kopf. Jetzt können wir uns voll auf die Planungen für die Bundesliga konzentrieren. Das wird auch das eine oder andere Gespräch erleichtern. Es steht außer Frage, dass noch viel Arbeit auf uns wartet.

DFB.de: Der Saisonstart in der 2. Frauen-Bundesliga Nord war nicht optimal verlaufen. Was hat aus Ihrer Sicht den Ausschlag für den Aufstieg gegeben?

Pochert: Wir hatten nach dem Abstieg vor einem Jahr einen großen Umbruch im Kader, auch zahlreiche Leistungsträgerinnen waren gegangen. Deshalb sind wir mit einer extrem jungen Mannschaft gestartet, auch das Trainerteam war neu. Deshalb war klar, dass wir Geduld benötigen. Nach dem ersten Sieg im Herbst gegen Arminia Bielefeld und der starken Leistung im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München war dann zu spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der zweite Lockdown kam von daher im November eigentlich zum falschen Zeitpunkt für uns. Wir konnten die folgende Corona-Pause jedoch intensiv nutzen, um an unseren Defiziten zu arbeiten und uns zu verbessern. Das hat sich nach dem Restart dann auch ausgezahlt.

DFB.de: Wo sehen Sie die besonderen Qualitäten des Teams?

Pochert: Ganz entscheidend ist der große Zusammenhalt im Team. So etwas habe ich während meiner Laufbahn erst sehr selten erlebt. Besonders auffällig ist auch, dass wir nahezu 60 Prozent unserer Treffer in den letzten Viertelstunden beider Halbzeiten erzielen. Das spricht zum einen für eine starke Athletik der Spielerinnen, zum anderen für ihre mentale Stärke. Wir bleiben immer dran, glauben an unsere Chance.

DFB.de: Seit Saisonbeginn läuft das Team nicht mehr als FF USV Jena, sondern unter dem Dach des FC Carl Zeiss Jena auf. Wie sehr hat das zum Erfolg beigetragen?

Pochert: Auf jeden Fall ist durch unsere Zugehörigkeit zu diesem Traditionsverein die Aufmerksamkeit gestiegen. Wir werden von außerhalb stärker wahrgenommen. Ein Stück weit verbessert haben sich auch unsere Infrastruktur und Trainingsmöglichkeiten. Sonst aber hat das unsere Arbeit nicht allzu sehr beeinflusst. Professionell ging es auch vorher zu.

DFB.de: Sie selbst sind schon seit 17 Jahren im Verein - zunächst als Spielerin, dann als Trainerin im Nachwuchsbereich. Jetzt gelang gleich in Ihrer ersten Saison als Cheftrainerin bei den Frauen der Aufstieg. Hat sich für Sie ein Traum erfüllt?

Pochert: Ich bin im Verein groß geworden und nach wie vor sehr dankbar für die Chance, die mir vor einem Jahr gegeben wurde. Für mich ist das Trainerjob in Jena eine ganz tolle Aufgabe und auch eine Herzensangelegenheit. Ich freue mich sehr, dass ich das Vertrauen der Verantwortlichen rechtfertigen konnte.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am meisten?

Pochert: Auf attraktive Gegner, auf tolle Stadien. Wir werden in einer der stärksten Ligen in Europa spielen. Dadurch steigt natürlich auch der Druck. Aber ich bin mir sicher, dass wir als Team durch die steigenden Anforderungen ebenfalls besser werden und uns noch weiterentwickeln.

DFB.de: Nach aktuellem Stand werden Sie in der kommenden Saison die einzige Cheftrainerin in der höchsten Spielklasse sein. Was bedeutet Ihnen das?

Pochert: Es ist eine Sache, die uns eigentlich nachdenklich stimmen sollte. Nicht nur beim DFB sollten mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Auch der Frauen-Bundesliga würde das sicher guttun. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich durch meine Arbeit auch zu einem kleinen Vorbild für andere Trainerinnen werden könnte.

DFB.de: Wie lautet Ihre persönliche Zielsetzung? Ist die Ausbildung zur Fußball-Lehrerin ein Thema?

Pochert: Das ist für mich auf jeden Fall ein persönliches Ziel, allerdings nicht sofort. In der kommenden Saison möchte ich mich voll und ganz auf den Klassenverbleib mit dem FC Carl Zeiss Jena in der Frauen-Bundesliga konzentrieren. In zwei oder drei Jahren kann ich mir aber sehr gut vorstellen, die Ausbildung anzustreben.

DFB.de: Die Aufsteiger haben es in der Frauen-Bundesliga in der Regel sehr schwer. Ist Ihre Mannschaft schon gut genug aufgestellt, um bestehen zu können?

Pochert: Das Gesicht der Mannschaft wird sich nicht komplett verändern, aber wir benötigen sicherlich zusätzliche Qualität, vor allem im Offensivbereich. Da werden wir versuchen, die eine oder andere Spielerin mit Bundesliga-Erfahrung zu verpflichten, die bei uns den nächsten Schritt machen und sich zur Stammspielerin entwickeln möchte. Wir werden allerdings auch genau darauf achten, dass sie sich gut ins Team einfügt. In der Defensive sehe ich unsere Mannschaft schon recht gut aufgestellt. Mit nur elf Gegentreffern, davon drei gleich im ersten Spiel, stellen wir mit einigem Abstand die stabilste Abwehr der Liga.

DFB.de: Von 2008 bis 2018 war Jena ununterbrochen erstklassig. Kann es gelingen, sich wieder langfristig in der Bundesliga zu etablieren?

Pochert: Das ist auf jeden Fall unser großes Ziel. Wir wissen auch, dass der Unterschied zwischen der 2. Frauen-Bundesliga und der FLYERALARM Frauen-Bundesliga riesig ist. Umso mehr wollen wir alles dafür tun, um uns wieder dauerhaft in der höchsten Spielklasse zu behaupten. Mit unserem aktuellen Team und den verbesserten Rahmenbedingungen beim FC Carl Zeiss sehe ich dafür gute Möglichkeiten.

DFB.de: Am nächsten Sonntag, 6. Juni (ab 14 Uhr), steht zum Saisonabschluss noch das Gastspiel bei Aufsteiger RB Leipzig an. Welchen Stellenwert hat dieses Derby?

Pochert: Wir wollen uns auf jeden Fall mit einem Sieg aus der 2. Frauen-Bundesliga verabschieden und damit auch die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen.

[mspw]

In ihrer ersten Saison als Cheftrainerin führte Anne Pochert (35) den FC Carl Zeiss Jena auf Anhieb zum direkten Wiederaufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die langjährige Jenaer Spielerin und Nachwuchstrainerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse.

DFB.de: Nach dem 2:2 gegen den VfL Wolfsburg II war der direkte Wiederaufstieg perfekt. War die Freude oder die Erleichterung größer, Frau Pochert?

Anne Pochert: Definitiv die Freude. Wir wollten das Spiel zwar gerne gewinnen, haben uns den Punktgewinn aber nach einem zwischenzeitlichen Rückstand absolut verdient. Kurz vor dem Ende einer anstrengenden, kräftezehrenden Saison haben wir lediglich eines von 15 Spielen verloren. Daher ist der Aufstieg auf jeden Fall auch verdient. 

DFB.de: Während Ihre Spielerinnen auf dem Platz ausgelassen feierten, hielten Sie sich eher im Hintergrund. Sind Sie kein "Feierbiest"?

Pochert: Die Mädels sollten den Moment richtig genießen. Als Trainerteam haben wir sicherlich auch unseren Anteil, nehmen uns jedoch nicht so wichtig. Am Abend haben wir dann aber auch mit dem einen oder anderen Wein auf unseren Erfolg angestoßen. 

DFB.de: Haben Sie vielleicht schon an die Arbeit gedacht, die jetzt ansteht, um das Team auf die Herausforderungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga vorzubereiten?

Pochert: Ja, durchaus. In den vergangenen Wochen und Monaten mussten wir zweigleisig planen, hatten beide möglichen Szenarien im Kopf. Jetzt können wir uns voll auf die Planungen für die Bundesliga konzentrieren. Das wird auch das eine oder andere Gespräch erleichtern. Es steht außer Frage, dass noch viel Arbeit auf uns wartet.

DFB.de: Der Saisonstart in der 2. Frauen-Bundesliga Nord war nicht optimal verlaufen. Was hat aus Ihrer Sicht den Ausschlag für den Aufstieg gegeben?

Pochert: Wir hatten nach dem Abstieg vor einem Jahr einen großen Umbruch im Kader, auch zahlreiche Leistungsträgerinnen waren gegangen. Deshalb sind wir mit einer extrem jungen Mannschaft gestartet, auch das Trainerteam war neu. Deshalb war klar, dass wir Geduld benötigen. Nach dem ersten Sieg im Herbst gegen Arminia Bielefeld und der starken Leistung im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München war dann zu spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der zweite Lockdown kam von daher im November eigentlich zum falschen Zeitpunkt für uns. Wir konnten die folgende Corona-Pause jedoch intensiv nutzen, um an unseren Defiziten zu arbeiten und uns zu verbessern. Das hat sich nach dem Restart dann auch ausgezahlt.

DFB.de: Wo sehen Sie die besonderen Qualitäten des Teams?

Pochert: Ganz entscheidend ist der große Zusammenhalt im Team. So etwas habe ich während meiner Laufbahn erst sehr selten erlebt. Besonders auffällig ist auch, dass wir nahezu 60 Prozent unserer Treffer in den letzten Viertelstunden beider Halbzeiten erzielen. Das spricht zum einen für eine starke Athletik der Spielerinnen, zum anderen für ihre mentale Stärke. Wir bleiben immer dran, glauben an unsere Chance.

DFB.de: Seit Saisonbeginn läuft das Team nicht mehr als FF USV Jena, sondern unter dem Dach des FC Carl Zeiss Jena auf. Wie sehr hat das zum Erfolg beigetragen?

Pochert: Auf jeden Fall ist durch unsere Zugehörigkeit zu diesem Traditionsverein die Aufmerksamkeit gestiegen. Wir werden von außerhalb stärker wahrgenommen. Ein Stück weit verbessert haben sich auch unsere Infrastruktur und Trainingsmöglichkeiten. Sonst aber hat das unsere Arbeit nicht allzu sehr beeinflusst. Professionell ging es auch vorher zu.

DFB.de: Sie selbst sind schon seit 17 Jahren im Verein - zunächst als Spielerin, dann als Trainerin im Nachwuchsbereich. Jetzt gelang gleich in Ihrer ersten Saison als Cheftrainerin bei den Frauen der Aufstieg. Hat sich für Sie ein Traum erfüllt?

Pochert: Ich bin im Verein groß geworden und nach wie vor sehr dankbar für die Chance, die mir vor einem Jahr gegeben wurde. Für mich ist das Trainerjob in Jena eine ganz tolle Aufgabe und auch eine Herzensangelegenheit. Ich freue mich sehr, dass ich das Vertrauen der Verantwortlichen rechtfertigen konnte.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am meisten?

Pochert: Auf attraktive Gegner, auf tolle Stadien. Wir werden in einer der stärksten Ligen in Europa spielen. Dadurch steigt natürlich auch der Druck. Aber ich bin mir sicher, dass wir als Team durch die steigenden Anforderungen ebenfalls besser werden und uns noch weiterentwickeln.

DFB.de: Nach aktuellem Stand werden Sie in der kommenden Saison die einzige Cheftrainerin in der höchsten Spielklasse sein. Was bedeutet Ihnen das?

Pochert: Es ist eine Sache, die uns eigentlich nachdenklich stimmen sollte. Nicht nur beim DFB sollten mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Auch der Frauen-Bundesliga würde das sicher guttun. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich durch meine Arbeit auch zu einem kleinen Vorbild für andere Trainerinnen werden könnte.

DFB.de: Wie lautet Ihre persönliche Zielsetzung? Ist die Ausbildung zur Fußball-Lehrerin ein Thema?

Pochert: Das ist für mich auf jeden Fall ein persönliches Ziel, allerdings nicht sofort. In der kommenden Saison möchte ich mich voll und ganz auf den Klassenverbleib mit dem FC Carl Zeiss Jena in der Frauen-Bundesliga konzentrieren. In zwei oder drei Jahren kann ich mir aber sehr gut vorstellen, die Ausbildung anzustreben.

DFB.de: Die Aufsteiger haben es in der Frauen-Bundesliga in der Regel sehr schwer. Ist Ihre Mannschaft schon gut genug aufgestellt, um bestehen zu können?

Pochert: Das Gesicht der Mannschaft wird sich nicht komplett verändern, aber wir benötigen sicherlich zusätzliche Qualität, vor allem im Offensivbereich. Da werden wir versuchen, die eine oder andere Spielerin mit Bundesliga-Erfahrung zu verpflichten, die bei uns den nächsten Schritt machen und sich zur Stammspielerin entwickeln möchte. Wir werden allerdings auch genau darauf achten, dass sie sich gut ins Team einfügt. In der Defensive sehe ich unsere Mannschaft schon recht gut aufgestellt. Mit nur elf Gegentreffern, davon drei gleich im ersten Spiel, stellen wir mit einigem Abstand die stabilste Abwehr der Liga.

DFB.de: Von 2008 bis 2018 war Jena ununterbrochen erstklassig. Kann es gelingen, sich wieder langfristig in der Bundesliga zu etablieren?

Pochert: Das ist auf jeden Fall unser großes Ziel. Wir wissen auch, dass der Unterschied zwischen der 2. Frauen-Bundesliga und der FLYERALARM Frauen-Bundesliga riesig ist. Umso mehr wollen wir alles dafür tun, um uns wieder dauerhaft in der höchsten Spielklasse zu behaupten. Mit unserem aktuellen Team und den verbesserten Rahmenbedingungen beim FC Carl Zeiss sehe ich dafür gute Möglichkeiten.

DFB.de: Am nächsten Sonntag, 6. Juni (ab 14 Uhr), steht zum Saisonabschluss noch das Gastspiel bei Aufsteiger RB Leipzig an. Welchen Stellenwert hat dieses Derby?

Pochert: Wir wollen uns auf jeden Fall mit einem Sieg aus der 2. Frauen-Bundesliga verabschieden und damit auch die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen.

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